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Lüftenegger, K. (2018). Die Rückrufpflicht des Herstellers – unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen »Pflegebetten«-Rechtsprechung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55260-3
Lüftenegger, Klaus. Die Rückrufpflicht des Herstellers – unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen »Pflegebetten«-Rechtsprechung. Duncker & Humblot, 2018. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-55260-3
Lüftenegger, K (2018): Die Rückrufpflicht des Herstellers – unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen »Pflegebetten«-Rechtsprechung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-55260-3

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Die Rückrufpflicht des Herstellers – unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen »Pflegebetten«-Rechtsprechung

Lüftenegger, Klaus

Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 490

(2018)

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About The Author

Nach dem Studium »Internationales Wirtschaftsrecht« und einer Station in Shanghai war Klaus Lüftenegger ab 2010 als Rechtsreferent des General Counsel Energy für die Siemens AG tätig. Daneben promovierte er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bei Prof. Dr. Mathias Rohe zum Thema Produkthaftung und Rückruf und war dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Vis Arbitration Moot verantwortlich. Seit 2018 arbeitet er als Legal Counsel bei der Daimler AG.

Abstract

Geht von einem in den Verkehr gebrachten Produkt eine Gefahr aus, ist der Hersteller im Rahmen der Produzentenhaftung zu einer Abwehrreaktion verpflichtet. Diese kann von einer Warnung bis hin zu einem Rückruf reichen. Trotz der großen Praxisrelevanz von Rückrufen ist die Bestimmung des Pflichtenumfangs im Einzelfall äußerst schwierig. Das liegt vor allem an der hierzu kaum vorhandenen Rechtsprechung. Von der neueren höchstrichterlichen Rechtsprechung ausgehend - im Jahr 2008 äußerte sich der BGH im »Pflegebetten«-Urteil erstmalig zum Umfang der Reaktionspflichten -, werden in der vorliegenden Arbeit abstrakte Kriterien und Fallgruppen abgeleitet, um den Pflichtenumfang des Herstellers besser bestimmen zu können. Weiter werden Konsequenzen für die Haftungssituation in einem Produkthaftungsfall dargestellt.

Die Arbeit wurde mit dem Schmitz-Nüchterlein-Förderpreis der Anwaltskammer Nürnberg (2017) ausgezeichnet.
»The Duty of a Manufacturer to Recall Products - in Consideration of the German Federal Supreme Court's Decision ›nursing care beds‹ (›Pflegebetten‹)«

According to German product liability law, if a product is brought into circulation and turns out be harmful, the product's manufacturer has the legal duty to respond to and mitigate the danger. The dissertation develops abstract criteria and case groups in order to better define the scope of duty in each individual case, taking into account the German federal supreme court's decision »nursing care beds« (»Pflegebetten«). In addition, the liability situation in a product liability case is examined.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 19
Einleitung 23
Teil 1: Rückruf und Produktverantwortung 25
§ 1 Der Rückruf 25
I. Rückruf aus rechtlicher Perspektive 25
1. Definition 25
2. Rückruf in den verschiedenen Rechtsgebieten 27
3. Im Grenzgebiet zwischen Integritäts- und Äquivalenzinteresse 28
4. Strittige Rechtsfragen 30
II. Rückruf in der Praxis 31
1. Beteiligte 31
2. Rückrufformen 33
3. Rückrufkosten 34
4. Rücklaufquote und ihr Verhältnis zu Maßnahmekosten 35
5. Ziele eines Rückrufs 38
a) Schadensbegrenzung 38
b) Reputation 38
6. Wirtschaftliches Risiko eines Produktfehlers am Beispiel von GM 40
III. Entwicklungen 41
1. Zunehmende Anzahl an Rückrufen 41
a) Entwicklung in Zahlen 41
b) Ursachen 43
2. Vermehrte Wertschöpfung durch Zulieferer 45
3. Durchführung eines Rückrufs durch den Hersteller 45
IV. Zwischenergebnis: Die Problematik des Rückrufs 46
§ 2 Das Rechtsgebiet der Produkthaftung 47
I. Überblick 47
II. Zivilrechtliche Produktverantwortung 49
1. Vorbemerkungen 49
a) Begrifflichkeiten 49
b) Zurechnungsgründe 50
c) Zwecke und Motive 51
2. Produkthaftung aus Vertrag 52
a) Produktfehler als Pflichtverletzung 52
b) Nachteile des Vertragsrechts 53
c) Sonderverbindungen zwischen Geschädigtem und Hersteller 53
d) Entscheidung für das Deliktsrecht 56
3. Produkthaftung im allgemeinen Deliktsrecht 57
a) Einführung 57
b) Haftung aus § 823 Abs. 1 BGB 59
aa) Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht 59
(1) Funktion der Verkehrssicherungspflichten bei der Produzentenhaftung 59
(2) Geschichte und Begründung 60
(3) Verortung im Prüfungsaufbau 61
(4) Umfang der Verkehrssicherungspflichten 62
(5) Anwendung auf Produzentenhaftung 63
(6) Erforderlichkeit und Zumutbarkeit in der Produzentenhaftung 64
(a) Technische Standards 65
(b) Verkehrserwartung 66
(c) Zumutbarkeit 68
(7) Problematik der Produzentenhaftung 69
(a) Rechtsunsicherheit durch mangelnde Objektivierung 69
(b) Nachteile des Fallrechts 70
bb) Anspruchsvoraussetzungen von § 823 Abs. 1 BGB 72
(1) Rechtsgutsverletzung 72
(2) Schadensauslösendes Verhalten 73
(3) Rechtswidrigkeit 75
(4) Verschulden 75
(5) Kausalität 76
(6) Zusammenfassung 77
cc) Pflichtenbereiche des Herstellers 77
(1) Konstruktion 77
(2) Fabrikation 78
(3) Instruktion 80
(4) Entwicklungsrisiken 80
(5) Produktbeobachtung 81
(a) Begründung und Funktion 82
(b) Umfang der Beobachtungspflichten 83
(c) Umfang der Reaktionspflichten 84
dd) Beweislastverschiebung 85
c) Haftung aus § 823 Abs. 2 BGB 88
d) Haftung aus § 826 BGB 89
4. Haftung aus dem Produkthaftungsgesetz 90
5. Verjährung 92
a) Regelverjährung 92
b) Höchstfristen und Begrenzung der Rückrufpflicht 93
6. Anspruchskonkurrenzen 94
III. Öffentlich-rechtliche Produktverantwortung 94
1. Verhältnis öffentlich-rechtlicher Normen zu anderen Rechtsgebieten 96
a) Verkehrssicherungspflichten 96
b) Zivilrechtliche Produkthaftung 97
c) Strafrecht 98
2. Öffentlich-rechtliche Rückrufpflicht 98
a) Herleitung 98
b) Praktische Relevanz 99
c) Zivilrechtliche Relevanz 101
IV. Strafrechtliche Produktverantwortung 103
1. Grundlagen im Kern- und Nebenstrafrecht 103
2. Rückruf im Strafrecht 105
3. Einfluss des Strafrechts auf Produzentenhaftung 106
§ 3 Der Rückruf im Unternehmen 107
I. Rückruf aus Unternehmensperspektive 107
1. Der Rückruf im Risikomanagement 107
2. Motive für ein Rückrufmanagement 108
a) Wirtschaftliche Notwendigkeit 108
b) Rechtliche Aspekte 109
c) Ergebnis 111
3. Rückruf und Versicherung 112
a) Versicherungsschutz für einen Rückruf 112
b) Anspruch auf Kostenerstattung aus §§ 82, 83 VVG 115
c) Ergebnis 116
II. Pflichtenbereiche von Hersteller und Zulieferer 117
1. Rolle des Zulieferers in der arbeitsteiligen Produktion 118
2. Eigenverantwortung als Haftungsprinzip nder arbeitsteiligen Produktion 120
a) Pflichten des Herstellers 121
b) Pflichten des Zulieferers 122
3. Pflichten nach Inverkehrbringen des Endprodukts 124
a) Beobachtungs- und Reaktionspflichten des Herstellers 124
b) Beobachtungs- und Reaktionspflichten des Zulieferers 125
4. Zusammenfassung 127
III. Der Regress des Herstellers gegen den Zulieferer 128
1. Einleitende Bemerkungen 128
2. Vertragliche Ansprüche 129
a) Schadensersatz neben der Leistung 130
b) Nacherfüllung 131
c) Zwischenergebnis 132
3. Gesetzliche Ansprüche 132
a) Gesamtschuldnerausgleich 132
aa) Deliktischer Schadensersatzanspruch 133
bb) Mehrere Schuldner 136
cc) Inhalt des Anspruchs 137
b) Geschäftsführung ohne Auftrag 137
aa) Geschäftsbesorgung 138
bb) Fremdes Geschäft und Fremdgeschäftsführungswille 138
cc) Berechtigung 141
dd) Inhalt des Anspruchs 142
c) Bereicherungsrecht 143
aa) Anwendungsbereich 143
bb) Kondiktionsart 144
cc) Tatbestandsmerkmale 145
dd) Inhalt des Anspruchs 146
d) Deliktsrecht 146
4. Verjährung 147
5. Gerichtliche Praxis 149
6. Ergebnis 149
7. Exkurs: Regressansprüche nach Leistung an Geschädigten 150
Teil 2: Der Umfang der Rückrufpflicht 152
§ 4 Die Pflicht zum Rückruf im Zivilrecht 152
I. Reaktionsschwelle 152
II. Umfang der Reaktionspflicht 154
1. Auslegung von „erforderlich“ und „zumutbar“ 154
a) Entsprechend der produktbezogenen Pflichten 154
b) Anhaltspunkte in der Rechtsprechung 155
c) Vorschläge der Literatur 156
d) Zwischenergebnis 159
2. Meinungsstand im Schrifttum 159
a) Überblick 159
b) Streitpunkte 161
aa) Art des Produktfehlers 161
bb) Gefährdetes Rechtsgut 162
cc) Gefährdeter Personenkreis 163
dd) Verantwortung des Produktnutzers 164
ee) Kostentragung 165
3. Rechtsprechung 165
a) Einleitung 165
b) Die „Lederspray“-Entscheidung – der strafrechtliche Sonderling 167
c) Rechtsprechung vor 1985 169
d) Rechtsprechung von 1985 bis 2000 170
aa) Urteile 170
(1) Milchkühlanlagen 170
(2) Kondensatoren 171
(3) Druckluftbremsen 172
(4) Rettungsinseln 172
(5) Dunstabzugshaube 173
(6) Tempostat 174
(7) Gasheizungsdeckel 174
bb) Besonderheiten 175
(1) Rechtsansichten des BGH aus Nichtannahmebeschlüssen 176
(2) Leitlinien 177
(a) Gefährdung des Integritätsinteresses notwendig 177
(b) Gefährdetes Rechtsgut 177
(3) Keine differenzierende Auseinandersetzung mit Rückrufpflicht 177
(a) Fehlendes Eingehen auf Voraussetzungen 177
(b) Ungenaue Begrifflichkeiten 179
(c) Fehlende gegenseitige Bezugnahme 179
e) Rechtsprechung ab 2000 bis 2008 180
aa) Urteile 180
(1) Pflegebetten 180
(a) Pflegebetten 1 – LG Bielefeld 181
(aa) Sachverhalt 181
(bb) Rechtliche Bewertung durch LG Bielefeld 183
(cc) Rechtliche Bewertung durch OLG Hamm 184
(b) Pflegebetten 2 – LG Arnsberg 185
(2) Federbruchsicherung 186
(3) Hundesterben 187
bb) Besonderheiten 189
(1) Auseinandersetzung mit Rückrufpflicht 189
(2) Generelle Ablehnung einer Rückrufpflicht 190
(3) Medizinprodukte 191
f) Zwischenergebnis 192
aa) Entwicklung der Rechtsprechung 192
bb) Vergleich der Rechtsprechung vor und nach 2000 193
cc) Die neue Rechtsprechung als Kehrtwende? 196
III. Rückrufanspruch 197
1. Fragestellung und Bedeutung 197
2. Rückrufanspruch aus §§ 823 Abs. 1, 249 Satz 1 BGB 199
3. Rückrufanspruch aus § 1004 Abs. 1 BGB analog 199
a) Anwendbarkeit von § 1004 BGB bei Rückruf 200
b) Diskussion bei Rückruf 201
4. Rückrufanspruch aus dem Wettbewerbsrecht 202
5. Rückrufanspruch aus Vertrag 203
6. Das Verhältnis von Rückrufanspruch und Pflichtenumfang 205
7. Ergebnis 205
§ 5 Das „Pflegebetten“-Urteil 206
I. Aussagen des Urteils 207
1. Allgemeine Ausführungen zu Reaktionspflichten 207
2. Keine Rückrufpflicht bei Anwendung auf Sachverhalt 208
3. Verneinung weiterer deliktischer Ansprüche 209
II. Grundsätze 210
1. Bestätigung der Rückrufpflicht 210
2. Einzelfallbezogenheit der Reaktionspflichten 210
3. Effektiver Schutz des Integritätsinteresses als oberste Priorität 211
4. Relevante Abwägungskriterien für die Erforderlichkeit 212
a) Effektivität der Gefahrenabwehr 212
b) Identifizierbarkeit des Produktnutzers 213
c) Korrespondierende Pflichten des Produktnutzers 214
d) Gefährdung des Produktnutzers 215
e) Gefährdung der Allgemeinheit 216
5. Ergebnis 217
III. Fallgruppen für Rückrufpflichten 218
1. Ausgangspunkt der hinreichend deutlichen und detaillierten Warnung 218
2. Warnung nicht ausreichend zur Gefahreneinschätzung und Verhaltensanpassung 219
3. Hinwegsetzen über eine Warnung 221
a) Irrationalität der Produktnutzer 222
b) Fehlende oder geringe Gefährdung des Produktnutzers 223
c) Falsche Gefahreneinschätzung durch den Produktnutzer 224
4. Kostenloser Rückruf wenn „erforderlich“ 226
a) Negative Abgrenzung statt Fallgruppen 226
b) Restriktive Auslegung 227
5. Ergebnis 228
IV. Bewertung des Kriteriums „Hinwegsetzen über eine Warnung“ 230
1. Vorbemerkung 230
2. Verhältnis zum bestimmungswidrigen Gebrauch 231
3. Verhältnis zur Instruktionspflicht 232
a) Struktureller Vergleich 232
b) Vermutung instruktionsgerechten Verhaltens 234
4. Vergleich mit dem Vertrauensgrundsatz im Strafrecht 235
5. Objektivität der Verkehrssicherungspflichten 236
6. Praxisaspekte 237
a) Praktische Einwände 237
b) Wirkung auf den Produktnutzer 238
7. Logik des Urteils 240
8. Ergebnis 240
V. Schlussfolgerungen 241
1. Auslegung von Erforderlichkeit und Zumutbarkeit 241
2. Bestehen einer Rückrufpflicht 243
a) Fehlerkategorie 243
b) Gefährdetes Rechtsgut 244
aa) Reine Sachgefährdung 244
bb) Weiterfresserschäden 245
cc) Gefährdeter Personenkreis 245
dd) Selbstschutzmöglichkeiten des Produktnutzers 246
ee) Kostentragung 246
3. Ersatzansprüche im Rahmen der Geschäftsführung ohne Auftrag 246
a) Anwendungsbereich beim pflichtengebundenen Geschäftsführer 246
b) Produktnutzer 249
4. Rückrufanspruch und Regress 250
5. Übertragbarkeit auf das Strafrecht 251
6. Wechselwirkungen mit dem öffentlichen Recht 253
VI. Einordnung in die Rechtsprechung 255
1. Verhältnis zu Vorinstanzen 255
2. Verhältnis zur ergangenen Rechtsprechung 256
a) Entscheidungen, die eine Rückrufpflicht bejahten 256
b) Vorangegangene Rechtsprechung insgesamt 258
c) Das „Pflegebetten“-Urteil als Kehrtwende? 258
3. Nachfolgende Rechtsprechung 259
a) „Transformatoren“-Entscheidung des OLG Nürnberg 259
b) „Defibrillator“-Entscheidungen 261
4. Aufnahme durch das Schrifttum 263
VII. Zusammenfassung 264
§ 6 Implikationen der „Pflegebetten“-Rechtsprechung 265
I. Konsequenzen für die Beteiligten 265
1. Haftungssituation des Herstellers 265
a) Schadenseintritt trotz Rückruf 265
aa) Ausgleich oder Bestätigung einer Pflichtverletzung 266
bb) Enthaftung trotz Pflichtverletzung 267
(1) Gegenüber dem Produktnutzer 267
(2) Gegenüber Dritten 269
b) Schadenseintritt trotz Warnung 271
c) Schadenseintritt ohne Gefahrenabwehr 271
d) Zwischenergebnis 272
2. Verhältnis von Hersteller und Zulieferer 272
a) Problematik 272
b) Vertragliche Absicherung der Rückrufrisiken? 274
3. Versicherung und Hersteller 275
4. Produktnutzer 276
a) Anzahl der Rückrufe 276
b) Haftungssituation 277
II. Übertragung auf besondere Konstellationen 278
1. b2b-Konstellationen 279
a) Identifikation des Produktnutzers 279
b) Pflichten des Produktnutzers 279
aa) Gegenüber Arbeitnehmern 280
bb) Gegenüber der Allgemeinheit 281
cc) Pflichtenwahrnehmung 283
dd) Zwischenergebnis 284
2. b2c-Konstellationen 285
a) Identifikation des Produktnutzers 285
b) Pflichten des Produktnutzers 286
c) Zwischenergebnis 286
3. Automobilbranche 287
a) Bedeutung von Rückrufen 287
b) Besondere Ausgangsvoraussetzungen 288
c) Zwischenergebnis 288
4. Ergebnis 290
§ 7 Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse 291
Materialienverzeichnis 295
Literaturverzeichnis 299
Sachwortverzeichnis 311