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Langthaler, R. (1997). Nachmetaphysisches Denken?. Kritische Anfragen an Jürgen Habermas. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48939-8
Langthaler, Rudolf. Nachmetaphysisches Denken?: Kritische Anfragen an Jürgen Habermas. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-48939-8
Langthaler, R (1997): Nachmetaphysisches Denken?: Kritische Anfragen an Jürgen Habermas, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-48939-8

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Nachmetaphysisches Denken?

Kritische Anfragen an Jürgen Habermas

Langthaler, Rudolf

Philosophische Schriften, Vol. 24

(1997)

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Abstract

Als Antwort auf die von ihm in der Gegenwartsphilosophie beobachteten Tendenzen einer Rückkehr zu metaphysischen Denkformen hat Jürgen Habermas unter dem Eindruck des »Zusammenbruchs der systematischen Philosophie« sowie einer angeblich unwiderruflich an ihr Ende gelangten »großen Tradition« den darin bestimmenden »Aspekten metaphysischen Denkens« seine nunmehr als maßgebend angesehenen »Motive nachmetaphysischen Denkens« entgegengestellt. Diese Kritik an den traditionellen metaphysischen Denkformen - in ihren maßgebend gewordenen Gestalten des »ontologischen Paradigmas« sowie der neuzeitlichen »Theorien der Subjektivität« - begründet nicht nur seine Bestimmung des unter den Bedingungen gegenwärtiger Rationalitätsstandards noch vertretbaren Stellenwerts und der Aufgabenstellung der Philosophie. In Aufnahme maßgebender junghegelianischer Leitmotive sowie in besonderer Rücksicht auf die in der Entwicklung der neueren Sprachphilosophie ausgebildeten nachmetaphysisch bestimmenden Denkhorizonte weiß Habermas eine zeitgemäße, d. i. auf ein »nachmetaphysisches Selbstverständnis verpflichtete Philosophie« gleichermaßen von überzogenen traditionellen Ansprüchen wie von aporetischen Fragestellungen und angebotenen Problemlösungen befreit, die zugleich auch die Prämissen und Grundlagen des von ihm vorgestellten umfassenden Programms einer »Theorie der Rationalität« enthält. Aus diesen theoriegeschichtlichen Perspektiven resultiert aber auch die gewiß bemerkenswerte Diagnose, derzufolge in der »Ablösung des Bewußtseinsparadigmas« durch das »Paradigma der Verständigung« die eigentliche philosophische Leistung unserer Epoche zu erkennen sei.

Die Berechtigung dieses aus Habermas' philosophischer Gegenwartsdiagnose abgeleiteten Paradigmawechsels und der damit erhobenen Ansprüche ist freilich nur in einer genauen Analyse zu erhellen. Allein dies erlaubt auch eine Entscheidung darüber, ob die für die Gegenwartsphilosophie als maßgebend angesehenen »nachmetaphysischen Motive« mit ihrer Interpretation und der in ihnen enthaltenen bzw. vorausgesetzten Kritik der traditionell bestimmenden »metaphysischen Denkformen« in der ontologischen Tradition und in Gestalt neuzeitlicher Transzendentalphilosophie (besonders Kants und Fichtes) den schon erreichten philosophischen Problemstand dieser für die europäische Philosophie maßgeblichen Denkformen unverkürzt bewahren. Dies gilt nicht zuletzt auch bezüglich der im Rahmen seiner Entfaltung dieses »Paradigmas der Verständigung« erfolgten produktiv-aktualisierenden Anknüpfung an Humboldts Sprachdenken, dem Habermas aufgrund der darin - wenigstens prinzipiell - vollzogenen Korrektur »subjektphilosophischer« Engführungen für die Begründung und Entfaltung des »kommunikationstheoretischen Ansatzes« besondere Bedeutung beimißt und insbesondere deren Bedeutung für die in einer »Theorie der kommunikativen Vernunft« zu leistenden Umstellung der Intersubjektivitätsthematik auf die »Prämissen der Sprachphilosophie« würdigt. Die Überprüfung der Rechtmäßigkeit solcher Inanspruchnahme Humboldts setzt freilich die im zweiten und dritten Teil vorgestellte Auseinandersetzung mit Habermas' Kritik der neuzeitlichen Subjekt-(Selbstbewußtseins-)konzeptionen voraus.

Mit besonderer Rücksichtnahme auf das Selbstverständnis der nach Habermas obsolet gewordenen und deshalb verabschiedeten Lehrstücke und Positionen werden die genannten Themen und die gemäß den vorgestellten programmatischen Linien festgemachten Kritikpunkte seiner Metaphysik-Kritik nachgezeichnet. In kritischer Absicht versucht der Autor, die damit verbundenen Ansprüche zu sondieren, um auf diese Weise ein angemessenes Urteil über die Legitimität der von Habermas so unnachgiebig geltend gemachten Verabschiedung »metaphysischer Denkformen« zu gewinnen. Damit einen Beitrag zur Klärung der Frage zu leisten, ob die an Habermas' Metaphysik-Kritik geknüpften Ansprüche eines »Paradigmawechsels« tatsächlich einer genaueren Prüfung standhalten und ob so weitreichende, die metaphysische Tradition und ihre Leitthemen überhaupt in Frage stellenden Konsequenzen auch in philosophisch plausibler Weise einzulösen sind - dies ist die leitende, in thematischer Hinsicht genau abgegrenzte Absicht dieses Buches.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
Vorwort 9
A. Einleitung: Zu Habermas’ philosophischer Zeitdiagnose 21
I. Die maßgebenden Motive “nachmetaphysischen Denkens” vor dem Hintergrund der Entwicklung der Philosophie im 20. Jahrhundert 21
II. Rolle und Aufgabe der Philosophie in einem nachmetaphysischen Zeitalter: ihre Vermittlerrolle zwischen “Expertenkulturen und der orientierungsbedürftigen kommunikativen Alltagspraxis” 23
III. Henrichs Erwartung an eine “Metaphysik nach Kant” – zugleich eine Antwort auf Habermas 28
1. Anmerkung: Zur Aufgabe der Philosophie als “universaler Sprach- und Sinnkritik” 31
B. I. Teil: Habermas’ Verständnis und Kritik der traditionell maßgebenden “metaphysischen Denkform” 42
I. Zum metaphysischen “Einheitsmotiv” der “Ursprungsphilosophie”: “Identitätsdenken” und (platonischer) “Idealismus” als Grundmotive der “metaphysischen Denkform” 43
1. Anmerkung 52
II. Zu Habermas’ Kritik an dem die “metaphysische Denkform” bestimmenden “starken Theoriebegriff” 55
III. Zu der von Habermas geltend gemachten Unvereinbarkeit von “metaphysischer Denkform” und moderner “Verfahrensrationalität”. Die Unterscheidung zwischen “materialer” und “prozeduraler Rationalität” im Selbstverständnis neuzeitlicher Metaphysik 63
1. Eine auch diesbezüglich hilfreiche Erinnerung an Leibniz und Kant 65
a) Anmerkung 80
IV. Das (nach Habermas) mit der modernen “Verfahrensrationalität” unverträgliche Programm einer “Naturontologie” – oder: “Vernunft und Natur” – eine “Versöhnung um den Preis der Wiederverzauberung”? 82
1. Noch unbewältigte metaphysische Restbestände bei Marx? 92
V. “Individualität” – ein in den traditionellen “metaphysischen Denkformen” nicht zu bewältigendes Thema? 96
1. Von Habermas verkannte (bzw. ignorierte) metaphysische Motive der traditionellen Individualitäts-Konzeptionen 96
C. II. Teil: Habermas’ Kritik der neuzeitlichen “Theorie(n) der Subjektivität” 107
I. Die Kritik am transzendentalphilosophischen Ansatz Kants und Fichtes 107
1. Zu Habermas’ Kritik der angeblich aporetischen Prämissen der neuzeitlichen “Bewußtseinsphilosophie”: Transzendentale Reflexion als “Introspektion”? 108
2. Habermas’ Nivellierung der transzendentalen “Subjektivitäts”- und “Konstitutions”-Problematik 115
a) Zu Habermas’ reduktionistischer Bestimmung der Kantischen “transzendentalen Synthesis” 119
Anmerkung 124
b) “Konkretisierung” oder naturalistische Auflösung der “Transzendentalität”? 126
c) Der Verlust von notwendig zu unterscheidenden “Konstitutionsebenen” 133
Anmerkung: Zu Apels einschlägiger Kant-Kritik 148
3. Habermas’ Vorwurf einer paradigmabedingt-aporetischen “transzendental-empirischen Verdoppelung des Selbstbezuges” bei Kant – ein Mißverständnis? 152
a) Zu Habermas’ Verkennung der Endlichkeit des Selbstbewußtseins bei Kant 168
4. Die am “Verständigungsparadigma” orientierte, jedoch verfehlte Kritik an dem die neuzeitliche Transzendentalphilosophie angeblich bestimmenden “Monologismus” 175
a) Anmerkung 190
5. Zu Habermas’ Kritik an Fichte. Seine Unzufriedenheit mit Fichtes Kritik an der aporetisch-zirkulären “Reflexionstheorie des Ich” 194
II. Henrichs Antwort auf Habermas: eine Rehabilitierung wichtiger Motive und Einsichten der transzendentalphilosophisch-idealistischen Selbstbewußtseins-Konzeptionen 205
1. Das in Henrichs Unterscheidung zwischen “Subjekt- und Personsinn von Ich” fundierte “Grundverhältnis” und die unaufgebbare “Ankerrolle der Subjektivität” 205
D. III. Teil: “Situierung der Vernunft”, “linguistic turn” und “Paradigma der Verständigung” 221
I. Vorbemerkung: Einige (für Habermas bestimmend gewordene) Etappen in der problemgeschichtlichen Entfaltung des nachmetaphysischen Motivs der “Situierung der Vernunft” 221
II. Nochmals zum Problem der “Individualität” – nun im nachmetaphysischen Kontext der “Situierung der Vernunft” 230
1. Ein auch nachmetaphysisch unbewältigter Restbestand: die unumgängliche ontologische Fundierung und Konkretisierung der Individualität – ein notwendiger Aspekt der “Situierung der Vernunft”. Zu Habermas’ berechtigter Kritik an Kant 230
2. Zu Habermas’ Bestimmung von “Individualität” und “Person” im Kontext der “Situierung der Vernunft” 236
a) Anmerkung 245
3. Zur Notwendigkeit der moralisch-praktischen “Konkretisierung der Transzendentalität” 247
4. Zur Bedeutung Kierkegaards und Humboldts für eine “nachmetaphysische” Konzeption der “Individualität” 262
III. Auf dem Weg zum Paradigma der Verständigung 272
1. Zu den (von Habermas rezipierten) durch die Entwicklung der modernen Sprachanalyse veränderten Motivlagen des Programms einer “Situierung der Vernunft” 272
2. Zum Programm der “Universalpragmatik” als einer “transformierten Transzendentalphilosophie” 279
a) Im Rückblick betrachtet: “Detranszendentalisierung” der “transzendentalen Begriffe” – ein von Anfang an leitendes Motiv der “Situierung der Vernunft”? 279
b) Ist der transzendentalphilosophische Ansatz Kants in der “Universalpragmatik” als rekonstruktiver Wissenschaft “aufzuheben”? 282
3. Zu Habermas’ “kommunikationstheoretischer”, “von den Hypotheken der Transzendentalphilosophie” befreiten “Lebenswelt”-Konzeption 292
a) Eine von Kantischen Motiven begleitete Erinnerung an Hegels “Philosophie des Geistes” 300
E. IV. Teil: Humboldt und das “Paradigma der Verständigung”. Zur problematischen Würdigung und Inanspruchnahme Humboldts als Wegbereiter (Vorläufer) des “kommunikationstheoretischen Ansatzes” 308
I. Habermas’ (von Motiven Humboldts inspirierte) Kritik an Engführungen in der neueren analytischen Sprachphilosophie 308
1. Im Rückblick und Vorblick: Zu Humboldts ausdrücklicher Anknüpfung an Motive der neuzeitlichen “Ich”-Philosophie 313
II. Impliziert Humboldts “Dreistrahligkeit der semantischen Relation” (zugleich auch) eine notwendige Korrektur an dem Anspruch des “Verständigungsparadigmas”, “Selbstbewußtsein aus Intersubjektivität abzuleiten”? 317
1. Weitere Aspekte der auch sprachphilosophisch unaufhebbaren “Ankerrolle der Subjektivität” und die Folgen ihrer Verkennung 337
2. Die notwendige Unterscheidung verschiedener Problemebenen 357
III. Zum unauflösbaren Spannungsverhältnis von “Sprache und Bewußtsein” 369
1. Ist Habermas’ Rekurs auf den von Humboldt betonten “überzeichenmäßigen Charakter der Sprache” ausreichend? 378
IV. Humboldts “Dualis” von “ergon” und “energeia” als kritisches Korrektiv gegenüber der im “Paradigma der Verständigung” preisgegebenen “transzendentalen Sinndimension” der Sprache 385
V. Weitere unverzichtbare Aspekte einer sprachphilosophischen “Situierung”, “Konkretisierung” und “Radikalisierung” der Transzendentalität im Anschluß an Humboldt 395
1. Anmerkung 400
2. Der transzendental-logisch radikale (d. i. nicht bloß “harmlose”) Sinn des “Dualis”: “Alles Verstehen ist zugleich ein Nicht-Verstehen” 403
Eine Schlußbemerkung – zugleich ein Ausblick mit Kant 411
Literaturverzeichnis 415
Sachregister 424