Rechtliche und ökonomische Aspekte des Schutzes von Gläubigern konzernverbundener GmbH
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Rechtliche und ökonomische Aspekte des Schutzes von Gläubigern konzernverbundener GmbH
Schriften zur wirtschaftswissenschaftlichen Analyse des Rechts, Vol. 28
(1997)
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Abstract
Mangels eines kodifizierten GmbH-Konzernrechts ist der Schutz von Gläubigern abhängiger GmbH der höchstrichterlichen Rechtsprechung überlassen. Die Ausgestaltung konzernspezifischen Gläubigerschutzes steht im Spannungsfeld zwischen Schutzbedürftigkeit von Gläubigern einerseits und Schutzwürdigkeit der Organisationsform andererseits. Diese Ambivalenz unterstreicht die Notwendigkeit einer rationalen Entscheidungsfindung. Am Anfang steht deshalb eine exakte Analyse der Sach- und Rechtslage unter Systematisierung aller Gläubigertypen und Konzernformen. Eine Darstellung der Auswirkungen einer Konzernierung auf die Gläubigertypen schließt sich an. Unter besonderer Berücksichtigung des sehr bekannt gewordenen »Autokran«-Urteils des Bundesgerichtshofs (BGHZ 95, 330) folgt eine umfassende Sichtung der Lösungskonzepte, die in Rechtsprechung und Schrifttum vertreten werden. Dies geschieht auf den Ebenen der Haftungsbegründung (Zustands- und Leitungshaftung), der Haftungszuordnung (Innen- und Außenhaftung) und des Haftungsinhalts (begrenzte und unbegrenzte Haftung). Die Untersuchung führt zu dem Befund, daß nahezu jede rechnerisch mögliche Kombination der einzelnen Elemente auf diesen drei Ebenen in der juristischen Diskussion vertreten wird, wobei die meisten Varianten gewichtige rechtliche Argumente für sich in Anspruch nehmen können. Vor diesem Hintergrund gebietet das Ziel rationaler Problembewältigung, zusätzliche Auswahlkriterien zur Gewinnung einer optimalen Lösung heranzuziehen. Hier bietet sich die Ökonomische Analyse des Rechts an, mit deren Hilfe die einzelnen Haftungskonzepte unter dem Aspekt ihrer jeweiligen ökonomischen Effizienz recht exakt bewertet werden können. Dadurch kann die Rationalität rechtlicher Entscheidungen ohne Eingriff in Autonomie und Primat der Jurisprudenz gesteigert werden. Im Ergebnis zeigt sich, daß eine auf das Stammkapital der abhängigen GmbH beschränkte Konzernleitungs-Außenhaftung das ökonomisch optimale Haftungsregime für den qualifiziert faktischen GmbH-Konzern darstellt. Diese Lösung ist mit rechtlichen Zielvorgaben uneingeschränkt kompatibel und deshalb auch juristisch vorzugswürdig.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Geleitwort | 7 | ||
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
1. Abschnitt: Einführung | 19 | ||
A. Themenstellung | 19 | ||
B. Gang der Untersuchung | 21 | ||
C. Das wirtschaftlich-praktische Interesse am GmbH-Konzern | 22 | ||
I. Besondere Relevanz des GmbH-Konzerns unterhalb der Ebene von Großund Größtuntemehmen | 22 | ||
II. Die wesentlichen Vorteile der Organisationsmöglichkeit “Konzern” | 24 | ||
1. Betriebswirtschaftliche Betrachtung | 25 | ||
2. Gesamtwirtschaftliche Betrachtung | 28 | ||
D. Der GmbH-Konzern als Rechtsproblem | 30 | ||
I. Einheit und Vielheit im Konzern | 30 | ||
II. GmbH-Konzernrecht | 33 | ||
2. Abschnitt: Der Gläubigerschutz im GmbH-Konzern | 39 | ||
A. Der Gläubigerschutz in der selbständigen GmbH | 39 | ||
I. Das Spannungsverhältnis zwischen Gläubigerschutz und Haftungsprivileg | 39 | ||
1. Auswirkungen der beschränkten Haftung auf die Bereitschaft zu eigenverantwortlicher unternehmerischer Tätigkeit | 40 | ||
2. Auswirkungen auf die Innovationsbereitschaft | 41 | ||
3. Weitere Auswirkungen | 42 | ||
4. Risikosteigerung für die Gläubiger | 42 | ||
II. Genereller Gläubigerschutz | 43 | ||
1. Interessenkonvergenz der GmbH-Akteure | 44 | ||
2. Gesetzliche Schutzvorschriften | 46 | ||
3. Durchbrechungen des Haftungsprivilegs | 51 | ||
4. Insolvenzrecht | 55 | ||
5. Zusammenfassung | 57 | ||
III. Individueller Gläubigerschutz | 58 | ||
1. Kriterien zur Differenzierung der Gläubigerpositionen | 58 | ||
a) Entstehungsgrund der Forderung | 59 | ||
b) Kreditsicherungsrechtlicher Status | 59 | ||
c) Insolvenzrechtliche Stellung | 60 | ||
d) Besondere Schutzinstrumente | 61 | ||
2. Anwendung der Kriterien auf einzelne Gläubigergruppen | 62 | ||
a) Arbeitnehmer | 62 | ||
b) Versorgungsempfänger | 65 | ||
c) Banken und andere Finanzierungsinstitute | 65 | ||
d) Lieferanten | 66 | ||
e) Vermieter und Verpächter von Grundstücken | 67 | ||
f) Werkunternehmer | 68 | ||
g) Deliktsgläubiger | 69 | ||
h) Fiskus | 70 | ||
i) Träger der Sozialversicherung und Arbeitsverwaltung | 71 | ||
3. Ergebnis | 71 | ||
IV. Zusammenfassung | 73 | ||
B. Die Konzernierung der GmbH | 73 | ||
I. Unterordnungskonzerne | 74 | ||
1. Keine Eingliederung | 74 | ||
2. Vertragskonzern | 75 | ||
3. Beteiligungskonzerne | 76 | ||
a) Einfacher faktischer Konzern | 77 | ||
b) Qualifiziert faktischer Konzern | 77 | ||
II. Gleichordnungskonzerne | 79 | ||
C. Auswirkungen der Konzernierung auf die Gläubigerposition | 80 | ||
I. Die konzernbedingte Veränderung der Gläubigerposition | 80 | ||
1. Gläubigerbegünstigende Effekte | 82 | ||
a) Vertraglicher Unterordnungskonzern | 82 | ||
b) Andere Konzernformen | 84 | ||
2. Gläubigergefährdende Effekte | 86 | ||
II. Das objektive, konzerninduzierte Gefahrdungspotential | 87 | ||
1. Kriterien | 88 | ||
a) Der Grad der Unterordnung unter das Konzerninteresse | 88 | ||
b) Die Qualität der Gläubigerposition | 89 | ||
2. Anwendung der Kriterien auf die Gläubigergruppen | 89 | ||
3. Ergebnis: Die objektiv gefährdeten Gläubiger | 91 | ||
III. Die subjektive Schutzwürdigkeit objektiv gefährdeter Gläubiger | 91 | ||
1. Unfreiwillige Gläubiger | 92 | ||
2. Freiwillige Gläubiger | 93 | ||
3. Ergebnis: Die schutzwürdigen Gläubiger | 97 | ||
IV. Zusammenfassung | 98 | ||
3. Abschnitt: Konzernrechtlicher Haftungsdurchgriff? | 99 | ||
A. Der konzernrechtliche Haftungsdurchgriff: Die “Autokran”-Entscheidung des Bundesgerichtshofs | 99 | ||
I. Der Sachverhalt | 99 | ||
II. Die Lösung des BGH und ihre Vorbereitung in der Rechtsprechung | 100 | ||
1. Die Gefährdungslage | 100 | ||
2. Der Konzerntatbestand | 101 | ||
3. Einfach faktisch konzernierte GmbH: Der Treupflichtansatz | 103 | ||
4. Qualifiziert faktisch konzernierte GmbH: Die Konzernhaftung | 105 | ||
a) Methode: Analoge Anwendung aktienrechtlichen Vertragskonzernrechts | 105 | ||
b) Tatbestand: Abgrenzung des qualifiziert faktischen Konzerns | 106 | ||
c) Rechtsfolgen | 107 | ||
(1) Mehrgliedrige GmbH: § 302 Abs. 1 und 3 AktG analog | 108 | ||
(2) Eingliedrige GmbH: §§ 303, 322 Abs. 2 und 3 AktG analog | 108 | ||
III. Zusammenfassung: Das Haftungskonzept des BGH für den faktischen GmbH-Konzern | 110 | ||
B. Die Kritik am Haftungsmodell des BGH und alternative Lösungskonzepte | 110 | ||
I. Methodenkritik | 111 | ||
1. Bedeutung methodologischer Überlegungen | 111 | ||
2. Analogie oder freie Rechtsschöpfung | 112 | ||
a) Regelungslücke | 113 | ||
b) Ähnlichkeit der Tatbestände | 114 | ||
II. Vertragskonzern | 117 | ||
III. Einfach faktischer Konzern | 119 | ||
1. Treupflichtansatz | 120 | ||
2. Grenzen des Treupflichtansatzes | 120 | ||
a) Analogievoraussetzungen | 120 | ||
b) Einmanngesellschaft | 121 | ||
IV. Qualifiziert faktischer Konzern | 125 | ||
1. Einmanngesellschaft | 125 | ||
2. Begründung der Konzernhaftung | 127 | ||
a) Konzernzustandshaftung | 128 | ||
b) Konzernleitungshaftung | 131 | ||
c) Weitere Lösungen | 134 | ||
(1) Analoge Anwendung des Aktienkonzernrechts | 134 | ||
(2) Organhaftung des herrschenden Unternehmens | 136 | ||
3. Zuordnung des Haftungsanspruchs | 138 | ||
a) Innenhaftung | 138 | ||
b) Außenhaftung | 141 | ||
4. Haftungsinhalt | 142 | ||
V. Zusammenfassung | 146 | ||
4. Abschnitt: Die Einbeziehung der Ökonomischen Analyse des Rechts | 149 | ||
A. Einführung | 149 | ||
I. Ökonomische Kriterien in juristischen Entscheidungen | 150 | ||
1. Die verschiedenen Entscheidungsebenen | 150 | ||
a) Legislative | 150 | ||
b) Jurisdiktion und Exekutive | 151 | ||
c) Kautelarpraxis | 153 | ||
2. Die verschiedenen Integrationsformen | 153 | ||
a) Instrumentalisierung | 154 | ||
b) Interdisziplinäre Kooperation | 155 | ||
II. Einordnung der Ökonomischen Analyse des Rechts | 156 | ||
1. Die neue Institutionenökonomie | 156 | ||
2. Grundzüge der Ökonomischen Analyse des Rechts | 158 | ||
3. Relevanz der Ökonomischen Analyse des Rechts | 161 | ||
B. Ökonomische Analyse des Konzernrechts | 163 | ||
I. Forschungsstand | 163 | ||
II. Ökonomische Kriterien für die Untersuchung der Gläubigerschutzlösungen | 167 | ||
1. Relevante Akteure | 167 | ||
2. Regelungsspezifische Positionsverschiebungen | 169 | ||
C. Die ökonomische Analyse der alternativen Haftungskonzepte | 171 | ||
I. Begründungsebene | 173 | ||
1. Konzernzustandshaftung | 173 | ||
2. Konzemleitungshaftung | 175 | ||
3. Auswertung | 175 | ||
II. Zuordnungsebene | 177 | ||
1. Konzernleitungshaftung als Innenhaftung | 178 | ||
2. Konzemleitungshaftung als Außenhaftung | 178 | ||
3. Die Lösung des Bundesgerichtshofs | 179 | ||
4. Auswertung | 180 | ||
III. Inhaltsebene | 181 | ||
1. Volle Konzernleitungs-Außenhaftung | 182 | ||
2. Begrenzte Konzernleitungs-Außenhaftung | 182 | ||
3. Auswertung | 183 | ||
IV. Kompatibilitätsprüfung | 184 | ||
5. Abschnitt: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse | 186 | ||
Literaturverzeichnis | 188 |