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Moors, C. (1997). Die Rolle von Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit in der politischen Auseinandersetzung in den USA und Kanada am Beispiel des Schwangerschaftsabbruchs. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49047-9
Moors, Christiane. Die Rolle von Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit in der politischen Auseinandersetzung in den USA und Kanada am Beispiel des Schwangerschaftsabbruchs. Duncker & Humblot, 1997. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-49047-9
Moors, C (1997): Die Rolle von Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit in der politischen Auseinandersetzung in den USA und Kanada am Beispiel des Schwangerschaftsabbruchs, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-49047-9

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Die Rolle von Verfassung und Verfassungsgerichtsbarkeit in der politischen Auseinandersetzung in den USA und Kanada am Beispiel des Schwangerschaftsabbruchs

Moors, Christiane

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 733

(1997)

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Abstract

Welche Bedeutung hat die Verfassung in der politischen Auseinandersetzung? Ist die gesellschaftlich hoch kontrovers diskutierte Abtreibungsfrage überhaupt ein verfassungsrechtlich zu lösendes Problem? Und welche Folgen zeigt eine verfassungsrechtliche Besetzung des Themas im politischen System? Kann die Autorität eines Obersten Gerichtes den Konflikt vielleicht rationalisieren und befrieden? Diesen Fragen geht die Arbeit am Beispiel der USA und Kanadas nach.

Eine geschichtliche Übersicht zeigt, daß die Reform der Regelung des Schwangerschaftsabbruchs in Nordamerika zwar im zeitlichen Rahmen einer internationalen Entkriminalisierung stattfand, aber im Unterschied zu Europa nicht durch den Gesetzgeber gestaltet wurde, sondern durch die Gerichte. Eine Darstellung der wesentlichen Protagonisten der Abtreibungsdebatte demonstriert, daß die Vertreter beider Seiten - pro-choice und pro-life - die gerichtliche Auseinandersetzung als Mittel zur Veränderung gezielt eingesetzt haben. Zum Verständnis der Auseinandersetzung vor Gericht und seiner Folgen stellt die Autorin die maßgeblichen Entscheidungen mit ihren verfassungsrechtlichen Vorgaben für die Gesetzgebung dar. In den USA handelt es sich dabei um eine Reihe von Fällen seit 1973, in denen zunächst das Recht der Frau auf die eigenverantwortliche Entscheidung über eine Abtreibung stark ausgestaltet wurde. Im Verlauf der Jahre wurde den Staaten jedoch mehr Raum gegeben, dieses Recht wieder einzuschränken und Frauen eine Abtreibung zu erschweren. In der wichtigsten Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Kanada wurde 1988 das Strafgesetz zur Regelung der Abtreibung aus verfahrenstechnischen Gründen als verfassungswidrig bewertet und aufgehoben. Das Gericht enthielt sich jedoch - im Gegensatz zum Supreme Court der USA - bewußt der Beantwortung der Frage, ob die Verfassung das Recht des Fötus auf Leben oder das Recht der Frau auf eine Entscheidung über eine Abtreibung beinhalte. Die Entscheidungsgewalt sollte hier beim Parlament verbleiben.

Bei den Auswirkungen der Entscheidungen der Obersten Gerichte auf den politischen Prozeß liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf einer Herausarbeitung der gesetzlichen Abtreibungsregelung in beiden Staaten. Dabei wird evident, daß die Gesetzgebung auf die Entscheidungen durchaus nicht nur mit Anpassung reagiert hat, sondern die Richter durch neue Gesetze zum Teil geradezu herausfordert, ihre Entscheidungskriterien zu revidieren. Die USA und Kanada haben gemeinsam, daß die Obersten Gerichte mit ihren Entscheidungen zum Schwangerschaftsabbruch einen sozialen Wandel nicht nur ermöglichten, sondern weithin gestalteten. Aber auch die Gerichte konnten keine zentrale Lösung erreichen. Die Abtreibungsgesetzgebung ist - entsprechend den vorherrschenden regionalen politischen Strukturen - stark zersplittert und variiert zwischen den Provinzen Kanadas bzw. den Einzelstaaten der USA.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 1
Inhaltsverzeichnis 3
Abkürzungsverzeichnis 9
Α. Einleitung 13
Β. Historische Entwicklung der Strafbarkeit der Abtreibung 16
I. Die ersten Abtreibungsverbote 16
II. Generelle Pönalisierung 18
III. Erste Liberalisierung durch Indikationen 21
IV. Frauenbewegung und das neue Denken in Rechten 23
V. Weitere Reformen in Europa 23
VI. Reformen in den USA und Kanada 33
VII. Zwischenergebnis 38
VIII. Statistische Daten zur Abtreibung 39
C. Führende pro-choice und pro-life Vertreter / Interessenvertretung vor Gericht 42
I. USA 43
1. Pro-choice Vertreter 43
a) ACLU – American Civil Liberties Union 43
b) AGI – Alan Guttmacher Institute 44
c) CRLP – Center for Reproductive Law & Policy 44
d) NAF – National Abortion Federation 45
e) NARAL – National Abortion and Reproductive Rights Action League 46
f) NOW – National Organisation for Women 47
g) PPFA – Planned Parenthood Federation of America 48
h) RCRC – Religious Coalition for Reproductive Choice 49
2. Pro-life Vertreter 50
a) AUL – Americans United for Life 50
b) NRLC – National Right to Life Committee 51
c) Operation Rescue 52
d) Die römisch-katholische Kirche 53
3. Gerichtsverfahren, persönliche und gesellschaftliche Interessen und die Rolle von Verbänden 55
a) Kläger, Beklagte und Beteiligte 55
b) Zulässigkeitsvoraussetzungen als Steuerungsmittel 58
c) Beteiligung von Interessenverbänden 62
4. Zwischenergebnis 63
II. Kanada 65
1. Pro-choice Vertreter 65
a) Henry Morgentaler 65
b) CARAL – Canadian Abortion Rights Action League 67
c) LEAF – Women's Legal Education and Action Fund 68
d) NAWL – National Association of Women and the Law 69
e) PPFC – Planned Parenthood Federation of Canada 69
2. Pro-life Vertreter 70
a) Joseph Borowski – Alliance Against Abortion 70
b) R.E.A.L. (Realistic, Equal, Active, for Life) Women of Canada 72
3. Gerichtsverfahren, persönliche und gesellschaftliche Interessen und die Rolle von Verbänden 72
a) Kläger, Beklagte und Intervenienten 73
b) Zulässigkeitsvoraussetzungen als Steuerungsmittel 74
c) Beteiligung von Interessenverbänden 78
4. Zwischenergebnis 79
III. Vergleich 80
D. Rechtsprechung der Obersten Gerichtshöfe zur Abtreibung in den USA und Kanada 81
I. USA 81
1. Grundrechte und Verfassungsgerichtsbarkeit 81
2. United States v. Vuitch – das erste Abtreibungsurteil 83
3. Roe v. Wade / Doe v. Bolton – ein fundamentales Recht wird geschaffen 85
4. Planned Parenthood v. Danforth / Colautti v. Franklin – Bestätigung von Roe v. Wade 95
5. Die Medicaid-Trilogie und Harris v. McRae – Einschränkungen der Finanzierung bei Staaten und Bund 96
6. Bellotti v. Baird und H.L. v. Matheson – Verfassungsrechte für Minderjährige? 103
7. Akron v. Akron Center – Modellgesetz gegen Roe v. Wade 106
8. Thornburgh v. American College – Verteidigung der Entscheidungsfreiheit 110
9. Webster v. Reproductive Services – Stärkung der Einzelstaaten 113
10. Hodgson v. Minnesota und Ohio v. Akron Center for Reproductive Law – weitere Einschränkungen der Rechte Minderjähriger 118
11. Rust v. Sullivan – "Maulkorberlaß" für Beratungsstellen 120
12. Planned Parenthood v. Casey – Rettung oder Aufgabe von Roe v. Wade 123
13. Ada v. Guam Society of Obstetricians & Gynecologists und Barnes v. Moore – die Entscheidung der Nichtentscheidung 136
14. Zwischenergebnis 136
II. Kanada 139
1. Grundrechte und Verfassungsgerichtsbarkeit 139
2. Morgentaler v. The Queen – Bestätigung der Gesetzgebung 141
3. Minister of Justice of Canada v. Borowski – Lebensschützer vor Gericht, 1. Teil 146
4. Morgentaler, Smoling and Scott v. The Queen – neue Rechte mit der Charter of Rights and Freedoms 147
5. Borowski v. Canada – Lebensschützer vor Gericht, 2. Teil 156
6. Tremblay v. Daigle – Rechte des Vaters 158
7. The Queen v. Morgentaler – Nova Scotias Kampf gegen Abtreibungskliniken 161
8. Zwischenergebnis 163
III. Vergleich 164
E. Aufnahme der Entscheidungen im politischen Prozeß 166
I. USA 166
1. Gesetzgeberische Reformen des Bundes 166
a) Verfassungsreformversuche 166
b) Human Rights Bill 167
c) Gesundheitswesen / Medicaid 168
d) FOCA – Freedom of Choice Act 170
e) FACE – Freedom of Access to Clinic Entrances Act 173
2. Aktueller Stand der Bundespolitik 174
3. Gesetzgeberische Reformen der Einzelstaaten 176
4. Gesetze der Einzelstaaten – Stand 1994 178
a) Finanzierung 178
b) Beschränkungen bei Minderjährigen 180
c) Informierte Zustimmung 182
d) Wartefristen 182
e) Verbot der Abtreibung 183
f) Verbot der Finanzierung durch Krankenversicherung 183
g) Einverständnis- oder Benachrichtigungserfordernis des Ehemannes 183
h) Gesetzliche pro-life Erklärung 183
i) Gesetzliche pro-choice Erklärung 184
j ) Verfassungsgarantien 184
5. Politische Landkarte 185
6. Übersicht zur Politik der Einzelstaaten 188
7. Richterernennung 190
8. Wahlen 194
9. Zwischenergebnis 195
II. Kanada 197
1. Gesetzgeberische Reformen des Bundes 197
a) Rekriminalisierung der Abtreibung, 1. Versuch 197
b) Rekriminalisierung der Abtreibung, 2. Versuch 198
c) Gerichtliches Zwischenspiel 198
d) Rekriminalisierung der Abtreibung, 3. Versuch 199
e) Debatten im Repräsentantenhaus 200
f) Senatsentscheidung 202
2. Aktueller Stand der Bundespolitik 204
3. Regelung der Abtreibung in den Provinzen 206
a) Atlantik-Kanada 206
aa) Newfoundland 206
bb) Nova Scotia 207
cc) New Brunswick 208
dd) Prince Edward Island 209
b) Quebec 209
c) Ontario 210
d) Prärie 211
aa) Alberta 211
bb) Manitoba 211
cc) Saskatchewan 212
e) British Columbia 216
f) Territories (Yukon und Northwest Territories) 217
g) Gesamtübersicht 217
4. Zwischenergebnis 219
III. Vergleich 220
F. Schlußbetrachtung 223
I. Politisierung von Verfassungsgerichtsbarkeit 223
II. Verrechtlichung des Konfliktes 227
III. Zentralisierung durch die Verfassung? 230
IV. Konfliktverschärfung oder Rationalisierung durch Verfassungsrecht 231
Anhang 234
I. Literaturverzeichnis 234
II. Urteile 243
1. Supreme Court USA 243
2. Supreme Court Kanada 245
III. Öffentliche Dokumente und Studien 245
IV. Glossar 247