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Sekundäre Viktimisierung als Legitimationsformel

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Kölbel, R., Bork, L. (2012). Sekundäre Viktimisierung als Legitimationsformel. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53779-2
Kölbel, Ralf and Bork, Lena. Sekundäre Viktimisierung als Legitimationsformel. Duncker & Humblot, 2012. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53779-2
Kölbel, R and Bork, L (2012): Sekundäre Viktimisierung als Legitimationsformel, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53779-2

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Sekundäre Viktimisierung als Legitimationsformel

Kölbel, Ralf | Bork, Lena

Schriften zum Strafrecht, Vol. 230

(2012)

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About The Author

Prof. Dr. Ralf Kölbel ist – nach Dissertation und Habilitation in Jena sowie weiteren akademischen Stationen in Dresden, München und Münster – Professor für Kriminologie, Straf- und Strafverfahrensrecht an der Universität Bielefeld. Seine derzeitigen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Wirtschaftskriminologie und im Strafprozessrecht. Lena Bork ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am selben Lehrstuhl und arbeitet an einer Dissertation zu sog. Ehrverbrechen.

Abstract

Spätestens seit Garlands »Culture of Control« wird die Frage gestellt, ob und wie die Kriminalpolitik »das Opfer« benutzt, um dem Strafrecht punitive Züge zu geben. Der Verdacht, dass das Opfer als Vehikel des »Penal Populism« diene, besteht auch mit Blick auf den expandierenden strafprozessualen Opferschutz in Deutschland. Ralf Kölbel und Lena Bork zeigen nach der bisher umfassendsten Sekundäranalyse auf, dass die »Gefahr sekundärer Viktimisierung« im rechtspolitischen Diskurs seit 30 Jahren als eine Legitimationsfigur fungiert, die keine wissenschaftliche Grundlage hat. Dennoch ergibt eine Rekonstruktion der wesentlichen Gesetzgebungsvorgänge nur wenig Hinweise auf eine Opferinstrumentalisierung. Die viktimologische Wende im Strafprozess erscheint eher als sozialstaatliches Projekt, das sich aber von seiner empirischen Basis verselbstständigt hat und deshalb gleichermaßen untersuchungs- und hinterfragungsbedürftig ist. Hierfür entwickeln die Autoren abschließend einen konzeptionellen Rahmen.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
A. Einleitung 9
B. Die „Schutz vor sekundärer Viktimisierung“ als Legitimationsfigur 13
I. Sekundärviktimisierungsgefahren als Motiv der Opferschutzgesetzgebung 13
1. Grundlinien der bisherigen Opferschutzgesetzgebung 13
2. Sekundäre Viktimisierung als Gesetzgebungsaspekt 18
a) Einschlägige Erwägungen beim Opferschutzgesetz von 1986 18
b) Einschlägige Erwägungen beim Zeugenschutzgesetz von 1998 21
c) Einschlägige Erwägungen bei neueren Opferschutzgesetzen 24
II. Erwägungen zur prozessbedingten sekundären Viktimisierung in aktuellen Debatten 26
1. Sekundäre Viktimisierung als Gesichtspunkt derzeitiger Gesetzgebung 26
a) Vorbemerkung 26
b) Einschlägige Erwägungen beim sog. StORMG 28
c) Einschlägige Erwägungen bei der Herausbildung Europäischer Mindeststandards 30
2. Gefahr sekundärer Viktimisierung als Aspekt der Normkonkretisierung 32
III. Am Rande: Sekundäre Viktimisierung in der öffentliche Diskussion 34
IV. Fazit 35
C. Empirische Forschung zu den „Gefahren sekundärer Viktimisierung“ 38
I. „Sekundäre Viktimisierung“ als kriminologisches Konzept 38
1. Das gängige Begriffsverständnis 38
2. Unschärfe und konzeptionelle Unterbestimmtheit 40
3. Ungreifbarkeit durch methodische Tücken 42
4. Das Stichprobenproblem 44
5. Konzeptionelle Konkretisierung und methodische Minimalanforderungen 45
II. Rekonstruktion des derzeitigen Forschungstandes 48
1. Zur Abgrenzung: Enttäuschte Opferbedürfnisse 48
2. Spezielle Forschung zur „sekundären Viktimisierung“ 49
a) Opfer sexuellen Missbrauchs 49
aa) Erste und „klassische“ US-amerikanische Studien 49
bb) Neuere US-amerikanische Studien 51
cc) Deutsche Studien 53
dd) Zusammenfassung 56
b) Erwachsene Opfer von Sexualdelikten 57
aa) Prozess- vs. Einstellungsforschung 57
bb) Internationale Untersuchungen 60
cc) Deutsche Untersuchungen 62
dd) Zusammenfassung 63
c) Opfer sonstiger Delikte 64
d) Befunde zu „therapeutischen“ Verfahrenseffekten 67
e) Studien zu opferprotektiven Effekten reformierter Strafprozessgestaltungen 68
aa) Vorüberlegung 68
bb) Deutsche Implementationsstudien 69
cc) Zusammenfassung 73
III. Fazit 73
D. Prozessualer Schutz vor sekundärer Viktimisierung als Element moderner Kontrollkultur 75
I. Vorüberlegung 75
II. Kriminalpolitik in der Spätmoderne 76
1. Der Herausbildung einer neuen Kultur der Kontrolle 76
2. Insbesondere: Die Opferfigur als Element dieser Entwicklung 83
a) Das Opfer als Instrument 83
b) Das Opfer als Konstruktion 85
c) Das Opfer als Alltagskonzept 87
d) Fazit 88
III. Einzug einer post-wohlfahrtsstaatlichen Strafrechtskultur in Deutschland? 89
1. Divergente Grundannahmen 89
2. Disparate Anhaltspunkte 90
a) Stimmungsindikatoren 90
b) Praxisindikatoren 92
c) Institutionelle Unterschiede 94
3. Konzeptionelle Korrekturen 95
IV. Opferfigur und Sekundärviktimisierung 96
1. Thesen zur Logik von Opferschutz und Prozessrechtsumbau 96
2. Instrumentalisierung der Sekundärviktimisierungsgefahr? 98
a) Vorbehalte 99
b) Das Zustandekommen des Opferschutzgesetzes 100
c) Eingeschränkte Verallgemeinerbarkeit 101
d) Zwischeneindruck 103
3. Sekundärviktimisierungsgefahr als diskursive Konstruktion? 104
V. Ein Analysemodell 106
VI. Prozessualer Opferschutz und die Folgen 109
1. Die (nicht) intendierten Gefahren 109
2. Beispiele für Rechtseinbußen auf Angeklagtenseite 110
3. Rück- und Ausblick 113
Anhang I: Tabellarische Übersicht über empirische Studien zu Fragen der prozessbedingten sekundären Viktimisierung 115
Anhang II: Kontrollregimes – ein heuristisches Begriffs- und Kategoriengerüst 135
Literaturverzeichnis 137
Personen- und Sachverzeichnis 159