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Evolutive Auslegung völkerrechtlicher Verträge

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Böth, K. (2013). Evolutive Auslegung völkerrechtlicher Verträge. Eine Untersuchung zu Voraussetzungen und Grenzen in Anbetracht der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54081-5
Böth, Katharina. Evolutive Auslegung völkerrechtlicher Verträge: Eine Untersuchung zu Voraussetzungen und Grenzen in Anbetracht der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen. Duncker & Humblot, 2013. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54081-5
Böth, K (2013): Evolutive Auslegung völkerrechtlicher Verträge: Eine Untersuchung zu Voraussetzungen und Grenzen in Anbetracht der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54081-5

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Evolutive Auslegung völkerrechtlicher Verträge

Eine Untersuchung zu Voraussetzungen und Grenzen in Anbetracht der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen

Böth, Katharina

Schriften zum Völkerrecht, Vol. 204

(2013)

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About The Author

Katharina Böth studierte Rechtswissenschaft in Hannover und Düsseldorf mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht. Die Promotion erfolgte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Während ihres Rechtsreferendariats am Landegericht Wuppertal war sie unter anderem in einer internationalen Kanzlei in Rom, einer Fachanwaltkanzlei im Verwaltungsrecht sowie im Bundesamt für Justiz und in der Verwaltung des Landtages Nordrhein-Westfalen tätig. Nunmehr ist sie Referentin in der Stabsstelle des Bundeswahlleiters und mit der rechtlichen Betreuung der Bundestags- und Europawahlen befasst.

Abstract

Unter dem inflationär verwendeten Begriff dynamische Auslegung wird im Forschungsstand nicht selten eine Art universale Lösung des im Völkerrecht besonders virulenten Konflikts des Auseinanderfallens von Norm und Zeit gesehen: die $aAnpassung$z der Vertragsnorm an den Wandel der Verhältnisse. Doch stellt die Anpassung eines Vertrages nicht eigentlich etwas den Herren der Verträge Vorbehaltenes dar? Wieweit darf der Rechts$aanwender$z die eingetretenen Veränderungen der realen Welt mit in den Normgehalt aufnehmen? Gegenstand der Untersuchung ist die zu den dynamischen Methoden gehörende evolutive Auslegung; zentrale Frage ist, wie diese Methode Anwendung finden kann, ohne die Grenze von Rechtsanwendung hin zu Rechtsetzung zu überschreiten. Hierzu gilt es zunächst, evolutive Auslegung anhand der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen als Methode fassbar zu machen, um sodann im einschlägigen Forschungsstand herrschende begriffliche Unschärfen zu beseitigen und die Methode einer Definition zuzuführen. Die Untersuchung ergibt, dass in Ansehung der für die Auslegung völkerrechtlicher Verträge maßgeblichen Auslegungslehre der WVK evolutive Auslegung nur unter der Voraussetzung eines auf die Einbeziehung nachfolgender Entwicklungen gerichteten Parteikonsenses und nur mit der Begrenzung auf die unter Art. 31 III c WVK fallenden Entwicklungen anzuwenden ist.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
1. Kapitel: Einleitung 15
A. Das Spannungsverhältnis von Norm und Zeit im Völkerrecht 15
B. Der Untersuchungsgegenstand 17
C. Erkenntnisleitendes Interesse und Gang der Untersuchung 21
2. Kapitel: Die Methode der evolutiven Auslegung 25
A. Evolutive Auslegung als die nach Vertragsschluss entstehende Entwicklungen einbeziehende Methode 25
I. Evolutive Auslegung in der Praxis internationaler Streitbeilegungsinstitutionen 27
1. Evolutive Auslegung in der Praxis des IGH 28
a) Legal Consequences for States of the Continued Presence of South Africa in Namibia (South West Africa) notwithstanding Security Council Resolution 276 (1970) („Namibia“) 28
aa) Sachverhalt 28
bb) Entscheidungsgründe 29
cc) Evolutiver Aspekt 32
b) Aegean Sea Continental Shelf Case (Greece v. Turkey) 32
aa) Sachverhalt 32
bb) Entscheidungsgründe 33
cc) Evolutiver Aspekt 35
c) Case concerning the Gabčíkovo-Nagymaros Project (Hungary v. Slovakia) 35
aa) Sachverhalt 35
bb) Entscheidungsgründe 37
cc) Evolutiver Aspekt 38
d) Case concerning Kasikili/Sedudu Island (Botswana/Namibia) 39
aa) Sachverhalt 39
bb) Entscheidungsgrürnde 39
cc) Evolutiver Aspekt 41
2. Evolutive Auslegung in der Praxis des EGMR 41
a) Case of Tyrer v. The United Kingdom 41
aa) Sachverhalt 41
bb) Entscheidungsgründe 42
cc) Evolutiver Aspekt 42
b) Case of Marckx v. Belgium 43
aa) Sachverhalt 43
bb) Entscheidungsgründe 43
cc) Evolutiver Aspekt 44
c) Case of Dudgeon v. The United Kingdom 45
aa) Sachverhalt 45
bb) Entscheidungsgründe 45
cc) Evolutiver Aspekt 46
d) Case of Selmouni v. France 47
aa) Sachverhalt 47
bb) Entscheidungsgründe 47
cc) Evolutiver Aspekt 48
e) Case of Christine Goodwin v. The United Kingdom 49
aa) Sachverhalt 50
bb) Entscheidungsgründe 51
cc) Evolutiver Aspekt 53
3. Evolutive Auslegung in der Entscheidung des Appellate Body der WTO im Fall United States – Import Prohibition of Certain Shrimp and Shrimp Products 54
a) Sachverhalt 54
b) Entscheidungsgründe 55
c) Evolutiver Aspekt 57
4. Evolutive Auslegung in der Entscheidung des Schiedsgerichts im Fall Iron Rhine („Ijzern Rijn“) Railway 57
a) Sachverhalt 57
b) Entscheidungsgründe 59
c) Evolutiver Aspekt 62
5. Ergebnis 62
II. Der Begriff der evolutiven Auslegung im Forschungsstand 63
III. Evolutive Auslegung als allgemeingültige Bezeichnung für die nach Vertragsschluss entstehende Entwicklungen einbeziehende Methode 67
B. Evolutive Auslegung auf der Basis einer dynamischen Konzeption von Auslegung 69
I. Statische und dynamische Konzeption von Auslegung 69
II. Dynamische Konzeption und Bedeutungswandel von Normen 71
III. Ergebnis 72
C. Evolutive Auslegung unter dem Sammelbegriff dynamische Auslegung 72
I. Dynamische Auslegung im Schrifttum als Sammelbezeichnung dynamischer Methoden 73
II. Dynamische Konzeption als gemeinsame Basis dynamischer Methoden 74
1. Spätere Praxis 74
2. Implied-Powers-Lehre 76
3. Ergebnis 77
D. Ergebnis 78
3. Kapitel: Die Reichweite evolutiver Auslegung anhand der Auslegungslehre der Wiener Konvention über das Recht der Verträge (WVK) 80
A. Der Stellenwert der Art. 31 ff. WVK als völkerrechtliche Auslegungslehre 80
B. Die Auslegungslehre der WVK 85
I. Dynamische Konzeption der WVK 85
1. Die Berücksichtigung nachfolgender expliziter authentischer Auslegung durch spätere Übereinkünfte gem. Art. 31 III a WVK 86
2. Die Berücksichtigung nachfolgender konkludenter authentischer Auslegung durch spätere Praxis gem. Art. 31 III b WVK 87
3. Die Berücksichtigung der zwischen den Vertragsparteien einschlägigen Völkerrechtsregeln gem. Art. 31 III c WVK 90
a) „Rules of international law“ 91
b) „Applicable between the parties“ 92
c) Der zeitliche Bezugspunkt des Art. 31 III c WVK 95
4. Zwischenergebnis: Dynamische Konzeption der WVK 97
II. Der Auslegungsansatz der WVK anhand der allgemeinen Kriterien der Art. 31 I, II, IV und 32 WVK 98
1. Theoretische Grundlagen zur Ermittlung des Auslegungsansatzes 99
a) Theorien zum Ziel der Auslegung im Völkerrecht 99
aa) Intentionaler Ansatz 100
bb) Teleologischer Ansatz 101
cc) Streng und eingeschränkt textueller Ansatz 103
b) Interdependenz von Ansatz und Methoden 105
2. Eingeschränkt-textueller Auslegungsansatz der Art. 31 I, II, IV und 32 WVK 107
a) Der Grundsatz der bona fides 108
b) Der Vertragstext 110
aa) Gewöhnliche Bedeutung im Zusammenhang und im Lichte des Vertragszweckes 110
bb) Exkurs: Die Problematik einer gewöhnlichen Bedeutung aus linguistischer Sicht 111
cc) Der maßgebliche Zeitpunkt der gewöhnlichen Wortbedeutung 112
dd) Die besondere Bedeutung nach Art. 31 IV WVK 114
c) Der Zusammenhang 114
d) Gegenstand und Zweck 116
aa) Ermittlung von Gegenstand und Zweck anhand des Vertragstextes 116
bb) Notwendigkeit der inhaltlichen Unterscheidung von Gegenstand und Zweck 117
cc) Der für das teleologische Auslegungskriterium maßgebliche Zeitpunkt 119
e) Die ergänzenden Auslegungsmittel gem. Art. 32 WVK 119
III. Ergebnis: Eingeschränkt-textuell-dynamische Auslegungskonzeption und Maßgeblichkeit des Parteikonsenses für dynamische Methoden 121
C. Schlussfolgerungen für Voraussetzung und Grenzen evolutiver Auslegung 124
I. Der Wortlaut als geeignete Grenze evolutiver Auslegung? 125
II. Voraussetzung und Grenzen evolutiver Auslegung anhand von Art. 31 III c WVK i.V.m. den Grundsätzen des Intertemporalen Rechts 127
1. Evolutive Auslegung anhand des Vertragszweckes oder anhand von Art. 31 III c WVK i.V.m. den Grundsätzen des Intertemporalen Rechts 128
a) Evolutive Auslegung anhand des Vertragszweckes als Ansicht in der Literatur 128
b) Evolutive Auslegung anhand von Art. 31 III c i.V. m. den Grundsätzen des Intertemporalen Rechts 130
aa) Systematisches Argument 130
bb) Principle of contemporaneity 132
cc) Entstehungsgeschichte des Art. 31 WVK 132
dd) Grenzen evolutiver Auslegung anhand von Art. 31 III c WVK als dem eingeschränkt-textuellen Ansatz entsprechend 134
c) Ergebnis: Evolutive Auslegung in Anwendung des Art. 31 III c WVK 136
2. Auf evolutive Normkonzeption gerichteter Wille der Vertragsstaaten als Voraussetzung evolutiver Auslegung im Rahmen von Art. 31 III c WVK 137
a) Die intertemporale Dimension des Art. 31 III c WVK nach Maßgabe des Parteikonsenses 137
aa) Die Grundsätze des Intertemporalen Rechts in Bezug auf die Auslegung völkerrechtlicher Verträge 138
bb) Die Entstehungsgeschichte des Art. 31 III c WVK: der Parteikonsens als maßgebliches Kriterium zeitlicher Anwendung 139
cc) Parteikonsens als maßgebliches Kriterium der Einbeziehung nach Vertragsschluss entstehender Entwicklungen über Art. 31 III c WVK nach den Grundsätzen des Intertemporalen Rechts 140
b) Ermittlung des auf evolutive Normkonzeption gerichteten Parteikonsenses 142
c) Ergebnis 145
D. Ergebnis 145
4. Kapitel: Voraussetzung und Grenzen evolutiver Auslegung in der praktischen Anwendung 147
A. Kritik bezüglich der Ermittlung des auf evolutive Auslegung gerichteten Parteikonsenses 147
I. Die Praxis des IGH 147
1. Legal Consequences for States of the Continued Presence of South Africa in Namibia (South West Africa) notwithstanding Security Council Resolution 276 (1970) („Namibia“) 147
2. Aegean Sea Continental Shelf Case (Greece v. Turkey) 150
3. Case concerning the Gabčíkovo-Nagymaros Project (Hungary v. Slovakia) 152
4. Case concerning Kasikili/Sedudu Island (Botswana/Namibia) 153
II. Die Entscheidung des Schiedsgerichts im Fall Iron Rhine („Ijzern Rijn“) Railway 155
B. Kritische Prüfung der Praxis des EGMR unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Auslegungsbereiches EMRK 157
I. Fehlende Ermittlung des zur evolutiven Auslegung berechtigenden Parteikonsenses und living-instrument-Formel 157
II. Einbeziehung von nicht unter Art. 31 III c WVK fallenden Entwicklungen 159
III. Rechtfertigung durch die Besonderheiten der EMRK? 163
C. Der Shrimp-Fall des WTO Appellate Body als Beispiel für die Anwendung evolutiver Auslegung nach Art. 31 III c WVK i.V.m. den Grundsätzen des Intertemporalen Rechts 166
D. Ergebnis 169
Zusammenfassung und Ergebnisse 171
Verzeichnis der zitierten Entscheidungen und Berichte 174
I. Entscheidungen des Ständigen Internationalen Gerichtshofes 174
II. Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofes 174
III. Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte 175
IV. Entscheidungen internationaler Schiedsgerichte und der Streitbeilegungsorgane der WTO 176
V. Berichte der International Law Commission 176
Literaturverzeichnis 177
Stichwortverzeichnis 186