Auslegung des verfassungsrechtlichen Verkehrsteuerbegriffs am Beispiel des Luftverkehrsteuergesetzes (LuftVStG)
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Auslegung des verfassungsrechtlichen Verkehrsteuerbegriffs am Beispiel des Luftverkehrsteuergesetzes (LuftVStG)
Schriften zum Steuerrecht, Vol. 116
(2014)
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Philipp Wiengarten, geboren 1985, studierte von 2005 bis 2010 Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster (Westf.). Während seines Studiums absolvierte er mehrere Auslandsaufenthalte im englischsprachigen Raum. Er besuchte das International College St. Clare's in Oxford, England für ein Semester und war daran anschließend ein halbes Jahr in einer international tätigen US-amerikanischen Wirtschaftskanzlei mit Einsatzorten in den Vereinigten Staaten von Amerika, Atlanta, GA und Ft. Lauderdale, FL tätig. 2010 legte er das 1. Juristische Staatsexamen ab. Daran anschließend promovierte Wiengarten im Steuerrecht an der Universität zu Köln – Institut für Steuerrecht bei Frau Prof. Dr. Johanna Hey. 2014 legte er das 2. Juristische Staatsexamen ab. Derzeit ist Wiengarten in einer international tätigen Wirtschaftssozietät mit Schwerpunkt im unternehmens-, gesellschafts- und steuerrechtlichen Bereich als Rechtsanwalt tätig.Abstract
Der Schwerpunkt der Dissertation liegt darin zu klären, was unter dem Begriff der Verkehrsteuer im Sinne des Art. 106 GG zu verstehen ist, und daran anschließend zu untersuchen, ob das Luftverkehrsteuergesetz als Verkehrsteuer im verfassungsrechtlichen Sinne ausgestaltet ist. Zunächst wird herausgearbeitet, dass die in Art. 106 GG genannten Steuerarten als historisch gewachsene Steuertypen zu qualifizieren sind. Dieser Erkenntnis ist immanent, dass sie sich nicht im Sinne einer subsumtionsfähigen Definition »definieren« sondern nur anhand ihrer historischen Steuervorbilder beschreiben lassen. Diese zentrale Erkenntnis zu Grunde legend, wird der verfassungsrechtliche Verkehrsteuerbegriff im Sinne des Art. 106 GG unter Berücksichtigung der steuerlichen Funktion der in Art. 106 GG genannten Steuerarten als historisch gewachsene Steuertypen im Einklang mit der Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes und der damit korrespondierenden Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ausgelegt - und ein eindeutiges Auslegungsergebnis gefunden. Daran anschließend wird die verfassungsrechtliche Verkehrsteuereigenschaft des Luftverkehrsteuergesetzes unter Zugrundelegung des gefundenen Auslegungsergebnisses des Verkehrsteuerbegriffs im Sinne des Art. 106 GG untersucht und gezeigt, dass das Luftverkehrsteuergesetz keine Verkehrsteuer im verfassungsrechtlichen Sinne des Art. 106 GG ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
Erstes Kapitel: Einführung in die Thematik | 13 | ||
I. Problemstellung und Relevanz des Themas | 13 | ||
1. Bedeutung des Verkehrsteuerbegriffs rdes Art. 106 GG in der Finanzverfassung | 13 | ||
2. Die steuerliche Einordnung rdes verfassungsrechtlichen Verkehrsteuerbegriffs rdes Art. 106 GG als Steuertypus? | 15 | ||
3. Keine aussagekräftige verfassungsrechtliche „Definition“ rdes Verkehrsteuerbegriffs des Art. 106 GG | 17 | ||
4. Neufassung des Art. 106 GG durch das 54. Gesetz rzur Änderung des Grundgesetzes vom 19.03.2009 | 18 | ||
5. Die Einführung des Luftverkehrsteuergesetzes (LuftVStG) | 19 | ||
6. Finanzpolitische Aspekte | 20 | ||
II. Zielsetzung und Gegenstand der Arbeit | 21 | ||
Zweites Kapitel: Finanzverfassungsrechtliche Grundlagen | 23 | ||
I. Die in Art. 106 GG genannten Einzelsteuern rund Steuerarten – Begriffsbestimmung durch rdas traditionelle deutsche Steuerrecht | 23 | ||
II. Die steuerliche Funktion der neben den Einzelsteuern rin Art. 106 GG genannten Steuerarten | 26 | ||
1. Problemstellung | 26 | ||
2. Meinungsstand | 27 | ||
a) Die Kern- und Wesenslehren | 27 | ||
b) Die Typenlehre | 28 | ||
aa) Exkurs: Klassenbegriff und Typusbegriff | 28 | ||
bb) Das Wesen des Steuertypus | 31 | ||
c) Die Steuerquellenlehre | 32 | ||
3. Diskussion und Stellungnahme | 32 | ||
4. Fazit | 38 | ||
III. Reichweite der Bindung des Steuergesetzgebers ran die in Art. 106 GG genannten Steuern und rSteuerarten – Steuererfindungsrecht? | 38 | ||
1. Problemstellung | 38 | ||
2. Gegenstand der Diskussion über rein „echtes“ Steuererfindungsrecht von Bund und Ländern | 40 | ||
3. Art. 105 Abs. 2 GG – „übrige Steuern“ rals formaler Anknüpfungspunkt des Streits über rein „echtes“ Steuererfindungsrecht von Bund und Ländern | 41 | ||
4. Meinungsstand | 43 | ||
a) Kein „echtes“ Steuererfindungsrecht von rBund und Ländern – Gegenständliche Beschränkung rdes Steuererfindungsrechts des Steuergesetzgebers auf rdie explizit in Art. 106 GG genannten Einzelsteuern rund Steuerarten | 43 | ||
b) „Echtes“ Steuererfindungsrecht von Bund und Ländern – Keine gegenständliche Beschränkung des Steuererfindungsrechts des Steuergesetzgebers auf die explizit in Art. 106 GG genannten Einzelsteuern und Steuerarten | 44 | ||
c) Lediglich „echtes“ Steuererfindungsrecht zugunsten rder Länder − Jedoch gegenständliche Beschränkung rdes Steuererfindungsrechts des Bundes auf die explizit rin Art. 106 GG genannten Einzelsteuern und Steuerarten | 46 | ||
5. Diskussion und Stellungnahme | 46 | ||
a) Wortlaut Argumente | 47 | ||
b) Historische Argumente | 48 | ||
aa) Art. 105 Abs. 2 GG a. F. (1949) | 48 | ||
bb) Art. 105 Abs. 2 GG n. F. (1969) | 49 | ||
c) Systematische Argumente | 54 | ||
aa) Die abschließende Ertragsverteilungsfunktion rdes Art. 106 GG | 55 | ||
bb) Keine verfassungsrechtlich schlüssige Klärung der Ertragshoheit an neu eingeführten Steuern, die sich nicht in den Steuerkatalog des Art. 106 GG einordnen lassen, bei Annahme eines „echten“ unbegrenzten Steuererfindungsrechts von Bund und Ländern | 56 | ||
d) Teleologische Argumente | 61 | ||
aa) Der Funktionszusammenhang der Art. 105 ff. GG in der Finanzverfassung | 62 | ||
bb) Die materiell-rechtliche Schutzfunktion der Kompetenznormen der Art. 105 ff. GG | 64 | ||
6. Fazit | 65 | ||
IV. Ergebnis des zweiten Kapitels | 66 | ||
Drittes Kapitel: Verfassungsrechtliche Auslegung des Begriffs rder „Verkehrsteuern“ des Art. 106 GG | 67 | ||
I. Problemstellung | 67 | ||
1. Die verfassungsrechtliche Definition rdes Verkehrsteuerbegriffs des Art. 106 GG rin Rechtsprechung und Literatur | 67 | ||
2. Die „verfassungsrechtliche Definition“ des Verkehrsteuerbegriffs des BVerfG im Kontext seiner Entscheidungen zur sog. „Ökosteuer“ [BVerfGE 110, 274], „Zweitwohnungsteuer“ [BVerfGE 65, 325] und „Spielgerätesteuer“ [BVerfGE 123, 1] | 69 | ||
II. Gegenstand der Auslegung | 70 | ||
III. Festlegung des methodischen Prüfungsmaßstabs | 71 | ||
1. Die Steuervorbilder des Steuertypus der Verkehrsteuern | 71 | ||
2. Methodisches Vorgehen und Auslegungsmaßstab | 71 | ||
a) Grundlagen | 71 | ||
b) Notwendigkeit eines wertenden Gesamtvergleichs | 72 | ||
c) Festlegung des methodischen Auslegungsmaßstabs | 73 | ||
IV. Die historischen Steuervorbilder rdes Steuertypus der Verkehrsteuern | 74 | ||
1. Ursprung der Verkehrsteuern | 74 | ||
2. Geschichtliche Entwicklungrder historischen vorkonstitutionellen Verkehrsteuern | 75 | ||
3. Die vorkonstitutionellen Verkehrsteuern −rhistorische Steuervorbilder des Typus der Verkehrsteuern | 79 | ||
V. Rechtsvergleichung: rDie gemeinsamen steuerlichen Merkmale der vorkonstitutionellen Verkehrsteuern | 81 | ||
1. Vorbemerkung | 81 | ||
2. Besteuerungsgegenstand | 82 | ||
a) Die Kapitalverkehrsteuern | 82 | ||
aa) Einführung: Das Kapitalverkehrsteuergesetz v. 16.10.1934 | 82 | ||
bb) Gesellschaftsteuer v. 16.10.1934 (RGBl. I, S. 1058) | 83 | ||
cc) Wertpapiersteuer v. 16.10.1934 (RGBl. I, S. 1058) | 85 | ||
dd) Börsenumsatzsteuer v. 16.10.1934 (RGBl. I, S. 1058) | 86 | ||
b) Wechselsteuer v. 02.09.1935 (RGBl. I, S. 1127) | 86 | ||
c) Versicherungsteuer v. 09.07.1937 (RGBl. I, S. 793) | 87 | ||
d) Grunderwerbsteuer v. 29.03.1940 (RGBl. I, S. 585) | 88 | ||
e) Rennwett- und Lotteriesteuer v. 10.04.1933 (RGBl. I, S. 191) | 89 | ||
aa) Rennwettsteuer | 89 | ||
bb) Lotteriesteuer | 90 | ||
f) Kraftfahrzeugsteuer v. 23.03.1935 (RGBl. I, S. 407) | 91 | ||
g) Urkundensteuer v. 05.05.1936 (RGBl. I, S. 407) | 91 | ||
h) Beförderungsteuer v. 02.07.1936 (RGBl. I, S. 531) | 93 | ||
i) Fazit | 93 | ||
3. Besteuerungsmaßstab | 94 | ||
4. Wirtschaftliche Belastungswirkung | 96 | ||
a) Exkurs: Die wirtschaftliche Belastungswirkung einer Steuer | 96 | ||
b) Die wirtschaftliche Belastungswirkung rder vorkonstitutionellen Verkehrsteuern | 97 | ||
5. Steuerschuldnerschaft | 104 | ||
6. Besteuerungszeitraum | 104 | ||
7. Beteiligter Personenkreis | 105 | ||
8. Steuersatz | 106 | ||
9. Fazit | 106 | ||
VI. Ergebnis des dritten Kapitels | 107 | ||
VII. Resümee: Reflexion und Interpretation rdes gefundenen Auslegungsergebnisses | 107 | ||
Viertes Kapitel: Das Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) − rEine Verkehrsteuer im Sinne des Art. 106 GG? | 110 | ||
I. Problemstellung | 110 | ||
II. Überblick: Das Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 111 | ||
1. Einführung | 111 | ||
2. Gesetzgebungszweck des Luftverkehrsteuergesetzes (LuftVStG) | 111 | ||
3. Grundzüge des Luftverkehrsteuergesetzes (LuftVStG) | 112 | ||
III. Das Luftverkehrsteuergesetz − rEine Verkehrsteuer im Sinne des Art. 106 GG? | 113 | ||
1. Der Meinungsstand in Literatur und Rechtsprechung | 113 | ||
2. Diskussion und Stellungnahme | 115 | ||
a) Kritik: Die vorbehaltlose Zuordnung der Luftverkehrsteuer zum Typus der Verkehrsteuern – Eine verfassungsrechtliche Würdigung des Luftverkehrsteuergesetzes unter Verkennung der steuerlichen Funktion des Verkehrsteuerbegriffs des Art. 106 GG als historisch gewachsener Steuertypus | 115 | ||
aa) Die „Subsumtion“ unter die „Definition“ rder Verkehrsteuern durch das BVerfG | 115 | ||
bb) Keine Berücksichtigung der steuerlichen Funktion rdes Verkehrsteuerbegriffs des Art. 106 GG als rhistorisch gewachsener Steuertypus | 116 | ||
b) Die Auslegung des Steuertypus rder Verkehrsteuern in Art. 106 Abs. 1 Nr. 3 GG – rNotwendigkeit einer modifizierten Auslegung? | 117 | ||
c) Rechtsvergleichung: Ist die Luftverkehrsteuer rdem Steuertypus der Verkehrsteuern hinreichend gleichartig rum sie ihm zuzuordnen? | 122 | ||
aa) Grundlagen: Notwendigkeit reines wertenden Gesamtvergleichs | 122 | ||
bb) Besteuerungsgegenstand | 122 | ||
(1) Der Steuergrundtatbestand – § 1 Abs. 1 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 122 | ||
(2) Die Steuerbefreiungen als erster Anhaltspunkt auf den Besteuerungsgegenstand – § 5 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 123 | ||
(3) Der Steuerentstehungstatbestand – § 4 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 125 | ||
(4) Die gesonderte Besteuerung von Hin- und Rückflügen – § 2 Nr. 3 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 126 | ||
(5) Die gesonderte Besteuerung von sog. „Stopover-Flugbewegungen“ – § 2 Nr. 5 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 126 | ||
(6) Die Steueraufsicht – § 14 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 126 | ||
(7) Der Steuerersatztatbestand – § 1 Abs. 2 Luftverkehrsteuergesetz (LuftVStG) | 127 | ||
(8)tZwischenergebnis | 129 | ||
cc) Steuerbemessungsgrundlage | 129 | ||
dd) Einmalige Geldleistung | 130 | ||
ee) Beteiligter Personenkreis | 130 | ||
ff) Wertende Gesamtbetrachtung | 131 | ||
d) Ergebnis | 133 | ||
IV. Exkurs: Sonstige rGesetzgebungskompetenzgrundlagen des Bundes – rIst das Luftverkehrsteuergesetz verfassungswidrig? | 133 | ||
1. Sonstige Gesetzgebungskompetenzgrundlagen des Bundes | 133 | ||
a) Art. 105 Abs. 2 GG i. V. m. Art. 106 Abs. 1 Nr. 2 GG | 133 | ||
aa) Der Anwendungsbereich von Art. 106 Abs. 1 Nr. 2 GG: rDie Aufwandsteuern als eigenständiger Steuertypus | 134 | ||
bb) Die Wesensmerkmale des Typus der Verbrauchsteuern | 134 | ||
cc) Wertender Gesamtvergleich: rIst das Luftverkehrsteuergesetz dem Typus rder Verbrauchsteuern des Art. 106 GG hinreichend rgleichartig um sie ihm zuzuordnen? | 135 | ||
dd) Zwischenergebnis | 137 | ||
b) Art. 105 Abs. 2 GG i. V. m. Steuererfindungsrecht | 137 | ||
c) Ergebnis | 137 | ||
2. Ist das Luftverkehrsteuergesetz überhaupt reinem in Art. 106 GG genannten Steuertypus zuzuordnen? | 137 | ||
V. Ergebnis des vierten Kapitels | 141 | ||
Resümee und Ausblick | 142 | ||
Literaturverzeichnis | 145 | ||
Sachverzeichnis | 152 |