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Gottlosigkeit und Eigensinn

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Piltz, E., Schwerhoff, G. (Eds.) (2015). Gottlosigkeit und Eigensinn. Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54481-3
Piltz, Eric and Schwerhoff, Gerd. Gottlosigkeit und Eigensinn: Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter. Duncker & Humblot, 2015. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-54481-3
Piltz, E, Schwerhoff, G (eds.) (2015): Gottlosigkeit und Eigensinn: Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-54481-3

Format

Gottlosigkeit und Eigensinn

Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter

Editors: Piltz, Eric | Schwerhoff, Gerd

Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 51

(2015)

Additional Information

Book Details

About The Author

Gerd Schwerhoff, geb. 1957, studierte Geschichte, Soziologie und Pädagogik an den Universitäten Köln und Bielefeld. Er wurde 1989 mit einer Arbeit zur frühneuzeitlichen Kriminalitätsgeschichte promoviert und habilitierte sich 1996 in Bielefeld mit einer Studie zur Gotteslästerung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Nach Lehrstuhlvertretungen und einem Heisenberg-Stipendium der DFG ist er seit 2000 Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Kriminalität, die Geschichte der Hexenverfolgung, die Geschichte der öffentlichen Räume, die Religions- und die Stadtgeschichte.

Eric Piltz, geb. 1978, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik an der TU Dresden. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Dresden am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit bzw. am SFB 804. Seine Forschungsschwerpunkte sind Selbstzeugnisse, Stadtgeschichte, Nachbarschaft und Raumwahrnehmung.

Abstract

»Gottlosigkeit«, das war im Zeitalter der Glaubensspaltung einer jener stigmatisierenden Begriffe, mit denen die rechtgläubigen Christen ihre Gegner belegten. Für die Lutheraner waren die »Papisten« ebenso gottlos wie Calvinisten oder die Täufer. Diese zahlten mit gleicher Münze zurück. Damit nicht genug, wurden auch Juden und Türken, aufständische Bauern, Ehebrecher oder Säufer als »gottlos« etikettiert. Die gegenseitige Diffamierung und Stigmatisierung macht deutlich, dass religiöse Devianz methodisch sinnvoll nur als ein Akt sozialer Zuschreibung verstanden werden kann. Jenseits der herkömmlichen kirchen- und religionsgeschichtlichen Zugriffe eröffnet sich damit nun ein weiter komparativer Horizont, etwa in Form von Vergleichen zwischen unterschiedlichen Strategien, Argumentationen und Legitimationsformen der Stigmatisierung oder von Vergleichen zwischen als abweichend etikettierten Verhaltensweisen. Dabei sollen die handelnden Akteure keineswegs als passive Objekte der Zuschreibung verstanden werden; vielmehr soll komplementär zu den Zuschreibungen auch deren »Eigensinn«, ihre Selbstsicht und ihre Praxis, mit in die Betrachtung einbezogen werden. Damit eröffnet der Band einen weiten Blick auf den Normenhorizont der Frühneuzeitlichen Gesellschaft insgesamt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhalt 7
I. Einleitende Überlegungen 9
Eric Piltz / Gerd Schwerhoff: Religiöse Devianz im konfessionellen Zeitalter – Dimensionen eines Forschungsfeldes 9
I. „Gottlosigkeit“ und Eigensinn 9
II. Historiographische Traditionsstränge: Von der Kirchengeschichte zur Religionsgeschichte 12
III. Konzeptuelle Ausgangspunkte: „Soziale Kontrolle“ und der Etikettierungsansatz 18
IV. Dimensionen religiöser Abweichung in der Frühen Neuzeit 21
1. Religiöse, obrigkeitliche und soziale Normen – Konvergenzen und Konkurrenzen 21
2. Stigmatisierung und Sanktionierung 26
3. Deliktfelder 32
V. Zum Schluss 40
Unedierte Quellen 41
Edierte Quellen 42
Literatur 42
Harald Maihold: „das aus grosser barmhertzickeyt mus unbarmhertzig seyn“ – Legitimation und Grenzen der Gottesstrafe in der theokratischen Strafrechtslehre des 16. und 17. Jahrhunderts 51
I. Grundlegung 52
1. Der strafende Gott: Die verrechtlichte Theologie 52
2. Das göttliche Strafrecht: Legitimation und Grenze 55
II. Durchführung 57
1. Kanonistik: Culpa- und causa-Strafen 57
2. Thomas von Aquins trinitarischer Strafbegriff 60
3. Die Sündenstrafe in der spanischen Spätscholastik 61
a) Alfonso de Castro 61
b) Die Rezeption des castrensischen Strafbegriffs 64
4. Straftheoretische Ansätze bei den Reformatoren 67
5. Die theokratische Strafrechtslehre Benedikt Carpzovs 71
III. Fazit 74
Unedierte Quellen 77
Edierte Quellen 77
Literatur 78
II. Predigt und Polemik 83
Andreas Holzem: Wie falsch Luthers vnnd seines anhangs Meynung sei … Devianzproduktion in der katholischen Predigt über Martin Luther 83
I. Devianz in Bildern, Texten und Liturgien 83
II. Typen historischer Geltungs- und Legitimitätsdifferenz 88
1. Geschichte als Missionsgeschichte 90
2. Geschichte als Erwählung und Selbstermächtigung 93
3. Geschichte als Wirkungsgeschichte religiöser Wahrheitsansprüche 97
4. Geschichte als familiäres Erbe im konkreten sozialen Raum 100
III. Devianzsemantik und ihre Wirkungsgeschichte 102
1. Devianzsemantik und Konfessionskrieg 103
2. Devianzsemantik und konfessionalisierte Lebensräume 106
Unedierte Quellen 113
Edierte Quellen 114
Literatur 114
Marina Münkler: Legende/Lügende. Die protestantische Polemik gegen die katholische Legende und Luthers Lügend von St. Johanne Chrysostomo 121
I. Einleitung: Diffamierung und wechselseitiges Labeling in der Reformation 121
II. Einige methodische Überlegungen zur Devianzproduktion im 16. Jahrhundert 123
III. Luther und die Heiligen 125
IV. Das Konzil von Mantua, die Schmalkaldischen Artikel und die Lügend von St. Johanne Chrysostomo 130
V. Traditionsbildung der Legendenpolemik im Protestantismus und die protestantischen Bekennerhistorien 138
Nicht edierte Quellen 142
Edierte Quellen 143
Literatur 143
Annemarie Hagmayer: Calvinismus als Etikett. Zuschreibungspraktiken in Leichenpredigten auf sächsische landesherrliche Beamte und Kurfürst Christian I. von Sachsen (1589 – 1613) 149
I. Latenzphase (1586 – 1591) 155
II. Phase der Radikalisierung (1591 – 1601) 158
1. Auftakt: Der Tod des Kurfürsten – Christians Nachruf und die Rolle seiner Berater (1591 – 1594) 158
2. Im Zeichen der konfessionellen Vereindeutigung (1591 – 1601) 165
3. Schlussakt: Krells Leichenpredigt von 1601 und ihr Echo 167
III. Ausklang: Calvinismus in Leichenpredigten nach 1601 176
IV. Fazit 178
Unedierte Quellen 180
Edierte Quellen 182
Literatur 183
III. Deliktfelder 187
Gerd Schwerhoff: Böse Hexen und fahrlässige Flucher: Frühneuzeitliche Gottlosigkeiten im Vergleich 187
I. 187
II. 190
III. 199
Unedierte Quellen 203
Edierte Quellen 203
Literatur 203
Francisca Loetz: Probleme mit der Sünde: Sexualdelikte im Europa der Frühen Neuzeit 207
I. „Unzucht“ 209
II. „Leichtfertigkeit“ 209
III. Prostitution 212
IV. „Notzucht“ 223
V. „Onanie“ 228
VI. Sexualdelikte und religiöse Devianz: konzeptionelle Überlegungen 229
Unedierte Quellen 232
Literatur 232
Johannes Dillinger: Attentate und Aufstände. Zur religiösen Bedeutung politischer Kriminalität in der Frühen Neuzeit 237
I. Religion, Staat und Kriminalität: Ansprüche und Maßstäbe 238
II. Mordanschläge auf Herrschaftsträger 241
III. Aufstände 249
IV. Kriminalität und Transzendenz 252
Unedierte Quellen 254
Edierte Quellen 254
Literatur 255
Sebastian Schmidt: Armut als religiöse Devianz in der Frühen Neuzeit 259
I. 259
II. 262
III. 268
IV. 274
Unedierte Quellen 274
Edierte Quellen 275
Literatur 276
Alexander Kästner: Wer ist der Täter – wer ist das Opfer? Zur Konstruktion des Verbrechens ‚Selbstmord‘ in juristischen und theologischen Texten des 16. und 17. Jahrhunderts 279
I. Einleitende Bemerkungen 279
II. Auf der Suche nach dem Delikt – Die (moraltheologisch-)strafrechtliche Behandlung des vollendeten ‚Selbstmords‘ 282
III. Auf der Suche nach dem Menschen – Lutherische pastoraltheologische Deutungen von Selbsttötungshandlungen 292
IV. Fazit 302
Nicht edierte Quellen 304
Edierte Quellen 305
Literatur 305
IV. Gruppenbezogene Devianz 311
Astrid von Schlachta: Erzählungen von Devianz. Die wiedertauffer zwischen interner Absonderung und äußerer Exklusion 311
I. „nicht von der Welt“ – Absonderung als interne Notwendigkeit 313
II. Die widertauffer, die Namen und die Delikte 317
1. Eine Frage des Namens 317
2. Eine Frage der politischen Delikte 319
III. Täuferische Diffamierung und ihre Nachwirkungen 323
IV. Versuche, das Stigma des Namens loszuwerden 325
V. Resümee und Ausblick 328
Unedierte Quellen 329
Edierte Quellen 330
Literatur 330
Daniel Eißner: Fromme Devianz. Pietistische Handwerker als religiöse Übererfüller 333
I. Normalzustand 333
II. Neue Frömmigkeit 336
III. Zum Verhältnis von Obrigkeit und „Übererfüller“ 341
IV. Selbststilisierung als Reaktion 346
V. Fazit 348
Unedierte Quellen 349
Edierte Quellen 349
Literatur 349
Yvonne Kleinmann: Reden oder Schweigen über religiöse Differenz? Kommunikationsfelder eines städtischen Gemeinwesens im frühneuzeitlichen Polen 353
Der staatliche Rahmen: Religionspolitik in der longue durée 354
Rzeszów – Ort der Handlung 358
Kommunikationsfeld 1: Siedlungspolitik 360
Kommunikationsfeld 2: Zunftleben 364
Kommunikationsfeld 3: Alltagsbeziehungen vor Gericht 369
Kommunikationsfeld 4: Mission 375
Fazit 381
Unedierte Quellen 382
Edierte Quellen 382
Literatur 382
Manja Quakatz: Die Sesselträger des Kurfürsten: Muslimisch-osmanische Gefangene aus dem Osmanischen Reich als religiöse Minderheit im München des späten 17. Jahrhunderts 387
I. Einführung in den historischen Kontext 390
II. Der ambivalente Blick auf den ‚Türken‘ Ende des 17. Jahrhunderts 392
III. Das Gewerbe der Sesselträger 395
IV. Kontaktrestriktionen im Alltag der Muslime 399
V. Muslime als potentielle Störenfriede religiöser Feste im städtischen Raum 401
VI. Schlussbetrachtung 405
Unedierte Quellen 406
Edierte Quellen 407
Literatur 408
Lionel Laborie: Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll: Religiöse Devianz im England des späten 17. Jahrhunderts 413
I. 414
II. 419
III. 423
IV. 426
Originalquellen 428
Edierte Quellen 430
Literatur 430
V. Dissimulation und Eigensinn 435
Martin Skoeries: Für und Wider Nikodemismus. Über eine europäische Debatte zwischen Exil und Scheiterhaufen 435
I. Einführung 435
II. Begriff und Bedeutung 438
III. Debatte 441
1. Über das Verhältnis von Innen und Außen 444
2. Die Heilige Messe im Zentrum der Kritik 447
3. Biblische Rechtfertigung 450
4. Verteidigung des Martyriums 452
5. Humanistische Adressaten? 453
IV. Schlussfolgerungen 456
Unedierte Quellen 457
Edierte Quellen 458
Literatur 458
Andreas Pietsch: Ekklesiologie jenseits der Kirchen: konfessionelle Grenzarbeiten bei Dirck Volckertszoon Coornhert 463
I. Coornhert der Vielseitige 466
II. Coornhert über sichtbare und unsichtbare Kirche 472
III. Coornhert über die Kirche von Rom 474
IV. Coornhert der Unparteiliche 482
V. Schluss 485
Frühe Drucke 488
Edierte Quellen 488
Literatur 488
Jürgen Müller: Von Kirchen, Ketzern und anderen Blindenführern – Pieter Bruegels d. Ä. Blindensturz und die Ästhetik der Subversion 493
I. Ketzerei im Bild 493
II. Das subversive Bild 496
III. Zur Deutungstradition des Blindensturzes 503
IV. Genre oder Historie? 507
V. Zur Ikonographie des Blindensturzes 510
VI. Der Blindensturz als Denunziation Andersgläubiger 515
VII. Negative Theologie und Spiritualismus 519
Nicht edierte Quellen 526
Edierte Quellen 526
Literatur 527