ILO und EU
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ILO und EU
Zum Gebot der Berücksichtigung der Normen der Internationalen Arbeitsorganisation bei der Auslegung des Unionsrechts
Abhandlungen zum deutschen und internationalen Arbeits- und Sozialrecht, Vol. 2
(2021)
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About The Author
Hendric Stolzenberg studierte Rechtswissenschaft in Göttingen, Lausanne und Frankfurt am Main. Nach der ersten jur. Prüfung und dem Abschluss seines Masters im internationalen und europäischen Wirtschaftsrecht (LL.M.Eur) war er von 2016 bis 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Arbeitsrecht der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Frühjahrssemester 2018 war er Dozent für Europäisches Arbeitsrecht an der Ca’Foscari Universität Venedig. Sein Referendariat absolvierte er von 2019 bis 2021 am Landgericht Frankfurt am Main unter anderem bei der Kanzlei Allen & Overy und dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main.Abstract
Das Mehrebenensystem in Europa wirft - auch im Arbeitsrecht - bekanntlich schwierige Fragen nach dem Verhältnis der einzelnen Ebenen auf. Hierbei wurde der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland und der EU bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. »ILO und EU« zielt darauf, diese Lücke zu schließen.Die Untersuchung gibt einen umfassenden Überblick über die Normen der ILO und zeigt auf, warum ILO- und EU-Normen in der Vergangenheit kollidierten. Die »berüchtigten« Laval- und Viking-Line-Entscheidungen des EuGHs bilden hierbei nur ein Beispiel. Ausgehend von einer Analyse des Status quo stellt der Autor Überlegungen an, wie das Unionsrecht mittels eines in Artikel 53 der Charta der Grundrechte der EU verankerten »Berücksichtigungsgebots« besser mit den Normen der ILO in Einklang gebracht werden kann.»ILO and EU. On the Requirement to Take into Account the Standards of the International Labour Organisation when Interpreting Union Law«The author first gives a comprehensive overview of ILO standards. He explores why ILO and EU standards have collided in the past. The Laval and Viking Line rulings of the ECJ and the Troika measures are examined. Building on this, considerations are made as to how ILO law can be better ›taken into account‹ in Union law.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 26 | ||
Einleitung | 27 | ||
A. Verbindungsmöglichkeiten für eine Reise nach Genf | 27 | ||
B. Gang der Untersuchung | 29 | ||
Teil 1: Die Normen der ILO | 32 | ||
A. Die Hintergründe der Entstehung und Entwicklung der ILO | 32 | ||
I. Der Weg zur Gründung der ILO | 32 | ||
II. Die ersten Jahre als produktive Normsetzungsphase | 36 | ||
III. Die Erklärung von Philadelphia: Vorreiterrolle der ILO im internationalen Menschenrechtsschutz | 37 | ||
IV. Tripartismus in Zeiten des Ost-West-Konflikts | 39 | ||
V. Antworten auf die Globalisierung: Kernarbeitsnormen | 42 | ||
VI. Erweiterte Agenda der ILO: die Centenary-Erklärung | 47 | ||
B. Normsetzung | 49 | ||
I. Normsetzungsverfahren | 50 | ||
1. Verabschiedung von Übereinkommen | 50 | ||
a) Double-discussion procedure als Regelfall | 51 | ||
b) Single-discussion procedure in besonders dringenden Fällen | 54 | ||
2. Verabschiedung von Empfehlungen | 54 | ||
II. Beteiligung der EU an der Normsetzung | 54 | ||
1. Anfänglicher Disput über die Rolle der Kommission bei der Normsetzung der ILO | 55 | ||
2. EuGH-Gutachten Nr. 2/91 | 56 | ||
3. Folge: Gemeinsames Auftreten der EU-Mitgliedstaaten und -Organe | 57 | ||
4. Aktuelle Beispiele der Einflussnahme der EU auf die Normsetzung der ILO | 59 | ||
5. Zwischenfazit und Ausblick | 62 | ||
III. Beteiligung der europäischen Sozialpartner | 63 | ||
C. Normbindung | 65 | ||
I. Übereinkommen | 65 | ||
1. Inkrafttreten von Übereinkommen, Notwendigkeit und Verfahren der Ratifizierung | 65 | ||
2. Rechtsnatur der Übereinkommen | 65 | ||
a) Keine „internationalen Gesetze“ | 66 | ||
b) Kein internationales Recht sui generis | 67 | ||
c) Einordnung als völkerrechtliche Verträge | 68 | ||
3. Beendigung der Bindung von Übereinkommen | 69 | ||
a) Ablösung durch aktuellere Übereinkommen | 69 | ||
b) Kündigung eines Übereinkommens | 69 | ||
c) Außerkraftsetzung und Aufhebung von Übereinkommen | 70 | ||
4. Zeitgemäße, Interim-Status- und veraltete Übereinkommen | 71 | ||
II. Empfehlungen | 72 | ||
III. Erklärungen | 73 | ||
D. Überwachung der Einhaltung der Normen | 76 | ||
I. Regelmäßige Kontrolle durch Überprüfung der Staatenberichte | 76 | ||
1. Überprüfung durch den Sachverständigenausschuss | 77 | ||
a) Entwicklung des Sachverständigenausschusses | 78 | ||
aa) 1926–1939: Einrichtung des Sachverständigenausschusses und erste Erfolge | 78 | ||
bb) 1944–1961: Erweiterung des Mandats | 80 | ||
cc) 1962–1989: Stärkung der Beteiligungsrechte der Sozialpartner und Überprüfung der praktischen Umsetzung der Übereinkommen | 81 | ||
dd) 1990–2012: Anpassung der Methodik an die Neuausrichtung der ILO im Kontext der Globalisierung | 83 | ||
ee) 2012 bis heute: Überlegungen zur weiteren Verbesserung des Überwachungsmechanismus | 83 | ||
b) Die veröffentlichten Berichte | 86 | ||
c) Formen der Anmerkungen des Sachverständigenausschusses | 87 | ||
2. Normenanwendungsausschuss als politisches Follow-up-Verfahren | 89 | ||
a) Mandat des Normanwendungsausschusses | 89 | ||
b) Formen der Anmerkungen des Normanwendungsausschusses | 90 | ||
aa) Liste der 24 Fälle gravierender Verstöße | 91 | ||
bb) Special paragraphs | 91 | ||
cc) Überlegungen zur Reform | 92 | ||
c) Kein Rangverhältnis zwischen Sachverständigenausschuss und Normanwendungsausschuss | 93 | ||
II. Anlassbezogene Kontrollverfahren | 94 | ||
1. Beschwerdeverfahren nach Art. 24f. ILO-Verfassung | 95 | ||
2. Klageverfahren nach Art. 26ff. ILO-Verfassung | 97 | ||
3. Spezielles Verfahren bei Verstößen gegen die Vereinigungsfreiheit | 99 | ||
III. Bewertung des Überwachungssystems | 101 | ||
E. Norminterpretation | 102 | ||
I. Interpretationsmethodik | 102 | ||
1. Auslegung anhand der Vorgaben der WVK | 102 | ||
2. Einheitliche Interpretation ohne die Beachtung nationaler Besonderheiten | 104 | ||
II. Norminterpreten | 105 | ||
1. Internationaler Gerichtshof | 106 | ||
a) Unbestrittene Verbindlichkeit der Auslegung des IGH | 106 | ||
b) Keine Anrufung des IGH zur Klärung des Gewährleistungsgehalts von Art. 3 Übereinkommen Nr. 87 oder der Reichweite des Mandats des Sachverständigenausschusses | 107 | ||
2. Internes Gericht für Auslegungsstreitigkeiten | 111 | ||
a) Derzeitige Überlegungen zur Aktivierung von Art. 37 Abs. 2 ILO-Verfassung | 112 | ||
b) Einrichtung als ständiges Gericht oder Ad-hoc-Gericht | 113 | ||
c) Einsetzung des ILO-internen Gerichts als Gefahr für die Funktionsfähigkeit des Normüberwachungsverfahrens | 115 | ||
3. Internationale Arbeitskonferenz | 115 | ||
4. Normanwendungsausschuss | 117 | ||
5. Verwaltungsrat | 117 | ||
6. Internationales Arbeitsamt | 117 | ||
7. Sachverständigenausschuss | 118 | ||
a) Historische Entwicklung | 119 | ||
aa) Enge Mandatierung in den 1930er Jahren | 119 | ||
bb) Allgemeine Akzeptanz der Spruchpraxis bis 1989 | 120 | ||
cc) Vorboten des Konflikts im Zeitraum 1989–1996 | 123 | ||
dd) Eskalation des Konflikts auf der IAK 2012 | 127 | ||
ee) Wiederannäherungen | 128 | ||
ff) Weitestgehende Beilegung des Konflikts durch gemeinsame Erklärung der Sozialpartner | 130 | ||
b) Mandat zur Überwachung umfasst Mandat zur Auslegung der Übereinkommen | 133 | ||
c) Bindungswirkung der Spruchpraxis | 134 | ||
aa) Keine generelle Verbindlichkeit aufgrund einer institutionell-rechtlichen Regel | 134 | ||
(1) Eindeutige Zuweisung des Rechts zur verbindlichen Auslegung an den IGH oder ein internes Gericht | 134 | ||
(2) Keine weitergehenden Rechte als die des Verwaltungsrats | 135 | ||
(3) „Feststehende Übung“ i.S.v. Art. 5 WVK i.V.m. Art. 2 Abs. 1 lit. j) WVK-IO spricht für Unverbindlichkeit | 135 | ||
(4) Vergleich mit anderen Menschenrechtsausschüssen | 137 | ||
bb) Berücksichtigung der Spruchpraxis bei der Auslegung einzelner Übereinkommen als „spätere Übung“, Art. 31 Abs. 3 lit. b) WVK | 137 | ||
(1) Berücksichtigung einer späteren Übung im Bereich des Menschenrechtsschutzes anerkannt | 138 | ||
(2) Tatbestandsvoraussetzungen der ergänzenden Auslegungsregel des Art. 31 Abs. 3 lit. b) WVK | 139 | ||
(a) „Bei der Anwendung des Vertrags“ | 140 | ||
(b) „Spätere Übung“ | 140 | ||
(c) Maßgebliche Parteien für die Bestimmung einer „Übereinstimmung“ | 140 | ||
(d) Bestehen einer „Übereinstimmung“ | 142 | ||
(aa) Zustimmung als Schweigen in Ausnahmefällen anerkannt | 142 | ||
(bb) Gegenausnahme: Keine Annahme einer Zustimmung bei Schweigen zu Bemerkungen internationaler Überwachungsausschüsse | 143 | ||
(cc) Folge: Feststellung der Zustimmung allein anhand der Äußerungen der Vertreter der Regierungs-, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern | 144 | ||
(dd) Notwendigkeit einer Übereinstimmung über die Beantwortung der konkrete Frage | 144 | ||
(3) Kein Verstoß gegen Art. 37 ILO-Verfassung | 145 | ||
d) Zwischenfazit und Einordnung des Ergebnisses | 145 | ||
8. Ausschuss für Vereinigungsfreiheit | 146 | ||
a) Sammlung und Abstrahierung der Entscheidungen zu Spruchpraxis in der compilation of decisions | 146 | ||
b) Bindungswirkung der Spruchpraxis | 147 | ||
9. Praktische Bedeutsamkeit der Spruchpraxis | 148 | ||
a) Rezeption durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte | 149 | ||
aa) Vereinzelte Rezeptionen zwischen 1983 und 2005: Van der Mussele, Sidabras, Wilson, Tüm Haber Sen und weitere | 149 | ||
bb) Evolutiv-völkerrechtsfreundliche Auslegungsmethodik seit Demir und Baykara | 150 | ||
(1) „Zusammenführung“ bekannter Auslegungsmethodik | 150 | ||
(2) Bindung der Mehrheit der Mitgliedstaaten der EMRK genügt | 152 | ||
(3) Berücksichtigung der Spruchpraxis | 154 | ||
cc) Rezeption der ILO-Normen und Spruchpraxis als ständige Rechtsprechung: Enerji Yapi-Yol Sen, Kiyutin, Palomo Sanchez, Stummer, Graziani-Weiss, Tymoshenko | 155 | ||
dd) „Selektive“ Anwendung der evolutiv-völkerrechtsfreundlichen Auslegungsmethodik | 156 | ||
(1) Keine Auseinandersetzung mit der Spruchpraxis etwa in HLS, K.M.C., Icelandic Association of Academics und Barbulsecu | 156 | ||
(2) Ausdrückliche Abweichung in RMT | 158 | ||
ee) „Abweichung nach oben“ weiterhin möglich: Matelly und Adefdromil | 159 | ||
ff) Rezeption von Übereinkommen (Béláné Nagy, Chowdury, Acar) und Spruchpraxis (Manole, Ognevenko, S.M.) weiterhin Teil der Auslegungsmethodik des EGMR | 160 | ||
gg) Der Ausschuss für Vereinigungsfreiheit als internationale Untersuchungsinstanz im Sinne von Art. 35 Abs. 2 lit. b) EMRK | 163 | ||
hh) Zwischenfazit | 164 | ||
b) Rezeption von ILO-Spruchpraxis durch den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte | 164 | ||
c) Rezeption durch nationale (Verfassungs-)Gerichte | 167 | ||
aa) Rezeption der Spruchpraxis durch den kanadischen Obersten Gerichtshof | 167 | ||
bb) Rezeption der Spruchpraxis durch das Südafrikanische Verfassungsgericht am Beispiel der Tarifeinheit | 168 | ||
F. Fazit zu Teil 1 | 169 | ||
Teil 2: Kollidierende Vorgaben des ILO- und Unionsrechts | 171 | ||
A. Laval- und Viking-Line-Entscheidungen | 173 | ||
I. Die Entscheidungen | 173 | ||
1. Das Nordische Korporatismus-Modell | 173 | ||
2. Der Laval-Sachverhalt | 175 | ||
3. Der Viking-Line-Sachverhalt | 176 | ||
4. Begründung des EuGH | 177 | ||
5. Auswirkungen der Entscheidungen | 178 | ||
II. Die Unvereinbarkeit mit ILO-Normen: Schlussfolgerungen des Sachverständigenausschusses in den Bericht 2010–2013 | 180 | ||
1. BALPA-Fall | 180 | ||
2. Gesetzesänderungen in Schweden (Lex Laval) und Entscheidung des Arbetsdomstolen | 181 | ||
III. Jahrelanges Festhalten der EU an den Laval- und Viking-Line-Entscheidungen | 183 | ||
1. Bewusstsein der Unvereinbarkeit: Rezeption der ILO-Spruchpraxis in der Begründung des Monti-II-Verordnungsentwurfs | 183 | ||
2. Bestätigung der Laval/Viking Line-Linie in der Fonnship-Entscheidung | 184 | ||
3. Die Mitteilung „Aviation: Open and connected Europe“ der Europäischen Kommission | 186 | ||
4. Völkerrechtskonformität aufgrund der Reform der EntsendeRL weitesgehend hergestellt | 187 | ||
IV. Bevorstehende Kollission: Die Holship-Entscheidung des EFTA-Gerichtshofs vor dem EGMR | 189 | ||
1. Einleitender Exkurs: Übereinkommen Nr. 137 und die Rechtsprechung des EuGH zur Hafenarbeit | 190 | ||
2. Der Holship-Sachverhalt | 194 | ||
3. Entscheidung des EFTA-Gerichtshofs und des norwegischen Obersten Gerichtshofs | 195 | ||
4. Bisher neutrale Haltung des Sachverständigenausschusses zu potentiellen Verstößen gegen Übereinkommen Nr. 137 | 197 | ||
5. Verfahren vor dem EGMR und Aufeinandertreffen der Viking-Line- und Laval-Rechtsprechung mit den Demir und Baykara-Grundsätzen | 199 | ||
B. Bewältigung der griechischen Staatsschuldenkrisen | 201 | ||
I. Die arbeitsrechtlichen Reformen in Griechenland auf Basis der Memoranda of Understanding | 202 | ||
II. Schlussfolgerungen der Ausschüsse, Ergebnisse der High-Level-Mission | 203 | ||
1. 2011: Aufnahme in die Liste der gravierendsten Verletzungen durch den Normanwendungsausschuss | 203 | ||
2. 2011: Bericht der High-Level-Mission | 204 | ||
3. 2012: Schlussfolgerungen des Ausschusses für Vereinigungsfreiheit im Verfahren Nr. 2820 | 205 | ||
4. 2012–2014: Bericht des Sachverständigenausschusses | 206 | ||
5. 2015–2020: Kein Verweis auf Auflagen der Troika trotz neuem Memorandum of Understanding | 207 | ||
III. Erkenntnisse | 209 | ||
C. Vereinbarkeit der FNV-Kunsten-Entscheidung mit völkerrechtlichen Vorgaben? | 210 | ||
I. Die FNV-Kunsten-Entscheidung | 210 | ||
II. Die Schlussfolgerungen der Überwachungsausschüsse der ILO | 212 | ||
1. Keine Annahme eines Verstoßes durch den Sachverständigenausschuss | 212 | ||
2. Geteilte Meinungen im Normanwendungsausschuss über das Vorliegen eines Verstoßes | 213 | ||
III. Erkenntnisse | 213 | ||
D. Zwischenfazit und daraus resultierende Fragestellung | 214 | ||
Teil 3: Völkerrechtliche Bindung der EU an ILO-Normen | 215 | ||
A. Grundlagen: Institutionelle Beziehungen zwischen ILO und EU | 215 | ||
I. Beobachterstatus der EU und Beziehungen der Kommission zur ILO | 216 | ||
II. Beziehungen zu anderen Organen, Institutionen und Stellen der EU | 219 | ||
III. Rolle der ILO bei der Entstehung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft | 220 | ||
1. Französische Forderungen nach Harmonisierung des Arbeits- und Sozialrechts | 220 | ||
2. Die erste europäische Regionalkonferenz der ILO | 221 | ||
3. Der Ohlin-Bericht | 222 | ||
4. Auswirkungen des Ohlin-Berichts auf den Inhalt des EWG-Vertrags | 223 | ||
B. Kraft Bindung an Völkergewohnheitsrecht und allgemeine Rechtsgrundsätze des Völkerrechts | 225 | ||
C. Kraft Beitritt zur ILO und anschließender Ratifizierung der Übereinkommen | 228 | ||
I. Erfordernisse einer komplementären Mitgliedschaft auf völkerrechtlicher Ebene | 228 | ||
1. Problematische Steigerung des Einflusses der EU? | 230 | ||
2. Gefahr der Bindung der EU-Mitgliedstaaten gegen ihren Willen | 230 | ||
3. Notwendigkeit gesteigerter Beteilgung europäischer Sozialpartner | 231 | ||
4. Zwischenfazit | 232 | ||
II. Erfordernisse einer komplementären Mitgliedschaft auf EU-Ebene | 232 | ||
1. Implizite geteilte auswärtige Kompetenz für das Gebiet des Arbeits- und Sozialrechts | 233 | ||
2. Kein Entgegenstehen des Streitbeilegungs- und Auslegungsmonopols des EuGH | 235 | ||
D. Kraft Ratifizierung einzelner Übereinkommen ohne Beitritt zur ILO | 237 | ||
E. Kraft völkerrechtlicher einseitiger Bindungserklärung | 239 | ||
F. Kraft Funktionsnachfolge | 240 | ||
I. Voraussetzungen einer Funktionsnachfolge nach der Rechtsprechung des EuGH | 240 | ||
II. Völkerrechtliche Erwägungen | 242 | ||
1. Übertragung der Regeln zur Staatensukzession | 243 | ||
2. Treu und Glauben (Hypothekentheorie) | 244 | ||
3. Funktionsnachfolge als eigener Rechtssatz | 245 | ||
III. Keine Bindung der Union an die Übereinkommen der ILO kraft Funktionsnachfolge | 245 | ||
G. Fazit zu Teil 3 | 246 | ||
Teil 4: Unionsrechtliche Mechanismen zur Berücksichtigung von ILO-Normen | 247 | ||
A. Transformation der Gewährleistungsinhalte von Übereinkommen | 247 | ||
I. SeearbeitsübereinkommensdurchführungsRL 2009/13/EG | 248 | ||
1. Übertragung des Inhalts des Seearbeitsübereinkommens | 248 | ||
2. Übernahme der Änderungen der Codes des Seearbeitsübereinkommens | 251 | ||
II. FischereiarbeitsbedingungenRL 2017/159/EU | 252 | ||
B. Keine Bindung, aber befristeter Vorrang von Übereinkommen nach Art. 351 AEUV | 253 | ||
I. Kein Vorliegen der Voraussetzungen des Art. 351 Abs. 1 AEUV in den Van-Wesemael- und Höpfner-und-Elser-Entscheidungen | 255 | ||
II. „Relative Unwirksamkeit der Übertragung“: Stoeckel-, Levy- und Minne-Entscheidungen | 256 | ||
1. Auseinandersetzung mit Übereinkommen Nr. 89 durch den Generalanwalt und den EuGH | 256 | ||
2. Konsistenz der Schlussanträge mit der Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses | 258 | ||
3. Rechtsfolge: Vorläufiger Vorrang der ILO-Übereinkommen | 258 | ||
III. Vanitas-Absatz 2: Die Kommission/Österreich-Entscheidung | 259 | ||
1. Rechtsfolge: Pflicht zur Kündigung eines Übereinkommens bei Unvereinbarkeit mit Unionsrecht | 259 | ||
2. Auflösung der Problematik in der ILO | 260 | ||
3. Befristung des Vorrangs auf höchstens 10 Jahre und 364 Tage | 261 | ||
IV. Regelungslücke für Übereinkommen, die Völkergewohnheitsrecht kodifizieren | 261 | ||
V. Zwischenfazit | 262 | ||
C. Gebot der Berücksichtigung der ILO-Normen im Rahmen der Auslegung der GRCh | 263 | ||
I. Anwendungsbereich der Charta | 263 | ||
1. „Keine Erweiterung der Kompetenzen“ | 263 | ||
2. Verpflichtete | 263 | ||
a) Organe, Einrichtungen und sonstige Stellen der Union | 264 | ||
b) Mitgliedstaaten „ausschließlich bei der Durchführung des Rechts der Union“ | 266 | ||
aa) Weite Auslegung des Begriffs der Durchführung in Åkerberg Fransson, Alemo-Herron und Asklepios | 267 | ||
bb) Engere Auslegung des Begriffs in Iida, Siragusa, Hernández und weiteren Entscheidungen | 269 | ||
II. Berücksichtigung der Normen der ILO | 271 | ||
1. Gebot der Berücksichtigung, Art. 53 GRCh | 272 | ||
a) Berücksichtigungsgebot als wichtigste Rechtsfolge | 272 | ||
b) Inhalt des Berücksichtigungsgebots | 274 | ||
c) Berücksichtigungsgebot aus Art. 53 GRCh nur für ILO-Verfassungsprinzipien und gewisse Übereinkommen | 275 | ||
aa) Anlehnung an das Mehrheitsprinzip des EGMR nicht überzeugend | 276 | ||
bb) Abstellen auf Ratifizierung der Übereinkommen | 276 | ||
cc) Abstellen auf Beteiligung der Mitgliedstaaten am Abschluss der Übereinkommen und Empfehlungen | 277 | ||
dd) Kombination der Ansätze maßgeblich | 277 | ||
2. Gebot der Berücksichtigung im Rahmen des Befolgungsgebots nach Art. 52 Abs. 3 S. 1 GRCh | 279 | ||
3. Allgemeiner Rechtsgrundsatz der völkerrechtsfreundlichen Auslegung | 281 | ||
4. Auslegung der Grundrechtecharta im Lichte der Sekundärrechtsakte und deren Erwägungsgründe | 282 | ||
5. Zwischenfazit | 283 | ||
III. Berücksichtigung der Spruchpraxis der zuständigen Ausschüsse | 283 | ||
1. Die Grant-Entscheidung zur Berücksichtigung von Spruchkörpern internationaler Organisationen | 284 | ||
a) Ablehnung der Spruchpraxis des UN-Ausschusses für Menschenrechte zur Auslegung von Art. 28 IPbpR | 285 | ||
b) Folgerung abstrakter Kriterien für Berücksichtigung von Spruchpraxis | 286 | ||
c) Weitere Entscheidungen mit Bezügen zu Schlussfolgerungen internationaler Menschenrechtsausschüsse | 288 | ||
2. Zwischenfazit | 289 | ||
IV. Parallele Normen: GRCh – ILO-Normen | 290 | ||
D. Gebot der Berücksichtigung der ILO-Normen bei der Bestimmung allgemeiner Rechtsgrundsätze | 292 | ||
I. Allgemeine Rechtsgrundsätze als eigene Rechtsquelle des Grundrechtsschutzes neben der GRCh | 292 | ||
II. ILO-Normen als Rechtserkenntnisquelle für allgemeine Grundsätze des Unionsrechts | 294 | ||
E. Gebot der Berücksichtigung von ILO-Normen aufgrund von Bezugnahmen in Verordnungen | 295 | ||
I. Allgemeines-Präferenzsystem-VO 978/2012 | 296 | ||
1. Bezugnahmen der APS-Verordnung auf die acht Kernarbeitsübereinkommen | 296 | ||
2. Auswirkungen auf die Auslegung der Bezugnahmen in arbeitsrechtlichen Richtlinien und anderen Rechtsakten | 297 | ||
II. AntidumpingVO 2016/1036 und AntisubventionsVO 2016/1037 | 298 | ||
III. Europäische ArbeitsbehördenVO 2019/1149 | 300 | ||
IV. Nachhaltige Investitions-Rahmen-VO 2020/852 | 301 | ||
F. Berücksichtigung wegen Bezugnahmen auf ILO-Normen in Richtlinien | 302 | ||
I. Durch EuGH und Generalanwälte berücksichtigte Bezugnahmen | 303 | ||
1. Gleichbehandlungs-Rahmen-RL 2000/78/EG und weiterer primär- und sekundärrechtlicher Diskriminierungsschutz | 304 | ||
a) Die einschlägigen Übereinkommen und Empfehlungen der ILO | 305 | ||
aa) Diskriminierung wegen des Geschlechts | 305 | ||
bb) Diskriminierungen wegen anderer Merkmale | 306 | ||
b) Entscheidungen zur Auslegung von RL 2000/78/EG mit ausdrücklicher Rezeption von ILO-Normen | 307 | ||
aa) Marschall-Entscheidung | 307 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 307 | ||
(2) Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses | 307 | ||
(3) Keine Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 309 | ||
bb) Egenberger- und I.R.-Entscheidungen | 309 | ||
cc) Rezeption von EuGH-Entscheidungen zur Auslegung der RL 2000/78/EG durch den Sachverständigenausschuss | 311 | ||
c) Rezeption von ILO-Normen trotz fehlendem Verweises in Art. 157 AEUV, der Arbeitnehmer-Gleichbehandlungs-RL 2006/54/EG und der TeilzeitRL 97/81/EG | 311 | ||
aa) Defrenne-I-Entscheidung | 312 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 312 | ||
(2) Keine Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses | 313 | ||
(3) Entscheidung des EuGH | 314 | ||
bb) Sabbatini-Bertoni-Entscheidung | 314 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 314 | ||
(2) Keine Rezeption in der Entscheidung | 315 | ||
cc) Defrenne-II-Entscheidung | 315 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 316 | ||
(2) Keine Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses möglich | 316 | ||
(3) Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 316 | ||
dd) Defrenne-III-Entscheidung | 317 | ||
ee) Macarthys-Entscheidung | 319 | ||
ff) Voß-Entscheidung | 319 | ||
2. ArbeitszeitRL 2003/88/EG | 321 | ||
a) Die einschlägigen Übereinkommen und Empfehlungen der ILO | 322 | ||
b) Die Bezugnahme auf die ILO-Normen in Erwägungsgrund Nr. 6 der Richtlinie | 323 | ||
aa) Reichweite des Verweises | 323 | ||
bb) Auslegung des Verweises | 324 | ||
c) Bezahlter Jahresurlaubsanspruch | 325 | ||
aa) FNV-Entscheidung | 325 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 325 | ||
(2) Einschlägige Spruchpraxis | 326 | ||
(3) Keine Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 326 | ||
bb) Schultz-Hoff-Entscheidung | 327 | ||
(1) Die deutschen Gerichte und das Übereinkommen Nr. 132 | 327 | ||
(2) Rezeption in den Schlussanträgen | 328 | ||
(3) Einschlägige Spruchpraxis zum Zeitpunkt der Entscheidung | 329 | ||
(4) Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 331 | ||
(5) Exkurs: Rezeption der EuGH-Entscheidung durch den Sachverständigenausschuss | 331 | ||
cc) KHS-Entscheidung | 332 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 333 | ||
(2) Keine ergiebige Spruchpraxis des Sachverständigenausschusses zur achtzehnmonatigen Begrenzung bei Krankheit | 334 | ||
(3) Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 334 | ||
(4) Exkurs: Rezeption der EuGH-Entscheidung durch den Sachverständigenausschuss | 335 | ||
dd) Williams-Entscheidung | 336 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 336 | ||
(2) Keine ergiebige Spruchpraxis zur Berechnung des Urlaubsentgeltanspruches | 337 | ||
(3) Keine Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 338 | ||
ee) King-Entscheidung | 338 | ||
(1) Rezeption in den Schlussanträgen | 339 | ||
(2) Keine ergiebige Spruchpraxis zur achtzehnmonatigen Befristung bei fehlender Regelung und Möglichkeit den Urlaub zuvor zu nehmen | 339 | ||
(3) Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 339 | ||
ff) Dicu-Entscheidung | 341 | ||
(1) Schlussanträge des Generalanwalts | 341 | ||
(2) Keine ergiebige Spruchpraxis zum Verfall des Urlaubs bei Elternzeit | 341 | ||
(3) Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 342 | ||
gg) Bauer- und Shimizu-Entscheidungen | 342 | ||
d) Mindestruhezeiten und wöchentliche Höchstarbeitszeiten – Simap-Entscheidung | 344 | ||
aa) Rezeption in den Schlussanträgen | 345 | ||
bb) Zum Zeitpunkt der Entscheidung keine ergiebige Spruchpraxis zur Einordnung von Bereitschaftszeiten | 345 | ||
cc) Keine Rezeption in der Entscheidung des EuGH | 346 | ||
dd) Exkurs: Rezeption der EuGH-Entscheidung durch den Sachverständigenausschuss | 347 | ||
3. Bewertung der bisherigen Rezeptionspraxis des EuGH und der Generalanwälte | 349 | ||
a) Einordnung der bisherigen Rezeptionspraxis | 349 | ||
b) Konsistenz der Rezeptionspraxis des EuGH mit der Spruchpraxis der ILO-Ausschüsse | 350 | ||
II. Bislang nicht berücksichtigte Bezugnahmen in Richtlinien | 351 | ||
1. JugendarbeitsschutzRL 94/33/EG | 352 | ||
2. Erneuerbare-Energien-RL 2009/28/EG und Otto-und-Dieselkraftstoffe-Qualitäts-RL 98/70/EG | 353 | ||
3. RL 2011/36/EU zur Bekämpfung und Verhütung des Menschenhandels | 355 | ||
4. EU-Offshore-Erdöl-und Erdgasaktivitäten-RL 2013/30/EU | 356 | ||
5. Öffentliche-Auftragsvergabe-RL 2014/24/EU, SektorenRL 2014/25/EU und KonzessionsRL 2014/23/EU | 357 | ||
a) Konformität der Vergaberichtlinien mit Übereinkommen Nr. 94 | 357 | ||
b) Kollision der Grundfreiheiten mit Übereinkommen Nr. 94 im Rahmen der Vergabe öffentlicher Aufträge – Rüffert-Entscheidung | 358 | ||
aa) Kollision mit Übereinkommen Nr. 94 | 361 | ||
bb) Spruchpraxis vor der Entscheidung Rüffert | 361 | ||
cc) Spruchpraxis nach der Entscheidung Rüffert | 363 | ||
dd) Weitere Folgen | 364 | ||
6. CSR-Reporting-RL 2014/95/EU zur Änderung der BilanzRL 2013/34/EU | 365 | ||
a) Inhalt der Richtlinie | 365 | ||
b) Bezugnahmen auf ILO-Normen | 366 | ||
c) Bewertung | 367 | ||
7. Zwischenfazit zu bisher unberücksichtigten Bezugnahmen | 368 | ||
G. Fazit zu Teil 4 und Ausblick | 369 | ||
Teil 5: Vom Gebot der Berücksichtigung der Normen der ILO zu ihrer tatsächlichen Berücksichtigung | 371 | ||
A. Steigerung der Sichtbarkeit der Bezüge der ILO-Normen zum Unionsrecht | 371 | ||
I. Maßnahmen der ILO | 372 | ||
1. Verbesserte Auffindbarkeit der Normen und Spruchpraxis der ILO | 372 | ||
2. General survey zu den Bezügen inter- und supranationalen Rechts zu den Normen der ILO | 372 | ||
3. Regelmäßige Fortbildung der EuGH-Référendaires auf dem Gebiet des Arbeitsvölkerrechts | 373 | ||
II. Maßnahmen der EU | 374 | ||
1. Zweite offizielle Erläuterungen der GRCh mit Verweisen auf die völkerrechtlichen Rechtserkenntnisquellen | 374 | ||
2. Bezugnahmen auf ILO-Normen in neuen Sekundärrechtsakten | 375 | ||
B. Sicherstellung der Berücksichtigung der ILO-Normen und Spruchpraxis in Verfahren vor dem EuGH | 377 | ||
I. Konkretisierung der Verfahrensordnung des EuGH: Aufarbeitung der völkerrechtlichen Vorgaben durch den Generalanwalt | 377 | ||
II. Vorlagefragen mit Verweisen auf Arbeitsvölkerrecht | 378 | ||
III. Einholung von Gutachten des Internationalen Arbeitsamts | 379 | ||
Gesamtfazit | 380 | ||
Literaturverzeichnis | 383 | ||
Sachwortverzeichnis | 415 |