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“Es ist unmoralisch, Geld von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben.“ Vom Sinn des Sozialstaats

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Paul, A. “Es ist unmoralisch, Geld von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben.“ Vom Sinn des Sozialstaats. Sociologia Internationalis, 46(1), 1-30. https://doi.org/10.3790/sint.46.1.1
Paul, Axel T "“Es ist unmoralisch, Geld von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben.“ Vom Sinn des Sozialstaats" Sociologia Internationalis 46.1, , 1-30. https://doi.org/10.3790/sint.46.1.1
Paul, Axel T: “Es ist unmoralisch, Geld von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben.“ Vom Sinn des Sozialstaats, in: Sociologia Internationalis, vol. 46, iss. 1, 1-30, [online] https://doi.org/10.3790/sint.46.1.1

Format

“Es ist unmoralisch, Geld von den Reichen zu nehmen und den Armen zu geben.“ Vom Sinn des Sozialstaats

Paul, Axel T

Sociologia Internationalis, Vol. 46 (2008), Iss. 1 : pp. 1–30

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1PD Dr. Axel T. Paul, Institut für Soziologie, Universität Freiburg, D-79085 Freiburg.

Cited By

  1. Inklusion und Exklusion: Analysen zur Sozialstruktur und sozialen Ungleichheit

    Einleitung: Inklusion und soziale Ungleichheit

    Windolf, Paul

    2009

    https://doi.org/10.1007/978-3-531-91988-1_1 [Citations: 5]

Abstract

Gegenstand des Artikels ist das zwar immer wieder zu Recht behauptete, theoretisch aber nur selten überzeugend ausbuchstabierte wechselseitige Implikationsverhältnis von Markt und Sozialstaat. Ausgehend von François Ewalds Untersuchung über die “Versicherungs-Gesellschaft“ kann aufgezeigt werden, daß die seit dem 19. Jahrhundert in Europa etablierten Sozialversicherungssysteme die Logik des Vertrags mit der Grammatik des Gabentauschs verschwisterten. Vor diesem Hintergrund gewinnt die vielbeschworene nicht nur wirtschaftliche, sondern ebenso kulturelle Krise des Sozialstaats eine neue Dimension. Auf dem Spiel steht mit der inzwischen von vielen geforderten Reprivatisierung der Sozialversicherungssysteme einerseits und der Umstellung der herkömmlichen welfare-auf workfare-Politiken andererseits nicht weniger als die Kündigung des impliziten Gesellschaftsvertrags der Versicherungs-Gesellschaft. Die These lautet, daß, würden entsprechende Reformvorschläge Realität, der Sozialstaat als auch und gerade politische Inklusionsagentur sich in eine nur noch am wirtschaftlichen Äquivalenz-Prinzip orientierte, um die Idee der Gabe beraubte, den Arbeitsmarkt stützende und seine Logik ins Soziale spiegelnde Institution transformierte. Im ersten Abschnitt wird die Entstehung und Durchsetzung des europäischen Sozialstaats im 19. und 20. Jahrhundert im Spannungsfeld von instrumentellem und karitativem Handeln rekapituliert. Der zweite Abschnitt dient der Präzision des Reziprozitätsbegriffs sowie der Darstellung des sozialmoralischen Arrangements der Versicherungs-Gesellschaft. Abschnitt drei thematisiert die Krise des Sozialstaats in ihren wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Aspekten. In Abschnitt vier werden vordergründig ähnliche, in Hinblick auf ihre sozialmoralischen Implikationen gleichwohl diametral entgegengesetzte Vorschläge zur Einführung eines beitragsunabhängigen Basiseinkommens diskutiert. Absicht des Artikels ist es, einerseits die Figur des Gabentauschs als zur Analyse zeitgenössischer politischer und wirtschaftlicher Probleme tauglich auszuweisen und andererseits die Moral der Gabe gegen ihre versuchte Vereinnahmung durch das Marktprinzip zu verteidigen.

Abstract

The paper deals with the regularly and correctly assumed but theoretically rather seldom explicated reciprocal implication of the market and the welfare state. Based on François Ewald’s analysis of the “providential state“ it can be shown that the social insurance systems, which have been established in Europe since the 19th century, combine a contractual logic and one of gift exchange. It is argued that the widely called for re-privatisation of social security and the conversion of conventional welfare into workfare policies may eventually lead to the cancellation of the social contract of the welfare state. The author maintains that, should such reforms be thoroughly realized, the welfare state as an institution of political inclusion would become an agency that only replicates and embodies the principle of economic equivalence, instead of harbouring the ideal of gift exchange too and thereby cushioning the hardships of a capitalist labour market. The first section of the paper recalls instrumental as well as caring aspects of the evolution of the welfare state. Secondly the concept of reciprocity and the moral foundations of the providential state will be specified. Section three tackles the economic, social, political, and cultural dimensions of the social security crisis. Fourthly superficially similar but morally diametrically opposed proposals to introducing an unconditional basic income will be censored. In general it is the aim of the paper to prove the analytical potential of “the gift“ and to normatively defend its spirit against a consummation of the competitive market.