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Smarte Täter, naive Opfer? Eine Studie zur Typisierung der Opfer von Diebstahl und Wohnungseinbruch
Entorf, Horst | Rieckmann, Johannes
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 84 (2015), Iss. 2: pp. 11–26
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Goethe-Universität Frankfurt
- Horst Entorf, Prof. Dr., ist seit 2007 Professor für Ökonometrie an der Goethe-Universität Frankfurt. Zuvor war er zwischen 2001 und 2007 Professor für Empirische Wirtschaftsforschung an der TU Darmstadt und zwischen 1997 und 2001 Professor für Quantitative Methoden an der Universität Würzburg. Promotion (1990) und Habilitation (1994) erfolgten an der Universität Mannheim. Die aktuellen Forschungsinteressen umfassen empirische Arbeitsmarktforschung, Finanzmarktforschung, Bildungsökonomie, Ökonomie der Sicherheit sowie Ökonometrie der Kriminalität.
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DIW Berlin – Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
- Johannes Rieckmann, ist seit Juli 2013 in der Abteilung Entwicklung und Sicherheit am DIW Berlin beschäftigt. Davor arbeitete er für Unternehmensberatungen in Hamburg und Brüssel sowie für einige Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Volkswirtschaftstheorie und Entwicklungsökonomik an der Universität Göttingen. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit den Auswirkungen von Leitungswasserzugang und verbesserten Sanitärbedingungen auf jemenitische Haushalte; außerdem hat er die Auswirkungen militärischer und paramilitärischer Konflikte auf häusliche Gewalt in Kolumbien evaluiert. Im Rahmen seiner Tätigkeit am DIW entwickelte er gemeinsam mit Kollegen den WISIND-Sicherheitsindikator (www.sicherheitsindikator.de). Derzeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Bewegungsmustern und Bewältigungsstrategien mongolischer und kirgisischer nomadischer Hirten im Zusammenhang mit außergewöhnlich harten klimatischen Bedingungen.
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Abstract
Auf der Grundlage der Individualdaten einer umfassenden Viktimisierungsstudie untersuchen wir Gründe dafür, dass Menschen Opfer von Eigentumsdelikten werden. Die Interpretation der ökonometrischen Ergebnisse erfolgt unter der Prämisse, dass realisierte Straftaten durch Interaktion von Opfern und Tätern zustande kommen. So mutmaßen wir, dass zum Beispiel in Abwesenheit effektiver Präventivmaßnahmen (beziehungsweise bei naiven Opfern) einerseits und bei Vorhandensein rationaler Krimineller andererseits die Opfer eher unter Bürgern mit höherem Einkommen, höherer Bildung und größerem Aktivitätsgrad zu finden sein würden. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Opferwerdung tatsächlich mit höherer Bildung verbunden ist. Auch jüngere Personen sind häufiger Opfer als ältere, was im Einklang mit dem skizzierten Bild des rationalen Diebes und Einbrechers zu stehen scheint, der sein Glück verstärkt bei den mobilen und aktiven (und deshalb eher angreifbaren) Gruppen der Bevölkerung sucht. Nicht im Einklang mit dieser Hypothese steht hingegen unsere Beobachtung, dass Arbeitslose ein erhöhtes Einbruchsrisiko tragen.
JEL Classification: K42