Ostdeutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall: Was war und was ist heute mit der Wirtschaft?
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Ostdeutschland 20 Jahre nach dem Mauerfall: Was war und was ist heute mit der Wirtschaft?
Brenke, Karl | Zimmermann, Klaus F
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 78 (2009), Iss. 2 : pp. 32–62
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Brenke, Karl
- Karl Brenke war wissenschaftlicher Assistent an der Freien Universität Berlin und ist danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung tätig. Er hat seit 1990 in zahlreichen Studien den wirtschaftlichen Anpassungsprozess in Ostdeutschland untersucht.
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Zimmermann, Klaus F
- Klaus F. Zimmermann, Prof. Dr. rer. pol. habil, geb. 1952, Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität Bonn, Gründungsdirektor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, Präsident des Deutschen Instituts für Wirt schafts forschung (DIW Berlin), Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin und an der Renmin Universität Peking. Jahrelanges Mitglied in den Leitungsgremien der deutschen und europäischen Fachverbänden, dem Verein für Socialpolitik (VfS), der European Economic Association (EEA), der European Society for Population Economics (ESPE) und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute e. V. (ARGE). Gastprofessor an der University of Pennsyl vania, Phila delphia (USA), der Kyoto Universität, der Université Catholique de Louvain (Belgien) und dem Dartmouth College, Hanover (USA). Beratungstätigkeiten für die Bundes regierung, die britische und amerikanische Regierung, das deutsche und europäisches Parlament, die Euro päische Kommission und die Weltbank. Ausgezeichnet u. a. mit dem Distinguished John G. Diefenbaker Award des Canada Council for the Arts. Autor oder Herausgeber von mehr als 33 Fachbüchern und über 190 Aufsätzen in Fach zeitschriften und Sammelbänden. For schungs interessen: Arbeitsökonomie, Migration, Bevölkerungs öko nomie, Ethnizität, Industrieökonomie und Ökonometrie.
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Abstract
Der Artikel zeigt in den grundlegenden Zügen die Entwicklung in Ostdeutschland seit dem Beginn der Umstrukturierung und zieht eine Bilanz zum Stand des Anpassungsprozesses nach 20 Jahren des Mauerfalls. Wie sich an der Entwicklung der Wirtschaftsleistung zeigen lässt, ist der wirtschaftliche Neuaufbau gut voran gekommen. Allerdings ist das Resultat hinter den Erwartungen zur Wendezeit zurückgeblieben. Und weiterhin sind die neuen Bundesländer weit davon entfernt, wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen zu können. Sie werden noch massiv unterstützt; besonders stark sind die Einkommenstransfers – und bei den Haushaltseinkommen hat Ostdeutschland stärker aufgeholt als bei der Wirtschaftsleistung. Ausdruck der Rückständigkeit ist neben einem relativ großen Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten eine vergleichsweise geringe Produktivität. Deren Ursachen sind vielfältig. So mangelt es an Beschäftigung und Wertschöpfung in solchen Sektoren, die generell eine vergleichsweise hohe Produktivität vorweisen, und exemplarisch für das verarbeitende Gewerbe lässt sich zeigen, dass größere Betriebe unterrepräsentiert sind, und dass Arbeitsplätze, die eine höhere Qualifikation voraussetzen, relativ weniger als im Westen zu finden sind. Hinzu kommt eine bisher nur wenig beachtete Einflussgröße: die im Vergleich zu den alten Bundesländern viel dünnere Besiedlungsdichte Ostdeutschlands. Insbesondere für die alten Bundesländer lässt sich zeigen, dass eine überdurchschnittliche Wirtschaftsleistung in erheblichem Maße mit einer starken Besiedlungsdichte zusammenhängt. In Ostdeutschland ist das auch der Fall – wegen der enormen Ausgleichswirkungen der Sozialtransfers aber weniger deutlich als im Westen. Es wäre eine Illusion zu glauben, solche Strukturunterschiede mittelfristig ausgleichen zu können, zumal die Differenzen in der Raumstruktur zwischen Ost und West historischen Charakter haben. Überdies gibt es sowohl innerhalb der alten wie innerhalb der neuen Bundesländer große regionale Disparitäten. Fast 20 Jahre nach der Deutschen Einheit sollte man deshalb Abschied von den meist zu simplen Ost-West-Vergleichen nehmen. Vielmehr sollte die Frage in den Vordergrund gerückt werden, welche Wachstumsmöglichkeiten die einzelnen Regionen Ostdeutschlands tatsächlich – auch angesichts der demografischen Veränderungen – überhaupt haben. Zu einem “neuen politischen Realismus“ gehört neben dem längst überfälligen Abbau von Subventionen eine Neuausrichtung der Regionalförderung, und zwar nicht speziell für Ostdeutschland, sondern im gesamtdeutschen Rahmen unter Einbeziehung der neuen Bundesländer.
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