Sind Niedriglöhne der Motor für Dienstleistungen?
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Sind Niedriglöhne der Motor für Dienstleistungen?
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 72 (2003), Iss. 1 : pp. 36–50
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1Institut Arbeit und Technik des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen, Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen.
Abstract
Dienstleistungen sind in Deutschland unterentwickelt, und es spricht vieles dafür, dass hier Wachstumspotentiale liegen. Durch die Korrelation der Dienstleistungsbeschäftigung in den verschiedenen EU-Ländern mit Indikatoren für unterschiedliche, in der theoretischen Debatte genannte Einflussfaktoren werden wichtigste Triebkräfte für das Wachstum der Dienstleistungsbeschäftigung analysiert. Dies sind neben der Erhöhung der Einkommen: (1) der Übergang zur Qualitätsproduktion im sekundären Sektor, (2) die Professionalisierung von Dienstleistungen, (3) moderne Arbeitszeitmodelle, (4) die Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt und (5) der Ausbau des Sozialstaates und anderer Finanzierungsmechanismen zur Überwindung der Kostenkrankheit bei gesellschaftlich wichtigen Diensten sowie (6) länderspezifische Spezialisierungen im Dienstleistungsexport. Zwischen Einkommensungleichheit und Dienstleistungsbeschäftigung konnte hingegen kein positiver Zusammenhang nachgewiesen werden. Einkommensdifferenzierungen erscheinen nicht als geeignetes Instrument zur Entwicklung von Dienstleistungen in Deutschland. Vorgeschlagen wird ein Maßnahmepaket der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modernisierung. Zentrale und kostenempfindliche Dienste wie Bildung, Gesundheit und Pflege müssen in einer Wissensgesellschaft weiterhin für jeden zugänglich sein und daher unter öffentlicher Verantwortung stehen.
Services in Germany are underdeveloped and there are many indications that there is real potential for growth here. By correlating service-sector employment in the EU member states with indicators for the various influential factors discussed in the service debate, the most important forces driving the growth of service-sector employment were analysed. In addition to increased incomes, they are: (1) a shift to high-quality production in manufacturing, (2) the professionalisation of services, (3) modern working-time systems, (4) the integration of women into the labour market, (5) the extension of the welfare state and of other financial mechanisms to overcome the cost disease that afflicts socially important services and (6) national specialisations in the export of services. However, no positive correlation has been established between income inequality and service-sector employment. The author concludes that income differentiation is not a suitable instrument for the development of services in Germany. He proposes measures for social and economic modernisation. In a knowledge-based society, basic cost-sensitive services such as education, health care and nursing must continue to be accessible to all and should therefore remain in public hands.