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Steuerpolitik im Dienste der Umverteilung: Eine makroökonomische Ergänzung

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Truger, A. Steuerpolitik im Dienste der Umverteilung: Eine makroökonomische Ergänzung. Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, 82(1), 43-59. https://doi.org/10.3790/vjh.82.1.43
Truger, Achim "Steuerpolitik im Dienste der Umverteilung: Eine makroökonomische Ergänzung" Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung 82.1, , 43-59. https://doi.org/10.3790/vjh.82.1.43
Truger, Achim: Steuerpolitik im Dienste der Umverteilung: Eine makroökonomische Ergänzung, in: Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, vol. 82, iss. 1, 43-59, [online] https://doi.org/10.3790/vjh.82.1.43

Format

Steuerpolitik im Dienste der Umverteilung: Eine makroökonomische Ergänzung

Truger, Achim

Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 82 (2013), Iss. 1 : pp. 43–59

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Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

  • Achim Truger ist seit 2012 Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomie und Wirtschaftspolitik, an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität zu Köln. Nach dem Diplom wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Seminar für Finanzwissenschaft und am Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut. 1997 Promotion mit einer methodologischen Arbeit zur “Neuen Finanzwissenschaft“. Von 1999 bis 2012 Leiter des Referates “Steuer- und Finanzpolitik“ in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf – zunächst im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) und dann im Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Achim Truger hat zu zahlreichen Themen der makroökonomischen Wirtschaftspolitik sowie der Steuer- und Finanzpolitik geforscht und publiziert und ist in der wissenschaftlichen Politikberatung für Regierungen, Parlamente, Parteien, Gewerkschaften und NGOs von der internationalen bis zur kommunalen Ebene aktiv.
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Abstract

Die auch in Deutschland trendmäßig gestiegene Einkommens- und Vermögensungleichheit führt zunehmend zu Forderungen nach steuerpolitischer Korrektur durch höhere Steuern für Wohlhabende und Vermögende. Solche Forderungen begegnen jedoch häufig dem Einwand, die höhere steuerliche Belastung sei unweigerlich mit Wachstums- und Beschäftigungseinbußen verbunden. Tatsächlich geht die Finanzwissenschaft üblicherweise von einem mehr oder weniger starken Zielkonflikt zwischen Allokation und Distribution aus. Dabei werden allerdings wichtige makroökonomische Überlegungen ausgeblendet. Eine makroökonomische Betrachtung kann je nach verwendetem theoretischen Ansatz zu der ganz anderen Schlussfolgerung einer kurz- oder sogar langfristigen Zielharmonie zwischen Umverteilung sowie Wachstum und Beschäftigung führen: Sofern die Ökonomie nachfrageseitigen Beschränkungen unterliegt und der private Konsum durch höhere Ungleichheit negativ beeinträchtigt wird, kann eine Verringerung der Ungleichheit über eine Ausweitung des privaten Konsums Wachstum und Beschäftigung stärken. Ein Wechsel hin zu einer solchen Umverteilungspolitik ist wahrscheinlich auch die Voraussetzung für die Einhaltung der grundgesetzlichen Schuldenbremse, ohne dabei die internationalen makroökonomischen Ungleichgewichte zu verstärken, die von vielen Ökonomen mittlerweile als eine wesentliche Ursache für die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ausgemacht werden.

Summary

The trend of increasing inequality in the distribution of income and wealth in most developed countries, including Germany, has led to calls for corrective tax increases for the rich and wealthy. Such calls are often confronted with the claim that corrective taxation will unavoidably lead to lower output and employment. In fact, within the field of public economics usually a more or less strong trade-off between (re-)distribution and efficiency is assumed. A macroeconomic perspective, however, may change the picture. Depending on the theoretical approach chosen, redistribution may be conducive to output and employment both in the short and in the long run. If the economy is constrained by insufficient demand and if inequality is detrimental to private consumption, redistributive taxation may strengthen growth and employment via the resulting increase in private consumption. At the same time a change towards such a policy of redistribution may well be the prerequisite for compliance with the constitutional debt brake if an increase of the international macroeconomic imbalances that have come to be seen as a root cause of the global financial and economic crisis 2008/2009 by many observers is to be avoided.

JEL Classification: E62, H23, E21