Energieeffizienz muss auf die politische Agenda: Energiewende erfordert Effizienzmaßnahmen
JOURNAL ARTICLE
Cite JOURNAL ARTICLE
Style
Format
Energieeffizienz muss auf die politische Agenda: Energiewende erfordert Effizienzmaßnahmen
Dürr, Heinz | Bauernhansl, Thomas
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 82 (2013), Iss. 3 : pp. 183–198
Additional Information
Article Details
Author Details
Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) an der Universität Stuttgart.
- Heinz Dürr, Dr.-Ing. e. h., ist Vorsitzender des EEP-Beirats. Das EEP, das Institut für Energieeffizienz in der Produktion der Universität Stuttgart, wurde 2011 von der Heinz- und Heide-Dürr-Stiftung und der Karl-Schlecht-Stiftung mitinitiiert und startfinanziert. Darüber hinaus ist Dürr Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der Dürr AG, an deren Aufbau zum Weltmarktführer er maßgeblich beteiligt war. Er war Vorsitzender des Verbandes der Metallindustrie Nordbaden und Nordwürttemberg, Vorstandsvorsitzender der AEG und Vorstandsmitglied der Daimler Benz AG. Dürr hat die Bahnreform wesentlich mitgestaltet und war erster Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG. Danach war er von 1999–2003 Stiftungskommissar der Carl-Zeiss-Stiftung. Mit seiner Frau Heide hat er 1998 die Heinz- und Heide-Dürr-Stiftung gegründet, die Projekte im Bereich der frühkindlichen Bildung, der Forschung und des Theaters fördert.
- Search in Google Scholar
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart und Institut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) an der Universität Stuttgart.
- Thomas Bauernhansl, Prof. Dr.-Ing., ist seit September 2011 Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Universität Stuttgart und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. Im Oktober 2012 übernahm er zusätzlich die Leitung des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart. Bauernhansl hat an der RWTH Aachen Maschinenbau studiert. Nach seinem Diplom 1998 war er an verschiedenen Forschungs- und Industrieprojekten während seiner Assistentenzeit am WZL der RWTH Aachen als Projektmitglied beziehungsweise -leiter beteiligt. Als Gruppenleiter und später Oberingenieur hat er darüber hinaus zahlreiche weitere Projekte und Initiativen verantwortet. Nach seiner Promotion mit Auszeichnung war er seit 2003 war er bei der Firma Freudenberg KG zunächst als Assistent der Unternehmensleitung, dann als Geschäftsführer (verantwortlich für den Werkzeugbau) und als Sprecher der Geschäftsführung tätig. Zuletzt war er dort Leiter des Technology Centers Europe. Hier hatte er die fachliche Führung der Produktion mit über 50 Standorten in Europa, USA, Kanada, Mexiko und Brasilien.
- Search in Google Scholar
Abstract
Das Thema Energieeffizienz findet in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bisher nur unzureichend Beachtung. Obwohl die Bundesregierung in ihrem Energiekonzept eine Entkopplung von Wachstum und Energieverbrauch vorsieht und einzelne Maßnahmen ergreift, werden die Energieeffizienzgewinne der deutschen Wirtschaft aktuell vom Wachstum nahezu neutralisiert. Dies ist unter anderem auf den Rebound-Effekt zurückzuführen. Die Herausforderung ist es, die Energieeffizienz stärker als bisher in die Energiewende einzubeziehen. Gleichzeitig müssen die erforderlichen Technologien und Investitionen für Unternehmen, Haushalte und Kommunen bezahlbar bleiben. Die Industrie ist aktuell für rund 40 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, aber geeignete politische Rahmenbedingungen im Sinne von Regulierungen oder Förderinstrumenten existieren kaum. Auch weisen die Produktionsunternehmen selbst enorme Schwächen bei der Hebung von Energieeffizienzpotenzialen auf. Interne Ursachen sind u.a. Intransparenz über die eigene Energiesituation und sehr kurze geforderte Amortisationszeiten für Effizienzmaßnahmen. Langfristig kann die Entkopplung von Wachstum und Energieverbrauch jedoch nur durch Technologiesprünge gelingen. Wirtschaft und Forschung benötigen hier einen langfristigen verlässlichen Rahmen durch die Politik.
Today, energy efficiency is not enough considered in politics, economy and science. Although the German government schedules decoupling of economic growth from energy consumption and takes isolated measures, the economic growth of the German economy more or less eats up the realized efficiency gains. This is, amongst others, due to the so-called rebound effect. The challenge is now, to integrate energy efficiency more tightly into the German energy concept of the “Energiewende“. At the same time, required technologies and respective investments have to remain affordable for enterprises, households and local authorities. Industry accounts for about 40 percent of the energy consumption in Germany, but there are almost no appropriate political framework conditions, such as regulations and funding instruments. Manufacturing enterprises themselves also show clear weaknesses in exploiting their efficiency potential. Internal reasons are, amongst others, the lack of knowledge about their own energy situation and the very short payback periods that are usually demanded. In the long run, the decoupling of economic growth and energy consumption can only work through technology leaps. Economy and science thus need a reliable long-term framework, provided by politics.
JEL Classification: L00, O00, Q00