Abstract

Konversionen von Protestanten zum Katholizismus im syrisch-palästinensischen Raum (17. Jahrhundert)

Der vorliegende Beitrag untersucht Konversionen von Protestanten zum Katholizismus im syrisch-palästinensischen Raum in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf der Basis von Quellen franziskanischer Provenienz. Die Konversionsforschung betont immer wieder die Integrationsfunktion von Glaubensübertritten. In den untersuchten Fällen dienten Konversionen jedoch nicht der Integration in eine Gesellschaft mehrheitlich anderen Glaubens, sondern sind auf ganz konkrete Bedürfnisse zurückzuführen, die das Reisen in einem fremden Land mit sich brachte. Der Beitrag zeigt, dass die Glaubensübertritte eng mit der starken Präsenz des Franziskanerordens in dieser Region zusammenhingen. Die Mönche boten den Protestanten, die als Kaufleute oder Reisende in einem fremden Land unterwegs waren, in Notlagen Beistand und halfen ihnen in vielfacher Hinsicht. In den untersuchten Fällen waren die Konversionen durch die Hoffnung auf kurzfristige Hilfe in prekären Situationen motiviert, nicht durch theologische Überlegungen oder langfristige Strategien. Es bestand ein enger Zusammenhang zwischen Mobilität und Konversion, der für den Mittelmeerraum bislang nur unzureichend untersucht ist.