Das Recht auf selbstbestimmtes, freiverantwortliches Sterben: Zur Freiverantwortlichkeit des Suizidentschlusses als Voraussetzung der Straflosigkeit der Suizidassistenz
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Das Recht auf selbstbestimmtes, freiverantwortliches Sterben: Zur Freiverantwortlichkeit des Suizidentschlusses als Voraussetzung der Straflosigkeit der Suizidassistenz
Zeitschrift für Lebensrecht, Vol. 34(2025), Iss. 3 : pp. 209–226 | First published online: October 17, 2025
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Prof. Dr. Gerhard Dannecker, Universität Heidelberg, Juristische Fakultät Friedrich-Ebert-Anlage 6–10 69117 Heidelberg, Deutschland
Abstract
In its decision on assisted dying, the Federal Constitutional Court assumes a broad concept of autonomy. Dignity is understood as the subject’s freedom to decide for themselves. An objective content of human dignity that develops dignity protection against the subject itself is not compatible with the concept of freedom. The prerequisite for a self-determined decision is free responsibility, which the BVerfG denies in the case of psychiatric illnesses and in the case of dangers to autonomy that are based on current and foreseeable real life circumstances. On the basis of a knowledge-based overall assessment and contextualization, the court comes to the conclusion that a freely responsible suicide decision must have been made “on the basis of a reality-based assessment of the pro’s and contra’s aligned with one’s own self-image”; in doing so, it is guided by the high requirements for informed consent in medical law. The Federal Constitutional Court affirms that the state has a duty to prevent suicide. It does not recognize a state obligation to advise those who wish to die.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
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Gerhard Dannecker, Heidelberg: Das Recht auf selbstbestimmtes, freiverantwortliches Sterben: Zur Freiverantwortlichkeit des Suizidentschlusses als Voraussetzung der Straflosigkeit der Suizidassistenz | 209 | ||
I. Anerkennung des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben | 210 | ||
1. Selbstbestimmte Verfügung über das eigene Leben als unmittelbarer Ausdruck der der Menschenwürde innewohnenden autonomen Persönlichkeitsentfaltung | 211 | ||
2. Menschenwürde als Würde des Menschenwürdeträgers/ kein Würdeschutz gegen sich selbst | 212 | ||
II. Freiverantwortlichkeit des Suizids als Weichenstellung für die strafrechtliche Beurteilung der Mitwirkung an Selbsttötungsakten und Schutzpflicht des Staates für nicht-freiverantwortliche Personen | 214 | ||
III. Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts an die Freiverantwortlichkeit der Suizidentscheidung | 215 | ||
1. Erfordernis eines freien Willensentschlusses, einer frei gebildeten und autonomen Entscheidung | 216 | ||
2. Die Freiwilligkeit konstituierende bzw. ausschließende Elemente | 216 | ||
a) Fähigkeit zur freien und unbeeinflussten Willensbildung | 216 | ||
b) Kenntnis aller entscheidungserheblichen Gesichtspunkte, wie bei einer Einwilligung in eine Heilbehandlung | 216 | ||
c) Unzulässige Einflussnahme oder Druckausübung als die Willensfreiheit ausschließende Elemente | 217 | ||
d) Dauerhaftigkeit und innere Freiheit des Entschlusses | 217 | ||
e) Ausschluss psychischer Erkrankungen | 217 | ||
f) Vorübergehende Lebenskrisen | 217 | ||
g) Umfassende Aufklärung über alle relevanten Umstände und Entscheidungsalternativen | 218 | ||
h) Ausschluss sonstiger Formen der Einflussnahme, insbesondere soziologischer und psychosozialer Aspekte | 218 | ||
3. Verfahrensrechtliche Vorgaben zur Prüfung der Freiverantwortlichkeit | 218 | ||
4. Präferierung der Einwilligungslösung durch das Bundesverfassungsgericht: Vorgaben in Anlehnung an den informed consent im Medizinrecht | 218 | ||
a) Strafrechtsdogmatische Bedenken gegen die Konzeption des Bundesverfassungsgerichts „in dubio pro vita“ | 220 | ||
b) Vorrang der verfassungsrechtlichen „Schutzpflicht für ein Leben in Autonomie“ vor strafrechtsdogmatischen Bedenken | 221 | ||
c) Verpflichtung des Staates zur Suchtprävention | 223 | ||
d) Fazit und Ausblick | 224 |