Normativität aus Vernunft: Hegels Völkerrechtsdenken und seine Rezeption
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Normativität aus Vernunft: Hegels Völkerrechtsdenken und seine Rezeption
Der Staat, Vol. 56 (2017), Iss. 4 : pp. 593–619
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Univ.-Ass. Mag. Sebastian M. Spitra, Universität Wien, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Lehrstuhl Prof. Dr. Miloš Vec, Schottenbastei 10–16 (Juridicum), A-1010 Wien, Österreich
Cited By
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The law of international society: A road not taken
Koskenniemi, Martti
University of Toronto Law Journal, Vol. 74 (2024), Iss. Supplement 1 P.107
https://doi.org/10.3138/utlj-2024-0005 [Citations: 0]
Abstract
Hegels Völkerrechtstheorie wurde und wird sehr ambivalent rezipiert. Die Bandbreite reicht vom Vorwurf der Leugnung des Völkerrechts bis hin zur Weiterentwicklung seiner Ansätze vor dem Hintergrund des verflochtenen, globalen Rechts. Der vorliegende Beitrag analysiert Hegels Theorie des “äußeren Staatsrechts“. In der Interpretation seiner rechtsphilosophischen Hauptschrift wird dargelegt, wie sich die rechtliche Normativität des Völkerrechts bei Hegel aus seiner Vernunftphilosophie ergibt. Aufgrund Hegels Anliegen, die Partikularität der Akteure und die Allgemeinheit der Rechtsform miteinander zu vermitteln, scheint seine Theorie auch für aktuelle völkerrechtstheoretische Diskurse attraktiv. Sie ermöglicht, macht- und interessensbasierte Ansätze der internationalen Beziehungen mit normativen Grundlagen des Völkerrechts auszusöhnen. In einem zweiten Schritt wird diese Erörterung um eine Rezeptionsgeschichte ergänzt. Seit dem 19. Jahrhundert dauern die Debatten um Hegels Völkerrechtsdenken an und es zeigen sich verschiedene Wahrnehmungsverschiebungen in der Auseinandersetzung mit Hegel: von der staatlichen Souveränität hin zum Völkerrechtspositivismus, von der Möglichkeit der Staatengemeinschaft im Völkerrecht hin zur dialektischen Kritik an Hegels Grundlegung des Völkerrechts. An dieser Transformation der Perspektiven lassen sich die neuen Disziplingrenzen zwischen Rechtswissenschaft und Philosophie am Ausgang der Moderne ablesen.
Hegel’s theory of international law is and was being received very ambivalent. The scope ranges from accusing Hegel of denying international law to further developing his approaches in current discussions on the background of entangled, global law. This text analyzes the essential points of Hegel’s theory of external state law (“äußeres Staatsrecht”). It will be demonstrated how Hegel conceptualizes legal normativity of international law by reason. Due to Hegel’s agenda of balancing the particularity of actors in the international realm with the universality of the legal form, his theory seems attractive for current discourses on the theory of international law. It indicates how power and interest based approaches in international relations theory may be reconciled with the normative claim of international law. The second part portrays the ongoing debates about Hegel’s idea of international law since the 19th century. It specifies several shifts in perception of Hegel’s international law theory: from state sovereignty to positivism in international law, from conditions of an international society of states to a dialectic critique of Hegel’s premises. These transformations in perspective exceed the boundaries of the legal and philosophical disciplines.