Die Behandlung von Effizienzvorteilen in der europäischen Fusionskontrolle und in Art. 81 Abs. 3 EG
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Die Behandlung von Effizienzvorteilen in der europäischen Fusionskontrolle und in Art. 81 Abs. 3 EG
Beiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht, Vol. 48
(2008)
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Abstract
Ausgangspunkt der Arbeit ist die Neufassung der europäischen Fusionskontrollverordnung durch die VO Nr. 139/2004, welche vor dem Hintergrund eines "more economic approach" u. a. auch die stärkere Berücksichtigung von fusionsbedingten, wirtschaftlichen Effizienzvorteilen bei der europäischen Zusammenschlussprüfung eingeführt hat.Gegenüber der Hinwendung zu einer stärkeren Einzelfallbetrachtung bei den positiven Auswirkungen von Unternehmenszusammenschlüssen wurden im Schrifttum von Anfang an zahlreiche Bedenken geltend gemacht. Johannes Rabus verfolgt das Ziel, die vorgebrachten Zweifel an der Praktikabilität der Neuregelung - insbesondere im Interesse einer erhöhten Rechtssicherheit für die beteiligten Unternehmen - dadurch zu entkräften, dass eine seit Jahrzehnten in der Praxis bewährte und nicht weit entfernte Regelung im europäischen Kartellrecht, die Vorschrift des Art. 81 Abs. 3 EG, in den Blick genommen und als Vergleichs- und Orientierungsmaßstab vorgestellt wird.Unter Heranziehung der ökonomischen Grundlagen der verschiedenen Regelungen wird dargelegt, dass sich in vielerlei Hinsicht ein Aufeinanderzugehen der europäischen Kartellrechtsnormen beobachten lässt. Positiv bewertet wird dies vom Autor vor allem deswegen, da auf diese Weise eine jahrzehntelange Besserstellung von Unternehmenskonzentrationen gegenüber Unternehmenskooperationen (unter dem Stichwort "Konzentrationsprivileg") faktisch weitgehend abgeschwächt wird. Es wird argumentiert, dass die Annäherung der materiellrechtlichen Prüfungsstandards zu einer größeren Konvergenz im Kartellrecht führt und in der Folge ökonomisch nachteilige Anreize beseitigt sowie aufwendige Doppelprüfungen, etwa im Bereich von Gemeinschaftsunternehmen, vermieden werden können.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 17 | ||
Erster Abschnitt: Effizienzvorteile in der europäischen Fusionskontrolle | 19 | ||
I. Ökonomische und wettbewerbspolitische Grundlagen der Fusionskontrolle | 19 | ||
1. Der Zusammenhang von Marktmacht und Effizienz | 20 | ||
a) Der Begriff der Marktmacht | 20 | ||
aa) Erscheinungsformen von Marktmacht | 21 | ||
bb) Direkte und indirekte Ermittlung von Marktmacht | 24 | ||
cc) Gesteigerter Grad an Marktmacht | 25 | ||
b) Der Begriff der Effizienz | 25 | ||
aa) Allokative Effizienz | 26 | ||
bb) Produktive Effizienz | 27 | ||
cc) Dynamische Effizienz | 27 | ||
c) Verhältnis von Marktmacht und Effizienz | 27 | ||
aa) Marktmacht und allokative Effizienz | 28 | ||
bb) Marktmacht und produktive Effizienz | 28 | ||
cc) Marktmacht und dynamische Effizienz | 30 | ||
dd) Zwischenergebnis zu c) | 32 | ||
d) Unterschiedliche Schwerpunkte in der Wettbewerbspolitik | 32 | ||
aa) Die Harvard-Schule: Fixierung auf Marktmacht | 33 | ||
bb) Die Chicago-Schule: Effizienz als Maßstab | 34 | ||
e) Der Ausgleich von Marktmacht und Effizienz | 35 | ||
aa) Williamson’s Tradeoff: Der Ausgleich von allokativer und produktiver Effizienz | 36 | ||
bb) Kritik an Williamson’s Modell | 38 | ||
cc) Der Ausgleich von statischer und dynamischer Effizienz | 39 | ||
2. Die Bedeutung des Wohlfahrtsstandards | 41 | ||
a) Der Gesamtwohlfahrtsstandard | 42 | ||
b) Der verbraucherorientierte Wohlfahrtsstandard | 43 | ||
c) Für und Wider die beiden Wohlfahrtsstandards | 44 | ||
3. Überblick über Effizienzvorteile aus ökonomischer Sicht | 48 | ||
a) Rationalisierungsgewinne | 48 | ||
b) Größen- und Verbundvorteile | 49 | ||
aa) Größenvorteile | 49 | ||
bb) Verbundvorteile | 50 | ||
c) Technischer Fortschritt | 52 | ||
aa) Effizienzvorteile durch höhere Innovationsanreize | 52 | ||
bb) Weitergabe von Know-how | 53 | ||
d) Verringerung von X-Ineffizienzen | 53 | ||
4. Umsetzungsmodelle für den Ausgleich zwischen Marktmacht und Effizienz | 54 | ||
a) Pauschale Berücksichtigung von Effizienzvorteilen durch Errichtung einer vergleichsweise hohen Untersagungsschwelle | 54 | ||
b) Einzelfallberücksichtigung mittels einer ausdrücklichen Effizienzverteidigung | 56 | ||
c) Einzelfallberücksichtigung im Rahmen einer Gesamtabwägung | 57 | ||
d) Nachträgliche Kontrolle potentiell effizienzsteigernder Zusammenschlüsse | 59 | ||
II. Die Berücksichtigung von Effizienzvorteilen im Rahmen der europäischen Fusionskontrollverordnung Nr. 4064/89 | 60 | ||
1. Rechtliche Anknüpfungspunkte für eine Effizienzberücksichtigung | 61 | ||
a) Untersagung mit oder ohne Erlaubnisvorbehalt? | 61 | ||
b) Wettbewerbs- oder industriepolitische Ausrichtung der Fusionskontrolle | 62 | ||
c) Kritik an der wörtlichen Übertragung von Art. 85 Abs. 3 EWG | 63 | ||
d) Der „Globalkompromiss“ als Lösung | 64 | ||
2. Meinungsstand in der Literatur | 66 | ||
a) Interpretation der Fortschrittsklausel nach Art. 2 Abs. 1 lit. b) VO Nr. 4064/89 | 66 | ||
aa) Die Entwicklung des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts ... | 66 | ||
bb) ... sofern diese dem Verbraucher dient ... | 68 | ||
cc) ... und den Wettbewerb nicht behindert | 68 | ||
b) Wettbewerbliche Abwägungsklausel in Art. 2 Abs. 1 lit. a) VO Nr. 4064/89 | 70 | ||
c) „Erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs“, Art. 2 Abs. 3 VO Nr. 4064/89 | 71 | ||
3. Praxis der Kommission und Rechtsprechung der Gemeinschaftsgerichte unter der VO Nr. 4064/89 | 73 | ||
III. Die Berücksichtigung von Effizienzvorteilen im Rahmen der europäischen Fusionskontrollverordnung Nr. 139/2004 | 79 | ||
1. Modernisierung des europäischen Zusammenschlussrechts | 79 | ||
a) Die verstärkte Ökonomisierung der europäischen Fusionskontrolle | 80 | ||
aa) Gründe für die verstärkte Ökonomisierung der europäischen Fusionskontrolle | 80 | ||
bb) Merkmale der Ökonomisierung | 83 | ||
b) Die Annäherung an das US-amerikanische Fusionskontrollrecht | 85 | ||
aa) Die Zusammenschlussvorhaben „Boeing/McDonnell Douglas“ und „General Electric/Honeywell“ als transatlantische Streitfälle | 85 | ||
bb) US-amerikanische Wettbewerbspolitik | 87 | ||
cc) Wettbewerbspolitische Ausrichtung des europäischen Kartellrechts | 89 | ||
dd) Merkmale der Annäherung an das US-amerikanische Fusionskontrollrecht | 92 | ||
2. Rechtliche Anknüpfungspunkte für die Effizienzberücksichtigung unter der VO Nr. 139/2004 | 94 | ||
a) Der Verordnungstext als vorrangige Rechtsquelle | 94 | ||
aa) Die Fortschrittsklausel als Anknüpfung der Effizienzberücksichtigung | 94 | ||
(1) Effizienzen innerhalb einer Gesamtabwägung? | 94 | ||
(2) Kein erhöhter Einfluss von Industriepolitik | 97 | ||
(3) Verbraucherinteressen als wohlfahrtspolitische Entscheidung | 98 | ||
bb) Der neue Untersagungstest als Anknüpfungspunkt der Effizienzberücksichtigung | 98 | ||
(1) Zusammenhang zwischen SLC-Test und Effizienzberücksichtigung? | 98 | ||
(2) Berücksichtigung von Effizienzvorteilen als Ausgleich für das Absenken der bisherigen Eingriffsschwelle? | 100 | ||
(3) Die „Erheblichkeit“ einer Wettbewerbsbehinderung gewinnt an Bedeutung | 103 | ||
cc) Zwischenergebnis zu a) | 104 | ||
b) Erwägungsgrund Nr. 29 der VO Nr. 139/2004 | 104 | ||
c) Leitlinien der Kommission | 106 | ||
aa) Leitlinien zur Bewertung horizontaler Zusammenschlüsse | 106 | ||
(1) Umsetzungsmodell der Effizienzberücksichtigung | 107 | ||
(2) Kein Einfluss industriepolitischer Gesichtspunkte | 107 | ||
(3) Begriff der Effizienzvorteile | 108 | ||
(4) Verbraucherbeteiligung | 110 | ||
(5) Zusammenschlussspezifität der Effizienzvorteile | 110 | ||
(6) Erheblichkeit der Effizienzvorteile | 112 | ||
(7) Zeitnahe Realisierung der Effizienzvorteile | 112 | ||
(8) Anforderung an die Nachweisbarkeit von Effizienzvorteilen und Verteilung der Beweislast | 113 | ||
(9) Resümee zu den Horizontalleitlinien | 114 | ||
bb) Leitlinien zur Bewertung nicht-horizontaler Zusammenschlüsse | 115 | ||
(1) Effizienzvorteile nicht-horizontaler Fusionen und die Art und Weise ihrer Einbeziehung | 116 | ||
(2) Resümee zu den Leitlinien für nicht-horizontale Zusammenschlüsse | 117 | ||
3. Zusammenfassung und Stellungnahme zur Effizienzberücksichtigung in der VO Nr. 139/2004 | 118 | ||
Zweiter Abschnitt: Effizienzvorteile im Rahmen des Art. 81 EG | 122 | ||
I. Die Freistellungsregelung des Art. 81 Abs. 3 EG | 122 | ||
1. Art. 81 Abs. 1 und 3 EG als einheitliche Regelung | 122 | ||
2. Zweck der Ausnahmeregelung des Art. 81 Abs. 3 EG | 123 | ||
a) Wettbewerbsfördernde Gesichtspunkte bereits unter Art. 81 Abs. 1 EG? | 124 | ||
aa) Rechtsprechung der europäischen Gerichte | 124 | ||
bb) Einordnung dieser Praxis | 128 | ||
b) Ökonomische Grundlagen der Freistellungsregelung des Art. 81 Abs. 3 EG | 131 | ||
c) Nur wirtschaftliche Effizienzsteigerungen oder auch außerwettbewerbliche Ziele? | 132 | ||
aa) Entwicklung unter dem Freistellungsmonopol der Kommission | 133 | ||
bb) Fazit | 134 | ||
3. Einzelfreistellung und Gruppenfreistellung | 136 | ||
4. Der „more economic approach“ im Kooperationskontrollrecht | 137 | ||
a) Vertikalvereinbarungen | 137 | ||
b) Horizontalvereinbarungen | 139 | ||
II. Effizienzvorteile unter dem Freistellungsmonopol der Kommission | 142 | ||
1. Die Verbesserung der Warenerzeugung oder -verteilung, Förderung des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts | 142 | ||
2. Die angemessene Beteiligung der Verbraucher | 146 | ||
3. Die Unerlässlichkeit der Wettbewerbsbeschränkung | 148 | ||
4. Keine Ausschaltung desWettbewerbs | 150 | ||
5. Ausgestaltung der Gruppenfreistellungsverordnungen | 154 | ||
6. Zusammenfassung | 156 | ||
III. Änderungen durch die Einführung der Verordnung Nr. 1/2003 | 157 | ||
1. Folgen der Legalausnahmeinterpretation für die Einzelfreistellung | 159 | ||
a) Einfluss nichtwettbewerblicher Gesichtspunkte oder ausschließliche Beschränkung auf wirtschaftliche Vorteile? | 159 | ||
b) Die Kommissionsleitlinien als Hilfestellung für nationale Behörden und Gerichte | 162 | ||
aa) Bindungswirkung der Leitlinien für nationale Anwender? | 162 | ||
bb) Anforderungen der Leitlinien an die Einzelfreistellung | 164 | ||
(1) Hinweise zur Anwendung von Art. 81 Abs. 1 EG | 164 | ||
(2) Hinweise zur Anwendung von Art. 81 Abs. 3 EG | 167 | ||
(a) Effizienzgewinne | 167 | ||
(b) Unerlässlichkeit der Einschränkung | 168 | ||
(c) Angemessene Beteiligung der Verbraucher | 169 | ||
(d) Keine Ausschaltung des Wettbewerbs | 172 | ||
cc) Bewertung der Leitlinien | 173 | ||
2. Folgen für die Gruppenfreistellung aus der Interpretation des Art. 81 Abs. 3 EG als Legalausnahme | 175 | ||
IV. Zusammenfassung des zweiten Abschnitts | 176 | ||
Dritter Abschnitt: Die Annäherung von Konzentrations- und Kooperationskontrollrecht | 179 | ||
I. Der Ausgangspunkt: Die unterschiedliche Behandlung von Fusionen und Kartellen | 179 | ||
1. Fusionskontrolle nach den Artt. 85, 86 EWG-Vertrag? | 180 | ||
2. Einführung der FKVO und Begründung des so genannten Konzentrationsprivilegs | 181 | ||
a) Die relative Besserbehandlung von Fusionen nach der FKVO | 182 | ||
aa) Unmittelbare Wettbewerbsbeschränkung durch Kartelle – Leistungssteigerung durch Zusammenschlüsse | 183 | ||
bb) Offener Markt für Unternehmensbeteiligungen | 184 | ||
b) Das Verhältnis der FKVO zu Artt. 81, 82 EG | 186 | ||
aa) Unternehmensbeteiligung als Gegenstand einer Doppelkontrolle? | 186 | ||
(1) Tatbestandliche Einschlägigkeit des Art. 81 EG | 186 | ||
(2) Keine Verdrängung des Kartellprimärrechts | 187 | ||
bb) Gemeinschaftsunternehmen als Gegenstand einer Doppelkontrolle? | 189 | ||
c) Zwischenergebnis | 191 | ||
3. Kritik am Konzentrationsprivileg | 191 | ||
a) Die Nachhaltigkeit einer Wettbewerbsbeschränkung | 191 | ||
b) Größeres, tatsächlich ausgeschöpftes Effizienzpotential durch Fusionen? | 192 | ||
c) Das Effizienzpotential von Vereinbarungen gem. Art. 81 EG | 195 | ||
d) Funktionierender Markt für Unternehmenskontrolle? | 195 | ||
e) Falsche Anreizwirkung | 196 | ||
f) Doppelkontrolle könnte entfallen | 197 | ||
g) Fazit | 197 | ||
II. Modernisierung des europäischen Kartellrechts | 198 | ||
1. Verstärkte Ökonomisierung im Konzentrations- und Kooperationskontrollrecht | 199 | ||
a) Allgemeine Parallelen | 199 | ||
b) Die ökonomische Grundlage der Effizienzberücksichtigung | 200 | ||
2. Vergleich des rechtlichen Rahmens der einzelfallorientierten Effizienzanalyse | 201 | ||
a) Die Obergrenze einer einzelfallbezogenen Effizienzberücksichtigung | 201 | ||
b) Die Untergrenze einer einzelfallbezogenen Effizienzberücksichtigung | 203 | ||
3. Die Anforderungen an die Umsetzung der Effizienzanalyse | 205 | ||
a) Die Unterschiede im Wortlaut der Regelungen | 205 | ||
aa) Die einbeziehungsfähigen Effizienzvorteile | 206 | ||
bb) Die Verbraucherbeteiligung | 207 | ||
cc) Die Unerlässlichkeit der Wettbewerbsbeschränkung | 208 | ||
b) Die Anforderungen der jeweiligen Leitlinien | 209 | ||
aa) Die Art der Effizienzvorteile | 209 | ||
bb) Die Verbraucherbeteiligung | 210 | ||
cc) Die Bedeutung des Zeitfaktors | 211 | ||
dd) Beweislast und Beweisumfang | 212 | ||
c) Organisationsbedingte Unterschiede als Rechtfertigung für abweichende Anforderungen? | 213 | ||
aa) Generell erhöhte Anforderungen an fusionsbedingte Effizienzvorteile? | 214 | ||
bb) (Potentieller) Innenwettbewerb als Bestandteil des Restwettbewerbs | 215 | ||
4. Die Aussagekraft der bisherigen Entscheidungspraxis zu Art. 81 Abs. 3 EG | 217 | ||
Zusammenfassung und Schlussbetrachtung | 222 | ||
Literaturverzeichnis | 226 | ||
Stichwortverzeichnis | 248 |