Die deutsche Asylrechtsprechung und das internationale Flüchtlingsrecht
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Die deutsche Asylrechtsprechung und das internationale Flüchtlingsrecht
Kontinuität oder Neuanfang?
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1102
(2008)
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Abstract
In den vergangenen Jahrzehnten hat die deutsche Asylrechtsprechung ein festes Gerüst asylrechtlicher Rechtsfiguren und Auslegungsgrundsätze geschaffen, dessen tragende Pfeiler auf einer in weiten Teilen völlig eigenständigen Interpretation maßgeblicher Vorschriften der Genfer Flüchtlingskonvention beruhen. Der Prozess der Harmonisierung des Flüchtlingsrechts auf europäischer Ebene und vor allem die Richtlinie 2004/83/EG des Rates vom 29.04.2004 (Qualifikationsrichtlinie) als eines der zentralen Elemente dieser Asylrechtsharmonisierung verlangen der deutschen Asylrechtsprechung eine grundlegende Revision und Neuorientierung ab.Vor diesem Hintergrund geht die Autorin, selbst Richterin am Verwaltungsgericht, am Beispiel des Widerrufs von Flüchtlingsanerkennungen im Einzelnen der Frage der Völkerrechts- und Europarechtskonformität der deutschen Rechtsprechung nach. Annegret Titze legt dabei besonderes Gewicht auf die dogmatische Entfaltung der für alle Auslegungsfragen im materiellen Asylrecht nunmehr maßgeblichen methodischen Grundlagen, die bei der Auslegung von Völkervertragsrecht einerseits und der Auslegung von EG-Recht andererseits sowie bei der Verzahnung beider Rechtskreise im Bereich der Qualifikationsrichtlinie zu beachten sind. Sowohl die Genfer Flüchtlingskonvention als auch die Qualifikationsrichtlinie werden nach Auffassung der Autorin durch die gegenwärtige Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts interpretatorisch verfehlt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Einführung und Gang der Untersuchung | 17 | ||
1. Kapitel: Die Geschichte eines Grundrechts | 22 | ||
2. Kapitel: Die deutsche Asylrechtsprechung und die Genfer Flüchtlingskonvention | 37 | ||
A. Begriffsmerkmale der politischen Verfolgung nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts | 37 | ||
I. Verfolgungshandlungen | 38 | ||
1. Staatlichkeit der Verfolgung | 38 | ||
2. Nichtstaatliche Verfolgung seit 01.01.2005 | 39 | ||
II. Geschützte Rechtsgüter | 40 | ||
III. Politischer Charakter der Verfolgung | 41 | ||
IV. Objektive Betrachtung | 41 | ||
V. Inländische Fluchtalternative | 42 | ||
VI. Kausalzusammenhang Verfolgung – Flucht – Asyl | 42 | ||
VII. Selbstgeschaffene Nachfluchtgründe | 42 | ||
VIII. Anderweitige Verfolgungssicherheit | 43 | ||
B. Das Bundesverfassungsgericht und die Genfer Flüchtlingskonvention | 43 | ||
C. Das Bundesverwaltungsgericht und die Genfer Flüchtlingskonvention | 44 | ||
I. Das Ahmadiyya-Urteil vom 26.10.1993 | 45 | ||
II. Das Tamilen-Urteil vom 18.01.1994 | 48 | ||
3. Kapitel: Die Qualifikationsrichtlinie | 51 | ||
A. Grundzüge der Qualifikationsrichtlinie | 53 | ||
I. Voraussetzungen der Flüchtlingsanerkennung | 55 | ||
1. Art. 9 – Verfolgungshandlungen | 55 | ||
a) Schwerwiegende Verletzung der grundlegenden Menschenrechte | 55 | ||
b) Beispiele relevanter Verfolgungshandlungen | 56 | ||
(1) Geschlechts- und kinderspezifische Formen der Verfolgung | 57 | ||
(2) Verweigerung des Militärdienstes | 57 | ||
2. Art. 10 – Verfolgungsgründe | 57 | ||
a) Verfolgung wegen der Religion | 58 | ||
b) Soziale Gruppe | 58 | ||
II. Voraussetzungen des subsidiären Schutzes | 59 | ||
1. Art. 15 – Ernsthafter Schaden | 59 | ||
2. Art. 15 Buchst. c) – willkürliche Gewalt im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten Konfliktes | 59 | ||
III. Prüfung von Anträgen auf internationalen Schutz | 61 | ||
1. Art. 4 Abs. 4 – Herabstufung des Wahrscheinlichkeitsmaßstabs | 61 | ||
2. Art. 6 – Akteure, von denen die Verfolgung oder ein ernsthafter Schaden ausgehen kann | 61 | ||
3. Art. 5 – Aus Nachfluchtgründen entstehender Bedarf an internationalem Schutz | 62 | ||
4. Art. 8 – Interner Schutz | 63 | ||
B. Der Umgang des Bundesverwaltungsgerichts mit der Qualifikationsrichtlinie | 64 | ||
4. Kapitel: Widerruf der Anerkennung nach § 73 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG versus „Wegfall der Umstände“-Klauseln | 67 | ||
A. Die Auslegung des § 73 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG in der verwaltungsgerichtlichen Praxis | 68 | ||
I. Entwicklung der Rechtsprechung bis zum Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes | 68 | ||
II. Entwicklung der Rechtsprechung seit dem Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes | 73 | ||
1. Zäsur in tatsächlicher Hinsicht | 73 | ||
a) Afghanistan | 73 | ||
b) Irak | 75 | ||
2. Zäsur in rechtlicher Hinsicht | 78 | ||
3. Rechtsprechung seit Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes | 79 | ||
4. Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 01.11.2005 | 81 | ||
5. Entwicklung der Rechtsprechung seit der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 01.11.2005 | 85 | ||
III. Zwischenergebnis | 92 | ||
B. Die Auslegung der „Wegfall der Umstände“-Klausel des Art. 1 C (5) bzw. (6) GFK im internationalen Flüchtlingsrecht | 93 | ||
I. Die Position des UNHCR | 93 | ||
1. Beschlüsse des Exekutivkomitees | 93 | ||
2. Note on the Cessation Clauses, 1997 | 95 | ||
3. Handbuch über Verfahren und Kriterien zur Feststellung der Flüchtlingseigenschaft | 97 | ||
4. Richtlinien zur Anwendung der „Wegfall der Umstände“-Klausel | 97 | ||
a) Richtlinien für die Anwendung der Beendigungsklauseln von 1999 | 98 | ||
b) Die Konferenz von Lissabon im Jahre 2001 | 98 | ||
c) Richtlinien zum internationalen Schutz: Beendigung der Flüchtlingseigenschaft im Sinne der „Wegfall der Umstände“-Klausel von 2003 | 100 | ||
5. Die Praxis des UNHCR bei der Anwendung der „Wegfall der Umstände“-Klausel | 102 | ||
II. Die Auslegung der „Wegfall der Umstände“-Klausel in der völkerrechtlichen Lehre | 106 | ||
1. Internationales Schrifttum | 106 | ||
2. Völkerrechtliches Schrifttum in der Bundesrepublik | 109 | ||
III. Staatenpraxis | 110 | ||
1. Ausländische Rechtsquellen | 111 | ||
2. Entscheidungen ausländischer Gerichte | 114 | ||
a) Urteil der Schweizerischen Asylrekurskommission vom 05.07.2002 i. S. B. T., Bundesrepublik Jugoslawien (Kosovo) | 114 | ||
b) Entscheidung des House of Lords in Sachen Hoxha & Anor v. Secretary of State for the Home Department vom 10.03.2005 | 116 | ||
c) Entscheidung des High Court of Australia in Sachen QAAH vom 15.11.2006 | 119 | ||
d) Entscheidung des österreichischen Unabhängigen Bundesasylsenats vom 05.12.2006 | 121 | ||
IV. Zwischenergebnis | 122 | ||
C. Materielle Legitimation der verwaltungsgerichtlichen Rechtsprechung zu § 73 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG vor dem Hintergrund des internationalen Flüchtlingsrechts | 123 | ||
I. Die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts im Lichte der Genfer Flüchtlingskonvention | 124 | ||
1. Allgemeine Grundsätze zur Auslegung von Völkervertragsrecht | 124 | ||
a) Die Auslegungsregeln der Art. 31 ff WVRK | 125 | ||
b) Weitere Auslegungsregeln | 129 | ||
2. Die Auslegung der „Wegfall der Umstände“-Klausel nach den Grundsätzen für die Auslegung von Völkervertragsrecht | 130 | ||
a) Auslegung nach Art. 31 Abs. 1 WVRK | 130 | ||
(1) Wortlaut | 131 | ||
(2) Ziel und Zweck des Vertragstextes | 135 | ||
b) Auslegung nach Art. 31 Abs. 3 WVRK | 136 | ||
(1) Besondere Aspekte für die Berücksichtigung der Staatenpraxis bei der Anwendung der Genfer Flüchtlingskonvention | 137 | ||
(2) Die Staatenpraxis bezüglich der „Wegfall der Umstände“-Klausel | 140 | ||
c) Historische Auslegung nach Art. 32 WVRK | 143 | ||
d) Zwischenergebnis | 146 | ||
3. Kritische Würdigung der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts | 147 | ||
a) Methodische Kritik | 147 | ||
b) Inhaltliche Kritik | 148 | ||
c) Die vom Bundesverwaltungsgericht in Bezug genommenen Entscheidungen | 150 | ||
(1) Die Entscheidung des Bayerischen VGH vom 06.08.2004 | 150 | ||
(2) Die Entscheidung des VG Dresden vom 27.05.2005 | 150 | ||
4. Zwischenergebnis | 152 | ||
II. Die Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts im Lichte der Qualifikationsrichtlinie | 153 | ||
1. Allgemeine Grundsätze zur Auslegung von europäischem Recht | 158 | ||
2. Das Verhältnis zwischen Gemeinschaftsrecht und Völkervertragsrecht | 160 | ||
a) Grundsatz der völkerrechtskonformen Integration | 160 | ||
b) Das Verhältnis zwischen Gemeinschaftsrecht und Genfer Flüchtlingskonvention | 161 | ||
3. Die Auslegung der „Wegfall der Umstände“-Klauseln der Qualifikationsrichtlinie nach den Grundsätzen für die Auslegung von europäischem Recht | 162 | ||
4. Zwischenergebnis | 164 | ||
5. Kritische Würdigung der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts | 164 | ||
6. Zwischenergebnis | 168 | ||
D. Schlussfolgerungen für die Praxis | 168 | ||
I. Praktische Auswirkungen auf die Betroffenen | 168 | ||
II. Rechtsschutzmöglichkeiten | 170 | ||
1. Gerichtliche Kontrolle durch den EuGH | 170 | ||
a) Vorabentscheidungsersuchen nach Art. 68 Abs. 1 EG | 170 | ||
(1) Vorlageberechtigte Gerichte im Asylrecht | 170 | ||
(2) Bestehen einer Vorlagepflicht | 172 | ||
b) Beschränkung der Zuständigkeit für Maßnahmen hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nach Art. 68 Abs. 2 EG | 173 | ||
c) Das abstrakte Vorlageverfahren nach Art. 68 Abs. 3 EG | 174 | ||
2. Verfassungsrechtliche Kontrolle durch das Bundesverfassungsgericht | 177 | ||
a) Willkürkontrolle, Art. 3 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG | 177 | ||
b) Entzug des gesetzlichen Richters, Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG | 179 | ||
3. Zwischenergebnis | 181 | ||
III. Konsequenzen für den Gesetzgeber | 182 | ||
IV. Allgemeine Schlussfolgerungen und Ausblick | 183 | ||
5. Kapitel: Zusammenfassung | 185 | ||
A. Zur Auslegung der „Wegfall der Umstände“-Klauseln des Art. 1 C (5) und (6) GFK und des Art. 11 Abs. 1 Buchst. e) und f) der Qualifikationsrichtlinie sowie des § 73 Abs. 1 Satz 1 AsylVfG | 185 | ||
B. Allgemeine Schlussfolgerungen | 187 | ||
Literaturverzeichnis | 189 | ||
Sachwortverzeichnis | 196 | ||
Lebenslauf | 199 |