Stiftungsuntreue
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Stiftungsuntreue
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 199
(2008)
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Stiften wird immer populärer. Das Jahr 2007 erlebte einen weiteren Rekord an Neuerrichtungen von rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts - die überwältigende Mehrheit hiervon sind steuerbegünstigte (»gemeinnützige«) Stiftungen. Der Staat unterstützt dieses bürgerschaftliche Engagement durch jüngste Reformen im Stiftungssteuerrecht und im Stiftungszivilrecht. Das Gesamtvermögen aller deutschen Stiftungen wird auf mittlerweile 60 Mrd. € geschätzt.Es zeigt sich aber immer wieder, dass auch gemeinnützige Organisationen nicht gefeit sind vor Misswirtschaft, unangemessenem Ausgabeverhalten oder Fehlverwendung von zweckgebundenen Mitteln. Dann stellen sich nicht nur zivil- oder steuerrechtliche Fragen, sondern auch strafrechtliche, insbesondere mit Blick auf den Untreuetatbestand des § 266 StGB. Während zum Idealverein mögliche Untreuekonstellationen in der Literatur ansatzweise diskutiert werden, fehlt eine entsprechende Aufarbeitung zur gemeinnützigen Stiftung nahezu völlig.Tom Lassmann formt nun erstmalig monographisch Grund und Grenzen einer möglichen Stiftungsuntreue aus. Unter Einordnung bisheriger Rechtsprechung systematisiert der Autor mögliche Untreuekonstellationen und ordnet diese den Bereichen Vermögensverwaltung (Vermögensbewirtschaftung/Kapitalanlage), Stiftungszweckverfolgung und sonstige Treuepflichten zu. Die Untersuchung orientiert sich dabei im Wesentlichen an der Prüfungsstruktur des Untreuetatbestandes. Im Mittelpunkt stehen daher Ausführungen zum tauglichen Täterkreis, zur Pflichtverletzung und zum Vermögensnachteil. Grundsätze und Pflichtenvorgaben des Stiftungszivilrechts, des Stiftungsaufsichtsrechts und des Gemeinnützigkeitsrechts werden herausgearbeitet und auf ihre Relevanz für eine mögliche Untreuestrafbarkeit hin überprüft. Es werden Rechtsregeln aus anderen Bereichen der Untreue wie GmbH-, Vereins-, Parteien- oder Haushaltsuntreue ebenso wie aktuelle Entwicklungen in der Untreuedogmatik diskutiert.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einführung | 15 | ||
A. Fehlende strafrechtliche Behandlung trotz allgemeiner „Untreue-Euphorie“ | 16 | ||
B. „Stiftungsuntreue“ am Beispiel zweier BGH-Entscheidungen | 20 | ||
C. Das Kontrolldefizit bei der Stiftung | 22 | ||
D. Begrenzung des Themas, Definitionen | 25 | ||
E. Gang der Untersuchung | 26 | ||
1. Teil: Die gemeinnützige Stiftung | 28 | ||
A. Beschreibung des Rechtsinstituts | 28 | ||
I. Der Stiftungszweck | 29 | ||
1. Grundsätzliches | 29 | ||
2. Zweckänderung | 33 | ||
II. Die Stiftungsorganisation | 34 | ||
III. Das Stiftungsvermögen | 35 | ||
B. Die Satzung der gemeinnützigen Stiftung | 38 | ||
2. Teil: Die Stiftungsuntreue gem. § 266 StGB | 39 | ||
A. Vorüberlegung: Anwendbarkeit des § 266 StGB im Stiftungsbereich | 39 | ||
I. Die gemeinnützige Stiftung im Non-Profit-Sektor | 40 | ||
II. Die Ehrenamtlichkeit der Mitarbeit | 43 | ||
III. Verstoß gegen das Doppelbestrafungsverbot aus Art. 103 Abs. 3 GG? | 44 | ||
IV. Ergebnis | 47 | ||
B. Strafgrund der Untreue und Rechtsgutsüberlegungen | 47 | ||
I. Öffentliches oder privates Vermögen? | 48 | ||
II. Destinatäre | 49 | ||
C. Der Täterkreis einer Stiftungsuntreue gem. § 266 Abs. 1 StGB | 51 | ||
I. Allgemeine Anforderungen | 52 | ||
II. Der Täterkreis im Einzelnen | 54 | ||
1. Der Stiftungsvorstand | 54 | ||
2. Weitere Organe zur Führung der Geschäfte | 57 | ||
3. Sonderfall: Behörde als Vorstand | 58 | ||
4. Der besondere Vertreter | 61 | ||
5. Stiftungsinterne Kontroll- und Beratungsorgane | 62 | ||
a) Das Kuratorium als Kontrollorgan | 63 | ||
b) Das Kuratorium als Beratungsorgan | 66 | ||
6. Externe Berater und sonstige externe Instanzen | 69 | ||
7. Mitarbeiter und Angestellte | 69 | ||
8. Die Stiftungsaufsichtsbehörde | 70 | ||
9. Exkurs: Vermögensbetreuungspflicht auch gegenüber den Destinatären? | 75 | ||
D. Die Pflichtverletzung | 76 | ||
I. Ausgangspunkt: Rechtsquellen des Pflichtenkanons | 77 | ||
1. Satzungsrecht | 77 | ||
2. Landesstiftungsgesetze | 79 | ||
3. Steuerrecht | 80 | ||
4. Anstellungs- und Arbeitsverträge | 81 | ||
5. Allgemeines Schädigungsverbot | 82 | ||
6. Exkurs: Allgemeine Gesetze | 82 | ||
II. Erfordernis einer spezifischen Treuepflichtverletzung | 82 | ||
1. Beispiele aus der Rechtsprechung | 83 | ||
2. Einschub: Allgemeines Schädigungsverbot und funktionaler Zusammenhang | 85 | ||
3. Überleitung auf die Stiftungsuntreue | 87 | ||
III. Erfordernis einer „gravierenden“ (spezifischen) Pflichtverletzung? | 89 | ||
1. Beispiele aus der Rechtsprechung bis zur jüngsten „Mannesmann-Entscheidung“ | 89 | ||
2. Stimmen aus der Literatur | 91 | ||
3. Die Entscheidung des BGH im „Mannesmann-Verfahren“ | 94 | ||
4. Überleitung auf die Stiftungsuntreue | 96 | ||
IV. Besondere Sachverhaltskonstellationen | 98 | ||
1. Die Vermögensverwaltung i.e.S. (Vermögensbewirtschaftung /Kapitalanlage) | 98 | ||
a) Allgemeine Vorgaben | 99 | ||
aa) Vorgaben nach den Landesstiftungsgesetzen | 99 | ||
bb) Vorgaben aus dem Gemeinnützigkeitsrecht | 101 | ||
(1) Abgrenzung Vermögensverwaltung – wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb | 101 | ||
(2) Hilfsfunktion des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs | 103 | ||
cc) Allgemeine Ableitung | 105 | ||
(1) Zum Spekulationsverbot /Gebot der Diversifikation | 110 | ||
(2) Zum Gebot der produktiven Verwaltung | 112 | ||
dd) Einschub: Hilfe bei der Vermögensverwaltung durch Externe | 116 | ||
b) Satzungsmäßige Vorgaben für die Vermögensverwaltung i.e.S. | 119 | ||
aa) Die Satzung erweitert den Handlungsspielraum | 120 | ||
bb) Die Satzung begrenzt den Handlungsspielraum /„nützliche Pflichtverletzungen“ | 120 | ||
2. Die Stiftungszweckverfolgung | 124 | ||
a) Die zeitnahe Mittelverwendung | 124 | ||
aa) Bestimmung der zeitnah zu verwendenden Mittel | 124 | ||
bb) Bestimmung der zeitnahen Verwendung | 128 | ||
cc) Beispiel aus der Rechtsprechung und Folgerungen für die Pflichtverletzung | 130 | ||
b) Die zweckgerechte Mittelverwendung | 133 | ||
aa) Prüfungsmaßstab | 133 | ||
bb) Beispiele für Mittelfehlverwendungen aus der zivil- und strafgerichtlichen Praxis | 139 | ||
(1) Entscheidung des 3. Zivilsenates des BGH („Mittagstisch“) | 139 | ||
(2) Entscheidung des 1. Strafsenates des BGH („Reitsportanlage“) | 142 | ||
3. Die sonstigen Treuepflichten | 144 | ||
a) Allgemeines | 145 | ||
b) Die einzelnen Treuepflichtverstöße | 147 | ||
aa) Der Griff in die Stiftungskasse | 147 | ||
bb) Unangemessene Aufwandsentschädigungen und Entgelte | 148 | ||
(1) Keine Anwendung auf Kuratoriumsmitglieder? | 149 | ||
(2) Das Verbot im Einzelnen | 151 | ||
(a) Zum Aufwendungsersatz | 152 | ||
(b) Zum Entgelt | 155 | ||
(c) Sonderfall: Sonstige direkte oder indirekte Zuwendungen | 157 | ||
(3) Zusammenfassung | 157 | ||
cc) Unausgewogene Insichgeschäfte mit der Stiftung | 158 | ||
dd) Veranlassung von Zuwendungen an Dritte | 160 | ||
ee) Eigennützige Wahrnehmung von Geschäftschancen der Stiftung | 161 | ||
ff) Zuwendungen von Dritten an Stiftungsakteure | 163 | ||
gg) Sonderfall: „Problematische“ Zuwendungen von Dritten an die Stiftung | 164 | ||
hh) Verstöße gegen die Rechtsordnung | 167 | ||
c) Feststellung des Vermögensnachteils | 169 | ||
V. Strafrechtliche Verantwortlichkeit für die Pflichtverletzung und tatbestandsausschließendes Einverständnis („Entlastung“) | 170 | ||
1. Ausgangspunkt | 170 | ||
2. Insbesondere: Vernachlässigung von Aufsichts- und Überwachungspflichten | 171 | ||
3. Kollegialentscheidungen | 173 | ||
4. Tatbestandsausschließendes Einverständnis („Entlastung“) | 175 | ||
a) „Einverständnis“ des Stifters | 175 | ||
b) „Entlastung“ durch das Kuratorium? | 176 | ||
c) Entlastung durch die Stiftungsaufsichtsbehörde? | 177 | ||
d) Zusammenfassung | 177 | ||
VI. Objektive Zurechnung bei der Untreue: Das Problem lediglich formeller Pflichtverletzungen | 178 | ||
1. Ansätze in der Literatur | 178 | ||
2. Überleitung auf die Stiftungsuntreue: Insbesondere formell zweckwidrige Mittelverwendung | 179 | ||
a) Entscheidungs- und Abwicklungsstadium | 183 | ||
b) Primäres und sekundäres Satzungsrecht | 183 | ||
c) Vergaberichtlinien | 183 | ||
3. Standpunkt der Rechtsprechung | 183 | ||
E. Der Vermögensnachteil | 185 | ||
I. Vorbemerkung | 185 | ||
II. Die einseitige Zuwendung an Dritte im Rahmen der Zweckverfolgung | 186 | ||
1. Zur Kritik eines streng ökonomischen Ansatzes | 186 | ||
2. Zur Kritik der Anwendung der Lehre von der Zweckverfehlung | 189 | ||
3. Vergleich mit den Fällen der Subventionserschleichung | 192 | ||
4. Ansatz aus der Rspr. zur Haushaltsuntreue und Überleitung auf die Stiftung | 194 | ||
III. Das zweiseitige Austauschgeschäft im Rahmen der Zweckverfolgung | 198 | ||
IV. Die satzungszweckwidrige Vermögensumschichtung | 204 | ||
V. Die Gefahr der Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Stiftung | 206 | ||
1. Die Gemeinnützigkeit als wirtschaftlich wertvolle Rechtsposition | 207 | ||
2. Komponenten der Vermögensgefährdung | 210 | ||
a) Das Erfordernis der Unmittelbarkeit | 211 | ||
aa) Das Problem der zeitlichen Distanz | 214 | ||
bb) Das Problem der Abhängigkeit des Schadenseintritts vom Verhalten Dritter | 215 | ||
b) Vermeidemachtmöglichkeiten nach Hefendehl | 218 | ||
c) Ergebnis | 219 | ||
F. Der Untreuevorsatz | 220 | ||
I. Der Irrtum über die Grenzen einer zulässigen Vermögensverwaltung i.e.S. | 223 | ||
II. Der Irrtum über den Stiftungszweck | 225 | ||
III. Der Irrtum über die sonstigen Treuepflichten | 227 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse | 229 | ||
Literaturverzeichnis | 231 | ||
Sachwortverzeichnis | 242 |