Fortpflanzungsfreiheit und das Verbot der Fremdeizellspende
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Fortpflanzungsfreiheit und das Verbot der Fremdeizellspende
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1097
(2008)
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Abstract
Ausgangspunkt der vorliegenden Publikation ist die Frage, ob das in Deutschland bestehende umfassende Verbot der Fremdeizellspende verfassungsgemäß ist oder nicht.Der Gesetzgeber sorgt sich, dass durch die Fremdeizellspende die Mutterschaft gespalten wird und die daraus folgende mangelnde Eindeutigkeit der Mutter das Kindeswohl gefährde.Mathias Reinke weist nach, dass das Verbot gegen das Fortpflanzungsrecht verstößt, das sachlich durch Art. 6 Abs. 1 GG garantiert wird und personell neben den Eheleuten auch die gleichgeschlechtliche und die nichteheliche Lebensgemeinschaft sowie Alleinstehende mit Kinderwunsch umfasst. Der an sich legitime gesetzgeberische Zweck, das Kindeswohl zu wahren, ist für das umfassende Verbot der Fremdeizellspende weder geeignet noch erforderlich. Auch wirken das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner eigenen Abstammung, die Institutsgarantie und der wertleitende Charakter des Art. 6 Abs. 1 GG nicht rechtfertigend. Das Verbot verstößt weiterhin gegen den Gleichheitssatz, wie der Vergleich mit der zulässigen heterologen Insemination, der Adoption und der Blut- und Organlebendspende zeigt. Somit verneint der Autor die eingangs gestellte Frage.Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Beginn menschlichen Lebens entwickelt Mathias Reinke, dass Keimzellen (und Embryonen vor der Einnistung in den Uterus) vor allem wegen ihrer mangelnden Grundrechtsfähigkeit und der äußerst geringen Wahrscheinlichkeit des Eintritts der Geburt keine Grundrechtsträger sind.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 9 | ||
Inhaltsübersicht | 11 | ||
Inhaltsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 19 | ||
1. Teil: Die Grundlagen | 23 | ||
1. Kapitel: Biologisch-medizinische Grundlagen | 23 | ||
A. Grundlegende Begriffe der modernen Zellbiologie | 23 | ||
I. Die Chromosomen | 23 | ||
II. Das mitochondriale Genom | 24 | ||
III. Die Mitose | 24 | ||
IV. Die Meiose | 24 | ||
V. Die Begriffe pluripotent und totipotent | 25 | ||
VI. Die embryonalen und adulten Stammzellen | 25 | ||
B. Die klassische Embryologie | 26 | ||
I. Die Gametengenese | 26 | ||
1. Die primordialen Keimzellen | 26 | ||
2. Die Spermatogenese | 27 | ||
3. Die Oogenese | 27 | ||
II. Die Fertilisation (Befruchtung) | 27 | ||
III. Die weitere Entwicklung nach der Fertilisation | 28 | ||
IV. Die Parthenogenese | 29 | ||
C. Die Erkenntnisse aus neueren Experimenten | 30 | ||
I. Das Experiment von Nagy et al. | 30 | ||
II. Die Experimente von Hübner et al., Geijsen et al. und Toyooka et al. | 31 | ||
III. Die Experimente von Johnson/Canning et al. und Eggan et al. | 32 | ||
IV. Das Experiment von Kono et al. | 33 | ||
V. Das Experiment von Stojkovic et al. | 34 | ||
VI. Exkurs: Der Skandal um die Experimente von Hwang et al. und das Experiment von French et al. | 34 | ||
VII. Die In-vitro-Maturation (IVM) von Eizellen | 35 | ||
D. Assistierte Reproduktion | 35 | ||
I. Sterilität | 35 | ||
II. Die (heterologe) Eizellspende – eine Methode der modernen Reproduktionsmedizin | 37 | ||
1. Mögliche Indikationen zur heterologen Eizellspende | 38 | ||
a) Vorzeitige Menopause | 38 | ||
b) Fehlanlage der Ovarien | 39 | ||
c) Genetische Gründe | 39 | ||
d) Weitere Indikationen | 40 | ||
2. Der Ablauf und die Gefahren für die Spenderin | 40 | ||
a) Die Auswahl der Spenderin | 40 | ||
b) Die hormonelle Stimulation | 41 | ||
aa) Das Risiko eigener Schwangerschaft der Spenderin | 41 | ||
bb) Das Hyperstimulationssyndrom | 41 | ||
cc) Die kanzerogene Wirkung | 42 | ||
c) Die Gewinnung der Eizellen | 42 | ||
3. Der Ablauf und die Gefahren für die Empfängerin | 43 | ||
a) Die Voruntersuchung des infertilen Paares | 43 | ||
b) Die Zyklussynchronisation | 43 | ||
c) Die Reifung und der Transfer | 43 | ||
4. Die Erfolgsraten und das Problem von Mehrlingsschwangerschaften | 44 | ||
a) Die Erfolgsraten der heterologen Eizellspende im Ausland | 44 | ||
b) Die Erfolgsraten der in Deutschland zulässigen ART | 45 | ||
c) Das Problem von Mehrlingsschwangerschaften | 45 | ||
2. Kapitel: Die rechtliche Ausgangslage | 46 | ||
A. Das Embryonenschutzgesetz (ESchG) | 47 | ||
I. Regelungsinhalt und wesentliche Ziele | 47 | ||
II. Das Verbot der heterologen Eizellspende im Embryonenschutzgesetz | 48 | ||
1. § 1 Abs. 1 Nr. 1 ESchG | 48 | ||
2. § 1 Abs. 1 Nr. 2 ESchG | 49 | ||
3. Der Embryonentransfer | 49 | ||
4. § 1 Abs. 1 Nr. 7 ESchG | 49 | ||
III. Definition des Begriffs „Embryo“ und damit verbundene Schwierigkeiten | 50 | ||
IV. Exkurs: Das Problem der sog. Dreier-Regel | 51 | ||
1. Notwendige Änderung des § 1 Abs. 1 Nr. 3 ESchG | 52 | ||
2. Notwendige Änderung des § 1 Abs. 1 Nr. 5 ESchG | 53 | ||
B. Das Sozialgesetzbuch V | 54 | ||
2. Teil: Der Status humanbiologischen Materials im Allgemeinen und von Keimzellen im Besonderen | 55 | ||
1. Kapitel: Der Erkenntniswert von statusorientierten Diskussionen | 55 | ||
2. Kapitel: Der Status humanbiologischen Materials | 64 | ||
A. Verfassungsrechtliche Ansätze zur Bestimmung des Status humanbiologischen Materials | 65 | ||
B. Historischer Abriss der zivilrechtlichen Ansätze zum Status humanbiologischen Materials | 67 | ||
I. Die Versuche einer abstrakten Statusbestimmung | 67 | ||
II. Die konkrete Statusbestimmung am Beispiel des Blutes | 74 | ||
C. Zusammenfassende Stellungnahme zum allgemeinen Status humanbiologischen Materials | 76 | ||
3. Kapitel: Der Status humaner Keimzellen | 77 | ||
A. Der personelle Schutzbereich des Art. 2 Abs. 2 Satz 1GG | 78 | ||
B. Der personelle Schutzbereich des Art. 1 Abs. 1GG | 80 | ||
C. Die Keimzelle als Trägerin des Grundrechts aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1GG und Art. 1 Abs. 1GG? | 80 | ||
I. Spezieszugehörigkeit | 82 | ||
1. Das reine Spezies-Argument | 82 | ||
2. Das erweiterte Spezies-Argument | 83 | ||
3. Stellungnahme | 83 | ||
II. Entwicklungskontinuum | 85 | ||
1. Empirische Widersprüche | 85 | ||
2. Zum defensiven Charakter des Arguments | 86 | ||
3. Logische Widersprüche | 87 | ||
III. Potentialität der Entwicklung | 89 | ||
IV. Personale Identität und Individualität | 93 | ||
V. Zusammenfassende Stellungnahme | 95 | ||
3. Teil: Die gleichheitsrechtliche Prüfung des Verbotes der heterologen Eizellspende | 100 | ||
1. Kapitel: Die Ungleichbehandlung der heterologen Insemination und der heterologen Eizellspende – ein Verstoß gegen Art. 3 Abs. 3 Satz 1GG? | 102 | ||
A. Liegt eine ungleiche Behandlung i. S. d. Art. 3 Abs. 3 Satz 1GG vor? | 103 | ||
B. Art. 3 Abs. 3 Satz 1GG als absolutes oder als grundsätzliches Anknüpfungsverbot oder als Rechtfertigungsgebot? | 105 | ||
C. Die Rechtfertigung der zwischen den Geschlechtern differenzierenden Regelung | 108 | ||
I. Das Vorliegen eines objektiven biologisch-funktionalen Unterschieds | 108 | ||
1. Die zellbiologischen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Keimzellen | 108 | ||
2. Die unterschiedliche operative Eingriffstiefe bei den Keimzellspenden | 109 | ||
3. Die Einmaligkeit der Schwangerschaft | 111 | ||
II. Macht der vorliegende biologisch-funktionale Unterschied eine unterschiedliche rechtliche Regelung zwingend erforderlich? | 112 | ||
2. Kapitel: Die Ungleichbehandlung der heterologen Insemination und der heterologen Eizellspende – ein Verstoß gegen das besondere Gleichheitsrecht aus Art. 6 Abs. 1 und Abs. 4GG? | 115 | ||
3. Kapitel: Die Ungleichbehandlung der Fremdeizellspende gegenüber der Adoption | 117 | ||
4. Kapitel: Die Ungleichbehandlung der Blut- und Organlebendspende und der heterologen Eizellspende | 118 | ||
A. Der Schutzinhalt des Art. 3 Abs. 1GG | 119 | ||
B. Ungleichbehandlung vergleichbarer Sachverhalte? | 120 | ||
I. Das Gesetz zur Regelung des Transfusionswesen (TFG) | 120 | ||
II. Das Transplantationsgesetz (TPG) | 122 | ||
1. Regelungsinhalt | 123 | ||
2. Exkurs: Die Spende von Ovarien als eine Sonderform der heterologen Eizellspende? | 123 | ||
3. Die Lebendspende von Organen als Vergleichsmaßstab zur heterologen Eizellspende? | 125 | ||
a) Grundvoraussetzungen der Zulässigkeit der Lebendspende | 125 | ||
b) Diskussionswürdige Zulässigkeitsvoraussetzungen | 125 | ||
aa) Subsidiarität der Lebendspende | 125 | ||
bb) Beschränkter Spenderkreis | 125 | ||
cc) Stellungnahme | 127 | ||
4. Zusammenfassung | 128 | ||
III. Das Arzneimittelgesetz (AMG) | 128 | ||
IV. Das Medizinproduktegesetz (MPG) | 129 | ||
V. Die Richtlinie 98/44/EG (Biopatentrichtlinie) und ihre Umsetzung in das deutsche Recht | 129 | ||
C. Die Rechtfertigung der Ungleichbehandlung | 129 | ||
I. Wieder: Die unterschiedliche operative Eingriffstiefe | 130 | ||
II. Wieder: Die zellbiologischen Unterschiede und die Einmaligkeit der Schwangerschaft | 132 | ||
4. Teil: Die freiheitsrechtliche Prüfung des Verbots der heterologen Eizellspende | 133 | ||
1. Kapitel: Art. 6 Abs. 1GG | 133 | ||
A. Zu den Vorschriften der Art. 6 Abs. 2 und Abs. 4GG | 133 | ||
B. Der sachliche Schutzbereich des Art. 6 Abs. 1GG | 134 | ||
C. Der personelle Schutzbereich des Art. 6 Abs. 1GG | 138 | ||
I. Die nichteheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern – eine Familie i. S. d. Art. 6 Abs. 1GG? | 139 | ||
II. Singles mit Kindern – Familie im Sinne des Art. 6 Abs. 1GG? | 144 | ||
III. Lebenspartnerschaften – Verschiedengeschlechtlichkeit der Eltern als Kriterium für Familie? | 145 | ||
IV. Ergebnis zum Umfang des personellen Schutzbereiches | 150 | ||
D. Mittelbarer Grundrechtseingriff in das Fortpflanzungsrecht | 150 | ||
E. Die Rechtfertigung des Eingriffs in den Schutzbereich | 151 | ||
I. Das Kindeswohl als Schranke der Fortpflanzungsfreiheit | 151 | ||
1. Das Kindeswohl als vorwirkendes singuläres subjektives Gegenrecht des Kindes oder als sonstiger Verfassungswert? | 152 | ||
2. Die Geeignetheit des Verbots | 154 | ||
a) Das Problem der mangelnden Handlungsoption | 154 | ||
b) Prognosespielraum der Familie oder des Staates? | 155 | ||
c) Ergebnis | 160 | ||
3. Die Erforderlichkeit des strafbewehrten Totalverbots | 162 | ||
4. Ergebnis zur Rechtfertigung des Totalverbots aus Gründen des Kindeswohls | 165 | ||
II. Das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung als Schranke des Fortpflanzungsrechts? | 166 | ||
1. Die Darstellung des Streitstandes | 166 | ||
2. Stellungnahme | 169 | ||
III. Die Institutsgarantie und der wertleitende Charakter des Art. 6 Abs. 1GG als Schranke der Fortpflanzungsfreiheit? | 173 | ||
IV. Die Selbstinstrumentalisierung der Spenderin als Verstoß gegen Art. 1 Abs. 1GG? | 180 | ||
1. Die geltendgemachten Bedenken | 180 | ||
2. Stellungnahme | 181 | ||
V. Ergebnis | 183 | ||
2. Kapitel: Art. 14 Abs. 1GG | 184 | ||
A. Der Schutzbereich des Art. 14 Abs. 1GG | 184 | ||
B. Inhalt und Schranken des Eigentums | 186 | ||
C. Die Gefahr von Kommerzialisierung und Handel mit Körpersubstanzen als Rechtfertigung | 186 | ||
D. Ergebnis | 190 | ||
3. Kapitel: Art. 2 Abs. 1GG i.V. m.Art. 1 Abs. 1GG | 190 | ||
A. Die Entwicklung und Funktion des allgemeinen Persönlichkeitsrechts | 191 | ||
B. Die Fortpflanzung als Teil allgemeinen Persönlichkeitsrechts? | 193 | ||
I. Subsidiarität | 194 | ||
II. Historie | 194 | ||
III. Finalität und Normfunktion | 194 | ||
IV. Ergebnis | 198 | ||
4. Kapitel: Das Zitiergebot des Art. 19 Abs. 1 Satz 2GG | 198 | ||
5. Kapitel: Exkurs – Stellungnahme zu den verfassungsrechtlich unbeachtlichen Bedenken | 200 | ||
Literaturverzeichnis | 203 | ||
Sachverzeichnis | 219 |