Emissionszertifikate und Finanzverfassung
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Emissionszertifikate und Finanzverfassung
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 160
(2008)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Die gewerbliche Verfolgung ökonomischer Interessen geht in der Regel einher mit ökologischen Belastungen. Das System des Emissionshandels bezweckt die Gleichschaltung wirtschaftlicher und ökologischer Interessen, indem es Großemittenten die Möglichkeit bietet, durch entsprechende CO2-Reduktionsmaßnahmen über mehr Emissionszertifikate zu verfügen, als es zur Erfüllung ihrer Rückgabepflicht erforderlich ist. Die überschüssigen Emissionszertifikate lassen sich gewinnbringend veräußern.Im Mittelpunkt der Dissertation von Jens Nawrath steht die Untersuchung der Vereinbarkeit zweier Abgaben mit dem Grundgesetz, die im Zusammenhang mit der Ausgabe bzw. der Rückgabe von Emissionszertifikaten von Bedeutung sind. Zum einen wird die Frage erörtert, ob und in welcher Form die staatliche Erhebung eines Zertifikatsentgelts verfassungskonform ist. Zum anderen untersucht der Autor die Verfassungsmäßigkeit der Abgabe nach § 18 Abs. 1 S. 1 TEHG, der eine Zahlungspflicht desjenigen normiert, der seiner Verpflichtung nicht nachkommt, ausreichend viele Emissionszertifikate zum Fälligkeitszeitpunkt an die öffentliche Hand abzugeben.Beide Fragen erfordern schließlich eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Sonderabgabendogmatik. Der Verfasser erörtert die Voraussetzungen, unter denen das Zertifikatsentgelt als Sonderabgabe im engeren Sinne verfassungskonform zu normieren ist. Er sieht es als unerlässlich an, das Aufkommen, das der Staat über das Zertifikatsentgelt erzielen wird, zumindest mittelbar im Interesse der Gruppe der Abgabeschuldner zu verwenden. Um die besondere Finanzierungsverantwortung der Großemittenten für Klimaschutzmaßnahmen sicherzustellen, fordert er außerdem die Implementierung eines Verbots der Überwälzung der Zertifikatskosten auf Dritte. Nawrath kommt zu dem Ergebnis, dass die Sanktionsabgabe nach § 18 Abs. 1 S. 1 TEHG die verfassungsrechtlichen Anforderungen an eine sonstige Sonderabgabe erfüllt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
A. Einleitung und Gang der Darstellung | 17 | ||
B. Der Handel mit Emissionszertifikaten | 19 | ||
I. Historische Entwicklung | 19 | ||
II. Funktionsweise des Modells „Handel mit Emissionszertifikaten“ | 23 | ||
C. Emissionszertifikate und Finanzverfassung | 26 | ||
I. Zur Verfassungsmäßigkeit einer Abgabe für die Zuteilung von Emissionszertifikaten | 26 | ||
1. Steuern, Gebühren, Beiträge | 26 | ||
a) Begriff der staatlichen Gegenleistung | 27 | ||
b) Umweltnutzung als staatliche Gegenleistung | 29 | ||
c) Dulden der Luftbelastung als staatliche Leistung | 29 | ||
d) Zuteilung der Zertifikate als staatliche Leistung | 31 | ||
aa) Begriff der „Verleihungsgebühr“ | 33 | ||
(1) Rechtskreiserweiterung durch Emissionslegalisierung | 35 | ||
(a) Emissionsbefugnis und Eigentumsrechte (Art. 14 Abs. 1 S. 1 GG) | 36 | ||
(b) Isolierte Kohlendioxidemissionsbefugnis | 40 | ||
(aa) § 6 Abs. 1 TEHG und Art. 14 GG | 46 | ||
(bb) § 6 Abs. 1 TEHG und Art. 12 GG | 50 | ||
(2) Rechtskreiserweiterung durch handelbare Emissionsrechte | 55 | ||
bb) Zwischenergebnis | 55 | ||
2. Verfassungsrechtliche Anforderungen an Gebühren | 56 | ||
a) Lenkung | 57 | ||
b) Kostendeckung | 58 | ||
c) Vorteilsabschöpfung | 60 | ||
aa) Umweltnutzung als „Sondervorteil“ | 61 | ||
(1) Kohlendioxidabgabe an die Luft | 61 | ||
(2) Luftnutzung in quantitativer Hinsicht | 62 | ||
bb) Wirtschaftlicher Wert der Zertifikate | 63 | ||
(1) Frei zugänglicher Markt | 64 | ||
(2) Frei zugänglicher Markt und kostenlose Zertifikate | 64 | ||
cc) „Windfall profits“ als Sondervorteil | 65 | ||
(1) Ökonomischer Hintergrund | 66 | ||
(2) Rechtliche Bewertung | 67 | ||
(a) Bereits erzielte „windfall profits“ | 67 | ||
(b) Noch erzielbare „windfall profits“ | 68 | ||
dd) Zwischenergebnis | 68 | ||
ee) Die Formel des Bundesverfassungsgerichts | 68 | ||
(1) Marktwert der Zertifikate | 69 | ||
(2) Nutzwert der Zertifikate | 70 | ||
(3) „Windfall profits“ | 73 | ||
ff) Steuerlicher Funktionsvorbehalt | 73 | ||
(1) Vom „Unternehmerstaat“ zum „Steuerstaat“ | 74 | ||
(2) Tatsächliche Geltung in quantitativer Hinsicht | 75 | ||
(3) Steuerstaatsprinzip und Rechtsstaatsprinzip | 76 | ||
(4) Steuerstaatsprinzip und Wirtschaftsverfassung | 77 | ||
(5) Sozialer Rechtsstaat | 79 | ||
(6) Steuerstaatsprinzip und Finanzverfassung | 80 | ||
(7) Sacksofskys Ansicht zur Herleitung des Steuerstaatsprinzips aus der Finanzverfassung | 82 | ||
(a) Ausgabenargument | 82 | ||
(b) Einnahmenargument | 83 | ||
(c) Kreditargument | 83 | ||
(d) Finanzkraftargument | 84 | ||
(8) Zwischenergebnis | 85 | ||
(9) Die Aussage des Artikels 105 Abs. 2a GG | 86 | ||
(a) Art. 105 Abs. 2a GG als Kollisionsregel | 88 | ||
(b) Art. 105 Abs. 2a GG analog als Kollisionsregel | 88 | ||
(c) Art. 105 Abs. 2a i. V. m. Art. 3 Abs. 1 GG | 89 | ||
(aa) Art. 31 GG unmittelbar | 93 | ||
(bb) Art. 31 GG analog | 94 | ||
(d) „Verfassungsrechtlich erhebliche Gründe“ | 97 | ||
(10) Ergebnis der Untersuchung | 99 | ||
gg) Inkonsequenz des Bundesverfassungsgerichts | 99 | ||
hh) Die Bedeutung des Funktionsvorbehalts für „Verleihungsgebühren“ | 103 | ||
ii) Beispielsrechnung | 106 | ||
jj) Zwischenergebnis | 108 | ||
3. Verfassungsmäßige Steuer | 108 | ||
4. Verfassungsmäßige Sonderabgabe | 109 | ||
a) Kategorisierung der Sonderabgaben | 109 | ||
b) Bedeutung des steuerlichen Funktionsvorbehalts für Sonderabgaben | 110 | ||
aa) Sonderabgaben im engeren Sinne | 111 | ||
bb) Sonstige Sonderabgaben | 112 | ||
c) Zwischenergebnis | 113 | ||
aa) Bedeutung der staatlichen Gegenleistung | 113 | ||
(1) Tendenzen in der Rechtsprechung | 114 | ||
(2) Eigene Ansicht | 117 | ||
bb) Zwischenergebnis | 119 | ||
d) Zertifikatsentgelt als sonstige Sonderabgabe | 119 | ||
aa) Vorteilsabschöpfung | 120 | ||
bb) Lenkungscharakter | 121 | ||
e) Zertifikatsentgelt als Sonderabgabe im engeren Sinne | 122 | ||
aa) Verfolgung eines Sachzwecks | 123 | ||
bb) Gruppenhomogenität | 124 | ||
cc) Spezifische Sachnähe und Gruppenverantwortung | 125 | ||
(1) Theoretische Finanzierungsverantwortlichkeit | 126 | ||
(2) Tatsächliche Finanzierungsverantwortlichkeit | 126 | ||
(a) Rechtliche Abhilfemöglichkeiten | 127 | ||
(b) Eigener Vorschlag | 128 | ||
(aa) „Einpreisungsverbot“ und seine Durchsetzbarkeit | 128 | ||
(bb) Schutzbereich von Art. 2 Abs. 1 GG | 131 | ||
(cc) Eingriff in die Vertragsfreiheit | 132 | ||
(dd) Rechtfertigung | 132 | ||
(ee) Art. 3 Abs. 1 GG | 133 | ||
(3) Finanzierungsverantwortlichkeit und Vertrauensschutz | 133 | ||
(a) „Altemittenten“ | 134 | ||
(aa) Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und „Stand der Technik“ | 136 | ||
(bb) Eigene Ansicht | 140 | ||
(b) „Neuemittenten“ | 145 | ||
(c) Schutzwürdigkeit des Vertrauens | 146 | ||
(aa) „Echte Rückwirkung“ – „Rückbewirkung von Rechtsfolgen“ | 146 | ||
(bb) „Unechte Rückwirkung“ – „tatbestandliche Rückanknüpfung“ | 147 | ||
(cc) Interessenabwägung | 148 | ||
(d) Zwischenergebnis | 152 | ||
dd) Unmittelbar gruppennützige Aufkommensverwendung | 152 | ||
ee) Verfahrensrechtliche Erfordernisse | 154 | ||
(1) Überprüfung in angemessenen Abständen | 154 | ||
(2) Dokumentations- und Informationspflichten | 155 | ||
ff) Gesetzgebungskompetenz | 156 | ||
(1) Einschlägiger Kompetenztitel | 156 | ||
(2) Anforderungen des Artikels 72 Abs. 2 GG | 157 | ||
(a) Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse | 157 | ||
(b) Wahrung der Rechtseinheit | 158 | ||
(c) Wahrung der Wirtschaftseinheit | 159 | ||
(3) Zwischenergebnis | 160 | ||
g) Ergebnis | 160 | ||
II. Die finanzverfassungsrechtliche Zulässigkeit der Abgaben ach § 18 Abs. 1 S. 1 TEHG | 160 | ||
1. Steuern, Gebühren und Beiträge | 161 | ||
2. Finanzierungszweck im Sinne des Begriffs „Steuer“ | 162 | ||
3. Sonderabgaben | 163 | ||
a) Sonderabgaben im engeren Sinne | 163 | ||
b) Sonstige Sonderabgaben | 164 | ||
aa) Abschöpfungsabgaben | 164 | ||
bb) Ausgleichs- und Lenkungsabgaben | 166 | ||
(1) Lenkung | 167 | ||
(2) Ausgleich | 167 | ||
(a) Zins- und Liquiditätsvorteile | 168 | ||
(b) Verhinderung von Wettbewerbsverzerrung | 170 | ||
(c) Zwischenergebnis | 170 | ||
4. Verfassungsrechtliche Anforderungen | 171 | ||
a) Wahrung der Geltungskraft der Finanzverfassung | 172 | ||
aa) Finanzierungseffekt statt Finanzierungszweck | 172 | ||
bb) Kein „voraussetzungsloser“ Abgabentatbestand | 174 | ||
b) Grundsatz der Belastungsgleichheit | 174 | ||
aa) Homogene Gruppe | 175 | ||
bb) Spezifische Sachnähe und Finanzierungsverantwortung | 175 | ||
cc) Aufkommensverwendung | 177 | ||
c) Grundsatz der Vollständigkeit des Haushalts | 180 | ||
d) Ergebnis | 181 | ||
D. Fazit | 182 | ||
Literaturverzeichnis | 184 | ||
Stichwortverzeichnis | 194 |