Vertragsfreiheit und Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung
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Vertragsfreiheit und Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung
Die Regelung der privaten Krankenversicherung durch das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-WSG) im Lichte des Verfassungsrechts
Thüsing, Gregor | Medem, Andreas von
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 12
(2008)
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Abstract
Die Gesundheitsreform 2007 will auch die private Krankenversicherung grundlegend umgestalten: Die PKV muss einen Basistarif anbieten. Die Alterungsrückstellungen, welche das demographiefeste Finanzierungssystem der PKV ausmachen, sollen "portabel" werden. Auch wird der Wechsel von der GKV in die PKV erschwert. Durch die Einführung von Wahltarifen in der GKV erwächst der PKV staatliche Konkurrenz in dem bislang allein ihr vorbehaltenen Bereich der Zusatzversicherungen.Schon während des Gesetzgebungsverfahrens waren die Änderungen rechtlich heftig umstritten. Gregor Thüsing und Andreas von Medem zeigen, dass das Reformwerk nicht mit den Grundrechten der Versicherungsunternehmen und der privat Versicherten vereinbar ist. Ihre Abhandlung beruht auf Verfassungsbeschwerden, die von 24 PKV-Unternehmen eingelegt wurden und über die das Bundesverfassungsgericht voraussichtlich Ende 2008 / Anfang 2009 entscheiden wird.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
I. Die Neuregelungen des GKV-WSG im Hinblick auf das Recht der privaten Krankenversicherung | 15 | ||
1. Das Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung nach bisherigem Recht | 16 | ||
a) Organisation der Versicherung | 16 | ||
b) Abschlussfreiheit bei enger aufsichtsrechtlicher und vertragsrechtlicher Regulierung des Vertragsinhalts | 16 | ||
c) Risikoäquivalenz | 17 | ||
d) Ausschluss der ordentlichen Kündigung durch den Versicherer | 17 | ||
e) Alterungsrückstellungen | 18 | ||
aa) Rechtliche Rahmenbedingungen | 18 | ||
bb) Verbleiben der Alterungsrückstellung bei Ausscheiden aus dem Kollektiv | 19 | ||
cc) Konsequenzen der Vererbung | 20 | ||
dd) Wirtschaftstheoretische Erklärung der Vererbung | 22 | ||
f) Der (frühere) Standardtarif | 25 | ||
2. Die Bedeutung der PKV im System der sozialen Sicherheit | 25 | ||
3. Die gesetzlichen Neuregelungen | 26 | ||
a) Pflicht zur Versicherung | 26 | ||
b) Basistarif | 27 | ||
aa) Standardisierter Leistungsumfang | 27 | ||
bb) Genereller Kontrahierungszwang | 28 | ||
cc) Zeitlich beschränkter Kontrahierungszwang zugunsten von Altkunden | 29 | ||
dd) Wechselmöglichkeit in den Basistarif innerhalb desselben Versicherungsunternehmens | 29 | ||
ee) Verbot von Risikozuschlägen und Leistungsausschlüssen | 29 | ||
ff) Begrenzungen der Prämienhöhe | 29 | ||
gg) Risikoausgleich | 31 | ||
hh) Umlage der Mehraufwendungen des Basistarifs | 31 | ||
ii) Versorgung der Versicherten und Vergütung der Ärzte und Zahnärzte | 31 | ||
c) Öffnung des Standardtarifs | 32 | ||
d) Ausschluss jeder Kündigungsmöglichkeit bei Verträgen zur Erfüllung der Pflicht zur Versicherung – „Notversorgung“ | 32 | ||
e) Portabilität der Alterungsrückstellungen bei einem unternehmensinternen Tarifwechsel | 33 | ||
f) Portabilität bei einem Unternehmenswechsel | 33 | ||
aa) Neuverträge | 33 | ||
bb) Altverträge | 35 | ||
g) Anspruch auf Abschluss einer Zusatzversicherung | 36 | ||
h) Zahlungen des Bundes an die gesetzliche Krankenversicherung | 36 | ||
i) Erfordernis des dreimaligen Überschreitens der Jahresarbeitsentgeltgrenze | 36 | ||
j) Wahltarife in der gesetzlichen Krankenversicherung | 37 | ||
4. Die Auswirkungen der Neuregelungen | 38 | ||
a) Basistarif | 38 | ||
aa) Fehlende Kostendeckung | 38 | ||
bb) Massive Beeinträchtigung des Geschäftsmodells der PKV | 39 | ||
(1) Der Basistarif bietet keine langfristige Perspektive für die Unternehmen der PKV | 40 | ||
(a) Fremdbestimmtheit des Leistungsspektrums | 40 | ||
(b) Höhere Kosten bei gleichem Leistungsangebot wie die GKV | 40 | ||
(c) Belastung der Normaltarife durch fehlende Kostendeckung | 42 | ||
(d) Unattraktivität des Basistarifs für durchschnittlich gesunde Neuzugänge | 42 | ||
(2) Unterschiede zum bisherigen Standardtarif | 43 | ||
(3) Mittel- und langfristige Zerstörung des Geschäftsmodells der PKV | 44 | ||
b) Modifizierter Standardtarif | 46 | ||
c) Fehlende Kündigungsmöglichkeit/Notversorgung | 47 | ||
d) Portabilität der Alterungsrückstellungen im Neukundenbereich | 49 | ||
aa) Beitragserhöhung aufgrund der Reduzierung der Stornoquote | 49 | ||
bb) Verstärkte Risikoselektion als Folge der Portabilität der Alterungsrückstellungen | 50 | ||
(1) Modelle zur Portabilität der Alterungsrückstellungen | 50 | ||
(a) Mitgabe der kalkulierten Alterungsrückstellung | 51 | ||
(b) Mitgabe einer individuellen Alterungsrückstellung | 52 | ||
(2) Risikoselektion als Folge des im GKV-WSG eingeschlagenen Weges | 53 | ||
(3) Folgen der Risikoselektion für die Versicherten | 54 | ||
(4) Folgen der Risikoselektion für die Versicherungsunternehmen | 55 | ||
(5) Folgen für den Wettbewerb | 56 | ||
(6) Folgen für den privaten Krankenversicherungsmarkt | 57 | ||
(7) Prognosesicherheit | 57 | ||
e) Portabilität der Alterungsrückstellungen im Altkundenbereich | 58 | ||
aa) Risikoselektion | 58 | ||
bb) Unberechenbare Umwälzungen des Versicherungsmarktes | 59 | ||
cc) Prämienmindernde Berücksichtigung der Stornowahrscheinlichkeit | 60 | ||
dd) Faktische Unmöglichkeit der Berechnung des Übertragungswertes gemäß § 13a Abs. 2 KalV | 61 | ||
f) Zahlungen an die GKV | 61 | ||
g) Dreimaliges Überschreiten der Jahresarbeitsentgeltgrenze | 62 | ||
h) Wahltarife | 63 | ||
aa) Das Angebot der PKV und die Konkurrenz durch die Wahltarife | 63 | ||
(1) Kostenerstattung | 63 | ||
(2) Besondere Therapierichtungen | 65 | ||
(3) Krankengeld | 65 | ||
bb) Einführung von Wahltarifen durch die GKV | 65 | ||
cc) Wettbewerbsvorteile der GKV | 66 | ||
(1) Geringere Regulierung der Beitragskalkulation | 66 | ||
(a) Einführung von Tarifen | 67 | ||
(b) Folgen bei Unterkalkulation | 68 | ||
(c) Anreizeffekte für die GKV | 69 | ||
(2) Geringere Regulierung der Beitragsanpassung und Kündigung | 70 | ||
(3) Bindung an die GKV durch Pflichtmitgliedschaft sowie Zugang zu Daten | 72 | ||
(4) Sonstige Vorteile | 72 | ||
dd) Entsolidarisierung in der GKV | 73 | ||
II. Verfassungsrechtliche Würdigung | 77 | ||
1. Formelle Verfassungswidrigkeit | 77 | ||
a) Die unmittelbar die PKV betreffenden Regelungen | 77 | ||
aa) Art. 74 Abs. 1 Nr. 11 GG | 77 | ||
(1) Pflicht zur Versicherung | 78 | ||
(2) Kontrahierungszwang zur Versicherung im Basistarif | 79 | ||
(3) Verpflichtung zum Angebot eines Basistarifs/Fremdbestimmung der Leistungspflicht | 79 | ||
(4) Verbot individueller Risikozuschläge und Leistungsausschlüsse/Risikoausgleich | 81 | ||
(5) Leistungspflicht auch für bestehende Krankheiten | 81 | ||
(6) Prämienbegrenzungen im Basistarif | 83 | ||
(7) Kündigungsausschluss/Notfallversorgung | 83 | ||
(8) Fazit | 83 | ||
bb) Art. 74 Abs. 1 Nr. 12 GG | 85 | ||
b) Wahltarife | 86 | ||
c) Ergebnis | 88 | ||
2. Materielle Verfassungswidrigkeit | 88 | ||
a) Basistarif | 89 | ||
aa) Grundrechte der Versicherungsunternehmen | 89 | ||
(1) Berufsfreiheit | 90 | ||
(a) Schutzbereich | 90 | ||
(b) Eingriff | 90 | ||
(c) Rechtfertigung | 91 | ||
(aa) Begünstigung freiwillig gesetzlich Versicherter | 91 | ||
(bb) Generelle Höchstgrenze bei durchschnittlichem GKV-Höchstsatz | 93 | ||
(cc) Individuelle Höchstgrenze bei halbem GKV-Höchstsatz | 94 | ||
(dd) Unverhältnismäßige Indienstnahme Privater unter Ausschaltung der Privatautonomie | 95 | ||
(ee) Insbesondere: Zwang zur Aufnahme von Personen, die wegen Täuschung, Drohung oder vorsätzlicher Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht ihren Versicherungsschutz verloren haben | 97 | ||
(ff) Fremdbestimmung des Leistungsumfangs durch den Gemeinsamen Bundesausschuss | 97 | ||
(2) Vereinigungsfreiheit | 98 | ||
(a) Schutzbereich | 98 | ||
(b) Eingriff | 99 | ||
(c) Rechtfertigung | 100 | ||
bb) Grundrechte der Versicherten | 100 | ||
(1) Vereinigungsfreiheit | 100 | ||
(2) Allgemeine Handlungsfreiheit | 102 | ||
(3) Allgemeiner Gleichheitssatz | 102 | ||
b) Modifizierter Standardtarif | 103 | ||
c) Kündigungsmöglichkeit/Notversorgung | 103 | ||
aa) Berufsfreiheit der Versicherungsunternehmen | 103 | ||
(1) Eingriff in den Schutzbereich | 103 | ||
(2) Rechtfertigung | 104 | ||
bb) Vereinigungsfreiheit von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit | 107 | ||
(1) Schutzbereich | 107 | ||
(2) Eingriff | 107 | ||
(3) Rechtfertigung | 108 | ||
cc) Vereinigungsfreiheit der Versicherten | 108 | ||
d) Portabilität im Neukundenbereich | 108 | ||
aa) Berufsfreiheit der Versicherungsunternehmen | 108 | ||
(1) Eingriff in den Schutzbereich | 109 | ||
(2) Rechtfertigung | 109 | ||
(a) Ungeeignetheit | 109 | ||
(b) Fehlende Erforderlichkeit | 111 | ||
(c) Unangemessenheit | 112 | ||
(aa) Schwerwiegende Beeinträchtigung der berufsbezogenen Vertragsfreiheit | 112 | ||
(bb) Schwerwiegende faktische Folgen für bestimmte Versicherungsunternehmen | 114 | ||
(cc) Gefährdung der dauernden Erfüllbarkeit | 114 | ||
(dd) Keine langfristige Absicherung des Krankheitsrisikos in den Normaltarifen | 114 | ||
(ee) Allenfalls minimale Förderung des Wettbewerbs im (Neu-)Bestandskundenbereich | 115 | ||
bb) Vereinigungsfreiheit | 115 | ||
cc) Grundrechte versicherungswilliger Personen | 116 | ||
e) Portabilität im Altkundenbereich | 116 | ||
aa) Grundrechte der Versicherungsunternehmen | 116 | ||
(1) Berufsfreiheit | 116 | ||
(a) Eingriff in den Schutzbereich | 116 | ||
(b) Rechtfertigung | 116 | ||
(aa) Kein Eigentum der Versicherungsnehmer an der Alterungsrückstellung | 117 | ||
(α) Die Alterungsrückstellung als Bilanzposten ist kein Objekt des Eigentumsschutzes | 117 | ||
(β) Die geschaffenen Vermögenswerte (Aktiva) als Eigentum | 117 | ||
(γ) Fehlende Individualisierbarkeit der nach dem bisherigen System aufgebauten Alterungsrückstellung | 118 | ||
(δ) Ergebnis | 121 | ||
(bb) Unverhältnismäßigkeit | 121 | ||
(α) Eignung und Angemessenheit hinsichtlich der Ziele? | 122 | ||
(β) Rückwirkungsverbot | 122 | ||
(γ) Änderung der Stornowahrscheinlichkeiten | 124 | ||
(δ) Ergebnis | 124 | ||
(2) Vereinigungsfreiheit | 125 | ||
(3) Eigentumsfreiheit | 125 | ||
(a) Eingriff in den Schutzbereich | 125 | ||
(b) Rechtfertigung | 126 | ||
(4) Verletzung der allgemeinen Handlungsfreiheit durch Verpflichtung zu der faktisch nicht durchführbaren Berechnung des Übertragungswertes | 126 | ||
bb) Grundrechte der Versicherten | 127 | ||
(1) Eigentumsfreiheit | 127 | ||
(2) Allgemeine Handlungsfreiheit | 128 | ||
(3) Vereinigungsfreiheit | 129 | ||
f) Zahlungen des Bundes an die GKV | 129 | ||
aa) Art. 3 Abs. 1 i.V.m. Art. 6 Abs. 1 GG hinsichtlich Privatversicherter mit Kindern | 129 | ||
(1) Die Finanzierung der beitragsfreien Mitversicherung der Kinder als Zweck der Zahlungen an die GKV | 130 | ||
(2) Ungleichbehandlung von wesentlich Gleichen | 131 | ||
(3) Rechtfertigung der Ungleichbehandlung | 131 | ||
bb) Grundrechte der Versicherungsunternehmen aus Art. 12 Abs. 1 i.V.m. 3 Abs. 1 GG | 133 | ||
cc) Hilfsweise: Ungerechtfertigte Ungleichbehandlung auch bei anderer Zweckrichtung der Zahlung | 135 | ||
g) Erfordernis des dreimaligen Überschreitens der Jahresarbeitsentgeltgrenze | 136 | ||
aa) Allgemeine Handlungsfreiheit der betroffenen Beschäftigten | 136 | ||
bb) Berufsfreiheit der privaten Krankenversicherungsunternehmen | 140 | ||
h) Wahltarife | 141 | ||
aa) Chancengleichheit im Wettbewerb, Art. 3 Abs. 1 GG | 141 | ||
(1) Ungleichbehandlung | 142 | ||
(a) Vergleich Wahltarife – Zusatzversicherungen | 142 | ||
(b) Vergleich PKV-Vollversicherung – GKV-Versicherung inklusive Wahltarifen für freiwillig Versicherte | 143 | ||
(c) Vergleich PKV-Vollversicherung – GKV-Versicherung inklusive Wahltarifen für Pflichtversicherte | 143 | ||
(2) Prüfungsmaßstab | 143 | ||
(a) Betroffenheit von Freiheitsgrundrechten | 144 | ||
(b) Personen- oder Verhaltensbezogenheit | 145 | ||
(c) Betroffenheit von natürlichen Personen | 145 | ||
(d) Zwischenergebnis | 146 | ||
(3) Rechtfertigung | 146 | ||
(a) Die Gründe zur unterschiedlichen Ausgestaltung von PKV und GKV in der Rechtsprechung des BVerfG | 146 | ||
(b) Gewichtungen in der bisherigen Rechtsprechung | 147 | ||
(aa) Schutz vor Wettbewerb der PKV | 147 | ||
(bb) Eingriffe in die Rechte der Leistungserbringer | 147 | ||
(c) Grenzen der Unterscheidungsmöglichkeiten | 148 | ||
(aa) Personelle Beschränkung | 148 | ||
(bb) Sachliche Beschränkung | 148 | ||
(cc) Beschränkung der Mittel | 149 | ||
(d) Rechtfertigung der ungleichen Behandlung | 150 | ||
(aa) Überschreitung in personeller Hinsicht | 150 | ||
(bb) Überschreitung in sachlicher Hinsicht | 152 | ||
(cc) Überschreitung hinsichtlich der Mittel | 152 | ||
(dd) Fazit | 154 | ||
bb) Berufsfreiheit | 154 | ||
(1) Eingriff in den Schutzbereich | 154 | ||
(2) Rechtfertigung | 155 | ||
i) Gesamtbetrachtung | 156 | ||
III. Zusammenfassung | 159 | ||
Literaturverzeichnis | 163 | ||
I. Aufsätze, Festschriftenbeiträge etc. | 163 | ||
II. Monographien und Kommentare | 165 | ||
Sachwortverzeichnis | 167 |