Die Akzessorietät als Zurechnungsmodell des Bürgschaftsrechts
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Die Akzessorietät als Zurechnungsmodell des Bürgschaftsrechts
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 384
(2009)
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Abstract
Die Bürgschaft ist seit jeher eines der bevorzugten Kreditsicherungsmittel. Allerdings erweist sich der Anspruch gegen den Bürgen vor den Gerichten als immer schwerer durchsetzbar. In erster Linie liegt dies an einer sehr engen Auslegung des Akzessorietätsgrundsatzes durch die herrschende Meinung, der zufolge die Bürgschaft abhängig von der einzelnen Anspruchsgrundlage des Gläubigers ist. Dies hat dazu geführt, dass die Akzessorietät heute vor allem als Mittel des Schuldnerschutzes und als Gegensatz zu dem Sicherungsinteresse des Gläubigers verstanden wird.Malte Iversen untersucht Zweck und Gegenstand des Akzessorietätsprinzips kritisch. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die gemäß § 765 Abs. 1 BGB gesicherte "Verbindlichkeit" keineswegs mit der einzelnen Anspruchsgrundlage gleichzusetzen, sondern eigenständig zu definieren ist. Erst durch eine weitergefasste Abhängigkeit der Bürgschaft von dem Befriedigungsinteresse des Gläubigers werden u. a. die Fälle nichtiger Darlehen und konkurrierender Ansprüche im Hauptschuldverhältnis richtig erfasst. Der Autor untersucht zudem die akzessorische Ausrichtung der Bürgschaft an Einreden des Hauptschuldners sowie die Frage der Rechtskrafterstreckung. Die Akzessorietät gebietet auch insoweit grundsätzlich einen Gleichlauf von Hauptschuld und Bürgschaft, führt also u. a. zu einer Rechtskrafterstreckung sowohl zugunsten als auch zulasten des Bürgen. Die so verstandene Akzessorietät dient entgegen der herrschenden Ansicht dem Sicherungszweck der Bürgschaft und ist nach Auffassung des Autors nur so in der Lage, ihrer Prinzipienfunktion gerecht zu werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
§ 1 Einleitung | 17 | ||
§ 2 Die Akzessorietät bei der Begründung der Bürgschaft | 19 | ||
A. Die Verbindlichkeit als Bezugspunkt der Akzessorietät | 19 | ||
B. Die „Verbindlichkeit“ i. S. d. § 765 Abs. 1 BGB als Befriedigungsinteresse | 20 | ||
I. Die Haftung des Bürgen für Bereicherungsansprüche | 20 | ||
1. Die Ansicht der Rechtsprechung | 21 | ||
2. Die Ansichten der Literatur | 23 | ||
3. Die Begründung der eigenen These | 26 | ||
a) Die Bestimmung der „Verbindlichkeit“ durch den Anspruchn als Auslöser des Meinungsstreits | 26 | ||
b) Der Verbindlichkeitsbegriff in § 765 BGB | 28 | ||
aa) Die Bedeutung der „Verbindlichkeit“ im Sinne des § 767 Abs. 1 BGB | 28 | ||
bb) Die Verwandtschaft des Begriffs der „Verbindlichkeit“ in § 765 BGB zu dem Begriff des „Streitgegenstands“ | 29 | ||
c) Die sachliche Berechtigung der eigenen These | 30 | ||
d) Zu den historischen Grundlagen des Begriffs der „Verbindlichkeit“ im Sinne der § 765 ff. BGB71 | 31 | ||
aa) Rechtsprechung und Literatur zum Preußischen Privatrecht | 32 | ||
bb) Rechtsprechung und Literatur zum gemeinen Recht | 33 | ||
cc) Rückschlüsse aus dem Vergleich mit Garantie und Interzession | 35 | ||
dd) Die Notwendigkeit einer Verpflichtung des Hauptschuldners | 35 | ||
ee) Zusammenfassung | 36 | ||
e) Die Grundlagen der heutigen Bestimmung der „Verbindlichkeit“ im Sinne der §§ 765 ff. BGB durch den „Anspruch“ im Sinne des § 194 Abs. 1 BGB | 36 | ||
f) Erfüllung der „Verbindlichkeit“ im Sinne der §§ 765 ff. BGB und Befriedigung des Gläubigers in §§ 766 S. 3, 774 Abs. 1 S. 1 BGB | 39 | ||
g) Abweichende Verjährungsfristen verschiedener Anspruchsgrundlagen | 40 | ||
h) Der in § 767 Abs. 1 S. 2 BGB enthaltene Rechtsgedanke | 41 | ||
i) Die „Lösung“ der Kautelarjurisprudenz | 42 | ||
j) Anmerkungen zum Bürgenschutz | 43 | ||
k) Ergebnis | 44 | ||
4. Die Haftung des Bürgen für Bereicherungsansprüche – Lösungen | 44 | ||
a) Die Haftung des Bürgen im Falle sittenwidriger „Darlehen“ | 44 | ||
aa) Das Befriedigungsinteresse im Falle sittenwidriger „Darlehen“ | 44 | ||
bb) Mögliche Gegenrechte des Bürgen | 45 | ||
b) Die Haftung des Bürgen im Falle anderer Unwirksamkeitsgründe | 48 | ||
aa) Das Befriedigungsinteresse im Falle anfänglicher Nichtigkeit | 48 | ||
bb) Die nachträgliche Anfechtung im Hauptschuldverhältnis | 49 | ||
cc) Der Sonderfall des Irrtums über den Hauptschuldner | 50 | ||
5. Zusammenfassung | 51 | ||
II. Die Haftung des Bürgen im Falle der Anspruchskonkurrenz | 51 | ||
C. Zusammenfassung | 53 | ||
§ 3 Die Akzessorietät beim Fortbestand der Bürgschaft | 54 | ||
A. Die Problemdarstellung | 54 | ||
B. Die eigene These | 54 | ||
I. § 768 Abs. 1 S. 2 BGB | 55 | ||
1. Einführung | 55 | ||
2. Die Begründung der eigenen These | 55 | ||
a) Die historischen Grundlagen der Norm | 55 | ||
b) Die sachliche Berechtigung des § 768 Abs. 1 S. 2 BGB | 56 | ||
II. § 254 Abs. 2 S. 1 InsO | 57 | ||
1. Einführung | 57 | ||
2. Die eigene Ansicht | 58 | ||
3. Die Bürgschaft für Naturalobligationen aus historischer Sicht | 59 | ||
4. Zusammenfassung | 60 | ||
III. Der sukzessionslose Fortfall des Hauptschuldners | 60 | ||
1. Die Entwicklung der Rechtsprechung | 60 | ||
2. Die Entwicklung der Literatur | 62 | ||
3. Die eigene Ansicht | 64 | ||
a) Die „Vermengung“ von Hauptschuld und Bürgschaft | 65 | ||
b) Erfüllungsäquivalente Veränderungen der Verbindlichkeit | 66 | ||
c) Erfüllungsäquivalenz und Untergang des Hauptschuldn | 67 | ||
4. Zusammenfassung | 68 | ||
§ 4 Die Akzessorietät in der Durchsetzung | 69 | ||
A. Die Zurechnung von Einreden | 69 | ||
I. Die Einrede der Verjährung | 69 | ||
1. Die eigene These: Akzessorietät als tatbestandsbezogene Zurechnung | 69 | ||
2. Die Einrede der Vorausklage und die Verjährungseinrede | 70 | ||
a) Rechtsprechung und herrschende Lehre | 71 | ||
b) Die Begründung der eigenen These | 73 | ||
c) Der Ausschluss der Einrede gemäß § 771 BGB | 73 | ||
d) § 773 Abs. 1 Nr. 1 BGB (selbstschuldnerische Bürgschaft) | 73 | ||
e) Die Nebenpflicht des Gläubigers zur Einräumung der Prozessstandschaft | 76 | ||
f) § 773 Abs. 1 Nr. 4 BGB | 77 | ||
g) § 773 Abs. 1 Nr. 3 BGB | 78 | ||
h) § 773 Abs. 1 Nr. 2 BGB | 79 | ||
i) § 349 HGB | 80 | ||
j) Die historischen Grundlagen des § 768 BGB | 81 | ||
k) Verjährungshemmung gegenüber dem Hauptschuldner nicht ausreichend für Verjährungshemmung gegenüber dem Bürgen | 82 | ||
l) Vergleich mit der Rechtslage bei der oHG | 83 | ||
m) Argumente aus dem Verjährungsrecht | 85 | ||
n) Rechtsgeschäftliche und gerichtliche Verjährung | 87 | ||
o) Die „Verdrängung“ der „originären“ Verjährungsfrist des Bürgschaftsanspruchs | 89 | ||
p) Akzessorietät als Schutzinstrument – doch wer wird geschützt? | 90 | ||
q) Zusammenfassung | 91 | ||
3. Der sukzessionslose Untergang des Hauptschuldners und die Einrede der Verjährung | 91 | ||
a) Eigene These | 91 | ||
b) Rechtsprechung und Literatur | 92 | ||
c) Die Begründung der eigenen These | 93 | ||
II. Andere Einreden | 94 | ||
1. Die eigene These | 94 | ||
2. Ermittlung der Rechtsfolge einer akzessorischen Einrede | 95 | ||
III. Abschließende Bemerkung zur Zurechnung von Einreden | 95 | ||
B. Die Zurechnung von Gestaltungsgründen | 96 | ||
I. Die eigene These | 96 | ||
II. Rechtsprechung und Literatur | 97 | ||
III. Die Begründung der eigenen These | 98 | ||
1. Die praktische Bedeutung von § 770 Abs. 1 BGB | 98 | ||
a) Die direkte Anwendung der Norm | 98 | ||
b) Die analoge Anwendung der Norm | 99 | ||
2. Stellungnahme | 100 | ||
3. Die historischen Grundlagen des § 770 BGB | 101 | ||
4. Die Unterscheidung zwischen Einreden und Gestaltungsrechten | 102 | ||
5. Die Berechtigung des Unterschieds zwischen § 768 und § 770 BGB | 103 | ||
6. Die sachliche Berechtigung einer Analogie zu § 768 Abs. 1 BGB | 104 | ||
7. Die Anwendbarkeit von § 767 Abs. 1 S. 3 BGB | 105 | ||
8. Das Bedürfnis für eine Analogie zu § 768 Abs. 1 BGB | 106 | ||
a) Die Analogie zu § 768 Abs. 1 S. 1 BGB bei Verbraucherwiderrufsrechten | 107 | ||
b) Die Analogie zu § 768 Abs. 1 S. 1 BGB beim vertraglichen Rücktrittsrecht | 107 | ||
c) Die Analogie zu § 768 Abs. 1 S. 1 BGB bei einem Aufrechnungsrecht nur des Hauptschuldners | 108 | ||
9. Zusammenfassung | 110 | ||
§ 5 Akzessorietät als Rechtskrafterstreckung | 112 | ||
A. Einführung | 112 | ||
B. Eigene These | 112 | ||
C. Vorbemerkung: Prozessuale und materiellrechtliche Theorie | 113 | ||
D. Rechtsprechung | 115 | ||
E. Literatur | 116 | ||
I. Herrschende Lehre | 116 | ||
1. Die Verbürgung vor dem rechtskräftigen Urteil | 117 | ||
2. Die Verbürgung nach dem rechtskräftigen Urteil | 118 | ||
II. Gegenansichten | 119 | ||
F. Begründung der eigenen These | 121 | ||
I. Akzessorietät als Rechtskrafterstreckung | 121 | ||
1. Rechtskräftige Entscheidungen als Veränderung der Verbindlichkeit | 121 | ||
a) Klageabweisende Urteile | 121 | ||
b) Stattgebende Urteile | 123 | ||
aa) Das „Verbot der Fremddisposition“ | 123 | ||
bb) Rückschlüsse aus dem Institut der Prozessbürgschaft | 126 | ||
cc) Zwischenergebnis | 126 | ||
II. Prozessuale Einwände | 127 | ||
1. Argumentum e contrario aus § 325 ZPO? | 127 | ||
2. Der Anspruch des Bürgen auf rechtliches Gehör | 127 | ||
a) § 74 Abs. 3 ZPO | 130 | ||
b) § 856 Abs. 5 ZPO | 130 | ||
III. Die sachliche Grundlage einer Gesetzesänderung | 132 | ||
G. Zusammenfassung | 134 | ||
§ 6 Die Identität in der Gläubigerstellung als Folge der Akzessorietät | 135 | ||
A. Problemdarstellung | 135 | ||
B. Eigene These | 136 | ||
I. „Ausschlussvereinbarung“ zwischen Zedent und Zessionar | 136 | ||
1. Rechtsprechung und Literatur | 136 | ||
2. Begründung der eigenen These | 138 | ||
3. Historische Grundlagen | 139 | ||
a) Gläubigeridentität und Akzessorietät bei § 765 BGB | 139 | ||
b) Gläubigeridentität bei § 401 BGB | 140 | ||
4. Systematische Untersuchung | 141 | ||
II. Vereinbarung zwischen Bürge und Gläubiger | 141 | ||
1. Rechtsprechung und Literatur | 142 | ||
2. Begründung der eigenen These | 142 | ||
III. Zusammenfassung | 144 | ||
IV. Isolierte Abtretung der Bürgschaftsforderung | 144 | ||
1. Rechtsprechung und Literatur | 144 | ||
2. Begründung der eigenen These | 144 | ||
3. Zusammenfassung | 147 | ||
V. Die Gläubigeridentität bei der Entstehung der Bürgschaftsforderung | 147 | ||
1. Die Bürgenverpflichtung gegenüber dem Zedenten bei bereits abgeschlossener Vorauszession (BGH NJW 2002, 3461) | 148 | ||
C. Zusammenfassung | 150 | ||
§ 7 Zusammenfassung | 150 | ||
Schrifttum | 152 | ||
Sachwortverzeichnis | 163 |