Glücksspiele im Internet
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Glücksspiele im Internet
Insbesondere Sportwetten mit festen Gewinnquoten (Oddset-Wetten) unter strafrechtlichen, verwaltungsrechtlichen und europarechtlichen Gesichtspunkten
Schriften zum Strafrecht, Vol. 204
(2009)
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Abstract
Das Internet-Glücksspiel insgesamt, insbesondere aber die Oddset-Sportwetten, erfreuen sich im "world wide web" größter Beliebtheit und sind vermehrt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Bei den Glücksspielen im Internet handelt es sich überwiegend um solche ausländischer Veranstalter, deren Angebot aufgrund des Mediums Internet weltweit und somit auch in Deutschland abrufbar sind. Im Kontrast dazu steht das staatliche Monopol in Deutschland, das nur dem Staat selbst gestattet, Glücksspiele zu veranstalten. Jegliches nicht-staatliche Glücksspiel ist verboten und in den §§ 284 ff. StGB strafbewehrt. Hinzukommt, dass in der ehem. DDR vier Konzessionen an Privatpersonen erteilt worden sind, deren räumliche und sachliche Reichweite auf dem Gebiet der BRD umstritten ist. Ferner stellt sich im Hinblick auf das Gemeinschaftsrecht die Frage, inwiefern Erlaubnisse anderer EU-Staaten in Deutschland anerkannt werden müssen. Schwierigkeiten bereitet hierbei, dass es sich bei den §§ 284 ff. StGB um abstrakte Gefährdungsdelikte handelt. Bei diesen tritt die abstrakte Gefahr für das Rechtsgut der Volksgesundheit bereits mit der bloßen Möglichkeit der Abrufbarkeit der entsprechenden Internetseiten durch deutsche Spieler ein. Da somit ein Erfolgsort im Inland vorliegt, wäre deutsches Strafrecht auf alle über das Internet begehbaren abstrakten Gefährdungsdelikte weltweit anwendbar. Da es bislang an einem umfassenden Lösungsansatz fehlt, hat die Verfasserin die sog. "Theorie des virtuellen Auslands" entwickelt, die zu einer sachgerechten Einschränkung der Anwendbarkeit des deutschen Strafrechts bei über das Internet begehbaren Taten führt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Teil 1: Einleitung und Gang der Darstellung | 19 | ||
Teil 2: Das Grundprinzip der „Oddset-Wette“ | 23 | ||
§ 1 Der Begriff der „Oddset-Sportwette“ und ihre Ausgestaltung | 23 | ||
§ 2 Die Entwicklung der Sportwette in Deutschland | 26 | ||
§ 3 Die Oddset-Wette in der Praxis | 31 | ||
I. Teilnahme an Oddset-Wetten über lokale Annahmestellen | 31 | ||
II. Teilnahme an Oddset-Wetten über das Internet | 33 | ||
III. Unterschiede bei der Ausgestaltung des staatlichen und privaten Oddset-Angebots | 34 | ||
§ 4 Die Abgrenzung des Glücksspiels von ähnlichen Spielarten | 39 | ||
I. Der Begriff des Glücksspiels | 39 | ||
II. Allgemeine Abgrenzungskriterien | 40 | ||
1. Die Abgrenzung zwischen dem Spiel und der Wette | 41 | ||
2. Die Abgrenzung zum Geschicklichkeitsspiel | 43 | ||
a) Grundsätzliches zur Abgrenzung | 44 | ||
b) Maßgeblicher Personenkreis | 45 | ||
c) Abgrenzung am Beispiel des „Hütchenspiels“ | 49 | ||
aa) Regelfall des Geschicklichkeitsspiels | 49 | ||
bb) Regelfall des Glücksspiels | 50 | ||
cc) Überraschender Wechsel des Spieltempos | 50 | ||
dd) Manipulativer Eingriff des Spielveranstalters in den Spielablauf | 52 | ||
d) Zwischenergebnis | 53 | ||
3. Die Abgrenzung zum Unterhaltungsspiel | 53 | ||
a) Meinungsstreit zum Merkmal der „Unbeträchtlichkeit“ | 55 | ||
aa) Absolute Auffassung | 55 | ||
bb) Relative Auffassung | 55 | ||
cc) Vermittelnde Auffassung | 56 | ||
dd) Entscheidung des Meinungsstreits | 56 | ||
b) Bemessung der Unbeträchtlichkeitsgrenze im konkreten Einzelfall | 58 | ||
c) Der Geldspielautomat als Unterhaltungsspiel | 59 | ||
aa) Die gewerberechtlichen Regelungen | 60 | ||
bb) Zur Einordnung des Geldspielautomaten als straffreies Unterhaltungsspiel | 63 | ||
4. Die Abgrenzung zur Lotterie und Ausspielung | 68 | ||
§ 5 Die rechtliche Einordnung der Oddset-Sportwette | 70 | ||
I. Die Oddset-Sportwette als Lotterie | 70 | ||
II. Die Oddset-Sportwette als Geschicklichkeitsspiel | 71 | ||
1. Die Ansicht des Amtsgerichts Karlsruhe-Durlach | 72 | ||
2. Die Ansicht des Landgerichts Bochum | 73 | ||
III. Die Oddset-Sportwette als Glücksspiel | 74 | ||
IV. Stellungnahme | 75 | ||
1. Die Oddset-Sportwette als Lotterie | 75 | ||
2. Die Oddset-Sportwette als Glücks oder Geschicklichkeitsspiel | 76 | ||
3. Die Vergleichbarkeit der Oddset-Sportwette mit Spekulationsgeschäften an der Börse | 78 | ||
V. Exkurs: Die Einordnung von Kapitalmarktprodukten | 82 | ||
Teil 3: Das von den §§ 284 ff. StGB geschützte Rechtsgut | 86 | ||
§ 1 Das Vermögen | 88 | ||
I. Das eigene Vermögen des Spielers | 88 | ||
II. Das fremde Vermögen der Mitspieler | 90 | ||
§ 2 Die Arbeits- und Wirtschaftsmoral und die öffentliche Sittlichkeit | 91 | ||
§ 3 Die Staatsfinanzen | 93 | ||
§ 4 Die staatliche Kontrolle | 95 | ||
§ 5 Die mit der staatlichen Kontrolle bezweckten Ziele | 97 | ||
I. Die Gewährleistung ordnungsgemäßer Spielabläufe | 97 | ||
1. Gefahr von Manipulationen zum Schaden des Vermögens | 97 | ||
2. Bekämpfung der organisierten Kriminalität | 103 | ||
a) Gefahr der Geldwäsche | 103 | ||
b) Gefahr der Beschaffungs-, Begleit- und Folgekriminalität | 105 | ||
c) Zwischenergebnis | 105 | ||
II. Schutz der Volksgesundheit | 106 | ||
III. Ergebnis | 109 | ||
Teil 4: Internationales Strafrecht | 110 | ||
§ 1 Grundsätze zum Strafanwendungsrecht | 110 | ||
I. Rechtsnatur der Regelungen | 111 | ||
II. Erforderlichkeit eines legitimierenden Anknüpfungspunktes | 112 | ||
III. Völkerrechtlich anerkannte Anknüpfungspunkte | 114 | ||
1. Territorialitätsprinzip | 115 | ||
2. Flaggenrechtsprinzip | 117 | ||
3. Aktives Personalitätsprinzip | 117 | ||
4. Schutzprinzip | 119 | ||
a) Staatsschutzprinzip | 119 | ||
b) Individualschutzprinzip (passives Personalitätsprinzip) | 120 | ||
5. Weltrechtsprinzip | 121 | ||
6. Prinzip der stellvertretenden Strafrechtspflege | 122 | ||
7. Kompetenzverteilungsprinzip | 123 | ||
8. Ergebnis | 124 | ||
§ 2 Anwendbarkeit der deutschen Strafvorschriften auf das Internetglücksspiel | 124 | ||
I. Vorliegen eines Handlungs- und Erfolgsortes im Inland | 126 | ||
1. Der Glücksspielveranstalter bietet via Internet von Deutschland aus sein Glücksspielangebot über einem inländischen oder ausländischen Server an | 126 | ||
2. Der Glücksspielveranstalter bietet via Internet vom Ausland aus sein Glücksspielangebot über einen ausländischen Server an | 128 | ||
a) Handlungsort gem. § 9 I StGB | 128 | ||
aa) Handlungsbegriff des Reichsgerichts | 129 | ||
bb) Entscheidung des Kammergerichts zum Handlungsbegriff bei Fernsehübertragung | 130 | ||
cc) Die Toeben-Entscheidung des Bundesgerichtshofs | 132 | ||
dd) Grundsätze zu Beleidigungen per Brief und Telefon | 133 | ||
ee) Zwischenergebnis | 136 | ||
b) Erfolgsort | 136 | ||
aa) Einordnung des § 284 StGB als abstraktes Gefährdungsdelikt | 136 | ||
bb) Bestimmung des Erfolgsorts bei abstrakten Gefährdungsdelikten | 137 | ||
(1) „Restriktive“ Ansicht | 138 | ||
(2) „Extensive“ Ansicht | 140 | ||
(3) Theorie der potentiellen Abrufbarkeit | 148 | ||
(4) Auffassungen des Bundesgerichtshofs | 149 | ||
(5) Stellungnahme | 152 | ||
c) Ergebnis | 155 | ||
3. Der Glücksspielveranstalter bietet via Internet vom Ausland aus sein Glücksspielangebot über einen inländischen Server an | 155 | ||
II. Den Erfolgsort einschränkende Ansätze bei Internetdelikten | 160 | ||
1. Theorie des erstmaligen Erfolgseintritts | 160 | ||
2. Objektive Eingrenzung | 162 | ||
3. Subjektive Eingrenzung | 165 | ||
4. Lehre vom Tathandlungserfolg | 167 | ||
5. Anknüpfung an § 7 StGB | 170 | ||
6. Analoge Anwendung der identischen Norm des § 7 StGB auf das Ubiquitätsprinzip | 173 | ||
7. Stellungnahme | 175 | ||
III. Eigener Ansatz | 175 | ||
1. Ausgangspunkt | 175 | ||
2. Wertungsunterschied der Handlungen | 177 | ||
3. Handlungsort | 178 | ||
4. Erfolgsort | 180 | ||
5. Anwendung auf die §§ 284 ff. StGB | 180 | ||
a) Strafbarkeit des Glücksspielveranstalters | 181 | ||
aa) Der Glücksspielveranstalter bietet von Deutschland aus sein Glücksspielangebot via Internet an | 181 | ||
bb) Der Glücksspielveranstalter bietet vom Ausland aus sein Glücksspielangebot via Internet an | 181 | ||
cc) Werben des Glücksspielveranstalters gem. § 284 IV StGB | 182 | ||
b) Strafbarkeit wegen Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel gem. § 285 StGB | 183 | ||
aa) Teilnahme am ausländischen Glücksspiel im Ausland | 183 | ||
bb) Speicherung strafbarer Inhalte auf dem Computer im Inland | 184 | ||
6. Übertragung des Ansatzes auf andere Delikte | 184 | ||
7. Zusammenfassung und Bewertung | 188 | ||
Teil 5: Die Tathandlungen der §§ 284 f. StGB | 191 | ||
§ 1 Öffentlichkeit des Glücksspiels | 191 | ||
§ 2 Tathandlungen der §§ 284 ff. StGB | 193 | ||
I. Veranstalten eines Glücksspiels gem. § 284 I 1. Alt StGB | 193 | ||
1. Definition des Veranstalters | 193 | ||
2. Vollendung der Tathandlung des Veranstaltens | 196 | ||
II. Halten eines Glücksspiels gem. § 284 I 2. Alt StGB | 198 | ||
III. Bereitstellen von Einrichtungen zum Glücksspiel gem. § 284 I 3. Alt StGB | 201 | ||
IV. Werben für ein Glücksspiel gem. § 284 IV StGB | 204 | ||
1. Anforderungen an den Begriff der Werbung | 205 | ||
2. Werbung für ein im Ausland durchgeführtes Glücksspiel | 207 | ||
V. Vermitteln von Oddset-Sportwetten | 210 | ||
1. Einordnung als Veranstalter | 211 | ||
2. Einordnung als Gehilfe | 211 | ||
3. Einordnung als Bereitstellen von Einrichtungen | 214 | ||
4. Einordnung als Werben | 215 | ||
5. Stellungnahme | 216 | ||
6. Exkurs: Aufstellen von Internetterminals | 220 | ||
VI. Beteiligung an einem Glücksspiel gem. § 285 StGB | 223 | ||
Teil 6: Handeln ohne behördliche Erlaubnis | 226 | ||
§ 1 Länderregelungen | 226 | ||
§ 2 Rechtsnatur des Erfordernisses der behördlichen Erlaubnis | 229 | ||
§ 3 Verschiedene Erlaubnisse und ihre Reichweite | 231 | ||
I. Strafbarkeitsausschluss durch die DDR-Genehmigung | 231 | ||
1. Art. 19 S. 1 Einigungsvertrag | 232 | ||
2. Meinungsstreit zur räumlichen Reichweite der DDR-Genehmigung | 233 | ||
a) DDR-Genehmigung gilt nicht fort | 233 | ||
b) DDR-Genehmigung gilt grundsätzlich fort | 237 | ||
aa) Genehmigung wirkt nur innerhalb des Bundeslandes fort, das die Genehmigung erteilt hat | 238 | ||
bb) Genehmigung wirkt nur innerhalb der neuen Bundesländer fort | 239 | ||
cc) Genehmigung gilt im gesamten erweiterten Bundesgebiet fort | 242 | ||
dd) Stellungnahme | 244 | ||
3. Sachliche Reichweite der DDR-Genehmigungen | 249 | ||
II. Strafbarkeitsausschluss durch sonstige Erlaubnisse | 251 | ||
1. Anknüpfung an den Behördenbegriff | 251 | ||
2. Auslegung als „erforderliche behördliche Erlaubnis“ | 254 | ||
III. Strafbarkeitsausschluss durch Erlaubnisse eines anderen EU-Mitgliedstaates | 255 | ||
1. Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs | 257 | ||
a) Das Schindler-Urteil vom 24. März 1994 | 257 | ||
b) Das Lärää-Urteil vom 21. September 1999 | 259 | ||
c) Das Zenatti-Urteil vom 21. Oktober 1999 | 259 | ||
d) Das Gambelli-Urteil vom 6. November 2003 | 260 | ||
e) Das Placanica-Urteil vom 6. März 2007 | 262 | ||
2. Meinungsstreit in der Rechtsprechung und Literatur | 264 | ||
a) Wirksamkeit einer EU-Genehmigung | 264 | ||
b) Unwirksamkeit einer EU-Genehmigung | 269 | ||
c) Stellungnahme | 272 | ||
aa) Gemeinschaftskonformität des § 284 StGB | 272 | ||
bb) Gemeinschaftskonformität der landesrechtlichen Regelungen | 273 | ||
(1) Diskriminierungsverbot | 273 | ||
(2) Zielsetzung | 273 | ||
(3) Ermessen des Gesetzgebers | 274 | ||
(4) Verfolgung fiskalischer Interessen | 275 | ||
cc) Geeignetes Mittel im Hinblick auf die Verfolgung des Schutzes des Allgemeinwohls | 278 | ||
dd) Erforderlich für die Umsetzung dieser Interessen | 279 | ||
d) Zwischenergebnis | 282 | ||
e) Schlussfolgerungen für die Praxis | 284 | ||
aa) Anspruch auf Erteilung einer Erlaubnis | 285 | ||
bb) Auswirkung der rechtswidrigen Verweigerung einer Erlaubnis auf die Strafbarkeit | 286 | ||
(1) Meinungsstand zum Glücksspielstrafrecht | 287 | ||
(2) Meinungsstand zum Umweltstrafrecht | 288 | ||
(3) Stellungnahme | 294 | ||
cc) Strafbarkeit in der Übergangszeit bis zur Neuregelung | 296 | ||
Teil 7: Ausblick und Zusammenfassung | 300 | ||
Literaturverzeichnis | 306 | ||
Sachregister | 327 |