Effiziente Verhaltenssteuerung durch den Ersatz von Nichtvermögensschäden
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Effiziente Verhaltenssteuerung durch den Ersatz von Nichtvermögensschäden
Eine ökonomische Analyse des Schmerzensgeld- und des Geldentschädigungsrechts anhand des deutschen Haftungsrechts
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 386
(2009)
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Abstract
Aufgabe der Arbeit ist es zu untersuchen, wie der in dem "Caroline I"-Urteil (BGH, Urt. v. 15.11.1994 - VI ZR 56/94, BGHZ 128, 1) angesprochene "Gedanke der Prävention" beim Ersatz von Nichtvermögensschäden unter dem Aspekt der Effizienz zu verstehen ist, welche praktischen Konsequenzen daraus für das Haftungsrecht im Einzelnen resultieren und ob und ggf. wie eine solche effizienzorientierte Ausrichtung mit dem deutschen (Schadens-)Recht vereinbar ist.Nach einleitenden Ausführungen im ersten Teil erfolgt im zweiten Teil eine umfassende ökonomische Analyse des Rechts betreffend den Ersatz von Nichtvermögensschäden infolge von Verletzungen der körperlichen Unversehrtheit (Schmerzensgeld) und des allgemeinen Persönlichkeitsrechts (Geldentschädigung). Darin wird erarbeitet, wie das Schadensersatzrecht aus mikroökonomischer Sicht ausgestaltet sein muss, um sowohl dem potentiellen Schädiger als auch dem potentiellen Geschädigten im Vorfeld einer Schädigung Anreize zu aus gesamtgesellschaftlicher Sicht wünschenswertem Verhalten zu vermitteln.Im abschließenden Teil 3 wird dann geprüft, ob, wie und von wem diese Postulate der ökonomischen Analyse in geltendes Recht transformiert werden müssen, dürfen und sollten. Soweit diese Aufgabe innerhalb des geltenden Rechts den Gerichten zugedacht wird (gesetzesimmanente Lösung), werden die Grenzen der Umsetzungsmöglichkeiten schnell sichtbar, da der Richter bei einer möglichen Umsetzung auf die Gesetzesauslegung beschränkt ist. Wird diese Aufgabe dagegen in die Hände des Gesetzgebers gelegt (gesetzesemanente Lösung), ist dessen Umsetzungsspielraum allein durch die Verfassung begrenzt und somit ungleich größer. Es bestätigt sich somit der Ruf der ökonomischen Analyse des Rechts als Gesetzgebungstheorie.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einführung | 15 | ||
Teil 1: Grundlagen | 18 | ||
A. Die Rechtswirklichkeit aus der Sicht des homo oeconomicus | 18 | ||
I. Der homo oeconomicus | 19 | ||
1. Rationalität (rationality) | 21 | ||
2. Eigennützigkeit (self-interest) | 28 | ||
II. Die Rolle von Regeln für den homo oeconomicus | 31 | ||
III. Zwischenergebnis | 36 | ||
B. Die Abgrenzung von Vermögensschaden und Nichtvermögensschaden | 37 | ||
I. Streitende Lehren zum Begriff des Vermögensschadens | 40 | ||
1. Natürlicher (faktischer) Begriff | 40 | ||
2. Normativer Begriff | 42 | ||
3. Ausbildung des dualistischen Schadensbegriffs | 44 | ||
II. Kriterien des Vermögensschadens | 45 | ||
1. Messbarkeit in Geld | 46 | ||
2. Personale Bindung | 53 | ||
III. Zwischenergebnis | 54 | ||
C. Analyse des Ist-Zustands in der höchstrichterlichen Rechtsprechung | 56 | ||
I. Schmerzensgeld | 58 | ||
1. Haftungsbegründung | 58 | ||
2. Haftungsfolge | 59 | ||
a) Reine Ausgleichsfunktion nach BGH (Urt. v. 29. 09. 1952 – III ZR 340/51), BGHZ 7, 223 | 59 | ||
b) „Doppelfunktion“ nach BGH (Beschl. v. 6. 07. 1955 – GSZ 1/55), BGHZ 18, 149 | 61 | ||
c) „Verfeinerter Sühnegedanke“ nach BGH (Urt. v. 16. 12. 1975 – VI ZR 175/74), NJW 1976, 1147 | 64 | ||
d) Objektivierung der Ausgleichsfunktion nach BGH (Urt. v. 13. 10. 1992 – VI ZR 201/91), BGHZ 120, 1 | 67 | ||
e) Weitere Zurückdrängung der Genugtuungsfunktion nach BGH (Urt. v. 29. 11. 1994 – VI ZR 93/94), BGHZ 128, 117 | 69 | ||
f) Zwischenergebnis (insbesondere im Hinblick auf das Zweite SchadÄndG) | 71 | ||
II. Geldentschädigung | 73 | ||
1. Rechtsgrundlagen | 74 | ||
a) Keine Ersatzfähigkeit des Nichtvermögensschadens nach BGH (Urt. v. 8. 05. 1956 – I ZR 62/54), BGHZ 20, 345 – „Paul Dahlke“ | 74 | ||
b) Analogie zu § 847 BGB a.F. nach BGH (Urt. v. 14. 02. 1958 – I ZR151/56), BGHZ 26, 349 – „Herrenreiter“ | 75 | ||
c) Verdrängung des § 253 BGB a.F. durch Art. 1 GG nach BGH (Urt. v. 19. 09. 1961 – VI ZR 259/60), BGHZ 35, 363 – „Ginseng-Wurzel“ | 78 | ||
d) Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz nach BVerfG (Beschl. v. 14. 02. 1973 – 1 BvR 112/65), BVerfGE 34, 269 – „Soraya“ | 80 | ||
e) Zwischenergebnis (insbesondere im Hinblick auf das Zweite SchadÄndG) | 81 | ||
2. Haftungsbegründung | 84 | ||
3. Haftungsfolge | 87 | ||
a) Ausgleich und Genugtuung | 87 | ||
b) Prävention | 88 | ||
c) Zwischenergebnis | 91 | ||
D. Ergebnis des ersten Teils | 92 | ||
Teil 2: Effizienz als Prinzip des Deliktsrechts (Soll-Analyse) | 93 | ||
A. Ausgestaltung des Haftungstatbestands (Haftungsbegründung) | 96 | ||
I. Der Schadenseintritt aus ökonomischer Sicht | 96 | ||
1. Soziale und private Kosten eines Schadens | 101 | ||
a) Schaden als internes Ereignis (Selbstschädigung) | 101 | ||
b) Schaden als externes Ereignis (Fremdschädigung) | 106 | ||
2. Unilaterale und bilaterale Schadensvorsorge | 111 | ||
3. Anpassung des verwendeten Modells an die Gegebenheiten der Realität | 117 | ||
a) Annahme der kostenlosen Administration des Haftungsrechts | 117 | ||
b) Annahme des asymmetrischen Schadens | 119 | ||
c) Annahme der Risikoneutralität | 122 | ||
d) Annahme der Solvenz | 126 | ||
e) Annahme der Eigenhaftung | 129 | ||
f) Zwischenergebnis | 133 | ||
II. Die Geldentschädigung | 133 | ||
1. Kostenminimierung bei variablem Vorsorge- und konstantem Aktivitätsniveau | 134 | ||
Teil 3: Vereinbarkeit der Anforderungen der ökonomischen Effizienz mit dem deutschen Deliktsrecht | 256 | ||
A. Anpassung des geltenden Rechts an die Vorgaben des Effizienzkriteriums | 257 | ||
I. Möglichkeit der richterlichen Implementierung des Effizienzkriteriums | 257 | ||
1. Das Rechtsanwendungsverständnis der ökonomischen Analyse des Rechts | 258 | ||
2. Grenzen des deutschen Rechts | 262 | ||
a) Effizienz als Politik des Gesetzes | 263 | ||
b) Effizienz nicht als Politik des Gesetzes | 264 | ||
3. Zwischenergebnis | 270 | ||
II. Schmerzensgeld | 270 | ||
1. Effizienz als Politik des Schmerzensgeldrechts? | 271 | ||
a) Politik des haftungsausfüllenden § 253 Abs. 2 BGB | 271 | ||
b) Politik der haftungsbegründenden Tatbestände | 277 | ||
2. Haftungsbegründung | 293 | ||
a) Anwendung von Gefährdungs- bzw. Verschuldenshaftung | 293 | ||
b) Bestimmung der Fahrlässigkeit über die Learned-Hand-Formel | 306 | ||
3. Haftungsfolge | 315 | ||
a) Einführung der ex-ante-Methode | 316 | ||
b) Vorgehen gegen Haftungsobergrenzen | 319 | ||
c) Einführung der Kehrwertberechnung | 320 | ||
4. Zwischenergebnis | 322 | ||
III. Geldentschädigung | 323 | ||
1. Effizienz als Politik des Geldentschädigungsrechts? | 323 | ||
2. Haftungsbegründung | 325 | ||
3. Haftungsfolge | 328 | ||
a) Vergleich zwischen der ökonomischen Soll-Lage und der Ist-Lage | 328 | ||
b) Rechtliche Zulässigkeit der Anpassung an die ökonomischen Vorgaben | 338 | ||
aa) Monetarisierung des Vermögensschadens | 339 | ||
bb) Monetarisierung des Nichtvermögensschadens | 349 | ||
cc) Zwischenergebnis | 356 | ||
c) Tatsächliche Möglichkeit der Anpassung an die ökonomischen Vorgaben | 357 | ||
4. Zwischenergebnis | 359 | ||
IV. Zwischenergebnis | 360 | ||
B. Anpassung des zukünftigen Rechts an die Vorgaben des Effizienzkriteriums | 361 | ||
I. Haftungsbegründung | 363 | ||
1. Anordnung der Gefährdungshaftung für gefährliche Tätigkeiten | 363 | ||
2. Learned-Hand-Formel zur Bestimmung der Fahrlässigkeit | 368 | ||
II. Haftungsfolge | 369 | ||
1. Bestimmung von Nichtvermögensschäden nach der ex-ante-Methode | 369 | ||
2. Streichung der Haftungsobergrenzen bei der Gefährdungshaftung | 376 | ||
3. Proportionaler Ausgleich von Defiziten als (unzulässiger) Strafschadensersatz | 378 | ||
4. (Fakultative) Gewinnabschöpfung bei vorsätzlicher Schädigung | 383 | ||
C. Ergebnis des dritten Teils | 386 | ||
Zusammenfassung und Schlussbetrachtungen | 387 | ||
Literaturverzeichnis | 392 | ||
Sachwortverzeichnis | 420 |