Die normative Kraft des Faktischen: Die Vertrauensfrage nach Art. 68 GG - stiller Verfassungswandel hin zu einem Selbstauflösungsrecht?
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Die normative Kraft des Faktischen: Die Vertrauensfrage nach Art. 68 GG - stiller Verfassungswandel hin zu einem Selbstauflösungsrecht?
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1122
(2009)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Ziel der Arbeit ist es, Entstehung und Entwicklung der Vertrauensfrage zu untersuchen und dabei der Frage nachzugehen, ob diesbezüglich durch die Staatspraxis ein Verfassungswandel stattgefunden hat. Hierzu konturiert Thomas Holzner zu Beginn im epistemologischen Anschluss an Georg Jellinek und Paul Laband die staatsrechtliche Kategorie des Verfassungswandels.Im Anschluss zeichnet der Autor die Entwicklung der Vertrauensfrage nach und spannt dabei einen historischen und zeitgeschichtlichen Bogen von der politischen und verfassungsrechtlichen Analyse der Vertrauensfrage in der WRV über die Diskussionen im Parlamentarischen Rat bis hin zur Staatspraxis in der Bundesrepublik. Dabei werden die einzelnen Vertrauensfragen von deren politischer Vorgeschichte bis zu den abschließenden Entscheidungen des BVerfG und der Debatte in der juristischen Publizistik entsprechend der normativen Voraussetzungen und Folgen diskutiert. Somit wird ein unmittelbarer Vergleich, eingebettet in den historischen, politischen und juristischen Gesamtkontext, gewährleistet. Hieran schließt sich eine Untersuchung der Folgen auf Art. 68 GG, die beteiligten Bundesorgane sowie auf deren Kräfteverhältnis im Grundgesetz an.Der Autor, der den interdisziplinären Brückenschlag zwischen zeitgeschichtlichen, politikwissenschaftlichen und staatsrechtlichen Aspekten versucht, kommt zu dem Ergebnis, dass Art. 68 GG durch die Staatspraxis sowie die hiervon getriebene Rechtsprechung des BVerfG einem Verfassungswandel unterlag, der, von der ursprünglichen Zielsetzung des Art. 68 GG abweichend, nun eine Auflösungsmöglichkeit des Bundeskanzlers im Zusammenwirken mit der Mehrheit des Bundestags beinhaltet. Die Aussage Jellineks von der "Normativität des Faktischen" wird dadurch bestätigt und kann somit auch heute noch Aktualität und Geltung beanspruchen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Kapitel 1: Einleitende Bemerkung | 19 | ||
Kapitel 2: Zum Verfassungswandel | 21 | ||
Kapitel 3: Artikel 68 GG – die Vertrauensfrage | 27 | ||
A. Intention und Zielsetzung | 27 | ||
B. Die rechtliche Verwirklichung durch Artikel 68 GG | 31 | ||
I. Der Antrag des Bundeskanzlers | 32 | ||
1. Die Antragsbefugnis | 32 | ||
2. Der Inhalt des Antrags | 33 | ||
a) Der isolierte Antrag | 33 | ||
b) Die Verbindung mit einem Sach- oder Personalantrag | 33 | ||
II. Die 48-Stundenfrist | 34 | ||
III. Das Scheitern der Vertrauensfrage | 35 | ||
IV. Handlungsalternativen des Bundeskanzlers beim Scheitern der Vertrauensfrage | 36 | ||
V. Der Antrag auf Auflösung des Bundestags | 37 | ||
VI. Die Funktion des Bundespräsidenten | 38 | ||
VII. Die Auflösungsanordnung | 39 | ||
VIII. Möglichkeiten des Parlaments, der Auflösung zu entgehen | 40 | ||
C. Die Stellung des Artikels 68 im Gefüge des Grundgesetzes | 41 | ||
Kapitel 4: Die politische Anwendung des Artikels 68 GG und deren Folgen | 46 | ||
A. Die positiven Vertrauensfragen | 46 | ||
I. Die Ausgangslagen | 47 | ||
1. Der Koalitionsstreit und die Spannungen in der SPD 1982 | 47 | ||
2. Deutsche Truppen in Afghanistan 2001 | 50 | ||
II. Die Vertrauensfragen | 53 | ||
1. Die Vertrauensfrage unter Schmidt | 53 | ||
2. Die Vertrauensfrage unter Schröder 2001 | 55 | ||
III. Die Folgen der Vertrauensfragen – Stabilisierung der politischen Lage? | 58 | ||
1. Das konstruktive Misstrauensvotum gegen Schmidt | 58 | ||
2. Die Ära Schröder | 61 | ||
IV. Die vereinzelten Diskussionen in der Literatur | 61 | ||
1. Diskussion in Folge der Vertrauensfrage von Schmidt | 61 | ||
2. Diskussion in Folge der Vertrauensfrage von Schröder 2001 | 62 | ||
B. Die sog. negativen bzw. auflösungsgerichteten Vertrauensfragen | 63 | ||
I. Die Ausgangslagen | 64 | ||
1. Die Patt-Situation 1972 | 64 | ||
2. Das Streben nach Legitimität und das Versprechen von Neuwahlen 1982 | 69 | ||
3. Die umstrittene Reformpolitik 2005 | 71 | ||
II. Die Vertrauensfragen | 75 | ||
1. Die Vertrauensfrage unter Brandt | 75 | ||
2. Die Vertrauensfrage unter Kohl | 76 | ||
3. Die Vertrauensfrage unter Schröder 2005 | 80 | ||
III. Die Auflösungen des Bundestags | 84 | ||
1. Die Auflösung des 6. Deutschen Bundestags durch Heinemann | 84 | ||
2. Die Auflösung des 9. Deutschen Bundestags durch Carstens | 85 | ||
3. Die Auflösung des 15. Deutschen Bundestags durch Köhler | 86 | ||
IV. Die Neuwahlen | 87 | ||
1. Die Wahlen zum 7. Deutschen Bundestag | 87 | ||
2. Die Wahlen zum 10. Deutschen Bundestag | 88 | ||
3. Die Wahlen zum 16. Deutschen Bundestag | 88 | ||
V. Die Diskussionen in der Literatur | 89 | ||
1. Diskussion um die Stellung der Vertrauensfrage durch Brandt | 89 | ||
a) Argumente gegen die negative Vertrauensfrage | 89 | ||
b) Argumente für die negative Vertrauensfrage | 90 | ||
c) Die Forderung nach einer Verfassungsänderung – insbesondere die der Einführung eines Selbstauflösungsrechts | 93 | ||
d) Stellungnahmen in der neueren Literatur | 97 | ||
2. Diskussion um die Stellung der Vertrauensfrage durch Kohl | 98 | ||
a) Stimmen für die negative Vertrauensfrage | 98 | ||
b) Stimmen gegen die negative Vertrauensfrage | 99 | ||
3. Diskussion um die Stellung der Vertrauensfrage durch Schöder 2005 | 101 | ||
a) Befürwortung der negativen Vertrauensfrage | 101 | ||
b) Ablehnung der negativen Vertrauensfrage | 102 | ||
c) Ein Selbstauflösungsrecht als Lösung des Problems? | 103 | ||
VI. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts | 103 | ||
1. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 16. Februar 1983 | 103 | ||
a) Das Urteil | 103 | ||
b) Die Reaktionen in der Literatur | 111 | ||
aa) Befürwortung des Urteils | 112 | ||
bb) Ablehnung des Urteils | 113 | ||
c) Die Folgen für Artikel 68 GG und das Kräfteverhältnis im Grundgesetz | 117 | ||
aa) Die Folgen für Artikel 68 GG | 117 | ||
bb) Die Folgen für das Kräfteverhältnis im Grundgesetz | 118 | ||
(1) Der Bundespräsident | 119 | ||
(2) Der Bundeskanzlerr | 120 | ||
(3) Der Bundestag | 121 | ||
(4) Das Bundesverfassungsgericht | 121 | ||
(5) Zusammenfassung | 122 | ||
cc) Artikel 68 GG als Selbstauflösungsrecht des Bundestags | 122 | ||
dd) Der Verfassungswandel des Artikels 68 GG | 123 | ||
2. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 25. August 2005 | 125 | ||
a) Das Urteil | 125 | ||
b) Die Reaktionen in der Literatur | 132 | ||
aa) Befürwortung des Urteils | 132 | ||
bb) Ablehnung des Urteils | 133 | ||
c) Die Folgen für Artikel 68 GG und das Kräfteverhältnis im Grundgesetz | 135 | ||
aa) Die Folgen für Artikel 68 GG | 135 | ||
bb) Die Folgen für das Kräfteverhältnis im Grundgesetz | 136 | ||
(1) Der Bundespräsident | 136 | ||
(2) Der Bundeskanzler | 136 | ||
(3) Der Bundestag | 137 | ||
(4) Das Bundesverfassungsgericht | 137 | ||
cc) Verfassungswandel hin zu einem Selbstauflösungsrecht? | 138 | ||
Kapitel 5: Schlussbetrachtungen | 140 | ||
A. Die Auswirkungen der Staatspraxis und der diese bestätigenden Urteile auf Artikel 68 GG | 140 | ||
I. Die Anerkennung der negativen Vertrauensfrage | 140 | ||
II. Die Voraussetzung für die Auflösung – die „verdeckte Minderheitssituation“ | 143 | ||
B. Die Auswirkungen der Staatspraxis und der diese bestätigenden Urteile auf das Kräfteverhältnis im Grundgesetz | 144 | ||
I. Der Bundeskanzler | 144 | ||
II. Der Bundespräsident | 144 | ||
III. Der Bundestag | 144 | ||
IV. Das Bundesverfassungsgericht | 144 | ||
V. Das Verhältnis von Art. 67 zu Art. 68 GG | 145 | ||
C. Ein Auflösungsrecht des Bundeskanzlers im Zusammenwirken mit der Parlamentsmehrheit | 145 | ||
D. Die normative Kraft des Faktischen – der Verfassungswandel des Artikels 68 GG | 147 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 150 | ||
Quellen | 150 | ||
Literatur | 153 | ||
Personenregister | 163 | ||
Sachregister | 165 |