Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht
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Ausbildung islamischer Religionslehrer und staatliches Recht
Münsterische Beiträge zur Rechtswissenschaft, Vol. 189
(2009)
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Abstract
Über die Grenzen von Parteien und Bundesländern hinweg besteht Einigkeit, dass an öffentlichen Schulen islamischer Religionsunterricht erteilt werden soll. Doch dafür fehlen Lehrer, deren Ausbildung den Anforderungen eines von Art. 7 Abs. 3 GG vorgesehenen "ordentlichen Lehrfachs" genügt. Denn während die Ausbildung evangelischer und katholischer Religionslehrer an staatlichen Hochschulen traditionsreiche Praxis ist, gibt es für eine Ausbildung islamischer Religionslehrer erst seit kurzem einzelne Initiativen, die aufgrund von Unsicherheiten über den rechtlichen Rahmen häufig noch improvisatorischen Charakter haben. Hier setzt die Arbeit an.Michael Ott legt in einer umfassenden Bestandsaufnahme zunächst die Regelungen des einfachen Rechts für die Religionslehrerausbildung dar und zeigt, welche Lösungen sich in der Praxis etabliert haben. Nach einer Vorstellung der aktuellen Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer geht es im verfassungsrechtlichen Teil sodann darum, das historisch Gewachsene vom verbindlich Vorgegebenen zu trennen. Muss die Ausbildung islamischer Religionslehrer tatsächlich, wie oft behauptet, nach dem Muster der Ausbildung christlicher Religionslehrer stattfinden? Bedarf etwa ein islamisch-theologischer Hochschullehrer der Zustimmung einer Religionsgemeinschaft? Für eine Vielzahl praktisch relevanter Fragen zeigt der Autor, wo der verfassungsrechtliche Rahmen die Freiheit zu abweichenden Lösungen gewährt.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Erster Teil: Einführung | 21 | ||
A. Problemaufriss | 21 | ||
B. Gang der Untersuchung | 23 | ||
Zweiter Teil: Die Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht nach einfachem Recht und dem Recht der Staatskirchenverträge | 26 | ||
A. Terminologisches und Untersuchungsgegenstand | 26 | ||
B. Evangelischer und katholischer Religionsunterricht | 28 | ||
I. Lehrerausbildung | 29 | ||
1. Studium | 29 | ||
a) Reformbestrebungen und Modellversuch zur gestuften Lehrerausbildung | 29 | ||
b) Studienangebot an staatlichen Hochschulen | 32 | ||
c) Bestandsgarantien für Studienstandorte? – Art. II Abs. 2 S. 1 der Düsseldorfer Verträge | 33 | ||
aa) Wortlaut | 35 | ||
bb) Systematik | 36 | ||
cc) Ergebnis | 38 | ||
d) Bestandsgarantien für theologische Fakultäten: Art. II Abs. 1 der Düsseldorfer Verträge | 39 | ||
e) Kirchliche Mitwirkungsrechte in Bezug auf das Hochschulpersonal | 40 | ||
aa) Katholische Kirche | 41 | ||
(1) Nihil obstat | 41 | ||
(2) Nachträgliche Beanstandung | 42 | ||
bb) Evangelische Kirchen | 43 | ||
f) Studieninhalte und -abschlüsse | 44 | ||
aa) Staatliche Vorgaben | 46 | ||
bb) Aufgabe der Hochschulen | 47 | ||
cc) Einfluss der Kirchen | 48 | ||
g) Studienangebot an kirchlichen Hochschulen und Fakultäten | 50 | ||
2. Vorbereitungsdienst | 53 | ||
a) Ablauf | 53 | ||
b) Einfluss der Kirchen | 54 | ||
3. Weiterbildung | 55 | ||
a) Drittfach-Studiengänge | 55 | ||
b) Angebote kirchlicher Bildungseinrichtungen | 56 | ||
aa) Regelungen in den Düsseldorfer Verträgen und in Vereinbarungen mit der Landesregierung | 56 | ||
bb) Formen und Umfang | 58 | ||
4. Kirchliche Bevollmächtigung | 59 | ||
II. Ausbildung kirchlicher Lehrkräfte | 61 | ||
1. Beschäftigung im Landesdienst oder über Gestellungsverträge | 62 | ||
2. Geistliche | 64 | ||
a) Zwischen Land und Kirchen vereinbarte Regelungen | 64 | ||
b) Kirchliche Ausbildungsordnungen | 66 | ||
3. Katecheten | 67 | ||
a) Vorgaben für die Ausbildung | 69 | ||
b) Schwindende Bedeutung der Katecheten für den Religionsunterricht | 70 | ||
4. Pastoral- und Gemeindereferenten | 71 | ||
C. Religionsunterricht anderer Religionsgemeinschaften | 73 | ||
I. Orthodoxe Kirchen | 75 | ||
1. Errichtung eines Lehrstuhls für orthodoxe Theologie | 76 | ||
2. Lehrkräfte des „griechisch-orthodoxen Religionsunterrichts“ | 77 | ||
3. Kirchen übergreifende Konzeption des Unterrichts | 79 | ||
II. Syrisch-orthodoxe Kirche | 82 | ||
1. Bistumsgründung und Unterrichtseinführung | 82 | ||
2. Aus- und Fortbildung in kirchlicher Verantwortung | 83 | ||
III. Jüdische Glaubensgemeinschaft | 84 | ||
Dritter Teil: Islamunterricht und Lehrerausbildung – Stand der Entwicklung | 86 | ||
A. Entstehung der „Islamischen Unterweisung“ | 86 | ||
B. Unterrichtsangebot und Lehrkräfte in den Ländern | 88 | ||
I. Islamische Unterweisung im Rahmen des muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts | 89 | ||
II. Islamunterricht als eigenständiges Unterrichtsfach | 90 | ||
1. Islamische Unterweisung in türkischer Sprache | 90 | ||
2. Deutschsprachige Angebote und Annäherungen an einen Religionsunterricht | 91 | ||
C. Staatliche Unterstützung einer Selbstorganisation der Muslime | 93 | ||
I. Niedersachsen: Einberufung eines „Runden Tisches“ | 94 | ||
II. Rheinland-Pfalz und Bayern: Gespräche gescheitert | 95 | ||
III. Nordrhein-Westfalen: Initiativen der Landesregierung und der Verbände | 96 | ||
1. Versuch der Etablierung eines Runden Tisches | 96 | ||
2. Dachverbands-Lösung oder „Schura-Rat“? | 97 | ||
D. Ansätze zu einer Ausbildung islamischer Religionslehrer | 99 | ||
I. Universität Münster | 100 | ||
1. Das „Centrum für Religiöse Studien“ | 100 | ||
2. Der „Erweiterungsstudiengang Religion des Islam“ | 101 | ||
II. Universität Erlangen-Nürnberg | 102 | ||
1. Das „Interdisziplinäre Zentrum für Islamische Religionslehre“ | 102 | ||
2. Der „Ergänzungsstudiengang Islamische Religionslehre“ | 104 | ||
III. Der Master-Studiengang „Islamische Religionspädagogik“ an der Universität Osnabrück | 104 | ||
IV. Die Stiftungsprofessuren an der Universität Frankfurt am Main | 105 | ||
Vierter Teil: Religionslehrerausbildung und Verfassungsrecht | 108 | ||
A. Theologie als Wissenschaft – Grundlagen | 109 | ||
I. Voraussetzungen und Bindungen der Theologie | 109 | ||
1. Katholische Kirche | 109 | ||
2. Evangelische Kirche | 111 | ||
3. Islamische Glaubensrichtungen | 112 | ||
4. Zusammenfassung | 115 | ||
II. Der Wissenschaftsbegriff des Grundgesetzes | 116 | ||
B. Islamische Religionslehrerausbildung ohne Mitwirkung einer Religionsgemeinschaft? | 117 | ||
I. Mitwirkungserfordernis aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG oder aus den Landesverfassungen? | 119 | ||
II. Mitwirkungserfordernis aufgrund der staatlichen Neutralitätspflicht | 121 | ||
1. Neutralität als Schutz vor staatlicher Konkurrenz | 121 | ||
2. Neutralität als Identifikationsverbot | 123 | ||
3. Neutralität durch Inkompetenz | 125 | ||
4. Religionsgemeinschaften als Vermittler kollektiver religiöser Bekenntnisse | 127 | ||
III. Ergebnis: Erfordernis der Mitwirkung bei der Errichtung einer Religionslehrerausbildung | 130 | ||
C. Die subjektive Rechtspositionder Religionsgemeinschaften | 131 | ||
I. Das Selbstbestimmungsrecht des Art. 137 Abs. 3 S. 1WRV i.V.m. Art. 140 GG | 132 | ||
1. Eigene Angelegenheiten | 133 | ||
a) Objektive Auslegung | 133 | ||
b) Selbstverständnis als Maßstab | 134 | ||
c) Plausibilität des Glaubensbezugs als objektives Kriterium | 135 | ||
d) Prüfung der Plausibilität | 140 | ||
aa) Erkenntnisquellen | 140 | ||
bb) Beweiswürdigung | 144 | ||
cc) Objektive Beweislast | 146 | ||
2. Ordnen und Verwalten | 147 | ||
3. Die Schranken des Selbstbestimmungsrechts | 148 | ||
a) Die „Heckel’sche Formel“ | 148 | ||
b) Die „Jedermann-Formel“ | 149 | ||
c) Abwägungslehre im gesamten Bereich religionsgemeinschaftlicher Selbstbestimmung | 150 | ||
II. Die Religionsfreiheit, Art. 4 Abs. 1 und 2 GG | 151 | ||
1. Schutzbereich | 151 | ||
2. Schranken | 153 | ||
3. Verhältnis von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG zu Art. 137 Abs. 3 S. 1WRVi.V.m. Art. 140 GG | 155 | ||
III. Die religionsrechtliche Parität | 155 | ||
1. Ungleichbehandlung durch Unterschiede bei der Religionslehrerausbildungr | 156 | ||
2. Rechtfertigung | 157 | ||
D. Einrichtung von Studiengängen für die Religionslehrerausbildung an staatlichen Hochschulen – organisatorische Fragen | 159 | ||
I. Bekenntnisvielfalt und Religionslehrerausbildung | 160 | ||
1. Zulässigkeit der Kooperation verschiedener Glaubensrichtungen | 161 | ||
2. Zusammenschluss von Religionsgemeinschaften zu einem Ansprechpartner | 162 | ||
3. Hochschul-Beiräte als Ansprechpartner? | 162 | ||
II. Integration der Religionslehrerausbildung in den Aufbau der Hochschule | 165 | ||
1. Die Bedeutung von Fakultäten für die Theologie | 165 | ||
2. Bekenntnisbindung nur in der Aufgabenwahrnehmung | 166 | ||
3. Religionslehrerausbildung als nicht allein theologische Aufgabe | 167 | ||
4. Organisationsmöglichkeiten der Hochschulen | 168 | ||
III. Erforderliche Ausstattung | 169 | ||
E. Bekenntnisbindung von Hochschullehrern und Studierenden – personale Fragen | 171 | ||
I. Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften in Personalangelegenheiten | 171 | ||
I. Mitwirkungsrechte der Religionsgemeinschaften in Personalangelegenheiten | 172 | ||
1. Bekenntnisverstöße eines Hochschullehrers als staatlicher Eingriff | 172 | ||
a) Das Beanstandungsrecht der katholischen Kirche | 172 | ||
b) Rechtsschutz durch Verfahren: Das Nihil obstat | 174 | ||
c) Das Begutachtungsrecht der evangelischen Kirche | 175 | ||
d) Keine Verbindlichkeit des kirchlichen Gutachtens | 179 | ||
e) Islamische Religionsgemeinschaften | 181 | ||
aa) Keine Pflicht zur Mitwirkung | 181 | ||
bb) Mitwirkungsrechte und ihre Voraussetzungen | 182 | ||
2. Beschränkung auf geistliche Aspekte | 184 | ||
3. Der betroffene Personenkreis | 185 | ||
4. Staatliche Grundrechtsgewährleistung als Schranke – Die Wissenschaftsfreiheit der Hochschultheologen | 186 | ||
a) Der Staat als alleiniger Grundrechtsadressat | 187 | ||
b) Keine Verkürzung des Schutzbereichs durch religionsgemeinschaftliche Einwände | 188 | ||
c) Reichweite der Gewährleistung | 190 | ||
d) Formelle Anforderung: Gesetzliche Eingriffsermächtigung | 191 | ||
aa) Keine Berufung auf Verfassungsrecht | 192 | ||
bb) Das Hochschulrecht der Länder | 194 | ||
cc) Ergebnis: Staatskirchenvertragliche Regelungen nicht erforderlich | 197 | ||
e) Materielle Anforderungen | 198 | ||
aa) Die Abwehrfunktion des Grundrechts | 198 | ||
bb) Wissenschaftsfreiheit als Verfahrensgarantie | 200 | ||
(1) Anforderungen an einen verfahrensmäßigen Grundrechtsschutz | 200 | ||
(2) Vereinbarkeit mit den Freiheitsrechten einer Religionsgemeinschaft | 202 | ||
II. Hochschullehrer als Inhaber eines konfessionellen Staatsamtsr | 203 | ||
1. Prüfungsmaßstab | 204 | ||
2. Ungleichbehandlung i.S.v. Art. 33 Abs. 3 S. 1 GG | 205 | ||
3. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung | 206 | ||
III. Bekenntniszugehörigkeit der Studierenden | 210 | ||
1. Bekenntniszugehörigkeit als Immatrikulationsvoraussetzung? | 210 | ||
2. Bekenntniszugehörigkeit als Prüfungsvoraussetzung | 213 | ||
3. Keine präventiven Studienbeschränkungen | 216 | ||
F. Ausbildungsziel und Gestaltung des Studiums – inhaltliche Fragen | 216 | ||
I. Die erforderliche Qualifikation von Religionslehrern | 217 | ||
1. Deutsch als Unterrichtssprache | 217 | ||
2. Pädagogische und didaktische Qualifikation | 219 | ||
a) Unzuständigkeit des Staates? – Die Reichweite des Mitgestaltungsrechts aus Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG | 220 | ||
aa) Der „Verfassungsbegriff Religionsunterricht“ | 222 | ||
bb) Genetisch-historische Gesichtspunkte | 222 | ||
cc) Gesetzessystematik | 226 | ||
(1) Integration säkular-pädagogischer und religiöser Elemente als Aufgabe der Religionspädagogik | 229 | ||
(2) Folgerungen | 231 | ||
b) Erfordernis eines vergleichbaren Qualifikationsniveaus aufgrund von Art. 7 Abs. 3 S. 1 GG | 232 | ||
c) Leitlinien für die Entwicklung einer islamischen Religionspädagogik | 233 | ||
aa) Beschränkung auf Bildungs- und Erziehungsziele des Grundgesetzes | 233 | ||
bb) Didaktische und pädagogische Anforderungen als Ausdruck von Grundrechten | 235 | ||
3. Fachspezifische Qualifikation | 238 | ||
II. Recht der Religionsgemeinschaften auf Einsatz eigenen Personals? | 240 | ||
III. Erlass von Studien- und Prüfungsordnungen | 241 | ||
FünfterTeil: Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisser | 243 | ||
Quellenverzeichnis | 247 | ||
I. Literatur | 247 | ||
II. Interviewpartner | 266 | ||
III. Sonstige Quellen und Materialien | 266 | ||
Personen- und Sachwortverzeichnis | 269 |