Lex fori als versteckte Anknüpfung
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Lex fori als versteckte Anknüpfung
Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 180
(2009)
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Abstract
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der versteckten Anknüpfung an die lex fori. Unter lex fori versteht man das Recht des mit der Sache befassten Gerichts. Eine versteckte Anknüpfung kann immer dann vorliegen, wenn zwar nicht ausdrücklich die Geltung deutschen Rechts vorgeschrieben ist, seine Anwendung aber in Betracht kommt. Dies beruht etwa darauf, dass bei einem Scheitern der Anknüpfung die lex fori als Ersatzrecht herangezogen wird.Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass die Anwendung fremden Rechts den Gerichten sehr viel zumutet. Die Ermittlung des ausländischen Rechts ist teuer und führt zu langwierigen Verfahren. Eine vorschnelle Anwendung der lex fori aus Praktikabilitätserwägungen führt aber dazu, dass nicht das Recht Anwendung findet, das mit dem Sachverhalt am engsten verbunden ist. Dies ist aber, wie die Untersuchung der methodischen Grundlagen zeigt, die Rechtsordnung, deren Anwendung gerecht ist. Dieses Spannungsverhältnis gilt es bei der Suche nach versteckten Anknüpfungen an die lex fori bestmöglich zu lösen. Dies gelingt mit Hilfe der kollisionsrechtlichen Interessen: den Partei-, Verkehrs- und Ordnungsinteressen.Anne Kathrin Arnold beleuchtet verschiedene Problemstellungen des Internationalen Verfahrens- und Privatrechts, wie etwa die Möglichkeit, die Zuständigkeit und das anwendbare Recht zu verknüpfen, oder die Frage, welches Recht gelten soll, wenn das primär maßgebliche Recht nicht ermittelbar ist. Dabei zeigt sich, dass nicht vorschnell die Anwendung der lex fori bejaht werden sollte. Denn nur, wenn für jeden Einzelfall eine differenzierte Regelung gesucht wird, wird den Interessen der Partei ausreichend Rechnung getragen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 17 | ||
Teil 1: Grundlagen | 19 | ||
A. Geschichtliche Entwicklung des Internationalen Privatrechts | 19 | ||
B. Materiell- und internationalprivatrechtliche Gerechtigkeit | 23 | ||
I. Better law approach | 23 | ||
II. Das Prinzip der engsten Verbindung | 24 | ||
III. Die Interessen | 25 | ||
1. Die internationalprivatrechtlichen Interessen | 25 | ||
a) Parteiinteressen | 25 | ||
b) Verkehrsinteressen | 26 | ||
c) Ordnungsinteressen | 26 | ||
aa) Internationaler Entscheidungseinklang | 26 | ||
bb) Innerer Entscheidungseinklang | 27 | ||
cc) Vorhersehbarkeit | 28 | ||
dd) Heimwärtsstreben | 28 | ||
ee) Interesse an einer durchsetzbaren Entscheidung | 29 | ||
2. Materiellrechtliche und öffentlichrechtliche Interessen | 29 | ||
3. Funktion der Interessen | 29 | ||
IV. Ergebnis | 30 | ||
C. Ökonomische Analyse des Rechts | 31 | ||
I. Allgemein zur ökonomischen Analyse des Rechts | 31 | ||
II. Die Anwendung fremden Rechts im Lichte der ökonomischen Analyse | 32 | ||
III. Ergebnis | 33 | ||
D. Ergebnis zu Teil 1 | 33 | ||
Teil 2: Verknüpfung von Zuständigkeit und anwendbarem Recht | 35 | ||
A. Abhängigkeit der Anwendung des eigenen Rechts von der internationalen Zuständigkeit | 36 | ||
I. Lex fori approach | 36 | ||
II. Fakultatives Kollisionsrecht | 38 | ||
B. Abhängigkeit der internationalen Zuständigkeit von der Anwendung des eigenen Rechts | 40 | ||
I. Forum legis als absoluter Grundsatz | 40 | ||
II. Kritik an diesem Grundsatz | 41 | ||
III. Forum legis im geltenden Recht | 43 | ||
C. Phänotypischer Gleichlauf | 44 | ||
D. Ergebnis zu Teil 2 | 46 | ||
Teil 3: Geltung der lex fori im Internationalen Zivilverfahrensrecht | 47 | ||
A. Definition der lex-fori-Regel | 47 | ||
B. Gründe für die Geltung der lex-fori-Regel | 47 | ||
I. Ordre public | 48 | ||
II. Öffentlichrechtlicher Charakter des Prozessrechts | 49 | ||
1. Territorialitätsprinzip | 49 | ||
2. Prozessrecht als Teil des öffentlichen Rechts | 50 | ||
3. Souveränität | 50 | ||
III. Anknüpfung an das Formstatut | 51 | ||
IV. Verfahrensrechtliche Vorschriften | 51 | ||
V. Schwerpunkt des Prozessrechtsverhältnisses | 52 | ||
VI. Praktikabilität | 52 | ||
VII. Gewohnheitsrechtliche Geltung | 54 | ||
VIII. Ergebnis | 54 | ||
C. Abgrenzung von Prozessrecht und materiellem Recht | 54 | ||
I. Qualifikation | 55 | ||
II. Auslegung von Begriffen | 56 | ||
1. Internationale Verträge | 56 | ||
2. Europäisches Gemeinschaftsrecht | 59 | ||
3. Autonomes deutsches Recht | 60 | ||
D. Ergebnis zu Teil 3 | 62 | ||
Teil 4: Lex fori im Internationalen Privatrecht | 63 | ||
A. Anknüpfungsmomente | 63 | ||
I. Staatsangehörigkeit versus gewöhnlicher Aufenthalt | 63 | ||
1. Argumente für das Staatsangehörigkeitsprinzip | 64 | ||
2. Argumente gegen das Staatsangehörigkeitsprinzip | 65 | ||
3. Ergebnis | 66 | ||
II. Engste Verbindung | 67 | ||
1. Hauptanknüpfung | 67 | ||
2. Hilfsanknüpfungen, insbesondere zur Nichtermittelbarkeit der engsten Verbindung | 68 | ||
a) Ehewirkungsstatut nach Art. 14 Abs. 1 Nr. 3 EGBGB | 68 | ||
aa) Offenlassen der Rechtswahl | 69 | ||
bb) Übereinstimmende Präferenz der Ehegatten | 70 | ||
cc) Das schwächere Recht | 70 | ||
dd) Das im Einzelfall einfacher und sicherer festzustellende Recht | 71 | ||
ee) Das der lex fori näher stehende Heimatrecht | 72 | ||
ff) Das Recht am schlichten Aufenthalt | 73 | ||
gg) Bestehen einer engsten Verbindung zum Gerichtsort | 73 | ||
hh) Lex fori als Ersatzrecht | 73 | ||
(1) Kritik | 74 | ||
(2) Ausnahmen vom Grundsatz der Anwendung der lex fori | 76 | ||
ii) Ergebnis | 76 | ||
b) Bestimmung der effektiven Staatsangehörigkeit bei Mehrstaatern nach Art. 5 Abs. 1 S. 1 EGBGB | 76 | ||
aa) Offenlassen der Rechtswahl | 77 | ||
bb) Präferenz des Mehrstaaters | 77 | ||
cc) Letzterworbene Staatsangehörigkeit | 78 | ||
dd) Das im Einzelfall einfacher und sicherer festzustellende Recht | 78 | ||
ee) Das der lex fori näher stehende Heimatrecht | 79 | ||
ff) Das dem Aufenthaltsrecht näher stehende Heimatrecht | 79 | ||
gg) Übergang zum Aufenthaltsrecht, Art. 5 Abs. 2 EGBGB analog | 79 | ||
(1) Grundsatz | 80 | ||
(2) Einschränkungen | 80 | ||
hh) Ergebnis | 82 | ||
c) Interlokale Unteranknüpfung nach Art. 4 Abs. 3 S. 2 EGBGB | 82 | ||
aa) Offenlassen der Rechtswahl | 83 | ||
bb) Präferenz | 83 | ||
cc) Das schwächere oder das stärkere Recht | 84 | ||
dd) Das wahrscheinlichere Recht | 84 | ||
ee) Das Hauptstadtrecht | 84 | ||
ff) Das im Einzelfall einfacher und sicherer festzustellende Recht | 85 | ||
gg) Das dem Aufenthaltsrecht näher stehende Teilrecht | 85 | ||
hh) Hilfsanknüpfung an das Recht am gewöhnlichen Aufenthalt | 85 | ||
ii) Ergebnis | 86 | ||
3. Ausweichklauseln | 87 | ||
III. Rechtswahl | 87 | ||
1. Parteiautonomie im Vertragsrecht | 88 | ||
2. Parteiautonomie außerhalb des Vertragsrechts | 88 | ||
3. Die stillschweigende Rechtswahl im Prozess | 89 | ||
a) Zulässigkeit einer stillschweigenden Rechtswahl | 89 | ||
b) Wirksames Zustandekommen der stillschweigenden Rechtswahl | 89 | ||
aa) Anwendbares Recht | 89 | ||
bb) Voraussetzungen | 91 | ||
(1) Offen rechtswahlfreundliche Auslegung | 91 | ||
(2) Faktisch rechtswahlfreundliche Auslegung | 92 | ||
(3) Eigener Lösungsvorschlag | 93 | ||
4. Ergebnis | 95 | ||
B. Renvoi | 95 | ||
I. Theoretische Grundlagen | 96 | ||
1. Gründe gegen den Renvoi | 97 | ||
a) Durchbrechung der kollisionsrechtlichen Wertungen | 97 | ||
b) Logische Undurchführbarkeit der Gesamtverweisung | 98 | ||
2. Gründe für die Annahme einer Gesamtverweisung | 98 | ||
a) Heimwärtsstreben | 98 | ||
b) Mangelnder Anwendungswille der fremden Rechtsordnung | 99 | ||
c) Internationaler Entscheidungseinklang | 99 | ||
3. Ergebnis | 101 | ||
II. Gesetzliche Regelung | 101 | ||
1. Rückverweisung nach Art. 4 Abs. 1 S. 2 EGBGB | 101 | ||
a) Die Lehre vom double renvoi und foreign court Theorie | 101 | ||
b) Heimwärtsstreben | 103 | ||
c) Ergebnis | 103 | ||
2. Weiterverweisung | 103 | ||
3. Vorbehalt durch die Sinnklausel nach Art. 4 Abs. 1 S. 1 HS 2 EGBGB | 104 | ||
4. Ergebnis | 105 | ||
III. Das Problem einseitiger Jurisdiction-Regelungen | 105 | ||
1. Methodische Grundlage | 106 | ||
2. Mögliche Konstellationen | 107 | ||
a) Ausschließliche Zuständigkeit fremder Gerichte | 107 | ||
b) Ausschließliche Zuständigkeit deutscher Gerichte | 107 | ||
aa) Desinteresse der fremden Rechtsordnung | 108 | ||
bb) Bewertung der Interessen | 108 | ||
c) Ausschließliche Zuständigkeit eines Drittstaates oder konkurrierende Zuständigkeit mehrerer Drittstaaten | 109 | ||
d) Konkurrierende Zuständigkeit deutscher und fremder Gerichte | 109 | ||
aa) Orientierung an Sinn und Zweck der Jurisdiction-Regelung | 109 | ||
bb) Interessen | 110 | ||
cc) Alternative Anknüpfung | 111 | ||
dd) Stellungnahme | 111 | ||
e) Konkurrierende Zuständigkeit deutscher und drittstaatlicher Gerichte | 113 | ||
f) Ersatzrecht für die Konstellationen b), c), e) | 113 | ||
g) Ergebnis | 114 | ||
C. Anpassung | 114 | ||
I. Fallgruppen | 115 | ||
II. Auseinandersetzung mit den Lösungsvorschlägen | 115 | ||
1. Materiellrechtliche Lösung | 115 | ||
2. Kollisionsrechtliche Lösung | 116 | ||
3. Sachnormen im Internationalen Privatrecht | 117 | ||
4. Lex fori als Ersatzanknüpfung | 117 | ||
5. Beispiel: Scheidung hinkender Inlandsehen | 117 | ||
6. Ergebnis | 119 | ||
D. Nichtermittelbarkeit des ausländischen Rechts | 119 | ||
I. Die Ermittlung des ausländischen Rechts | 120 | ||
II. Zum ordentlichen Verfahren | 122 | ||
1. Vorliegen der Nichtermittelbarkeit | 122 | ||
a) Verneinung der Nichtermittelbarkeit | 122 | ||
b) Absolute Nichtermittelbarkeit | 123 | ||
c) Relative Nichtermittelbarkeit | 123 | ||
d) Ergebnis | 125 | ||
2. Auseinandersetzung mit den Lösungsvorschlägen | 125 | ||
a) Beweisfälligkeitsentscheidung | 125 | ||
b) Forum non conveniens | 126 | ||
c) Anwendung des wahrscheinlichsten Rechts | 126 | ||
d) Allgemeine Rechtsgrundsätze | 128 | ||
e) Alternative Anknüpfung | 130 | ||
f) Rückgriff auf die lex fori | 132 | ||
aa) Grundsatz | 132 | ||
bb) Ausnahme: Anwendung des eigenen Rechts äußerst unbefriedigend | 133 | ||
cc) Anknüpfung für die Ausnahmefälle | 133 | ||
g) Ergebnis | 134 | ||
3. Besonderheiten im Versäumnisverfahren | 134 | ||
III. Zum Eilverfahren | 135 | ||
1. Vorliegen der Nichtermittelbarkeit | 135 | ||
2. Auseinandersetzung mit den Lösungsvorschlägen | 137 | ||
a) Beweislastentscheidung | 137 | ||
b) Summarische Prüfung des ausländischen Rechts und Rückgriff auf die lex fori | 139 | ||
c) Ergebnis | 141 | ||
E. Vorbehaltsklauseln und Eingriffsnormen | 142 | ||
I. Vorbehaltsklauseln | 142 | ||
1. Die allgemeine Vorbehaltsklausel des Art. 6 EGBGB | 143 | ||
a) Voraussetzungen | 143 | ||
b) Rechtsfolge | 144 | ||
aa) Normen mit alternativer Rechtsfolge | 145 | ||
bb) Normen mit quantitativer Rechtsfolge | 146 | ||
(1) Modifizierte Anwendung des ausländischen Sachrechts | 146 | ||
(2) Schaffung einer neuen Sachnorm | 148 | ||
(3) Alternative Anknüpfung | 149 | ||
(4) Lex fori als Ersatzrecht | 149 | ||
(5) Ergebnis | 151 | ||
2. Spezielle Vorbehaltsklauseln | 152 | ||
II. Eingriffsnormen | 154 | ||
1. Kollisionsrechtliche Methode | 155 | ||
2. Materiellrechtliche Methoden | 156 | ||
3. Erfordernis eines Inlandsbezugs | 157 | ||
4. Ergebnis | 158 | ||
F. Ergebnis zu Teil 4 | 158 | ||
Zusammenfassung | 160 | ||
Literaturverzeichnis | 167 | ||
Sachverzeichnis | 185 |