Private Normenordnungen als Transnationales Recht?
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Private Normenordnungen als Transnationales Recht?
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 247
(2009)
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Abstract
Grenzüberschreitende Sachverhalte lassen sich häufig nicht zufriedenstellend durch nationales Recht regeln. Als eine Alternative wird deswegen eine Selbstregulierung zunehmend globalisierter Gesellschaftsfelder diskutiert. Die dabei entstehenden privaten Normenordnungen sollen ein transnationales Recht bilden, welches gleichberechtigt neben das nationale und internationale Recht tritt und unabhängig von diesen gilt. Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, inwieweit sich bereits derartige universelle private Normenordnungen gebildet haben und ob diese als transnationales Recht bezeichnet werden können.Nils Ipsen untersucht vor dem Hintergrund der rechtstheoretischen - insbesondere autopoietischen - Geltungsbegründungen drei Bereiche, in denen sich derartige Normenordnungen herausgebildet haben sollen: der internationale Handel mit der lex mercatoria, das Internet mit der lex informatica und der internationale Sport mit der lex sportiva. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass nur die Normenordnungen praktische Bedeutung erlangen können, die von einer sozialmächtigen Institution unterstützt werden. Aber selbst diese werden auf vielfältige Weise vom staatlichen Recht beeinflusst, so dass das staatliche Recht den privaten Normenordnungen über- und nicht gleichgeordnet ist. Letztere können deswegen nur dauerhaft existieren, wenn sie sich an den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit orientieren. Vor diesem Hintergrund überzeugen die rechtstheoretischen Begründungen eines eigenständigen transnationalen Rechts nicht, so dass die Frage nach dessen Existenz gegenwärtig zu verneinen ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung | 21 | ||
Erster Teil 1: Begriff und theoretische Grundlagen des transnationalen Rechts | 24 | ||
1. Kapitel: Einordnung in den Gesamtzusammenhang: Die Bedeutungen des Begriffs des transnationalen Rechts | 24 | ||
1. Abschnitt: Unterschiedliche Bedeutungsgehalte des Begriffs | 24 | ||
I. Ursprung | 24 | ||
II. Verwendung in Deutschland | 25 | ||
2. Abschnitt: Erscheinungsformen des transnationalen Rechts | 27 | ||
I. Transnationalisiertes staatliches Recht | 27 | ||
II. Grenzüberschreitend wirkendes staatliches Recht | 28 | ||
III. Regionale Integration | 28 | ||
IV. Kosmopolitisches Recht, ideelle internationale Standards | 29 | ||
V. Expertenrecht und Standards | 30 | ||
VI. Autonome Rechtsordnungen | 32 | ||
VII. Zwischenbilanz und Konkretisierung des Untersuchungsgegenstandes | 33 | ||
2. Kapitel: Rechtstheoretische Grundlagen der aktuellen Diskussion | 35 | ||
1. Abschnitt: Rechtspluralismus als Ausgangspunkt | 36 | ||
2. Abschnitt: „Globale Bukowina“ – Teubners Ansatz zur theoretischen Bewältigung des globalen Rechtspluralismus | 37 | ||
I. Ausgangspunkt „Systemtheorie“ | 38 | ||
II. Globaler Rechtsplurali | 41 | ||
III. Rechtsentstehung durch Vertrag | 42 | ||
IV. Spätere Konkretisierung | 43 | ||
V. Zusammenfassung | 44 | ||
3. Abschnitt: Der „pragmatische“ Ansatz von Berger | 45 | ||
4. Abschnitt: Exkurs: Transnationales Recht als Gegenstand der Global Governance-Debatte | 48 | ||
5. Abschnitt: Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Diskussion über transnationales Recht | 49 | ||
3. Kapitel: Exkurs: Empirische Untersuchungen privater Normenordnungen | 51 | ||
1. Abschnitt: Mikrogesellschaften als Gegenstand empirischer Untersuchungen | 52 | ||
2. Abschnitt: Reputation als Durchsetzungsinstrument | 53 | ||
I. Sicherstellung der Informationsweitergabe | 53 | ||
II. Wirksamkeit der Ausschlussdrohung | 54 | ||
III. Unterstützung durch ein soziales Netzwerk | 55 | ||
IV. Zwischenergebnis | 57 | ||
3. Abschnitt: Entstehungsvoraussetzungen | 58 | ||
4. Abschnitt: Übertragbarkeit auf die transnationale Ebene | 61 | ||
I. Beispiele | 61 | ||
II. Ergänzungen | 63 | ||
Zweiter Teil: Die Entstehung privater Normenordnungen am Beispiel der lex mercatoria, der lex informatica und der lex sportiva | 65 | ||
1. Kapitel: Die lex mercatoria | 65 | ||
1. Abschnitt: Einführung | 66 | ||
I. Historischer Hintergrund der lex mercatoria | 66 | ||
1. Die mittelalterliche lex mercatoria als universelles nicht-hoheitliches Handelsrecht | 66 | ||
2. Zweifel an der Existenz eines universellen Handelsrechts | 69 | ||
3. Zwischenbilanz | 75 | ||
II. Die lex mercatoria in der rechtswissenschaftlichen Diskussion der Gegenwart | 75 | ||
1. Schmitthoffs deskriptiver Ansatz | 76 | ||
2. Goldmanns normativer Ansatz | 77 | ||
3. Entwicklung der Diskussion | 78 | ||
2. Abschnitt: Quellen | 80 | ||
I. Allgemeine Rechtsprinzipien | 80 | ||
II. Gewohnheitsrecht und Handelsbräuche | 81 | ||
III. Standardverträge | 82 | ||
IV. Privatkodifikationen | 82 | ||
V. Schiedsentscheidungen | 84 | ||
VI. Listenbildung | 86 | ||
3. Abschnitt: Einbeziehung und praktische Relevanz | 87 | ||
I. Einbeziehung | 87 | ||
1. Ausdrückliche Wahl einer privaten Normenordnung | 87 | ||
2. Unterlassene Rechtswahl | 88 | ||
a) Fehlende Rechtsw | 88 | ||
b) Ermächtigung des Schiedsrichters zur Rechtswahl | 88 | ||
3. Folgen | 90 | ||
II. Praktische Relevanz | 90 | ||
1. Umfragen | 90 | ||
2. Vertragspraxis | 91 | ||
3. Schiedspraxis | 91 | ||
a) Untersuchung von Dasser | 91 | ||
b) Untersuchung von Dezalay/Garth | 94 | ||
4. Zwischenergebnis | 95 | ||
4. Abschnitt: Streitschlichtungsverfahren | 95 | ||
5. Abschnitt: Materieller Gehalt | 96 | ||
I. Unbestimmtheit | 97 | ||
II. Bedeutung des Grundsatzes von Treu und Glauben | 98 | ||
III. Fehlende Anationalität der Normen | 99 | ||
6. Abschnitt: Durchsetzung | 100 | ||
I. Staatliche Durchsetzung | 100 | ||
II. Eigenständige Durchsetzung | 101 | ||
7. Abschnitt: Staatlicher Einfluss | 102 | ||
8. Abschnitt: Zwischenbilanz | 103 | ||
2. Kapitel: Die lex informatica | 104 | ||
1. Abschnitt: Einführung | 104 | ||
I. Struktur des Internets | 104 | ||
1. Allgemein | 104 | ||
2. Domainnamensystem | 107 | ||
II. Steuerung und Regulierung im Internet | 108 | ||
1. Ausgangspunkt | 108 | ||
2. Theorien der Internet Governance | 110 | ||
3. Konkretes Problem: Verwaltung des DNS | 114 | ||
III. ICANN und die UDRP als konkretes Beispiel für die lex informatica | 115 | ||
1. Organisation von ICANN 2.0 | 117 | ||
2. Unterschiede zu ICANN 1.0 | 117 | ||
3. Verbindung zur US-Regierung | 118 | ||
2. Abschnitt: Quellen | 118 | ||
3. Abschnitt: Einbeziehung und praktische Bedeutung | 119 | ||
4. Abschnitt: Streitschlichtungsverfahren | 120 | ||
5. Abschnitt: Materieller Gehalt | 121 | ||
I. Ordentlicher Tatbestand | 121 | ||
II. Fallrecht | 122 | ||
1. Interpretation | 122 | ||
2. Import von Rechtsprinzipien | 124 | ||
3. Beweislast | 124 | ||
4. Ausdehnung des Anwendungsbereichs | 124 | ||
5. Zwischenbilanz | 125 | ||
III. Rechtsfolgen | 126 | ||
6. Abschnitt: Durchsetzung | 126 | ||
7. Abschnitt: Staatlicher Einfluss | 126 | ||
8. Abschnitt: Zwischenbilanz | 127 | ||
3. Kapitel: Die lex sportiva | 129 | ||
1. Abschnitt: Gesellschaftliche Bedeutung des internationalen Sports | 129 | ||
2. Abschnitt: Quellen | 130 | ||
3. Abschnitt: Einbeziehung des Regelwerks undpraktische Bedeutung | 131 | ||
4. Abschnitt: Streitschlichtungsverfahren | 133 | ||
I. Zuständigkeit des Court of Arbitration for Sport | 133 | ||
II. Entwicklung des CAS | 134 | ||
III. Aufbau des CAS | 135 | ||
IV. Verfahren des CAS | 136 | ||
5. Abschnitt: Materieller Gehalt | 136 | ||
I. Kontrolle von Schiedsrichterentscheidungen | 137 | ||
II. Stellung der Verbänd | 139 | ||
1. Grundsatz: Autonomie der internationalen Verbände | 139 | ||
2. Vorrangstellung der internationalen Sportverbände | 140 | ||
III. Schutz der Athletenrechte | 141 | ||
1. Anforderungen an die Regel | 141 | ||
a) Eindeutige Regelungen | 142 | ||
b) Regelinterpretation | 142 | ||
c) Transparenz und objektive Kriterien | 143 | ||
2. Prozessuale Fairness | 143 | ||
3. Einzelfallgerechtigkeit | 144 | ||
a) Angemessene Sanktionen | 145 | ||
b) Vertrauensschutz | 145 | ||
IV. Dopingverfahren | 146 | ||
V. Stellung des CAS im System der Ordnung des internationalen Sports | 147 | ||
VI. Regelharmonisierung | 147 | ||
VII. Zusammenfassung | 147 | ||
6. Abschnitt: Durchsetzung | 148 | ||
7. Abschnitt: Staatlicher Einfluss | 149 | ||
I. Beeinflussung durch die Europäische Union | 149 | ||
1. Rechtsprechung des EuGH | 149 | ||
2. Politische Aspekte | 151 | ||
3. Zwischenergebnis | 152 | ||
II. Beeinflussung durch Deutschland | 152 | ||
III. Sonderfall: Beeinflussung durch die Schweiz | 153 | ||
IV. Zusammenfassung | 155 | ||
8. Abschnitt: Zwischenbilanz | 155 | ||
4. Kapitel: Vergleich der Erscheinungsformen | 157 | ||
1. Abschnitt: Gemeinsamkeiten und Unterschiede | 157 | ||
I. Zweck der privaten Normenordnungen | 157 | ||
II. Quellen | 158 | ||
III. Einbeziehung und praktische Bedeutung | 158 | ||
IV. Verfahren | 159 | ||
V. Materieller Gehalt | 159 | ||
VI. Durchsetzung | 160 | ||
VII. Staatlicher Einfluss | 160 | ||
2. Abschnitt: Bilanz | 161 | ||
Dritter Teil 3.: Transnationale Normenordnungen – autonome Alternative oder verwobene Ergänzung zum staatlichen Recht? | 164 | ||
1. Kapitel: Entwicklungslinien transnationaler Normenordnungen | 164 | ||
1. Abschnitt: Entwicklungsmöglichkeiten der lex mercatoria | 165 | ||
I. Vermeintliches Potential und ernüchternde Realität | 166 | ||
1. Unterstützung ohne erkennbare Erfolge | 166 | ||
2. Widersprüchlichkeit der Entwicklungsprognosen zur lex mercatoria | 167 | ||
a) Zweifelhafte Nutzen einer Reform der Schiedsgerichtsbarkeit | 167 | ||
b) Probleme der Kodifikation | 168 | ||
c) Schlussfolgerung – Die Grenzen des Rechts | 170 | ||
3. Fragwürdige Zielsetzung | 171 | ||
a) Probleme einer einzigen universellen Rechtsordnung | 172 | ||
aa) Fehlender Wettbewerb unter den Rechtsordnungen | 172 | ||
bb) Folgeprobleme für die Abgrenzung von nationalem und internationalem Handel | 173 | ||
b) Bedarf an und Möglichkeit von praxisnahen Regeln | 174 | ||
II. Alternative Konzeptionalisierung: Lex mercatoria als Methode | 177 | ||
III. Bilanz: Die lex mercatoria als (nützliche) Illusion | 178 | ||
2. Abschnitt: Änderungen im Verhältnis von Staat und transnationalen Normenordnungen | 181 | ||
I. Vergesetzlichung | 181 | ||
1. Staatliche Regulierung des Internets | 181 | ||
2. Dopinggesetzgebung | 183 | ||
II. Prekäres Verhältnis zwischen staatlichem Recht und transnationalen Normenordnungen | 186 | ||
1. Rom I – Gefährdung der automatischen Durchsetzung der lex mercatoria | 186 | ||
2. Fall Hondo – Gefährdung des strict liability-Grundsatzes in der Dopingbekämpfung | 187 | ||
3. Konflikte zwischen staatlichen und privaten Normenordnungen – Beispiel „Turin 2006“ | 189 | ||
3. Abschnitt: Exkurs: Virtual Reality – Neue Welten und alte Fragen | 190 | ||
I. Einführung | 191 | ||
II. „Recht“ in den virtuellen Welten | 193 | ||
III. Recht zwischen den „Welten“ | 195 | ||
1. Dingliche Einordnung von virtuellen Gegenständen | 195 | ||
2. Verhältnis der Spieler untereinander | 197 | ||
a) Handel | 197 | ||
b) Kriminalität | 198 | ||
3. Verhältnis zwischen Spieler und Betreiber | 199 | ||
IV. Bewertung | 202 | ||
4. Abschnitt: Zwischenbilanz – Die Zukunft transnationaler Normenordnungen | 204 | ||
I. Bedeutung eines institutionellen Hintergrundes | 204 | ||
II. Überwachte Auton | 205 | ||
III. Grenzen privater Normenordnungen | 206 | ||
2. Kapitel: Das Verhältnis von Staat und transnationalen Normenordnungen | 207 | ||
1. Abschnitt: Staat als Modell | 208 | ||
I. Materieller Inhalt | 208 | ||
II. Formelle Verfahren | 209 | ||
2. Abschnitt: Staat als Profiteur | 210 | ||
I. Zusätzliche Regelungsoptionen | 210 | ||
II. Private Normenordnungen als Platzhalter für staatliches Recht | 211 | ||
3. Abschnitt: Staat als Garant | 212 | ||
I. Garantenstellung als Erfüllung berechtigter Erwartungen | 212 | ||
II. Erfüllung der Erwartung | 216 | ||
4. Abschnitt: Die Bedeutung des Staates und seine Vorrangstellung | 217 | ||
3. Kapitel: Versuch einer rechtstheoretischen Einordnung der transnationalen Normenordnungen | 223 | ||
1. Abschnitt: Die (bisher) vergebliche Suche nach einem autonomen Weltrecht | 223 | ||
I. Entstehung der Normenordnung | 224 | ||
II. Notwendigkeit von Normen | 225 | ||
III. Notwendigkeit eines Programms | 227 | ||
IV. Ergebnis | 230 | ||
2. Abschnitt: Integration transnationaler Normenordnungen in das staatliche Recht | 231 | ||
I. Integrationsmöglichkeiten | 232 | ||
1. Inklusion | 232 | ||
2. Delegation | 233 | ||
3. Akzeptanz | 234 | ||
II. Die Voraussetzungen für die staatliche Akzeptanz | 234 | ||
1. Wirksamkeit der Regelungen | 235 | ||
2. Beachtung der Rechtsstaatlichkeit | 236 | ||
Schluss: Transnationales Recht? | 240 | ||
Thesen | 245 | ||
Literaturverzeichnis | 247 | ||
Anhang (CENTRAL-Liste) | 261 | ||
Sachverzeichnis | 266 |