Datenschutz oder Tatenschutz in der Versicherungswirtschaft
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Datenschutz oder Tatenschutz in der Versicherungswirtschaft
Die datenschutzrechtliche Zulässigkeit von Datenübermittlungen zwischen privaten Versicherungsgebern zur Bekämpfung des Versicherungsbetrugs
Beiträge zum Informationsrecht, Vol. 24
(2009)
Additional Information
Book Details
Pricing
Abstract
Das unrechtmäßige Einziehen von Versicherungsleistungen führt bei den Versicherungsgebern zu erheblichen Ausgabenpositionen. Dem begegnen die Versicherer teilweise durch Austausch von Risikodaten, Verdachtshinweisen und Vertragsbesonderheiten. Ein solcher Datenaustausch wird vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) als Hinweis- und Informationssystem (HIS) koordiniert.Christian Schleifenbaum analysiert die datenschutzrechtliche Zulässigkeit dieses Datenaustauschs. Dabei geht er zunächst auf die Reichweite des Versicherungsgeheimnisses ein und identifiziert es als Ausprägung eines aus § 241 Abs. 2 BGB hergeleiteten Rechts auf informationelle Selbstbestimmung. Aus den Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes entwickelt er drei Fallgruppen, in denen ein Informationsaustausch ohne die Einwilligung des betroffenen Versicherungsnehmers zulässig ist. Für einen darüber hinausgehenden Informationsaustausch erarbeitet er aus § 4a BDSG, §§ 305 ff. BGB und § 213 VVG 2008 die Anforderungen, die eine Einwilligung erfüllen muss.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einführung | 13 | ||
I. Die Problemstellung | 13 | ||
II. Das zentrale Hinweis- und Informationssystem (HIS) | 16 | ||
III. Gang der Arbeit | 19 | ||
B. Zulässigkeit des Datenumgangs qua legem | 21 | ||
I. Maßstab | 21 | ||
1. Die allgemeinen Datenschutzgesetze | 21 | ||
2. Die bereichsspezifische Regelung im VVG | 25 | ||
3. Versicherungsgeheimnis | 27 | ||
a) Begründung eines spezifischen Versicherungsgeheimnisses in der Literatur | 27 | ||
b) Bedürfnis einer Verschwiegenheitspflicht | 29 | ||
c) Rücksichtnahmepflicht gemäß § 241 Abs. 2 BGB auf das informationelle Selbstbestimmungsrecht | 31 | ||
d) Verschwiegenheit als Folge der Rücksichtnahmepflicht | 32 | ||
e) Verhältnis zum BDSG | 35 | ||
II. Das Strukturcode-Abfrageverfahren | 36 | ||
1. Untersuchungsgegenstand | 36 | ||
2. Anwendbarkeit des BDSG | 37 | ||
a) Räumlicher Anwendungsbereich | 38 | ||
b) Begriff der personenbezogenen Daten | 38 | ||
aa) Grundsätzliches | 39 | ||
bb) Geschützter Personenkreis | 41 | ||
cc) Gesundheitsdaten als besondere Art personenbezogener Daten | 43 | ||
dd) Zwischenergebnis ohne Berücksichtigung der Kodierung | 44 | ||
ee) Anonymisierung und Pseudonymisierung | 45 | ||
(1) Kategorisierung von anonymisierten und pseudonymisierten Daten | 46 | ||
(2) Die Uneinigkeiten zur rechtlichen Einbeziehung in das BDSG | 48 | ||
(3) Stellungnahme und Schlussfolgerungen für faktisch anonymisierte Daten | 49 | ||
(4) Stellungnahme und Schlussfolgerungen für pseudonymisierte Daten | 50 | ||
ff) Aufhebung der Personenbeziehbarkeit durch Kodierung | 52 | ||
gg) Die Kodierung von HIS | 54 | ||
hh) Aufhebung der Eigenschaft als Gesundheitsdaten durch das Strukturcodeverfahren | 56 | ||
ii) Zwischenergebnis | 57 | ||
c) Öffentliche und nicht-öffentliche Stellen | 57 | ||
d) Datenumgang unter Einsatz von Datenverarbeitungsanlagen zu anderen als persönlichen Zwecken | 58 | ||
e) Subsidiarität | 58 | ||
3. Zulässigkeit der Datenverwendung durch den meldenden Versicherer | 59 | ||
a) HIS als Datenverwendung für eigene Zwecke | 59 | ||
b) Zulässigkeit der Verwendung von Gesundheitsdaten | 60 | ||
c) Zulässigkeit der Verwendung von einfachen personenbezogenen Daten, insbes. der Übermittlung der Strukturcodes | 62 | ||
aa) Rechtfertigung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG | 63 | ||
bb) Rechtfertigung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 BDSG | 63 | ||
(1) Interessen des meldenden Versicherers | 64 | ||
(a) Berechtigung des Interesses: Bedürfnis nach einem Informationsaustausch | 65 | ||
(aa) Begriff des berechtigten Interesses | 65 | ||
(bb) Kenntnis eines erhöhten Risikoprofils | 66 | ||
(cc) Kenntnis weiterer Umstände | 69 | ||
(dd) Einwendungen | 69 | ||
(b) Erforderlichkeit der konkreten Datenverwendung | 70 | ||
(aa) Unzulässigkeit der Berücksichtigung aufgrund eines gesetzlichen Verbots | 71 | ||
(bb) Eignung zur Risikobeurteilung und Betrugsbekämpfung | 74 | ||
(2) Schutzwürdige Interessen des Betroffenen | 74 | ||
(a) Begriffsbestimmung | 75 | ||
(b) Bestandsaufnahme | 77 | ||
(3) Bewertung und Abwägung der Interessen | 78 | ||
(a) Beurteilungsmaßstab | 78 | ||
(b) Wertungsgründe im Einzelnen | 79 | ||
(aa) Keine Belastung neuer bzw. anderer Vertragsbeziehungen | 79 | ||
(bb) Beeinflussbarkeit des Risikoprofils | 79 | ||
(cc) Verdachtsdaten und Werturteile | 80 | ||
(dd) Vertragsverletzungen und -kündigungen | 82 | ||
(ee) Gefahr der Fehlinterpretation | 84 | ||
(ff) Zweckentfremdungsrisiko | 85 | ||
(gg) Eigeninteresse des Betroffenen an der Übermittlung zur Senkung des Beitragsniveaus | 85 | ||
(hh) Bedeutung für den Versicherungsgeber | 86 | ||
(c) Schlussfolgerungen | 87 | ||
(aa) Allgemeines | 87 | ||
(bb) Kraftfahrtversicherung | 88 | ||
(cc) Unfallversicherung | 89 | ||
(dd) Rechtsschutzversicherung | 90 | ||
(ee) Lebensversicherung | 92 | ||
(ff) Transportversicherung | 92 | ||
(gg) Sachversicherung | 93 | ||
cc) Andere Rechtfertigungsgründe | 93 | ||
4. Zulässigkeit von Datenempfang und Speicherung der Strukturcodes durch den anfragenden Versicherer | 94 | ||
a) Rechtfertigung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG | 94 | ||
b) Rechtfertigung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 BDSG | 95 | ||
aa) Interessen des abrufenden Versicherers | 95 | ||
bb) Interessen des Betroffenen | 97 | ||
cc) Bewertung und Abwägung | 97 | ||
c) Grundsatz der Direkterhebung, § 4 Abs. 2 BDSG | 98 | ||
aa) Erforderlichkeit der Erhebung bei Dritten aufgrund des Geschäftszwecks (§ 4 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 lit. a Alt. 2 BDSG) | 99 | ||
bb) Überwiegende schutzwürdige Interessen des Betroffenen | 100 | ||
5. Zulässigkeit der Suche in den Strukturcodes | 101 | ||
III. Die Weitergabe von unverschlüsselten Informationen zwischen den Versicherern | 102 | ||
1. Schriftliche Mitteilung von einfachen personenbezogenen Daten | 102 | ||
a) Anwendbarkeit des BDSG | 102 | ||
b) Zulässigkeit der Übermittlung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 BDSG | 104 | ||
c) Zulässigkeit der Erhebung nach § 28 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BDSG | 105 | ||
d) Grundsatz der Direkterhebung, § 4 Abs. 2 BDSG | 107 | ||
aa) Alternativmodell | 107 | ||
bb) Erforderlichkeit der Erhebung bei Dritten aufgrund des Geschäftszwecks (§ 4 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 lit. a Alt. 2 BDSG) | 108 | ||
cc) Unverhältnismäßiger Aufwand durch die Erhebung beim Betroffenen (§ 4 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 lit. b BDSG) | 110 | ||
2. Mündliche Mitteilung von einfachen personenbezogenen Daten | 110 | ||
a) Anwendbarkeit des BDSG | 110 | ||
b) Abweichungen vom Ergebnis zur schriftlichen Mitteilung | 111 | ||
3. Gesundheitsdaten | 113 | ||
4. Fehlanzeige/Nichtmeldung | 113 | ||
C. Zulässigkeit des Datenumgangs aufgrund einer Einwilligung | 116 | ||
I. Rechtsnatur der Einwilligung nach § 4a BDSG | 117 | ||
II. Allgemeine Anforderungen an Einwilligungen gemäß § 4a BDSG | 119 | ||
1. Formale Anforderungen | 119 | ||
a) Einsichtsfähigkeit und Einwilligungsbefugnis | 119 | ||
b) Höchstpersönliche Abgabe | 120 | ||
c) Zeitpunkt der Zustimmung | 122 | ||
d) Form der Erklärung | 122 | ||
2. Inhaltliche Anforderungen | 124 | ||
a) Grundsatz der freien Entscheidung | 124 | ||
aa) Freiwilligkeit trotz Beeinflussung durch den Verarbeiter | 124 | ||
bb) Maßnahmen, die eine freie Entscheidung ermöglichen | 127 | ||
cc) Freiwilligkeit im Versicherungsverhältnis | 128 | ||
b) Grundsatz der informierten Einwilligung | 131 | ||
aa) Zweck des Datenumgangs | 132 | ||
bb) Konsequenzen einer Verweigerung der Einwilligung | 132 | ||
c) Bestimmtheit der Einwilligung | 134 | ||
aa) Empfänger einer Datenübermittlung | 136 | ||
bb) Betroffene Daten | 137 | ||
cc) Reduzierung der Anforderungen, um die Bekämpfung von Versicherungsbetrug als Ziel der Datenverarbeitung nicht zu gefährden | 138 | ||
d) Disponibilität von Informiertheit und Bestimmtheit | 140 | ||
e) Absolute Grenzen | 141 | ||
III. Grenzen der formularmäßigen Einwilligung nach §§ 305 ff. BGB | 142 | ||
1. Anwendbarkeit der AGB-Kontrolle | 142 | ||
2. Einwilligungen als überraschende Klauseln nach § 305c Abs. 1 BGB | 144 | ||
3. Klauselkontrolle gemäß § 307 BGB | 145 | ||
a) Kontrollfähigkeit einer Einwilligung, § 307 Abs. 3 BGB | 145 | ||
b) Widerspruch zu wesentlichen Grundgedanken der gesetzlichen Regelung (§ 307 Abs. 2 Nr. 1 BGB) | 146 | ||
aa) Abweichungen von den inhaltlichen Voraussetzungen des § 4a BDSG | 147 | ||
bb) Berücksichtigung der Betroffeneninteressen als Grundgedanke gesetzlicher Erlaubnistatbestände | 148 | ||
cc) Folgerungen | 148 | ||
c) Unangemessene Benachteiligung i.S.d. § 307 Abs. 1 S. 1 BGB | 149 | ||
aa) Verarbeitung von Gesundheitsdaten | 150 | ||
bb) Erweiterte Übermittlung der Schadenshistorie und von einfachen Risikoerhöhungen | 153 | ||
cc) Erweiterte Übermittlung von Verdachtsdaten | 154 | ||
dd) Notwendigkeit der Befristung oder Einzelfallerteilung | 155 | ||
ee) Abweichung vom Grundsatz der Direkterhebung | 156 | ||
d) Intransparenz i.S.d. § 307 Abs. 1 S. 2 BGB durch deklaratorische Einwilligungen | 157 | ||
IV. Die Erhebung von Gesundheitsdaten durch Versicherer (§ 213 VVG 2008) | 159 | ||
1. Allgemeines | 159 | ||
a) Anwendungsbereich | 160 | ||
b) § 213 VVG 2008 und das BDSG | 162 | ||
2. Das Regelungskonzept zwischen Alternativität und Kumulativität von gesetzlichen Anforderungen und Einwilligung | 163 | ||
3. Voraussetzungen einer zulässigen Erhebung | 165 | ||
a) Statthafte Dritte | 165 | ||
b) Statthafter Erhebungsgrund | 166 | ||
c) Einwilligung | 168 | ||
aa) Einmaleinwilligung und Einzelfalleinwilligung | 168 | ||
bb) Zusätzliche formale Anforderungen | 170 | ||
cc) Zusätzliche inhaltliche Anforderungen | 170 | ||
(1) Freiwilligkeit als Wahl zwischen drei Alternativen | 170 | ||
(2) Freiwilligkeit bei der Einzelfalleinwilligung | 171 | ||
(3) Zusätzliche Hinweispflichten bei der Einmaleinwilligung (Abs. 4) | 172 | ||
(4) Bestimmtheit | 173 | ||
d) Gebrauchsanzeige bei der Einmaleinwilligung (Abs. 2 S. 2) | 173 | ||
D. Einordnung eines zukünftigen, überarbeiteten Hinweissystems als Auskunftei i.S.d. § 29 BDSG | 175 | ||
E. Fazit | 178 | ||
I. Theoretische Ergebnisse | 178 | ||
II. Praktische Ergebnisse für HIS | 180 | ||
Literaturverzeichnis | 184 | ||
Sachwortverzeichnis | 200 |