Geist – Kultur – Gesellschaft
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Geist – Kultur – Gesellschaft
Versuch einer Prinzipientheorie der Geisteswissenschaften auf transzendentalphilosophischer Grundlage
Erfahrung und Denken, Vol. 99
(2009)
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Abstract
Nach Diltheys hilflosen Versuchen, mit einer »Kritik der historischen Vernunft« den Geisteswissenschaften den Status von Wissenschaften zu verleihen, und der von Gadamer verkündeten »Überwindung der erkenntnistheoretischen Fragestellung« wagt Bernward Grünewald mit dieser Abhandlung einen prinzipiellen Neubeginn in der Theorie der empirischen Geisteswissenschaften. Er entwickelt einen Begriff der geisteswissenschaftlichen Erfahrung, der es erlaubt, die zumeist pauschal unter dem Titel »Verstehen« gefassten Akte der Sinn-$aRezeption$z und des geisteswissenschaftlichen $aBegreifens$z zu unterscheiden und nach den Bedingungen der Objektivität dieser Erfahrung in den hermeneutischen Werk- und Sozialwissenschaften zu fragen. Eine kritische Analyse der von Heidegger inspirierten Hermeneutik Gadamers und der Ansätze zu einer Theorie der verstehenden Soziologie Max Webers führen jeweils zu einer ersten Skizze der Prinzipien geisteswissenschaftlicher Erfahrung. Diese Prinzipien müssen, entgegen der Meinung Diltheys und der neukantianischen Tradition, auf die Bedingungen der Möglichkeit der $aErfahrung überhaupt$z zurückführbar sein. Nach der Kritik der Interpretations-Tradition und einer Analyse der Kantischen Vorbehalte gegen eine »Wissenschaft von der denkenden Natur« zeigt der Autor, dass die Probleme dieser Vorbehalte unter Rückgriff auf eigene Einsichten Kants und die Ergebnisse der Husserlschen Phänomenologie überwindbar sind. Eine entscheidende Rolle spielen dabei der phänomenologische Begriff des $aNoema$z und der daraus zu entwickelnde Begriff des $anoematischen Systems,$z der eine konstruktive mathematische Behandlung von Sinn-Phänomenen erlaubt. Schließlich erbringt die Formulierung der theoretischen Prinzipien der Geisteswissenschaften in Analogie zu den »Metaphysischen Anfangsgründen der Naturwissenschaft« den Nachweis der $aMöglichkeit$z jener Wissenschaften, die seit Dilthey »Geisteswissenschaften« genannt werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
A. Der Begriff der Geisteswissenschaften | 17 | ||
I. Der gängige Wortgebrauch und die Kriterien für einen wissenschaftstheoretischen Begriff der Geisteswissenschaften | 17 | ||
II. Meta-Intentionalität – die Reflexionsstruktur der Geisteswissenschaften | 18 | ||
1. Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften – einmal nicht (bloß) als Gegensatz betrachtet | 18 | ||
2. Gegenstandsstruktur und Differenzierung der Geisteswissenschafte | 20 | ||
III. Empirizität – empirische und geltungskritische Reflexion | 24 | ||
IV. Abgrenzung der Geisteswissenschaften gegen drei nicht - empirisch bestimmte Disziplinen | 26 | ||
1. Philosophie | 26 | ||
2. Theologie | 29 | ||
3. Rechtswissenschaft | 31 | ||
B. Empirisches Bewusstsein, Rezeptivität und begriffliche Bestimmung in den Geisteswissenschaften | 33 | ||
I. Empirisches und transzendentales Bewusstsein | 37 | ||
II. Hermeneutik als Überwindung der erkenntnistheoretischen Fragestellung? | 47 | ||
1. Zu Heideggers Rede vom ,hermeneutischen Zirkel‘ | 50 | ||
2. Gadamers Anknüpfung an Heideggers ,hermeneutische Phänomenologie‘ | 56 | ||
a) Die Perspektive des lebensweltlichen Verstehens | 56 | ||
b) Abgrenzung gegen Schleiermacher und Dilthey | 57 | ||
c) Hermeneutische Erfahrung als Folge eines Angesprochenseins | 66 | ||
d) Hermeneutik und Applikation | 69 | ||
3. Konsequenzen und Widersinn der Orientierung an Gespräch und Applikation | 70 | ||
III. Die erkenntnistheoretische Fragestellung in den hermeneutischen Werkwissenschaften | 73 | ||
1. Objektivität und Rezeptivität | 73 | ||
2. Objektivität und begriffliche Bestimmung – Das Werk als zu begreifender Gegenstand, Kategorien empirischer Werkbestimmung | 79 | ||
a) Propositionaler Gehalt | 79 | ||
b) Poiematischer Gehalt | 80 | ||
c) Subjektiv-hermeneutische und objektiv-hermeneutische Erfahrung | 83 | ||
d) Das Werk als Produkt und die zugrundeliegende ,Konzeption‘ | 90 | ||
Zwischenbetrachtung | 95 | ||
IV. Gnoseologische Implikationen von Webers Kategorienlehre der verstehenden Soziologie | 97 | ||
1. Kulturwissenschaftliche und soziologische Kategorien als Grundbegriffe und ihre korrelativen wissenschaftlichen Aufgaben (Deutung und Erklärung) | 99 | ||
2. Beispiele von Spezifikationen fundamentalerer Kategorien und Grundsätze | 101 | ||
3. Der Sinnbegriff als differentia specifica kulturwissenschaftlicher Begriffe und der Korrelatbegriff des Verstehens | 102 | ||
a) Aktuelles Verstehen | 103 | ||
b) Erklärendes Verstehen | 112 | ||
4. Die Evidenz verstehen der Deutung und die Gültigkeit der Erklärung | 114 | ||
5. Kausalität – Sinn – Geltung | 121 | ||
a) Das Verhältnis von Kausalität und Geltungsgründen – die Funktion der Rationalität | 121 | ||
b) Wertrationalität und Irrationalität | 127 | ||
Exkurs zu einschlägigen moralphilosophischen Fragen | 127 | ||
c) Gesetzlichkeit, Individualität und Geschichtlichkeit | 131 | ||
d) Geschichtlichkeit und geschichtliches Bewusstsein der Handelnden | 134 | ||
e) ,Subjektivität‘ und ,Objektivität‘ der Wertbeziehung | 135 | ||
6. Erkenntnistheoretisches Resümee der Auseinandersetzung mit Webers Kategorienlehre | 143 | ||
a) Sponaneität und Rezeptivität der Wissenschaft – erzeugte und verstandene Begriffe | 143 | ||
b) Die Schematisierung der Kategorien durch die Differenzierung des Sinns | 146 | ||
V. Die Frage nach Prinzipien geisteswissenschaftlicher Erfahrung und ihrem transzendentalphilosophischen Fundament | 149 | ||
C. Rückgang auf die Kantische Transzendentalphilosophie und die Husserlsche Phänomenologie | 152 | ||
I. Bisherige Einschätzungen der Philosophie Kants in der Theorie der Geisteswissenschaften | 153 | ||
1. Die übliche negative Einschätzung der Bedeutung der „Kritik der reinen Vernunft“ für die Geisteswissenschaften | 153 | ||
2. Die positivere Einschätzung der Bedeutung der zweiten und dritten ,Kritik‘ für die Geisteswissenschaften – und die Problematik dieser Einschätzung | 154 | ||
3. Der generelle Begriff der Natur und der spezielle der denkenden Natur | 156 | ||
4. Bestimmende und reflektierende Urteilskraft | 160 | ||
5. Kants Geschichtsphilosophie als ,Empiriologie‘? | 164 | ||
6. Rickerts werttheoretische Projektion des Irrationalen in die „Kritik der Urteilskraft“ | 172 | ||
7. Die Problematik eines Rückgriffs auf die ästhetisch-reflektierende Urteilskraft | 174 | ||
II. Die empirische Psychologie und die ,NATUR‘ des Geistes | 180 | ||
1. Die Einschätzungen der Psychologie bei Dilthey und den Neukantianern | 180 | ||
2. Kants Frage nach einer Wissenschaft von der denkenden NATUR und das Problem der Konstruktion in der reinen Anschauung | 187 | ||
3. Kategoriengebrauch und innere Erfahrung | 194 | ||
4. Die Frage nach Struktur und ,Grundbestimmung‘ der Phänomene der denkenden NATUR – Innere Erfahrung und die Differenz zwischen empirischem und transzendentalem Bewusstsein des Denkens | 200 | ||
a) Anschauliche und begriffliche Vorstellungen | 200 | ||
b) Logische und empirische Erforschung des Subjekts: ,Reflexion‘ und Apprehension | 202 | ||
c) Die Erfahrbarkeit des Denkens: empirische und transzendentale Selbstaffektion | 208 | ||
d) Denken als Reden mit sich selbst: Die Selbstobjektivation des Denkens durch die Sprache und das Verstehen | 215 | ||
e) Die Struktur des zu Verstehenden, der bezeichneten Gedanken | 217 | ||
f) Einbildungskraft und Schematismus | 221 | ||
g) Das Verfügen über ein System von Sinnbeziehungen als Bedingung des Denkens und seiner Erfahrung | 224 | ||
III. Der phänomenologische Begriff des Noema und der Begriff des noematischen Systems | 227 | ||
1. Einige Bemerkungen zu Husserls Verhältnis zu Kant | 229 | ||
2. Husserls phänomenologische Analyse der Intentionalitätin den ,Logischen Untersuchungen‘ | 232 | ||
3. Husserls transzendentale Phänomenologie und die Einführung des Noema-Begriffs | 237 | ||
4. Die Analyse des Zeitbewusstseins | 240 | ||
5. Zeitbewusstsein, Regelbewusstsein, Verstehen | 243 | ||
6. Konstitutionssysteme und noematische Systeme | 247 | ||
7. Habitualitäten und konkretes Subjekt | 251 | ||
8. Der Begriff eines noematischen Systems und die Idee des absoluten noematischen Systems | 252 | ||
a) Das noematische System als formale Habitualität von Personen und Gemeinschaften | 252 | ||
b) Die beiden ,Dimensionen‘ des noematischen Systems | 254 | ||
c) Intersubjektivität der Sprache als Bedingung der Erfahrbarkeit von Gedanken und die Idee eines absoluten noematischen Systems | 256 | ||
IV. Anschauungsformen und Mannigfaltigkeitsordnungen | 263 | ||
1. Anschauungsformen und Mannigfaltigkeitsordnungen in Kants Theorie der Mathematik | 265 | ||
2. Folgerungen für das Problem der mathematischen Behandlung von Noemata und die Möglichkeit einer Wissenschaft von der denkenden NATUR | 273 | ||
D. Theoretische Prinzipien der Geisteswissenschaft | 279 | ||
1. Zielsetzung | 279 | ||
2. Anthropologische Vorbemerkungen: Die denkende NATUR und die NATUR des Menschen | 280 | ||
I. Erstes Hauptstück: Formale Noetik | 286 | ||
Erklärung 1 | 286 | ||
Erklärung 2 | 287 | ||
Erklärung 3 | 287 | ||
Erklärung 4 | 288 | ||
Grundsatz | 288 | ||
Erklärung 5 | 288 | ||
Lehrsatz | 288 | ||
E. Freiheit zum Abschluss – Jenseits der Empirie | 312 | ||
Anhang: Die speziellen modaltheoretischen Lehrsätze der MAdN | 316 | ||
Literatur | 322 | ||
Personenverzeichnis | 335 | ||
Sachwortverzeichnis | 337 |