Das Untermaßverbot in der Diskussion
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Das Untermaßverbot in der Diskussion
Untersuchung einer umstrittenen Rechtsfigur
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1145
(2009)
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Abstract
Seit der 2. Abtreibungsentscheidung des Bundesverfassungsgerichts bahnt sich das Untermaßverbot, das sich gegen staatliche Untätigkeit wendet, kontinuierlich seinen Weg durch Literatur und Rechtsprechung. Die neue Rechtsfigur ist jedoch bis heute äußerst umstritten, da mit ihr justitiable Verpflichtungen des Staates eingefordert werden können, für einen besseren Schutz auf nahezu allen politischen Feldern zu sorgen.Noch ungeklärt ist insbesondere der dogmatische Gehalt des Untermaßverbotes und sein Standort im Verfassungsgefüge. Hier setzt Lars Störring an, indem er das im einzelnen umstrittene Verhältnis des Untermaßverbotes zur objektiven Wertordnung der Grundrechte, den Schutzpflichten, dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und der Wesentlichkeitstheorie diskutiert. Dabei gelangt er zu dem Ergebnis, dass dem Untermaßverbot jedenfalls ein geringerer Gewährleistungsgehalt als dem Übermaßverbot zukommt, da eine mit der Abwehrdimension vergleichbare Verpflichtung des Staates eine zu starke Einschränkung des politischen Gestaltungsspielraums bedeuten würde.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Erster Teil: Die Grundkoordinaten des Untermaßverbotes | 17 | ||
I. Einleitung und Gang der Untersuchung | 17 | ||
II. Entwicklung, Akzeptanz und Verbreitung des Untermaßverbotes | 21 | ||
III. Blick auf die Schutzpflichtenlehre | 27 | ||
1. Dreieckskonstellation als Charakteristikum | 28 | ||
2. Ausdrückliche Schutzpflichten im GG | 28 | ||
3. Herleitung der Schutzpflichten | 29 | ||
a) Herleitung aus objektiv-rechtlichem Gehalt der Grundrechte | 29 | ||
b) Schutzpflichten gründen auf Staatszweck | 31 | ||
c) Schutzpflichtbegrenzung auf den Kern der Menschenwürde | 32 | ||
d) Schutzpflicht und Sozialstaatsprinzip | 32 | ||
e) Die abwehrrechtliche Konzeption | 33 | ||
f) Stellungnahme | 34 | ||
IV. Von der Schutzpflicht zum Untermaßverbot: Begriffsklärung und Begriffsschärfung | 38 | ||
1. Untermaßverbot zielt nur auf staatliche Inaktivität | 38 | ||
2. Justitiabilität des Untermaßverbotes | 39 | ||
3. Problem: Reichweite des Untermaßverbotes | 40 | ||
4. Anwendungsfelder des Untermaßverbotes | 41 | ||
a) Klassische Schutzrechte | 41 | ||
b) Soziale Leistungsrechte | 42 | ||
c) Kein Ausschluß bei Naturgefahren | 43 | ||
d) Untermaßverbot und Art. 3 GG | 45 | ||
e) Zwischenergebnis | 46 | ||
f) Anwendungsbereich des Untermaßverbotes außerhalb grundrechtlicher Gewährleistungen | 46 | ||
g) Ergebnis | 48 | ||
V. Adressaten von Schutzpflicht und Untermaßverbot | 48 | ||
1. Exekutive | 48 | ||
2. Judikative und Legislative als Adressaten | 50 | ||
VI. Die zwei Grundprobleme des Untermaßverbotes | 51 | ||
1. Schwächung der klassischen Freiheitsrechte | 51 | ||
2. Diskussion | 52 | ||
3. Objektiv-rechtlicher Gehalt, Untermaßverbot und Gestaltungsspielraum | 55 | ||
a) Das besondere Grundproblem der Kontrolle von Schutzpflichten | 55 | ||
b) Kritik in der Literatur | 56 | ||
c) Stellungnahme | 58 | ||
VII. Exkurs: Subjektives Recht auf Einhaltung des grundrechtlichen Untermaßverbotes? | 60 | ||
1. Rechtsprechung des Verfassungsgerichts | 61 | ||
2. Ablehnende Haltung in der Literatur | 63 | ||
3. Kritische bis zurückhaltende Ansicht | 63 | ||
4. Zustimmende Literatur | 65 | ||
a) G. Robbers: Primat des subjektiven Rechts | 66 | ||
b) Herrschende Meinung: Subjektives Recht folgt aus individualistischem Charakter der Grundrechte | 66 | ||
5. Diskussion | 68 | ||
Zweiter Teil: Die rechtspolitische Dimension des Untermaßverbotes. Zur Diskussion konkreter Verstöße der Verletzungsgrenze in Rechtsprechung und Literatur | 73 | ||
I. Die Rechtsprechung des Verfassungsgerichts zur Verletzungsgrenze von Schutzpflichten und zum Untermaßverbot | 73 | ||
1. Die Entwicklung des Prüfungsmaßstabes in Schutzrechtsfällen | 73 | ||
2. Erste Abtreibungsentscheidung | 74 | ||
3. Kritik | 75 | ||
4. Zweite Abtreibungsentscheidung | 76 | ||
5. Aufnahme in der Literatur | 78 | ||
6. Stellungnahme | 80 | ||
7. Die Behandlung des Untermaßverbotes in der weiteren Rechtsprechung des Verfassungsgerichts | 80 | ||
a) Das Untermaßverbot als Prüfungsmaßstab | 81 | ||
b) Das Untermaßverbot als Argumentationsfigur | 83 | ||
c) Bloße Erwähnung des Untermaßverbotes | 85 | ||
8. Weitere Verfassungsrechtsprechung zur Verletzungsgrenze von Schutzpflichten | 87 | ||
a) Korrektur des Gesetzgebers | 87 | ||
aa) Vaterschaftstests | 87 | ||
bb) Berücksichtigung von Prämienzahlungen | 88 | ||
b) Keine Korrektur des Gesetzgebers | 89 | ||
c) Fazit | 93 | ||
d) Überprüfung der Fachgerichtsbarkeit durch das Bundesverfassungsgericht in Schutzpflichtenkonstellationen | 93 | ||
9. Schlußfolgerungen für das Untermaßverbot und Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes | 97 | ||
II. Konkrete Diskussionsfelder des Untermaßverbotes in der Literatur | 100 | ||
1. Lebens- und Gesundheitsschutz, Umwelt- und Tierschutz | 100 | ||
2. Arbeitsrecht | 103 | ||
3. Persönlichkeitsrecht, Datenschutz | 108 | ||
4. Frauenförderung, Nichtdiskriminierung | 111 | ||
5. Ehe, Familie, Kinder, Bildung | 112 | ||
6. Wirtschaftsrecht | 114 | ||
7. Gewerberecht | 117 | ||
8. Sozialrecht | 119 | ||
9. Innere Sicherheit | 120 | ||
10. Analyse | 122 | ||
Dritter Teil: Der Gewährleistungsgehalt des Untermaßverbotes | 123 | ||
I. Untermaßverbot integraler Bestandteil desÜbermaßverbotes? | 123 | ||
1. Kongruenzthese | 123 | ||
2. Gegenthese: Spielraum zwischen Unter- und Übermaßverbot | 125 | ||
3. Eigene Bewertung | 127 | ||
a) Keine Deckungsgleichheit von Unter- und Übermaßverbot | 127 | ||
b) Bestätigung durch Gewaltenteilungsaspekt | 129 | ||
c) Keine andere Bewertung bei Kollision mit vorbehaltslosen Grundrechten | 130 | ||
II. Ergebnis | 131 | ||
III. Unmöglichkeit der Kollision von Unter- und Übermaßverbot | 131 | ||
IV. Engerer Spielraum in zugespitzten Konfliktlagen möglich | 133 | ||
V. Fazit: Entweder Unter- oder Übermaßproblematik | 134 | ||
VI. Streit über die Eigenbedeutung des Untermaßverbotes | 134 | ||
1. Ansicht: Kein eigenständiger Bedeutungsgehalt | 135 | ||
2. Gegenansicht: Mehrwert des Untermaßverbotes | 136 | ||
3. Eigene Bewertung | 138 | ||
a) Bedeutungsgehalt und Mehrwert des Untermaßverbotes | 138 | ||
b) Konsequenz: Untermaßverbot ist Kontrollnorm und nicht Handlungsnorm | 140 | ||
c) Diskussion | 141 | ||
VII. Zur Symmetriefrage von Unter- und Übermaßverbot | 142 | ||
1. Eine Ansicht: Unter- und Übermaßverbot sind symmetrisch | 143 | ||
a) Keine Begünstigung des Stärkeren | 144 | ||
b) Abwehrrecht und Schutzpflicht sind zwei Seiten derselben Medaille | 145 | ||
c) Notwendiger Gestaltungsspielraum kein Spezifikum von Schutzpflichten | 146 | ||
2. Herrschende Meinung: Verhältnis von Unter- und Übermaßverbot ist asymmetrisch | 147 | ||
a) Vorrang der Bürgergesellschaft | 148 | ||
b) Strukturelle Unterschiede von Schutz und Abwehr | 149 | ||
3. Diskussion und eigene Bewertung | 151 | ||
a) Gefahr der Verdichtung auf bestimmte Mittel | 152 | ||
b) Verpflichtung zur Aktivität bedeutet höheren Aufwand | 153 | ||
c) Relevanz von Prognosen und Tatsacheneinschätzungen | 154 | ||
d) Liberale Ausrichtung der Verfassung als weitere Determinante | 156 | ||
aa) Keine Bevorzugung des Stärkeren | 157 | ||
bb) Anderes Ausmaß an Freiheitsbedrohung | 158 | ||
cc) Geringere grundrechtliche Notwendigkeit der Freiheitsabsicherung | 160 | ||
VIII. Untermaßverbot als absolutes oder variables Mindestmaß? | 161 | ||
1. Untermaßverbot entspricht Wesensgehaltsgarantie | 161 | ||
2. Streit über Gewährleistungsniveau und Wirkung von Art. 19 II GG | 163 | ||
3. Eigene Bewertung zum Verhältnis von Untermaßverbot und Wesensgehaltsgarantie | 166 | ||
4. Untermaßverbot wurzelt im Verhältnismäßigkeitsprinzip | 167 | ||
5. Mögliche Auswirkung des niedrigeren Gewährleistungsgehaltes | 169 | ||
IX. Untermaßverbot und Prinzipientheorie | 170 | ||
1. Das Grundmodell nach Alexy | 172 | ||
2. Kritik an der Prinzipientheorie | 174 | ||
3. Dogmatik der Spielräume als Lösungsansatz | 177 | ||
a) Strukturelle Spielräume | 178 | ||
b) Erkenntnisspielräume | 179 | ||
4. Eigene Bewertung | 180 | ||
a) Zur Dogmatik der Spielräume | 180 | ||
aa) Schlußfolgerungen für Unter- und Übermaßverbot | 180 | ||
bb) Betrachtung des von Erkenntnisproblemen befreiten, originären Verfassungswillens | 181 | ||
(1) Verfassungsinternes Untermaßverbot | 181 | ||
(2) Demokratieprinzip und struktureller Abwägungsspielraum | 182 | ||
(3) Die Problematik von reinen Abwägungsentscheidungen in der Schutzpflichtendimension | 183 | ||
b) Zur Kritik an der Prinzipientheorie | 185 | ||
c) Zur Kritik an Abwägungen | 187 | ||
d) Fazit | 188 | ||
5. Das Optimierungskonzept von Borowski | 189 | ||
6. Eigene Bewertung | 190 | ||
X. Das Untermaßverbot als Mittel zum Ausgleich von Grundrechtskollisionen? | 191 | ||
1. Insbesondere: Die Konzeptionen von Calliess und Tzemos | 192 | ||
2. Eigene Bewertung | 194 | ||
Vierter Teil: Zur Bildung eines Prüfungsmaßstabes für das Untermaßverbot | 199 | ||
I. Die Doppelfunktion von Prüfungsmaßstäben | 199 | ||
II. Problem der Vereinbarkeit von Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und geringem Gewährleistungsgehalt | 200 | ||
III. Negativabgrenzungen | 201 | ||
1. Keine Überprüfung begehrter oder denkbarer Schutzmittel | 201 | ||
2. Stellungnahme | 202 | ||
3. Keine Aufspaltung von Prüfungsmaßstab und Kontrolldichte | 203 | ||
IV. Konkrete Vorschläge für ein Prüfprogramm des Untermaßverbotes | 204 | ||
1. Strukturierung nach dreischrittiger Übermaßverbotsprüfung? | 204 | ||
a) Verfassungslegitimer Zweck | 205 | ||
b) Geeignetheit | 206 | ||
aa) Ausrichtung der Prüfung auf Schutz- oder Freiheitsverwirklichung? | 206 | ||
bb) Bewertung | 207 | ||
c) Effektivität statt Erforderlichkeit | 209 | ||
d) Kritik an einer Erforderlichkeitsprüfung im Rahmen staatlichen Unterlassens | 209 | ||
e) Stellungnahme | 210 | ||
f) Zwischenergebnis | 212 | ||
2. Isolierte Prüfung der Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne | 212 | ||
a) Ablehnung einer bereichsspezifischen Prüfung | 212 | ||
b) Abwägungsformeln, die eine engere Prüfung vorsehen | 214 | ||
aa) Bestmöglicher Schutz | 214 | ||
bb) Untermaßverbot als angemessener und wirksamer Schutz | 215 | ||
cc) Angemessenheitsmaßstab in allen Fälle des Lebens- und Gesundheitsschutzes | 216 | ||
c) Abwägungsformeln, die einen weiten Spielraum belassen | 216 | ||
V. Entwicklung eines eigenen Prüfungsvorschlages zur Bestimmung des Untermaßverbots | 218 | ||
1. Anforderung an den Prüfungsmaßstab | 218 | ||
a) Empirische Erkenntnisspielräume | 218 | ||
b) Normative Spielräume | 219 | ||
2. Vergleich von verfassungsgerichtlicher und gesetzgeberischer Abwägung | 221 | ||
a) Möglichkeiten der Umsetzung des Gestaltungsspielraums | 221 | ||
b) Unterschiede von enger und weiter Kontrolle | 221 | ||
3. Übergang zur Unvertretbarkeitskontrolle | 222 | ||
4. Vorteile und Erläuterung des Prüfungsmaßstabes | 224 | ||
5. Konstanter Prüfungsmaßstab nicht völlig fremd | 225 | ||
6. Modifikationen | 227 | ||
a) Schutz der Menschenwürde | 227 | ||
b) Schutz des Wesensgehalts der Grundrechte | 227 | ||
7. Kein Einfluß des Untermaßverbotes auf intensivere Gefahrenabwehr | 229 | ||
8. Verbleibende Fälle der Evidenzkontrolle | 230 | ||
a) Ermessensreduzierung auf Null | 230 | ||
b) Nichtgrundrechtliches Untermaßverbot | 230 | ||
Zusammenfassende Thesen | 232 | ||
Literaturverzeichnis | 238 | ||
Sachwortverzeichnis | 259 |