Die Zukunft der Nationen in Europa
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Die Zukunft der Nationen in Europa
Ist das Zeitalter der Nationen und Nationalstaaten in Europa vorüber?
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 145
(2009)
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Abstract
Die fortschreitende europäische Integration wirft zunehmend die Frage auf, welche Rolle Nation und Nationalstaatlichkeit gegenwärtig noch spielen bzw. künftig im vereinten Europa spielen werden. Jan Drees Kuhnen liefert eine notwendige Aktualisierung, indem er die bestehenden historischen, philosophischen, verfassungsrechtlichen und verfassungspolitischen Argumentationsstränge unter Einbeziehung soziologischer Erkenntnisse strukturiert und auf dieser Grundlage neue Lösungswege präsentiert. Nach einer begriffs- und problemgeschichtlichen Abhandlung widmet sich der Autor einer verfassungsrechtlichen Analyse der Geltung kollektiver Identität als Verfassungsvoraussetzung, nimmt Stellung zu einer möglichen Festlegung bei der Ausgestaltung des Staatsangehörigkeitsrechts durch verfassungsrechtliche Grundstrukturen und zur Integrationsdebatte und stellt sodann einen staatsangehörigkeitsrechtlichen Entwurf zur Diskussion. Im weiteren Verlauf erstreckt er sein Plädoyer für die Deutung des Grundgesetzes als Verfassung eines deutschen Nationalstaats nach einer Untersuchung der Europäisierung der drei Staatselemente und Überlegungen zu einer eigenständigen europäischen Identität auch auf dessen europäische Überformung. Als Stellungnahme zu einer im Schnittbereich von Verfassungsrecht und Verfassungspolitik angesiedelten Problematik kommt Jan Drees Kuhnen zu dem Ergebnis, daß der Nationalstaat auf absehbare Zeit die primäre Basis eines vereinten Europa ist.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Die Entwicklung des Nationsbegriffs | 23 | ||
I. Kurze Begriffsgeschichter | 23 | ||
1. Das mittelalterlich-lateinische „natio“ als polyseme Grundlage | 23 | ||
2. Zusammenfassung | 28 | ||
II. Die neuzeitliche Entwicklung in Deutschland | 28 | ||
1. Vom Kampfbegriff gegen Kaiser und Papst zum eigenbewußtseinsstiftenden Konsensbegriff im ausgehenden Mittelalterr | 29 | ||
2. Von der Nation als Appellationsinstanz im politisch-religiösen Konflikt zur geistig-kulturellen Bezugsgröße des barocken Kultur- und Sprachpatriotismus | 32 | ||
3. Die Politisierung des Nationsbegriffs nach der Französischen Revolution | 36 | ||
4. Zusammenfassung | 41 | ||
III. Grundauffassungen des Nationsbegriffs | 42 | ||
1. Nation als Staats- und Kulturnation | 45 | ||
a) Staatsnation und Kulturnation bei Friedrich Meinecke | 45 | ||
b) Weitere Ansätzer | 48 | ||
aa) Staatsnation, Sprach- oder Kulturnation und Willens- oder Gefühlsnation bei Friedrich Hertz | 48 | ||
bb) Westliche und östliche Auffassung von Nation bei Hans Rothfels | 49 | ||
cc) Westeuropäische, mitteleuropäische und osteuropäische Phase bei Theodor Schieder | 50 | ||
dd) Westlicher, östlicher und südlicher Ansatz bei Uri Ra’anan | 52 | ||
ee) Volksnation, Kulturnation, Klassennation und Staatsbürgernation bei M. Rainer Lepsius | 53 | ||
ff) Politisch-voluntativer und ethnisch-kultureller Nationsbegriff bei Ernst-Wolfgang Böckenförde | 54 | ||
c) Die beiden Grundmodelle der Nation | 55 | ||
aa) Die subjektiv-politisch konstituierte Nation | 56 | ||
bb) Die objektiv-kulturell determinierte Nation | 58 | ||
d) Die Nationsbildungen Frankreichs und Deutschlands als Beispiel | 59 | ||
aa) Die französische Nation als Willensgemeinschaft | 59 | ||
bb) Die deutsche Nation als Schicksalsgemeinschaft | 62 | ||
e) Johann Gottfried Herder als unpolitischer Stammvater der Kulturnation | 66 | ||
2. Jüngere Auffassungen von Nation | 68 | ||
3. Zusammenfassung | 69 | ||
B. Der Aufbau der Nation | 71 | ||
I. Die Nation als Kollektivform | 71 | ||
1. Mögliche Kriterien für Nationalität | 78 | ||
a) Abstammung | 79 | ||
b) Kultur | 81 | ||
aa) Geschichte | 82 | ||
bb) Sprache | 85 | ||
cc) Religion | 87 | ||
c) Territorium und Staatsangehörigkeit | 88 | ||
2. Der Nationsbildungsprozeß | 89 | ||
3. Zusammenfassung | 94 | ||
II. Atomistischer und organischer Aufbau bei Karl Renner und Otto Bauer | 95 | ||
1. Die atomistische Auffassung | 99 | ||
2. Die organische Auffassung | 100 | ||
a) Territoriale organische Auffassung | 101 | ||
b) Personale organische Auffassung | 102 | ||
3. Das System der nationalen Autonomie | 102 | ||
4. Zusammenfassung | 104 | ||
III. Bestandsaufnahme im heutigen Europa | 104 | ||
1. Nationalstaaten erster Kategorie | 106 | ||
2. Nationalstaaten zweiter Kategorie | 107 | ||
3. Nationalstaaten dritter Kategorie | 109 | ||
4. Zusammenfassung | 110 | ||
C. Versuche einer Modifikation des Nationalstaates | 112 | ||
I. Die Idee eines Weltstaates | 112 | ||
1. Ursprünge in der antiken Philosophie | 113 | ||
2. Kant als Kosmopolit | 114 | ||
3. Kants Entwurf „Zum ewigen Frieden“ | 117 | ||
4. Zusammenfassung | 120 | ||
II. Die Friedensbewegungen | 121 | ||
1. Anfänge im angelsächsischen Raum | 122 | ||
2. Die schwierige Situation in Deutschland | 123 | ||
3. Unvereinbarkeit von Pazifismus und Nation im Nationalsozialismus | 126 | ||
4. Die Rehabilitierung nach dem Zweiten Weltkrieg | 127 | ||
5. Zusammenfassung | 132 | ||
III. Die Neue Ostpolitik als Zäsur im Umgang mit der Nation | 133 | ||
1. Wandel durch Annäherung | 133 | ||
2. Der Einfluß des Bundesverfassungsgerichts auf Grundfragen der Nation | 135 | ||
3. „Selbstanerkennung“ der Bundesrepublik | 139 | ||
4. Zusammenfassung | 141 | ||
D. Die Nation als rechtliche Grundlage des Verfassungsstaates | 142 | ||
I. Die Bedeutung kollektiver Identität für die demokratische Legitimation von Herrschaft | 142 | ||
1. Die Nation als Träger der verfassunggebenden Gewalt | 144 | ||
2. Kollektive Identität als Verfassungsvoraussetzung | 148 | ||
3. Identifikationsdefizit und Nationalstaatsgedanke | 153 | ||
4. Zusammenfassung | 156 | ||
II. Der Zusammenhang von Staatsangehörigkeit und Nationalitätskonzept | 157 | ||
1. Die Entwicklung des Staatsangehörigkeitsrechts in Deutschland | 158 | ||
a) Das Gesetz über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit von 1870 | 159 | ||
b) Das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz von 1913 als Institution potentiell geschlossener Staatlichkeit | 161 | ||
c) Der Bruch im Dritten Reich | 164 | ||
d) Die Rückkehr unter dem Grundgesetz | 167 | ||
2. Ius sanguinis und ius soli als Ausdruck der Nationalitätskonzepte | 171 | ||
3. Verfassungsrechtliche Grundstrukturen für die Regelung der deutschen Staatsangehörigkeit | 177 | ||
a) Bindung durch Tradition? | 179 | ||
b) Bindung durch das Demokratieprinzip? | 179 | ||
c) Bindung durch Art. 16 Abs. 1 GG und Art. 116 Abs. 1 GG? | 182 | ||
d) Die Lehre von der materiellen Staatsangehörigkeit | 186 | ||
4. Zusammenfassung | 190 | ||
III. Aufgabe der traditionellen Definition der Nation in Deutschland? – Vom geschlossenen Nationalstaat zu einem „offenen“ Staat? | 191 | ||
1. Der Begriff des Verfassungspatriotismus | 191 | ||
2. Der ethnisch-kulturelle Nationsbegriff und die Schwierigkeiten bei der Eingliederung von Ausländern | 197 | ||
3. Unterscheidung zwischen Staatszugehörigkeit und Nationalität | 209 | ||
4. Zusammenfassung | 212 | ||
E. Die staatliche Ordnung in Form des Nationalstaates und die europäische Integration | 214 | ||
I. Kurzer Rückblick auf den Europagedanken | 214 | ||
1. Vorläufer des Europagedankens | 215 | ||
2. Vom Schuman-Plan bis zum Vertrag von Lissabon | 219 | ||
3. Zusammenfassung | 224 | ||
II. Auswirkungen der europäischen Integration auf Staatsgebiet, Staatsvolk und Staat | 224 | ||
1. Staatsgebiet | 227 | ||
2. Staatsvolk | 228 | ||
3. Staatsgewalt | 231 | ||
4. Zusammenfassung | 234 | ||
III. Nationale Identität im Interesse der europäischen Integration | 235 | ||
1. Ein Europa der Regionen? | 235 | ||
2. Ein Europa der Nationen? | 239 | ||
3. Zusammenfassung | 248 | ||
Ergebnisse im Überblick | 249 | ||
Literaturverzeichnis | 253 | ||
Sachverzeichnis | 293 |