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Interaktion religiöser Rechtsordnungen

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Wittreck, F. (2009). Interaktion religiöser Rechtsordnungen. Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53106-6
Wittreck, Fabian. Interaktion religiöser Rechtsordnungen: Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen. Duncker & Humblot, 2009. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53106-6
Wittreck, F (2009): Interaktion religiöser Rechtsordnungen: Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53106-6

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Interaktion religiöser Rechtsordnungen

Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen

Wittreck, Fabian

Kanonistische Studien und Texte, Vol. 55

(2009)

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Abstract

Religiöse Rechtsordnungen sind in der gegenwärtigen Debatte einseitig mit "Konflikt" konnotiert; die Frage nach dem rechten Umgang der bundesdeutschen Rechtsordnung mit der islamischen "saria" ist hier nur ein prominentes Beispiel.

Daß und wie religiöse Rechte voneinander lernen können, belegt Fabian Wittreck anhand des Rechts der orientalischen Nationalkirchen: Armenier, Kopten sowie Ost- und Westsyrer schreiben in den Jahrhunderten unter islamischer Herrschaft ihre überkommenen Rechtssammlungen fort und nehmen dabei Versatzstücke des islamischen und jüdischen religiösen Rechts, aber auch Anregungen der aristotelischen Philosophie auf; die vorhandenen Quellen reichskirchlicher oder römischrechtlicher Provenienz werden so überlagert und modifiziert.

Konkreter Untersuchungsgegenstand sind die Regeln zum Zins- oder Wucherverbot, die hier für das orientalische Kirchenrecht erstmals umfassend und im Zusammenhang dargestellt und analysiert werden. An ihnen läßt sich nachweisen, wie rechtliche Regelungskonzepte, Begründungsansätze und auch Ausnahmeregelungen über Sprach- und Religionsgrenzen hinweg rezipiert werden. Zugleich wird deutlich, daß dieser Austausch zwischen den religiösen Rechten auf die wissenschaftlich-literarische Ebene beschränkt bleibt, da zahlreiche Rechtstexte gar nicht den Anspruch erheben, die Rechtspraxis der orientalischen Christen zu beeinflussen.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 11
I. Kanonisches Recht unter der Herrschaft des Islam: Das Recht der orientalischen Nationalkirchen 17
1. Die orientalischen Nationalkirchen 17
2. Patriarchen als Ethnarchen: Orientalisches Kirchenrecht als umfassendes Binnenrecht einer religiösen Minderheit 20
II. Bausteine des orientalischen Zinsverbots 26
1. Römisches und byzantinisches Reichsrecht: Bedingte Anerkennung des Zinses 26
a) Klassisches römisches Recht: Die centesima/‘ekatosté als Zinsmaximum 27
b) Byzantinisches Kaiserrecht: Zögerliche Orientierung am göttlichen Recht 29
c) Syrische Bearbeitungen römischen Rechts 34
2. Die Reichskirche: Zinsverbot nur für Kleriker 38
a) Die alte Reichskirche 38
aa) Konzilskanones 39
bb) Pseudoapostolisches Zinsrecht: Die Kirchenordnungen 45
cc) Pseudonikänisches Zinsrecht: Die diversen Erlasse der „318 Väter“ 52
dd) Briefliteratur 59
b) Fortschreibung im byzantinischen Kirchenrecht 61
3. Das ribā-Verbot und sein Einfluß auf die Zinslehre der orientalischen Christen 64
a) Das Konzept der šarīca 65
b) Die ribā-Doktrin 67
4. Jüdisches Recht: Vom priesterlichen Solidaritätsprogramm zur rabbinischen Wucherkasuistik 69
a) Das Konzept der halaka 70
b) Die Zinsregeln der Thora und ihre rabbinische Entfaltung 72
5. Aristoteles: Philosophische Polemik gegen den Wucher 76
a) Die Widernatürlichkeit des Zinses 77
b) Die Rolle der Syrer und Kappadokier in der Aristoteles-Rezeption 78
6. Ältere Traditionslinien 86
a) Sasanidisches Recht 86
b) Mesopotamisches Recht 87
c) Ägyptisches Recht 89
III. Genese und Entwicklung des Wucherverbots in den einzelnen orientalischen Nationalkirchen 91
1. Die Ostsyrische („nestorianische“) Kirche 91
a) Überblick 91
b) Zinsverbot für Kleriker: Fortschreibung des Corpus Canonum der Reichskirche 96
c) Zinsobergrenzen für Laien: Ostsyrische Eigenentwicklungen in der Tradition des Zweistromlandes 104
aa) Fortführung und argumentative Neubegründung der ‘ekatosté 105
bb) Gestaffelte Zinssätze als Proprium ostsyrischen Rechts 112
cc) Grundsätzliche Verdammung des Zinswuchers 118
d) Fazit: Das ostsyrische Zinsrecht als eigenständige Weiterentwicklung des Reichskirchenrechts 120
2. Die Westsyrische („jakobitische“) Kirche 120
a) Überblick 120
b) Das Zinsverbot im westsyrischen Synodikon 122
aa) Kirchliche Rechtsquellen 122
bb) Quellen des römischen Rechts 129
c) Westsyrische kanonistische Schriften außerhalb des Synodikons 132
d) Der Nomokanon des Barhebraeus: Islamisches Zinsrecht im christlichen Gewande 140
e) Fazit: Fortschreibung des Reichskirchenrechts in Richtung der šarīca 144
3. Die Armenische Kirche 145
a) Überblick 145
b) Reichskirchliche und armenische Konzilien 149
c) Armenische Rechtsbücher und -sammlungen 159
d) Weitere Stellungnahmen zum Zinsverbot im armenischen Schrifttum 168
e) Fazit: Verschärfung des Wucherverbots im Geiste des Alten Testaments 171
4. Die Koptische Kirche 172
a) Überblick 172
b) Die Rezeption der reichskirchlichen Konzilien 177
aa) Nikaia 177
bb) Laodikeia 184
cc) Karthago 185
c) Pseudo-apostolisches Material 186
aa) Der „Sinodus der Kirche von Alexandrien“ 186
bb) Weitere apokryphe Väterzeugnisse 193
d) Die „Satzungen des Alten Testaments“ 198
e) Rezeptionen byzantinischer Rechtsbücher 200
f) Synodale oder patriarchale Kanones 202
g) Weiterentwicklungen der Zinslehre durch die Kanonisten 203
h) Die Enzyklopädie des Abū al-Barakāt als Pandemonium der koptischen Wuchervorschriften 209
i) Fazit: Die koptische Zinslehre als Rezeptions- und Juristenrecht 211
5. Die Äthiopische Kirche 212
a) Überblick 212
b) Der äthiopische Sēnodos 216
aa) Pseudoapostolische Kanones 216
bb) Der Sēnodos als Kulminationspunkt der Vereinfachung der reichskirchlichen Kanones 219
c) Rechtsbücher: Fetha Nagaśt und Faws Manfasāwi 222
aa) Fetha Nagaśt 222
bb) Faws Manfasāwi 226
d) Kleinere Quellen 227
e) Gewohnheitsrecht 229
f) Fazit: Museales Zinsrecht auf Rezeptionsbasis 230
IV. Foren, Hürden und Medien der Interaktion religiöser Rechtsordnungen 232
1. Interaktionsforen 232
2. Interaktionshürden 235
3. Interaktionsmedien 237
4. Schluß: Orientalisches Zinsrecht als literarisches Produkt 238
Quellenverzeichnis 240
Literaturverzeichnis 251
Personen- und Sachverzeichnis 311