Wucher und Staat
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Wucher und Staat
Die Theorie des Zinswuchers im Deutschland des 18. und 19. Jahrhunderts
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 144
(2010)
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Abstract
Ist der Staat berechtigt, auf den Inhalt von Vertragsvereinbarungen im Kreditwesen durch den Erlass von Wuchergesetzen Einfluss zu nehmen? Welche Maßnahmen sollte der Staat zu deren Ergänzung bzw. anstelle von Wuchergesetzen ergreifen, damit sich Darlehensnehmer nicht überhöhten Zinsforderungen ihrer Vertragspartner ausgesetzt sahen? Katrin Liebner untersucht die zeitgenössischen Auffassungen zur Rolle des Staates bei der Verhinderung wucherischer Darlehensverträge anhand zahlreicher Veröffentlichungen aus der politischen und ökonomischen Theorie von der zweiten Hälfte des 18. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Ergänzt wird dieser theoriegeschichtliche Ansatz, der in Form der Auswertung einer breiten Quellenbasis eine zentrale Forderung der "Neuen Ideengeschichte" umsetzt, durch die Einbeziehung der staatlichen Wuchergesetzgebung. In diesem Zusammenhang galt es der Frage nachzugehen, ob die Forderungen der Zeitgenossen ihre Umsetzung in der staatlichen Normsetzung fanden oder sich der Gesetzgeber gegen die jeweils herrschenden Anschauungen in der politischen und ökonomischen Theorie stellte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
I. Fragestellung | 13 | ||
II. Quellen und Methode | 18 | ||
III. Forschungsstand | 19 | ||
Kapitel 1: Die Bekämpfung des Wuchers in den absolutistisch-kameralistischen Staatswissenschaften der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts | 23 | ||
I. Die Determinanten der Darlehenszinsen | 25 | ||
II. Die Schädlichkeit hoher Zinsen | 28 | ||
1. Zinshöhe und Müßiggang | 29 | ||
2. Zinshöhe und positive Handelsbilanz | 31 | ||
3. Zinshöhe und Bevölkerungsmehrung | 34 | ||
III. Die Eindämmung des Zinswuchers als Aufgabe des Staates | 37 | ||
1. Maßnahmen zur Verhinderung des Wuchers | 38 | ||
a) Wuchergesetze | 38 | ||
b) Vergabe zinsgünstiger Darlehen | 42 | ||
c) Verbesserung des Kreditsicherungsrechts und der Rechtspflege | 48 | ||
2. Die Legitimation der Staatstätigkeit zur Verhinderung wucherischer Verträge | 50 | ||
IV. Die Einwände der Kameralisten gegen Lockes Ablehnung zinssenkender Gesetze | 52 | ||
V. Das Fortleben des kanonischen Zinsverbots bei Philippi | 57 | ||
VI. Die natürliche Vertrags- und Eigentumsfreihei tnach Achenwall und Pütter | 60 | ||
VII. Die Zinstaxen der Obrigkeitsstaaten des Ancien Régime | 64 | ||
VIII. Fazit | 67 | ||
Kapitel 2: Die Kritik Benthams und Turgots an obrigkeitlichen Zinsreglementierungen | 70 | ||
I. Die Kontroverse zwischen Jeremy Bentham und Adam Smith | 71 | ||
II. Turgots Votum für eine freie Vereinbarung der Darlehenszinsen | 80 | ||
III. Fazit | 86 | ||
Kapitel 3: Die Wucherpreisfrage Josephs II. von 1789 | 87 | ||
I. Die österreichische Wuchergesetzgebung im aufgeklärten Absolutismus | 90 | ||
1. Das theresianische Wucherpatent von 1751 | 91 | ||
2. Die Zinssteuerpatente von 1766 und 1768 | 93 | ||
3. Die Abschaffung der Strafbarkeit des Zinswuchers durch Joseph II. | 95 | ||
II. Die Recht- und Zweckmäßigkeit gesetzlicher Maximalzinsen | 98 | ||
1. Die (Un-)Möglichkeit einer angemessenen Höchstzinsfestsetzung | 102 | ||
2. Die Missachtung der Wuchergesetze | 106 | ||
3. Die Auswirkungen von Zinstaxen auf die Wirtschaft | 110 | ||
4. Die Rechte der Darlehensvertragsparteien als Eigentümer | 113 | ||
5. Die Freiheit der Vertragschließenden | 116 | ||
6. Wuchergesetze und Rechtsgleichheit | 119 | ||
III. Maßnahmen zur Verhinderung des Wuchers außerhalb von Zinstaxen | 122 | ||
1. Öffentliche Kreditanstalten als zinsgünstige Alternative zu privaten Darlehensgebern | 122 | ||
2. Ausgabensenkung | 127 | ||
3. Schutz von Verschwendern, Minderjährigen und Beamten | 132 | ||
4. Die Verringerung der Zahl wuchernder Darlehensgeber | 138 | ||
5. Die Begrenzung der Wechselfähigkeit auf den Handelsstand | 142 | ||
6. Verzicht auf Anlagepflichten und Staatskredite | 144 | ||
7. Darlehensgeberfreundliches Justizwesen und Hypothekenrecht | 147 | ||
IV. Der Einfluss der Preisschriften auf die österreichische Gesetzgebung | 148 | ||
V. Die Entscheidung über den Gewinner des Wettbewerbs | 151 | ||
VI. Fazit | 153 | ||
Kapitel 4: Der Zinswucher in der politischen Theorie an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert | 155 | ||
I. Die naturrechtliche Legitimation der Zinsfreiheit | 157 | ||
1. Eigentumsrecht und Vertragsfreiheit | 158 | ||
2. Die Gleichheit von Leistung und Gegenleistung | 160 | ||
3. Die Trennung von Recht und Moral | 162 | ||
II. Naturrecht und staatliche Wuchergesetze | 165 | ||
III. Gegenentwürfe zur naturrechtlich begründeten Zinsfreiheit | 170 | ||
1. Wucher und „Eigenthums-Sicherheits-Polizey“ | 171 | ||
2. Adam Müllers konservatives Freiheits- und Eigentumsverständnis | 174 | ||
3. Die Weiterentwicklung des Gleichheitserfordernisses | 178 | ||
IV. Der Wucher in den Kodifikationen um 1800 | 183 | ||
1. Das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten | 184 | ||
2. Der Code civil und seine Rezeption in den Rheinbundstaaten | 187 | ||
3. Spezialgesetz und Kodifikation: das österreichische Wucherpatent von 1803 und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch | 190 | ||
V. Fazit | 193 | ||
Kapitel 5: Wuchergesetze in der Nationalökonomie der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts | 195 | ||
I. Die Ablehnung von Zinstaxen | 197 | ||
1. Die Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft | 198 | ||
2. Die Erhöhung der Darlehenszinsen | 201 | ||
3. Zinshöhe und wirtschaftlicher Wohlstand | 204 | ||
II. Die Rolle des Staates im Kreditwesen | 207 | ||
1. Die Beeinflussung der zinsbestimmenden Faktoren | 207 | ||
2. Die Errichtung staatlicher Kreditanstalten | 210 | ||
3. Bildung der Jugend und Verständlichkeit der Vertragsinhalte | 213 | ||
III. Vorbehalte gegenüber der Zinsfreigabe | 215 | ||
IV. Der Zinswucher in der Strafgesetzgebung der deutschen Staaten bis zur Jahrhundertmitte | 220 | ||
V. Fazit | 227 | ||
Kapitel 6: Die Debatte über die Berechtigung von Wuchergesetzen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts | 230 | ||
I. Gesetzliche Zinsbeschränkung versus Zinsfreiheit | 235 | ||
1. Lehren aus der Geschichte der Zinswuchergesetzgebung | 236 | ||
2. Die Auseinandersetzung mit Smith und Bentham | 242 | ||
3. Der Schutz der Landwirtschaft | 251 | ||
4. Wuchergesetze und Rechtsbewusstsein | 254 | ||
5. Die fehlende Allgemeinverbindlichkeit der Wuchergesetze | 258 | ||
II. Die Diskussion über die Wucherstrafgesetze der deutschen Staaten seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts | 262 | ||
1. Das Vorliegen eines Regelungsbedürfnisses | 263 | ||
2. Die Ausnutzung von Not und Leichtsinn des Darlehensnehmers | 266 | ||
3. Gewohnheitsmäßiger und verschleierter Wucher | 270 | ||
III. Die Empfehlungen der Befürworter von Wuchergesetzen an den Gesetzgeber | 272 | ||
1. Straf- und zivilrechtliche Wucherbestimmungen | 273 | ||
2. Wuchergesetze in der katholischen Moraltheologie | 278 | ||
3. Der Anwendungsbereich der Wuchergesetze | 283 | ||
IV. Wucher und allgemeine Wechselfähigkeit | 285 | ||
V. Die Reichweite der angestrebten Zinsfreigabe | 289 | ||
VI. Fazit | 293 | ||
Kapitel 7: Die Wuchergesetzgebung im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts | 296 | ||
I. Die Zinsfreigabe im Norddeutschen Bund | 298 | ||
II. Die Wiedereinführung eines Wuchergesetzes (1880) | 301 | ||
III. Die Novellierung des Wuchergesetzes (1893) | 306 | ||
IV. Die Wucherregelung des Bürgerlichen Gesetzbuchs | 311 | ||
1. Der Redaktorentwurf von Kübel | 312 | ||
2. Die erste Kommission und die Kritik ihres Entwurfs | 313 | ||
3. Die Vorkommission des Reichsjustizamtes und die zweite Kommission | 317 | ||
4. Die Debatte im Reichstag | 319 | ||
V. Fazit | 323 | ||
Zusammenfassung | 325 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 329 | ||
I. Quellen | 329 | ||
1. Gesetze, Materialien und Kommentare | 329 | ||
2. Monographien, Aufsätze und Rezensionen | 331 | ||
II. Literatur | 350 | ||
Sachverzeichnis | 369 |