Das Gesetz des Unbewussten im Rechtsdiskurs: Grundlinien einer psychoanalytischen Rechtstheorie nach Freud und Lacan
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Das Gesetz des Unbewussten im Rechtsdiskurs: Grundlinien einer psychoanalytischen Rechtstheorie nach Freud und Lacan
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 249
(2010)
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Abstract
Das ethische Ziel des Autors ist es, mittels der theoretischen Psychoanalyse Freuds und Lacans unbewusste Dimensionen in Rechtsdiskursen zu beleuchten und damit die Möglichkeit zu eröffnen, verschlüsselte Symptome zu identifizieren und aufzulösen. Im Zentrum steht die Doppelbödigkeit aus bewussten und unbewussten Determinanten in der Rechtssprache. Martin Schulte entwickelt die These, dass legale Signifikation im »Symbolischen« stattfindet und an das »Begehren« des Rechtssubjekts geknüpft ist. Dieses »Begehren« hat seinen Ursprung in der durch das Erlebnis der Trennung geprägten Kindheit. Deswegen spielt das Phänomen der Liebe als ein auf Anerkennung basierendes Sprachzeichen eine wichtige Rolle im Rechtsdiskurs. Beispiele beziehen sich auf das Grundgesetz und die Zivilprozessordnung.Das »Begehren« und seine Beziehung zur Signifikation wird aus der Genealogie des Unbewussten im Ödipuskomplex hergeleitet und in typisierte juristische Situationen wie das Gerichtsverfahren, die universitäre Lehre und die anwaltliche Streitvertretung übertragen. So führen das Gericht oder der Gesetzgeber einen »Herrschaftsdiskurs«, der auf der Ebene des Bewussten einen »Herrensignifikanten« produziert und damit dem Rechtssubjekt eine Totalität des Gesetzes vermittelt, aber gleichzeitig seine eigene »Gespaltenheit« unbewusst verdrängt.Daneben untersucht der Autor - ausgehend von Kant - moralisches Denken unter dem Aspekt des »Über-Ichs«, die Entstehung des »Vaterrechts« im Lichte der Freudschen Ur-Mythen und die psychischen Voraussetzungen von Rechtsbindung im institutionalisierten Rechtsstaat.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung einer psychoanalytischen Rechtstheorie | 13 | ||
A. Psychoanalyse und Rationalität | 15 | ||
B. Psychoanalytische Rechtstheorie und Rechtspsychologie | 17 | ||
C. Wurzeln psychoanalytischer Rechtstheorie im postmodernen Denken | 19 | ||
D. Auswahlmotive für Freud, Lacan und die Psychoanalyse | 21 | ||
Kapitel 1: Recht als Mythos: Der Ursprung des Vaterrechts bei Freud | 25 | ||
A. Freuds Version der Entstehung der Ur-Gesetze in Totem und Tabu | 26 | ||
B. Der ungeschriebene Text der Thora: Die Wiederholung des Vatermords | 28 | ||
C. Historische Spekulation und psychologische Wahrheit? | 30 | ||
D. Freuds Privilegierung des Maskulinen und feministische Kritik | 40 | ||
Kapitel 2: Legendre und der institutionelle Vater im Rechtsstaat | 43 | ||
A. Das Verbrechen des Gefreiten Lortie | 46 | ||
B. Die unbewusste Erotik im Verhältnis des Subjekts zu den Rechtsinstitutionen | 50 | ||
C. Der Ödipusmythos als Allegorie der Beziehung von Subjekt und Autorität | 56 | ||
I. Die Familie als Urform der institutionellen Organisation | 58 | ||
II. Der Körper der Institution und Terror des Textes | 62 | ||
III. Die Kasuistik des Rechts und des Unbewussten | 63 | ||
IV. Paternität als Referenzpunkt des Rechts | 64 | ||
V. Referenzübertragung, Genealogie und Dogmatik | 68 | ||
D. Recht, Hypermodernität, Verlust des Glaubens | 71 | ||
E. Die Beschwörung des Mythos im modernen Rechtsstaat | 74 | ||
Kapitel 3: Lacan und das Gesetz des Signifikanten | 79 | ||
A. Die Enstehung von Rechtssubjektivität | 79 | ||
I. Der Ödipuskomplex als Grundlage des erotischen Rechtssubjekts | 81 | ||
II. Die Spaltung des Subjekts (S) und die Genese des Begehrens | 82 | ||
III. Der Objektbezug des Begehrens und des Triebes: Objet petit’a (I) | 83 | ||
IV. Das Trauma des Gesetzes: Kastrationserfahrung und Genießen | 84 | ||
V. Die Spaltung des Subjekts als Effekt des Signifikanten | 88 | ||
VI. Der Name-des-Vaters und der phallische Signifikant als Legalfunktion | 90 | ||
VII. Schrebers Vater und Lacans Name-des-Vaters | 97 | ||
B. Das Gesetz in der Strukturierung der subjektiven Erfahrung: R, S, I | 101 | ||
I. Das Reale und das Trauma der Ungerechtigkeit | 102 | ||
II. Die imaginäre Ordnung und die höhere Gerechtigkeit | 105 | ||
III. Das Rechtszeichen in der symbolischen Ordnung | 107 | ||
1. Die symbolische und die imaginäre Dimension der Signifikanten in der Sprache | 109 | ||
2. Der Herrschaftssignifikant und seine Beziehung zum Signifikat | 110 | ||
3. Metapher, Metonymie und Gesetzesauslegung | 113 | ||
4. Die Alterität des Symbolischen und der große Andere des Rechts (A) | 117 | ||
5. Der Signifikant des Mangels im Anderen S (A) und das Unbehagen in der Rechtsordnung S (§) | 120 | ||
C. Das Recht als Funktion in der Topologie des Subjekts | 121 | ||
I. Die Symbolisierung des Imaginären als Kohärenzerfahrung | 123 | ||
II. Das Reale im Symbolischen: Objet petit’a (II) | 125 | ||
III. Die imaginäre Vergegenständlichung des Realen (Φ) und die Symbole des Staates | 126 | ||
IV. Sexuiertes Wissen und die Position des Subjekts gegenüber dem Anderen des Rechts | 126 | ||
V. Die Partikularität der subjektiven Erfahrung des Gesetzes: Das Sinthôme | 128 | ||
1. Die Logik der Wahrheit und die sexuierten Positionen zum Anderen des Rechts | 132 | ||
2. Die Logik der Sprache | 136 | ||
3. Die Logik der Sexuierung | 137 | ||
D. Recht als Erfahrung zwischen Signifikant und Objektbeziehung | 140 | ||
I. Die Paradoxien des moralischen Gesetzes (I): Annäherung an das Ding | 142 | ||
1. Das metaphysische Ding bei Kant und Hegel | 143 | ||
2. Vom metaphysischen Ding zum Ding des Unbewussten | 144 | ||
3. Die ödipale Struktur des Dings als das verbotene Objekt und seine Beziehung zum Gesetz | 145 | ||
4. Die mythische Funktion des Dings als Bild der Einheit des Rechts | 147 | ||
5. Die Fatalität der Annäherung an das Ding | 148 | ||
II. Gerechtigkeit, Bürgerrechte, Menschenrechte: Objet petit’a als legale Funktion | 151 | ||
III. Das bürgerliche Recht als Seinsgarant: Objet petit’a (III) | 156 | ||
IV. Die Paradoxien des moralischen Gesetzes (II): Kant mit Sade | 159 | ||
1. Das Trauma des unerfüllbaren moralischen Gebots des Über-Ichs | 160 | ||
2. Die Verschmelzung der Maximen Kants und Sades im Über-Ich | 162 | ||
3. Die Spaltung des Subjekts als Grund der Zwiespältigkeit im moralischen Imperativ | 163 | ||
4. Die Unsicherheiten gegenüber dem Objekt der moralischen Pflicht | 164 | ||
5. Die Lösung des Rätsels vom göttlichen Genießen und der doppelte Vater im Subjekt | 165 | ||
6. Zwischenergebnis zur Natur des moralischen Gesetzes aus „Kant mit Sade“ | 167 | ||
V. Die Spaltung in der Funktion des Rechts | 170 | ||
VI. Das Objekt im sozialen Band und im Rechtsdiskurs | 174 | ||
E. Die psychoanalytische Seite des Rechts in Lacans Diskurstheorie | 175 | ||
I. Vier Möglichkeiten, das soziale Band im Rechtsdiskurs zu knüpfen | 177 | ||
1. Die Ökonomie des Begehrens als unbewusste Funktion diskursiven Sprechens | 178 | ||
2. Die vier Diskurspositionen | 179 | ||
3. Die Verknüpfung und Bewegung der Diskurse auf dem Möbiusband | 183 | ||
4. Das Zeichen der Liebe: Diskurswechsel als Funktion im Rechtsstaat | 187 | ||
II. Das totale Gesetz im Herrschaftsdiskurs | 190 | ||
1. Struktur und Bedeutung des Herrschaftssignifikanten (S1) | 191 | ||
2. Die Entstehung von Bedeutung in der Beziehung von (S1) zu (S2) | 192 | ||
3. Der Platzhalter eines unbewussten Phantasmas: Objet petit’a (IV) | 193 | ||
4. Die Herrschaft des Herrschaftssignifikanten in der Sprache | 194 | ||
5. Das Gesetz ist das Gesetz: Legislatur als Herrschaftsdiskurs | 198 | ||
III. Das autonome Ich im Diskurs der Universität | 201 | ||
1. Rechtsauslegung als Wirkungseinheit von Herrschafts- und Universitätsdiskurs | 205 | ||
2. Identifikation und Wechselbeziehung | 210 | ||
3. Totes Begehren und zwangsneurotische Züge in der Rechtsauslegung | 212 | ||
4. Diskursive Besonderheiten im Richter- und Gewohnheitsrecht | 213 | ||
IV. Die schöpferische Autonomie im Diskurs des Hysterikers | 215 | ||
1. Grundlagen der Hysterie: Das hysterische Rechtssubjekt | 216 | ||
2. Struktur des hysterischen Diskurses | 219 | ||
3. Rechtsanwalt und Mandant: Die Vertretung des Begehrens der Gerechtigkeit | 220 | ||
4. Die Liebe der Hysteriker: Anwaltliche Vertragsverhandlung und Streitvertretung | 222 | ||
V. Das Ende des Taumels und die Wahrheit im Diskurs des Analytikers | 224 | ||
1. Grundstruktur: Die Auflösung des Symptoms | 225 | ||
2. Der Analytiker des gespaltenen Rechtssubjekts und das Rechtssymptom | 226 | ||
Schluss: Impulse einer psychoanalytischen Rechtstheorie | 230 | ||
Verzeichnis einiger Grundbegriffe der Psychoanalyse nach Lacan | 235 | ||
Literaturverzeichnis | 240 | ||
Personen- und Sachwortverzeichnis | 247 |