Menu Expand

Cite BOOK

Style

Kronenberger, M. (2010). Der Parasit der Überzeugungsbildung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-52680-2
Kronenberger, Matthias. Der Parasit der Überzeugungsbildung. Duncker & Humblot, 2010. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-52680-2
Kronenberger, M (2010): Der Parasit der Überzeugungsbildung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-52680-2

Format

Der Parasit der Überzeugungsbildung

Kronenberger, Matthias

Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 251

(2010)

Additional Information

Book Details

Pricing

Abstract

Matthias Kronenberger behandelt ein alltägliches Thema der praktischen gerichtlichen Tätigkeit. Er bedient sich hierzu des in der Rechtstheorie und Rechtsphilosophie bisher ungebräuchlichen Schlüsselwortes des Parasiten, mit dem an die grundlegende Arbeit des französischen Mathematikers und Philosophen Michel Serres angeknüpft wird. Angewandt auf das Thema der richterlichen Überzeugungsbildung führt es zu einer neuen, ungewöhnlichen Perspektive auf die gerichtliche Arbeit und der sonst unterstellten philosophischen Kernfrage: Was ist eigentlich eine Überzeugung, inwiefern unterscheidet sie sich vom Wissen und wie kann man dem Wissen gerecht werden und doch auch aus Überzeugung einer gerechten Entscheidung näher kommen?

Dies betrifft die großen Themen der Rechtsphilosophie, welche der Autor mit unterschiedlichen Gewährspersonen reflektiert, zu denen insbesondere die klassischen deutschen Philosophen Kant und Hegel sowie die postmodernen französischen Autoren des 20. Jahrhunderts Jean-François Lyotard und Jacques Derrida als auch die Systemtheorie Niklas Luhmanns gehören. Auf dieser Grundlage wird die Überzeugung im Anschluss an Lyotard als Affekt-Satz ausgearbeitet. Dieser negative Satz lässt sich als Versprechen ohne inhaltliche Bestimmung kennzeichnen. Er bietet die Chance, von Sätzen Zeugnis abzulegen, die im Rahmen der Diskursregeln des Rechts nicht artikuliert werden können. Der praktische Effekt dieses merkwürdigen Satzes liegt darin, die als legitimierenden Faktor benötigte Ungewissheit über den Ausgang des Verfahrens zu erzeugen. Die Analyse legt hierbei nahe, dass es nicht die intensiven Affekte sind, die den Gerichtsalltag bestimmen. Eher herrscht das diskrete Gefühl der Gefühllosigkeit vor, das als ein der Neutralität, der Sachlichkeit und der Unabhängigkeit entsprechender Wert umschrieben und gesetzt wird. Die Problematik der Überzeugungsbildung besteht danach weniger in der Gefahr eines willkürlich handelnden Subjekts, sondern mehr in der Flüchtigkeit des Affekt-Satzes, der die Überzeugungsbildung in Verzug setzt und dadurch gegen das zentrale Verbot der Resultatlosigkeit verstößt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis 5
A. Einleitung 7
B. Die unterbrochene Semantik der Überzeugung 14
I. Vom Geständnis zur Überzeugung 14
1. Der Fall Walliser 14
2. Die Abschaffung der Folter 16
3. Die Verschiebung der Freiheitssemantik 19
4. Die Anerkennung des Indizienbeweises 28
5. Die Positivierung der freien Beweiswürdigung 36
II. Von der Überzeugung zum „Geständnis“ 41
1. Die begrenzte Funktion des Gedächtnisses 41
2. Die Sprache als Vermittler der Wahrheit 48
3. Die spekulative Funktion der Rechtspflege 52
4. Die verführerische Kraft des Geständnisses 54
C. Die unterbrochene Pragmatik der Überzeugungsbildung 62
I. Vom Richter zum Verfahren 62
1. Die Paradoxie der Verantwortung 62
2. Die entlastende Wirkung der Amtspflichten 66
3. Die Veräußerlichung der Überzeugungsbildung 71
a) Das Verbot außergerichtlicher Wahrnehmungen 75
b) Beweiserhebung und Beweiswürdigung 78
c) Die Interpretationsgemeinschaft als Geltungsgrund 80
4. Die Kontrolle der Überzeugungsbildung 81
a) Die Interdisziplinrarität der Überzeugungsbildung 81
b) Überzeugungsbildung als Rechts- und Ermessensbegriff 83
c) Überzeugungsbildung als Fehlverurteilungsrisiko 88
d) Die Intersubjektivität der Überzeugungsbildung 94
II. Vom Verfahren zum „Richter“ 105
1. Verständigungsrationalität 105
2. Autopoietische Teilrationalität 106
3. Die Problematik der Un-Mitteilbarkeit 109
4. Das Verschwinden des Entscheidungsträgers 114
5. Die Überzeugung als Affekt-Satz 123
D. Zusammenfassung 134
I. Vom Geständnis zur Überzeugung 134
II. Von der Überzeugung zum „Geständnis“ 135
III. Vom Richter zum Verfahren 136
IV. Vom Verfahren zum „Richter“ 139
Literaturverzeichnis 141
Personen- und Sachverzeichnis 152