Ist das Sollen ableitbar aus einem Sein?
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Ist das Sollen ableitbar aus einem Sein?
Eine Ontologie von Regeln und institutionellen Tatsachen unter besonderer Berücksichtigung der Philosophie von John R. Searle und der evolutionären Erkenntnistheorie
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 253
(2010)
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Abstract
Das Verhältnis von Sein und Sollen gehört seit Kelsen zu den klassischen Fragen der Rechtsphilosophie. Janina-Maria Gärtner beschäftigt sich in der vorliegenden Publikation mit der Ableitung eines Sollens aus einem Sein zum ersten Mal ausführlich aus dem Blickwinkel institutioneller Tatsachen.Ausgehend von der Theorie Searles werden diese als ein zentrales Bindeglied einer solchen Ableitung verstanden. Indem die Autorin die von Konrad Lorenz begründete evolutionäre Erkenntnistheorie auf eine rechtsphilosophische Fragestellung anwendet, zeigt sie auf, daß institutionelle Tatsachen als Erzeugnis des menschlichen Bewußtseins verstanden werden müssen. Deren »ontologischer Doppelstatus« ermöglicht es, das Sollen empirisch im Wege der Induktion aus einem Sein abzuleiten. Damit wird nicht nur Kelsens Sein-Sollens-Dichotomie überwunden, sondern auch ein neuer Weg für Rechtsgeltung und Normbewußtsein geebnet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
I. Einleitung | 11 | ||
II. Einführung in die Sein-Sollens-Problematik | 17 | ||
1. Die Sein-Sollens-Dichotomie | 17 | ||
2. Der Begriff des „naturalistischen Fehlschlusses“ | 18 | ||
3. Vertreter der Sein-Sollens-Dichotomie | 19 | ||
4. Die Sein-Sollens-Dichotomie bei Karl R. Popper | 21 | ||
III. Überwindung der Sein-Sollens-Dichotomie durch die Sprechakttheorie John R. Searles? | 25 | ||
1. Die Sprechakttheorie John L. Austins | 25 | ||
2. Die Grundlagen der Sprechakttheorie Searles | 28 | ||
a) Sprechakte | 28 | ||
b) Sprache als regelgeleitetes Verhalten | 31 | ||
c) Bedeutung und Intention | 32 | ||
3. Searles „Lösung“ der Sein-Sollens-Problematik in seinem Werk „Sprechakte“ | 33 | ||
a) Searles Sicht auf die Sein-Sollens-Dichotomie | 33 | ||
b) Searles Ableitung eines Sollens aus einem Sein | 35 | ||
4. Kritik an Searles Ansatz | 44 | ||
a) Kritik in der Literatur | 44 | ||
b) Eigene Stellungnahme | 51 | ||
IV. Die Sein-Sollens-Dichotomie und die institutionellen Tatsachen | 56 | ||
1. Der Begriff der institutionellen Tatsachen bei Searle | 56 | ||
2. Institutionelle Tatsachen im Recht | 57 | ||
3. Die Bedeutung institutioneller Tatsachen für das Verhältnis von Sein und Sollen | 59 | ||
V. Theorien zu Wesen und Entstehung institutioneller Tatsachen | 61 | ||
1. Die Sozialpsychologie George H. Meads | 61 | ||
a) Mead als Vertreter des amerikanischen Pragmatismus und Begründer der Sozialpsychologie | 61 | ||
b) Die Entstehung einer gesellschaftlichen Umwelt durch Wahrnehmung und Handlung des Menschen der Umwelt gegenüber | 63 | ||
c) Der symbolische Interaktionismus – die Entstehung von Symbolen und Geist aus Interaktionsprozessen als Voraussetzung für die Entwicklung einer gesellschaftlichen Umwelt | 66 | ||
d) Institutionen als organisierte Reaktionen | 70 | ||
e) Stellungnahme | 72 | ||
2. Die Theorie von Peter L. Berger und Thomas Luckmann | 78 | ||
a) Theoretische Hintergründe, insbesondere die Wissenssoziologie Max Schelers | 78 | ||
b) Die Alltagswelt als Gegenstand der Untersuchung | 83 | ||
c) Der Prozeß der Institutionalisierung | 85 | ||
d) Der Charakter von Institutionen | 89 | ||
e) Ontologischer Charakter von Institutionen und Behandlung im menschlichen Bewußtsein | 91 | ||
f) Stellungnahme | 92 | ||
3. Die Theorie von Searle | 97 | ||
a) Epistemische und ontologische Objektivität | 98 | ||
b) Searles intentionalistische Theorie des Bewußtseins | 100 | ||
aa) Intentionalität | 102 | ||
bb) Wahrnehmung | 104 | ||
cc) Absicht und Handlung | 107 | ||
dd) Intentionale Verursachung | 110 | ||
ee) Intentionalität und Sprechakte | 114 | ||
ff) Der Hintergrund des Bewußtseins | 115 | ||
c) Ontologie der gesellschaftlichen Wirklichkeit | 122 | ||
aa) Naturimmanente und beobachterrelative Eigenschaften der Wirklichkeit | 122 | ||
bb) Die Entstehung epistemisch objektiver beobachterrelativer Eigenschaften | 124 | ||
(1) Zuweisung einer Funktion | 124 | ||
(2) Kollektive Intentionalität | 129 | ||
(3) Konstitutive Regeln | 131 | ||
cc) Die Entstehung institutioneller Tatsachen | 131 | ||
dd) Eigenschaften institutioneller Tatsachen | 133 | ||
(1) Selbstbezüglichkeit gesellschaftlicher Tatsachen | 134 | ||
(2) Verwendung performativer Äußerungen | 136 | ||
(3) Logischer Vorrang natürlicher Tatsachen gegenüber institutionellen Tatsachen | 136 | ||
(4) Systematische Beziehungen institutioneller Tatsachen | 137 | ||
(5) Primat der Handlung gegenüber dem Objekt | 138 | ||
ee) Gesellschaftliche Wirklichkeit und Sprache | 138 | ||
(1) Sprachabhängigkeit von Gedanken und Tatsachen | 139 | ||
(2) Sprache als institutionelle Tatsache | 142 | ||
(3) Iterierung institutioneller Tatsachen, Hierarchie, Interaktion und Kodifizierung | 143 | ||
ff) Die logische Struktur institutioneller Tatsachen | 146 | ||
(1) Statuszuweisungen als Übertragung von Macht | 146 | ||
(2) Typen von Statusfunktionen | 147 | ||
(3) Die logische Struktur konventioneller Macht | 149 | ||
gg) Der Hintergrund institutioneller Tatsachen im menschlichen Bewußtsein | 152 | ||
d) Stellungnahme | 152 | ||
aa) Searles Sprechakttheorie und seine Theorie institutioneller Tatsachen (Anwendung von Searle auf Searle) | 152 | ||
bb) Vergleich der Theorien institutioneller Tatsachen von Mead, Berger/Luckmann und Searle | 157 | ||
(1) Entstehung und Charakter institutioneller Tatsachen | 157 | ||
(2) Die logische Struktur institutioneller Tatsachen | 167 | ||
(3) Institutionelle Tatsachen und Sprache | 173 | ||
(4) Kollektive Intentionalität | 175 | ||
(5) Institutionelle Tatsachen und Macht | 179 | ||
(6) Ontologischer Charakter von institutionellen Tatsachen und Regeln | 181 | ||
cc) Das menschliche Bewußtsein nach Searle, Mead und Berger/Luckmann | 189 | ||
(1) Searles Theorie des Geistes | 189 | ||
(a) Bewußtsein und Intentionalität | 190 | ||
(b) Wahrnehmung | 192 | ||
(c) Handlungsabsichten | 198 | ||
(d) Kausale Verursachung | 200 | ||
(2) Searles Theorie im Vergleich mit den Theorien von Mead und Berger/Luckmann | 201 | ||
(a) Denken und Kommunikation | 201 | ||
(b) Objektivationen und Repräsentationen als geistige Inhalte | 207 | ||
(c) Wissen und der Hintergrund des Bewußtseins | 209 | ||
4. Der Institutionalistische Rechtspositivismus von Neil MacCormick und Ota Weinberger | 211 | ||
a) Einführung | 211 | ||
b) Institutionen und Positivismus | 212 | ||
c) Erkenntnistheoretische und anthropologische Grundlagen | 215 | ||
d) Institutionen und Rechtsnormen | 216 | ||
e) Typologie der Institutionen und Normen | 219 | ||
f) Rechtsgeltung | 222 | ||
g) Stellungnahme zum Institutionen - und Normbegriff von Weinberger und MacCormick | 222 | ||
aa) Allgemeines | 222 | ||
bb) Trennung zwischen Normlogik und normativer Praxis | 223 | ||
cc) Handlungsbezug von Institutionen | 224 | ||
dd) Wechselwirkung von Institutionen und Bewußtsein | 225 | ||
ee) Das Wesen von Normen | 226 | ||
ff) Normativität als Bestandteil von Institutionen | 227 | ||
VI. Überwindung der Sein-Sollens-Dichotomie durch die evolutionäre Erkenntnistheorie? | 232 | ||
1. Problemstellung | 232 | ||
2. Bisherige Ergebnisse | 233 | ||
3. Die Theorie von Konrad Lorenz | 234 | ||
a) Allgemeines | 234 | ||
b) Energie - und Wissensgewinn durch lebende Systeme | 238 | ||
c) Die apriorischen Strukturen des Erkenntnisgewinns | 240 | ||
d) Die Entstehung neuer Systemeigenschaften | 243 | ||
e) Die evolutionären Stufen des Energie - und Informationsgewinns | 244 | ||
f) Das Lernen | 247 | ||
g) Das Lernen durch Erfolg und das motorische Lernen | 249 | ||
h) Das begriffliche Denken | 251 | ||
aa) Die Abstraktionsleistung der Wahrnehmung | 252 | ||
bb) Raumorientierung und einsichtiges Verhalten | 253 | ||
cc) Neugierverhalten und Objektivierung | 255 | ||
dd) Nachahmung und Tradition | 256 | ||
i) Der menschliche Geist und die Entstehung von Kultur | 258 | ||
j) Der erweiterte Weltbildapparat des Menschen | 260 | ||
k) Menschliches Verhalten und Normen als Determinanten von Kultur | 262 | ||
l) Die Kultur als lebendes System | 263 | ||
m) Die Ritenbildung als Voraussetzung von Symbolbildung | 264 | ||
n) Symbolbildung und Sprache | 267 | ||
4. Die Biologie der Erkenntnis nach Rupert Riedl | 267 | ||
5. Stellungnahme zur evolutionären Erkenntnistheorie | 278 | ||
a) Lorenz und die Schichtenlehre von Nicolai Hartman | 278 | ||
b) Lorenz und die „Drei-Welten-Lehre“ Poppers | 283 | ||
c) Der hypothetische Realismus nach Gerhard Vollmer | 287 | ||
d) Stellungnahme zu den Postulaten des hypothetischen Realismus | 288 | ||
e) Das Bewußtsein in der Neurobiologie und die evolutionäre Erkenntnistheorie | 294 | ||
f) Institutionelle Tatsachen und Regeln | 298 | ||
aa) Kultur als lebendes System | 298 | ||
bb) Die evolutionären Grundlagen institutioneller Tatsachen | 302 | ||
g) Der Hintergrund des Bewußtseins | 311 | ||
VII. Ableitung eines Sollens aus einem Sein | 317 | ||
1. Ableitbarkeit von Regeln aus Tatsachen | 317 | ||
2. Die Ableitung von Regeln aus Tatsachen im Wege empirischer Erkenntnis | 319 | ||
a) Problemstellung | 319 | ||
b) Die objektive Erkenntnis von Regeln über Tatsachen nach der evolutionären Erkenntnistheorie | 320 | ||
3. Die objektive Erkenntnis von Regeln institutioneller Tatsachen | 328 | ||
a) Die Sein-Sollens-Dichotomie | 328 | ||
b) Folgerungen aus der evolutionären Erkenntnistheorie zum Charakter des Sollens | 330 | ||
c) Institutionelle Tatsachen als natürliche Tatsachen | 337 | ||
d) Warum Naturgesetze und institutionelle / normative Gesetze nicht, wie Popper meint, nur den Namen gemein haben | 340 | ||
aa) Allgemeines | 340 | ||
bb) Naturgesetze und institutionelle Gesetze bei Popper | 342 | ||
cc) Normen in objektiver und subjektiver Sicht | 345 | ||
dd) Die Abhängigkeit der Normen vom menschlichen Bewußtsein | 346 | ||
e) Zusammenfassende Schlußfolgerungen | 352 | ||
VIII. Ausblick | 359 | ||
1. Konsequenzen für die Rechtsgeltung | 359 | ||
2. Regelgeleitetes Verhalten und Normbewußtsein | 363 | ||
a) Regelbefolgung nach Searle | 364 | ||
b) Das Lernen von Regeln nach Richard M. Hare | 366 | ||
c) Regeln als Ergebnis von Internalisierung und apriorischen Hypothesen | 368 | ||
d) Normen als Strukturelement von Wirklichkeit | 373 | ||
Literaturverzeichnis | 378 | ||
Sachwortverzeichnis | 387 |