Bundesverfassungsgericht und Bundesstaat
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Bundesverfassungsgericht und Bundesstaat
Die Bundesstaatsverfassung im Spiegel der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Eine Untersuchung nach Schwerpunkten
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1159
(2010)
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Abstract
In seiner Arbeit belegt Bert-Sebastian Dörfer die These, dass die Rechtsprechung des BVerfG maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Föderalismus genommen hat. In dieser Untersuchung werden der Umfang und die Qualität des prägenden Einflusses des BVerfG herausgearbeitet und kritisch bewertet. Die thematischen Schwerpunkte der Analyse beziehen sich auf den Kern der Bundesstaatsverfassung: 1. Die theoretisch-konstruktive Erfassung des Bundesstaates, 2. Die Staatlichkeit der Länder, 3. Das Bundesstaatsprinzip mit dem Unterprinzip der Bundestreue, 4. Die Gesetzgebung im Bundesstaat mit den Schwerpunkten der konkurrierenden Gesetzgebung des Bundes und dem Zustimmungsvorbehalt des Bundesrates sowie 5. Der horizontale Länderfinanzausgleich und die Bundesergänzungszuweisungen.Die Untersuchung der repräsentativen Entscheidungen konkretisiert und bewertet die maßgeblichen Impulse des BVerfG und setzt sich mit ihnen differenziert auseinander. Rechtsprechungsübergreifend werden Kontinuitäten und Widersprüche herausgearbeitet und föderalistische wie zentralistische Tendenzen kritisch hinterfragt und bewertet.Im Ergebnis gelangt der Autor zu einer differenzierten Einschätzung. Einerseits hat das BVerfG die föderale Position der Länder maßgeblich gestärkt, indem es ihnen Staatsqualität zuerkannt und diese inhaltlich konkretisiert hat. Andererseits hat die inkonsistente und verfassungspolitisch geprägte Rechtsprechung zur Gesetzgebung im Bundesstaat maßgeblich zur Legitimationskrise des Föderalismus beigetragen.Ausgezeichnet mit dem Wolf-Rüdiger-Bub-Preis 2009.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Einleitung | 19 | ||
1. Kapitel: Der Bundesstaat – Begriff und theoretisch-konstruktive Erfassung | 22 | ||
I. Der dreigliedrige Bundesstaatsbegriff in der Staatsrechtswissenschaft | 23 | ||
1. Hans Kelsen | 23 | ||
2. Hans Nawiasky | 25 | ||
3. Theodor Maunz | 26 | ||
4. Stellungnahme zum Dreigliedrigkeitstheorem | 27 | ||
II. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 27 | ||
1. BVerfGE 6, 309 – Reichskonkordatsurteil (Urteil des Zweiten Senates vom 26. März 1957) | 28 | ||
2. BVerfGE 13, 54 – Neugliederungsurteil (Urteil des Zweiten Senates vom 11. Juli 1958) | 32 | ||
a) Keine gesamtstaatliche Ebene oberhalb von Bund und Ländern | 34 | ||
b) Fazit | 38 | ||
III. Zusammenfassung | 38 | ||
2. Kapitel: Die Staatlichkeit der Länder | 40 | ||
I. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Staatsqualität der Länder sowie deren Gewährleistung durch Art. 79 Abs. 3 GG | 41 | ||
1. BVerfGE 1, 14 – Südweststaat (Urteil des Zweiten Senates vom 23. Oktober 1951) | 41 | ||
a) Staaten eigener staatlich anerkannter Hoheitsmacht | 43 | ||
b) Verfassungshoheit der Länder | 44 | ||
c) Indisponibilität von Gesetzgebungskompetenzen | 45 | ||
d) Der Begriff des labilen Bundesstaates | 46 | ||
e) Fazit | 49 | ||
2. BVerfGE 4, 178 – Landesgesetz zur Verwaltungsgerichtsbarkeit (Beschluss des Ersten Senates vom 11. Mai 1955) | 49 | ||
a) Grundsatz getrennter Verfassungsräume | 50 | ||
b) Betont föderativ gestalteter Staat | 51 | ||
3. BVerfGE 34, 9 – Hausgut der Länder (Urteil des Zweiten Senates vom 26. Juli 1972) | 51 | ||
a) Die Unabänderlichkeit der Staatlichkeit der Länder – Art. 79 Abs. 3 GG | 52 | ||
b) Das Hausgut der Länder – Kernaufgaben als Bedingung der Staatlichkeit | 53 | ||
c) Fazit | 57 | ||
4. BVerfGE 103, 332 – Naturschutzgesetz Schleswig-Holstein (Beschluss des Zweiten Senates vom 7. Mai 2001 in der Funktion als Landesverfassungsgericht Schleswig-Holstein) | 58 | ||
a) Durchbrechung des Prinzips der getrennten Verfassungsräume? | 59 | ||
b) Fazit | 65 | ||
II. Zusammenfassung | 66 | ||
3. Kapitel: Bundesstaatsprinzip und Bundestreue | 68 | ||
I. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum Bundesstaatsprinzip | 68 | ||
1. Normative Anbindung des Bundesstaatsprinzips | 69 | ||
2. Terminologie | 71 | ||
3. Funktionen in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 72 | ||
a) Auslegungsmaßstab | 72 | ||
b) Stützungsfunktion | 73 | ||
c) Quelle von Unterprinzipien | 75 | ||
4. Fazit | 76 | ||
II. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Bundestreue | 76 | ||
1. BVerfGE 1, 299 – Wohnungsbauförderung (Urteil des Zweiten Senates vom 21. Mai 1952) | 77 | ||
a) Herleitung der Bundestreue | 81 | ||
b) Funktionale Deutung der Bundestreue | 84 | ||
d) Dreidimensionale Bindungswirkung der Bundestreue | 85 | ||
e) Fazit | 86 | ||
2. BVerfGE 4, 115 – Beamtenbesoldung (Urteil des Zweiten Senates vom 1. Dezember 1954) | 86 | ||
a) Einführung des Terminus Bundestreue | 88 | ||
b) Dogmatische Einordnung als ungeschriebener Verfassungsgrundsatz | 88 | ||
c) Kompetenzausübungsschranke | 88 | ||
d) Rücksichtnahmepflicht | 89 | ||
e) Justiziabilität der Bundestreue – Rechtsmissbrauch | 90 | ||
f) Fazit | 91 | ||
3. BVerfGE 8, 122 – Volksbefragung Hessen (Urteil des Zweiten Senates vom 30. Juli 1958) | 92 | ||
a) Anwendungsbereich – Tun und Unterlassen | 93 | ||
b) Mitwirkungspflicht der Länder | 94 | ||
c) Herleitungsdefizite | 96 | ||
d) Grundsätzliche Funktionsbestimmung der Bundestreue | 96 | ||
e) Generelle Bindung durch die Bundestreue | 97 | ||
f) Fazit | 98 | ||
4. BVerfGE 12, 205 – Fernsehurteil (Urteil des Zweiten Senates vom 28. Februar 1961) | 98 | ||
a) Stil und Procedere von Verhandlungen zwischen Bund und Ländern | 101 | ||
b) Fazit | 103 | ||
c) Kritik an der Bundestreuerechtsprechung | 104 | ||
aa) Die Kritik im Einzelnen | 105 | ||
bb) Stellungnahme | 106 | ||
5. BVerfGE 13, 54 – Neugliederungsurteil (Urteil des Zweiten Senates vom 11. Juli 1961) | 108 | ||
a) Akzessorietät der Bundestreue | 109 | ||
b) Fazit | 110 | ||
6. Weitere Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Bundestreue | 110 | ||
7. Zusammenfassung | 115 | ||
4. Kapitel: Die Gesetzgebung im Bundesstaat | 117 | ||
I. Die konkurrierende Gesetzgebung des Bundes gemäß Art. 72 GG in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 118 | ||
1. Art. 72 Abs. 2 GG in der Fassung von 1949 – 1994 | 118 | ||
a) Frühe Rechtsprechung | 119 | ||
b) BVerfGE 2, 213 – Straffreiheitsgesetz 1949 (Beschluss des Ersten Senates vom 22. April 1953) | 121 | ||
aa) Injustiziabilität der Bedürfnisentscheidung | 121 | ||
bb) Die Entstehungsgeschichte unter verfassungspolitischen Motiven | 123 | ||
cc) Fazit | 127 | ||
c) Weitere Rechtsprechung zu Art. 72 Abs. 2 GG a.F. | 127 | ||
d) Bewertung der Rspr. zu Art. 72 Abs. 2 GG a.F. | 131 | ||
2. Art. 72 Abs. 2 GG in der Fassung von 1994–2006 | 133 | ||
a) BVerfGE 106, 62 – Altenpflegegesetz (Urteil des 2. Senates vom 24. Oktober 2002) | 133 | ||
aa) Die Erforderlichkeitsklausel des Art. 72 Abs. 2 GG i. d.F.von 1994 | 135 | ||
(1) Umfassende Justiziabilität | 136 | ||
(2) Konkretisierung der Tatbestandsmerkmale des Art. 72 Abs. 2 GG | 139 | ||
(a) Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet | 139 | ||
(b) Wahrung der Rechtseinheit im gesamtstaatlichen Interesse | 142 | ||
(c) Wahrung der Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Interesse | 144 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Reichweite des Erfordernisses | 145 | ||
cc) Gesetzgeberischer Entscheidungsprozess und Kontrolldichte | 146 | ||
dd) Die Erforderlichkeit des Altenpflegegesetzes | 146 | ||
(1) Einheitlichkeit der Berufsausbildung | 147 | ||
(2) Kritik | 148 | ||
ee) Fazit | 151 | ||
b) Weitere Rechtsprechung zu Art. 72 Abs. 2 GG i. d.F. von 1994 – 2006 | 152 | ||
3. Zusammenfassung | 157 | ||
II. Das Zustimmungsrecht des Bundesrates gemäß Art. 84 Abs. 1 GG a.F. in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | 159 | ||
1. BVerfGE 8, 274 – Preisgesetz 1948 (Beschluss des Zweiten Senates vom 12. November 1958) | 160 | ||
a) Materielles Zustimmungsrecht des Bundesrates | 162 | ||
b) Stellungnahme zur Funktion des Art. 84 Abs. 1 GG a.F. | 163 | ||
c) Kritik | 164 | ||
d) Die Blockade im Bundesrat – Folge der Rechtsprechung? | 170 | ||
e) Fazit | 172 | ||
2. BVerfGE 37, 363 – Bundesrat (Urteil des Zweiten Senates vom 25. Juni 1974) | 173 | ||
a) Der Bundesrat – Keine zweite Kammer | 174 | ||
b) Zustimmungsgesetze als konzeptionelle Ausnahme des Grundgesetzes | 175 | ||
c) Schutzvorrichtung gegen Systemverschiebungen | 177 | ||
d) Zustimmung zu Änderungsgesetzen nur bei erneuter Systemverschiebung | 179 | ||
e) Notwendigkeiten erneuter Zustimmung | 181 | ||
f) Teilung von Gesetzesvorhaben | 181 | ||
g) Fazit | 182 | ||
3. BVerfGE 55, 274 – Ausbildungsplatzförderungsgesetz 1976 (Urteil des Zweiten Senates vom 10. Dezember 1980) | 183 | ||
a) Kompetenzverteilung im Bundesstaat | 184 | ||
b) Die Sondervoten der Richter Rottmann und Hirsch | 186 | ||
c) Doppelgesichtigkeit materieller Normen | 188 | ||
d) Fazit | 190 | ||
4. BVerfGE 105, 313 – Lebenspartnerschaftsgesetz (Urteil des Ersten Senates vom 17. Juli 2002) | 190 | ||
a) Aufteilung in materielle und verfahrensrechtliche Vorschriften während des Gesetzgebungsverfahrens | 191 | ||
b) Fazit | 194 | ||
5. Zusammenfassung | 195 | ||
5. Kapitel: Die Finanzverfassung | 198 | ||
I. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum horizontalen Länderfinanzausgleich und den Bundesergänzungszuweisungen gemäß Art. 107 Abs. 2 GG | 198 | ||
1. BVerfGE 1, 117 – Länderfinanzausgleich I (Urteil des Ersten Senates vom 20. September 1952) | 199 | ||
a) Schwächungs- und Nivellierungsverbot | 203 | ||
b) Keine Aufrechterhaltung existenzunfähiger Länder | 204 | ||
c) Fazit | 206 | ||
2. BVerfGE 72, 330 – Länderfinanzausgleich II (Urteil des Zweiten Senates vom 24. Juni 1986) | 206 | ||
a) Die bundesstaatliche Solidargemeinschaft der Länder | 208 | ||
b) Das bündische Prinzip des Einstehens füreinander – Föderative Finanzhilfe | 209 | ||
c) Spannungslage des Bundesstaatsprinzips | 210 | ||
d) Finanzkraft als Maßstab des Finanzausgleichs | 211 | ||
e) Das föderative Gleichbehandlungsgebot bei der Gewährung von Bundesergänzungszuweisungen | 212 | ||
f) Fazit | 218 | ||
3. BVerfGE 86, 148 – Länderfinanzausgleich III (Urteil des Zweiten Senates vom 27. Mai 1992) | 218 | ||
a) Bundesergänzungszuweisungen – grundsätzlich nur als Hilfe zur Selbsthilfe | 221 | ||
b) Hilfeleistungspflicht bei Haushaltsnotlagen | 222 | ||
c) Bundesergänzungszuweisungen zur Bekämpfung von Haushaltsnotlagen | 224 | ||
d) Fazit | 225 | ||
4. BVerfGE 101, 158 – Länderfinanzausgleich IV (Urteil des Zweiten Senates vom 11. November 1999) | 225 | ||
a) Maßstäbe für die Verteilung des Finanzaufkommens | 225 | ||
b) Fazit | 231 | ||
5. BVerfGE 116, 327 – Haushaltsnotlage Berlin (Urteil des Zweiten Senates vom 19. Oktober 2006) | 232 | ||
a) Sanierungshilfen – Fremdkörper innerhalb der Finanzverfassung | 232 | ||
b) Ultima-Ratio-Prinzip – bis zur Neugliederung des Bundesgebietes | 234 | ||
c) Relative und absolute Haushaltsnotlage – Ausschöpfung der eigenen Handlungsmöglichkeiten | 235 | ||
d) Erneute Aufforderung des Bundesgesetzgebers | 239 | ||
e) Signal für einen weniger solidarischen Föderalismus? | 242 | ||
f) Fazit | 247 | ||
II. Zusammenfassung | 248 | ||
Resümee | 250 | ||
Übersicht der Rechtsprechung | 255 | ||
Literaturverzeichnis | 256 | ||
Sachregister | 264 |