Wandel der Medizinkultur?
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Wandel der Medizinkultur?
Anthropologie und Tiefenpsychologie der Integrationsversorgung als Organisationsentwicklung
Schriften der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt e. V., Vol. 28
(2010)
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Frank Schulz-Nieswandt, Sozialwissenschaftler; Univ.-Professur für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen im Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) an der Universität zu Köln, dort: Studiendekan; Honorarprofessur für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, derzeit Vorstandsvorsitzender des Kuratorium Deutsche Altershilfe. Er ist Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt, federführender Herausgeber der »Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen«. Forschungsschwerpunkte: Ontologie und Anthropologie der Sozialpolitik und der genossenschaftlichen Form, Gemeinwirtschaftslehre, Altern/Gesundheit/Pflege.Abstract
Eine transsektoral unbrüchig integrierte Versorgung ist notwendig im Lichte der epidemiologischen Transition, die als Korrelat des sozio-demographischen Wandels auf die moderne Gesellschaft zukommt. Die Entwicklung dieser auf innovativen Betriebsformen beruhenden neuen Versorgungslandschaften, die Medizin, Rehabilitation, Pflege, komplementäre soziale Dienstleistungen unter Einbezug der Netzwerke umfassen müssen, bedarf entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen und ökonomische Anreizstrukturen. Doch Recht und Ökonomik sind notwendige Voraussetzungen, keine hinreichenden Bedingungen gelingender Integrationsversorgung.Vielmehr muss der Wandel zur Integrationsversorgung als ein Wandel der Medizinkultur begriffen werden. Integrationsversorgung erfordert eine andere Medizin- und Pflegeanthropologie, die praktisch gelebt werden muss. Erforderlich erscheint ein Wandel der Haltungen und Einstellungen, als ein Wandel der beruflichen Selbstkonzeptionen der Professionen.Frank Schulz-Nieswandt behandelt im Lichte der gerontologisch definierten Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels dieses zentrale Problem der Arbeit der Professionen an ihrem eigenen beruflichen Selbstkonzept als Teil einer nicht trivialen systemischen Organisationsentwicklung des Gesundheitswesens auf dem Weg zur Integrationsversorgung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Dank und Widmung | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Zugänge | 49 | ||
I. Wandel der Medizinkultur? – Ein erster Zugang | 59 | ||
II. Phänomenologie der Veranschaulichung – Ein zweiter Zugang | 74 | ||
III. Tiefen-Umwege zum Gesundheitswesen – Ein dritter Zugang | 77 | ||
IV. Vom Gesundheitswesen zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse des Gesundheitswesens – Ein vierter Zugang | 98 | ||
1. Relevanz des Blicks systemischer Organisationsforschung | 101 | ||
2. Zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse | 116 | ||
3. Zu einer philosophischen Anthropologie der Medizin | 119 | ||
4. Zurück zu einer anthropologischen Methodologie der Analyse | 127 | ||
5. Medizin im kulturellen Kontext | 146 | ||
6. Versorgungssystementwicklung | 151 | ||
7. Neue Steuerung | 162 | ||
8. Haltungswandel verantwortlicher Personen | 168 | ||
V. Ein Zwischenfazit I: Der Wandel impersonalen Lichte des Seinsmutes | 179 | ||
B. Cultural turn | 198 | ||
I. Soziale Praxis als Herausforderung in tiefengrammatischer Perspektive | 198 | ||
1. Der gesundheitspolitische Thesenkreis im engeren Sinne | 200 | ||
2. Die Struktur der Analyse | 211 | ||
3. Zur Genealogie karitativer Mentalität | 227 | ||
a) Bausteine einer strukturalen Religionsgeschichte der Sozialpolitik | 227 | ||
b) Sakrales Königtum: Heilen, Richten, Herrschen | 251 | ||
c) Liebesethik und Gemeinde-Ethos | 260 | ||
d) Religion und Wohlfahrtsstaat | 271 | ||
II. Personale Haltung und soziale Praxis | 276 | ||
1. Kulturelle Ökonomik der professionellen Begierde und die Integrationsversorgung als personal gelebte Medizinanthropologie | 276 | ||
2. Soziale Demografie und Medizinwandel | 289 | ||
a) Zwischenfazit II: Medizinwandel als betriebsmorphologischer Wandel | 290 | ||
b) Zwischenfazit III: Medizinwandel als kulturelle Mutation | 294 | ||
c) Institutionen als Kontexte der personalen Identitätsstiftung | 295 | ||
aa) Funktionalismus versus Generative Grammatik von Institutionen | 295 | ||
bb) Die Seinsvergessenheit des funktionalistischen Institutionalismus in der Ökonomie | 302 | ||
d) Strategisches Krankenhausmanagement zwischen Umwelt- und Ressourcenorientierung | 305 | ||
aa) Transaktionalistische Sicht der Organisationsentwicklung des Krankenhauses | 308 | ||
bb) Der öffentliche Non-Profit-Sektor zwischen Anreiz-Regime und intrinsischer Motivation | 314 | ||
e) Der gerontologische Bezugsrahmen: Das höhere und das hohe Alter | 327 | ||
aa) Ambivalenz | 329 | ||
bb) Heterogenität | 332 | ||
cc) Unvollständige Architektur des hohen Alters | 334 | ||
f) Passungsfähige Angebotsentwicklung: Das Beispiel der Arbeit mit Menschen mit Behinderung | 336 | ||
g) Der soziologische Bezugsrahmen: Gesellschaft als Figuration von Generationen | 348 | ||
h) Der fundamentale Bezugspunkt: Das Leben vom Tod her denken | 361 | ||
i) Zwischenfazit IV und Übergang zur weiteren Argumentation | 364 | ||
3. Medizinausbildung als Haltungswandel | 369 | ||
4. Maskulinität, Medizin, Tod: Die Genderdimension angesichts des Heldenmythos der Medizin in daseinsanalytisch-tiefenpsychologischer Sicht | 374 | ||
a) Männliche Medizin versus weibliche (mütterliche) Pflege | 375 | ||
b) Quellen des kritischen Denkens | 385 | ||
c) Medizinzynismus | 393 | ||
5. Bausteine einer zeitgemäßen Medizinanthropologie | 401 | ||
6. Integrationsmodul „Sorgearbeit der Altenpflege“ | 406 | ||
7. Vernetzte intra- und intergenerationelle Lebenswelten der Pflege in Rheinland-Pfalz | 422 | ||
8. Integrationsmodul „Sorgearbeit mit Menschen mit Behinderungen“ | 439 | ||
C. Ökonomie und Recht | 444 | ||
I. Ordnungskontext und soziale Praxis | 444 | ||
1. Der ordnungspolitische Rahmen der Integrationsversorgung: Die solidarische Wettbewerbsordnung | 445 | ||
2. Ordnungsdiskurs im Wandel | 446 | ||
3. Europarechtliche und -politische Kontexte | 451 | ||
a) Die Relevanz der europäischen Politik-Architektur | 456 | ||
b) Sozialpolitik als „geteilte Kompetenz“ | 461 | ||
c) Die DA(W)I als Rechtsmaterie geteilter Kompetenz im europäischen Mehr-Ebenen-System | 465 | ||
aa) Nationale Sozialstaaten als lernende Organisationen? Harmonisierung, Konvergenz – oder was? | 465 | ||
bb) DA(W)I und die Idee eines europäischen Sozialmodells | 469 | ||
cc) Die diskursive Konstruktion der DA(W)I | 470 | ||
(1) Daseinsvorsorge und Infrastruktureigenschaften | 470 | ||
(2) Evaluierungsziele und die OMK | 473 | ||
(3) Wirtschaftlichkeit und Marktbezogenheit | 475 | ||
d) Der Vertrag über eine Europäische Verfassung | 483 | ||
aa) Finalitätsoffenheit Europas und Konstitutionalisierung | 485 | ||
bb) Konstitutionalisierung und symbolische Integration | 487 | ||
cc) Prospektiver Rückblick: Quo vadis – Europäische Verfassung? | 490 | ||
dd) Der Europäische Reformvertrag – Ausblick | 491 | ||
4. Das Theoriekonzept der solidarischen Wettbewerbsordnung | 494 | ||
a) Wettbewerb der Versorgungsformen | 497 | ||
aa) Dualismen und Pluralismen | 498 | ||
bb) Steuerung als Generierung neuer Medizinkultur | 499 | ||
b) Differenzierung, Ungleichheit, Risiken | 499 | ||
c) Offene Fragen des Versorgungsangebotswettbewerbs im Rahmen selektiven Kontrahierens der Einzelkassen | 501 | ||
5. Ordnungstheoretisches Zwischenfazit und Entwicklungsszenarium der Sozialwirtschaft | 502 | ||
a) Marktbezogene Sozialunternehmen zwischen Gewährleistungsstaat und Wettbewerb | 503 | ||
b) Kontraktmanagement mit outcomesorientierten Qualitätskennziffern | 504 | ||
6. Kritik des Regimes des homo telos contractus | 506 | ||
a) Zur Themenkreis-übergreifenden Ambivalenz der Sozialpolitik | 507 | ||
b) Zielvereinbarungsökonomik: Kosten-Dumping oder soziale Dialogpraxis? | 509 | ||
II. Soziale Praxis als sozioökonomisches Prozessgeschehen: DRG-Regime und Phänomenologie der Risikoselektion | 514 | ||
1. Kurze Verweildauer und ökonomische Rationalität | 514 | ||
2. Problem-Phänomenologie | 515 | ||
3. Ausstehende Wirkungsforschung | 516 | ||
D. Philosophische Anthropologie sozialer Praxis | 519 | ||
I. Fazit (Befund zum Medizinwandel) und Ausblick (Philosophische Anthropologie der Sorgearbeit als Desiderat der Forschung) | 519 | ||
1. Fazit: Befunde zum Medizinwandel | 524 | ||
a) Medizinwandel: Extrinsische und intrinsische Faktoren | 526 | ||
b) Eigenschaften einer neuen Medizinkultur | 532 | ||
c) Neu-Codierung der Genderdimension des Problems | 532 | ||
d) Laborwerte und „personale Mitte“: Unromantische Ganzheitsorientierung | 534 | ||
e) Gadamers „Apologetik des Schmerzes“: Die Entbergung des Verborgenden | 535 | ||
2. Ausblick: Philosophische Anthropologie der Sorgearbeit als Desiderat der Forschung | 538 | ||
a) Lebenslauf und Scheitern | 539 | ||
b) Eine entwicklungspsychologische Theorie der Sozialpolitk | 543 | ||
c) Normative Programmcodes der Sozialpolitik | 552 | ||
d) Dialogische Existenz | 564 | ||
aa) Ontologie der Gabe | 565 | ||
bb) Transzendentale Sozialpraxis | 569 | ||
e) Praktische Sozialpolitik im Lichte einer Ontologie der Kategorien der Sorge, der Gabe und der Liebe | 569 | ||
aa) Liebesethik und eine Theologisierung der Sozialpolitikbegründung? | 575 | ||
bb) „Wahrheit des Mythos“ als „Arbeit am Mythos“ | 581 | ||
cc) Wie umgehen mit dem Scheitern der Person? | 586 | ||
f) Emanzipatorischer Essenzialismus | 588 | ||
g) Welchem figurativen Typus werden die Generationenbeziehungen folgen? | 589 | ||
II. Schluss: Erträge der Multidisziplinarität und ihrer kulturwissenschaftlichen Klammer | 610 | ||
1. Gerontologie und Humanismus | 613 | ||
a) Humanistische Gerontologie | 614 | ||
b) Neuronale Voraussetzungen und generative Praxis symbolischer Interaktionen | 619 | ||
c) Theoriesynthese und System der Transzendentalien | 621 | ||
2. Professionen, Ethik, philosophische Anthropologie | 625 | ||
Literaturverzeichnis | 632 | ||
Sachverzeichnis | 835 |