Actiones suas praestare debet
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Actiones suas praestare debet
Die Last zur Klagenabtretung an den Ersatzpflichtigen und dessen Eigentumserwerb - Römischrechtliche Grundlagen des Zessionsregresses nach § 255 (1. Fall) BGB
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 146
(2010)
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Abstract
Wer Schadensersatz für den Verlust einer Sache schuldet, kann gemäß § 255 Satz 1 BGB vom Ersatzberechtigten verlangen, daß dieser ihm seine Ansprüche abtrete, die er aufgrund seines Eigentums gegen Dritte hat. Die im Schadensersatzrecht angesiedelte Vorschrift ermöglicht dem Ersatzpflichtigen einen Regress gegen den Drittschuldner aus der abgetretenen Forderung. Die BGB-Vorschrift geht über das beneficium cedendarum actionum des Gemeinen Rechts und diverse partikularrechtliche Vorbilder zurück auf die Quellen des klassischen römischen Rechts. Die Exegese der vielfältigen Fallkonstellationen der Quellen bildet den Schwerpunkt der Publikation. Jan Ulrich Wacke erörtert hier insbesondere die Ausnahmen vom Zessionszwang, die Übereignungswirkung der Abtretung und den Verbleib des Anspruchs auf die Diebstahlsstrafe aus der actio furti. Der Autor bettet die Exegese ein in eine vergleichende Darstellung der Probleme des geltenden Rechts, zu denen er mittels genauer Analyse der Entstehungsgeschichte und der Interessenlage Lösungsvorschläge erarbeitet.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
I. Der gesetzliche Ausgleich des Interessenkonflikts | 15 | ||
II. Alternative Lösungswege | 16 | ||
III. Offene Fragen | 18 | ||
IV. Überblick über den Gang der Darstellung | 22 | ||
V. Gegenwärtiger Stand der Forschung | 23 | ||
1. Kapitel: Überblick über den Anwendungsbereich und die Funktion des § 255 BGB nach dem aktuellen Streitstand | 25 | ||
§ 1 Das umstrittene Grundverständnis der Norm und ihr Anwendungsbereich | 25 | ||
I. Der erste Fall des § 255 BGB: Die Haftung für den Verlust fremder Sachen | 26 | ||
1. Die engste Auslegung der Norm: Beschränkung auf den Besitzverlust bei Fortexistenz der Sache | 26 | ||
2. Anwendbarkeit des § 255 BGB auch bei fortbestehenden Surrogatansprüchen | 30 | ||
3. Anwendbarkeit des § 255 BGB auch hinsichtlich konkurrierender Schadensersatzansprüche | 31 | ||
II. Der Anwendungsbereich der zweiten Variante von § 255 BGB | 36 | ||
III. Analoge Anwendung der Vorschrift als Regreßregel | 37 | ||
IV. Wichtige Urteile des BGH zum Anwendungsbereich des § 255 BGB | 38 | ||
V. Zusammenfassung | 47 | ||
§ 2 Zur Rechtsfolgenseite: Bewirkt die Abtretung einen (endgültigen) Übergang des Eigentums an der verlorenen Sache bzw. des beeinträchtigten Rechts auf den Entschädigenden? | 48 | ||
I. Im Fall des Sachverlusts (§ 255 – 1. Fall – BGB) | 48 | ||
1. Die Lehre von der schlichten Abtretung ohne Übereignungswirkung | 48 | ||
2. Die Theorie von der Abtretung mit Übereignungswirkung nach § 931 BGB | 52 | ||
a) Die Lehre vom endgültigen Abandon | 52 | ||
b) Die Lehre vom vorläufigen Abandon | 54 | ||
II. Die Abandonfrage bei § 255 Fall 2 BGB | 55 | ||
III. Zusammenfassung | 56 | ||
2. Kapitel: Überblick über die Gesetzgebungsgeschichte, über partikularrechtliche Vorbilder und die gemeinrechtlichen Lehren | 58 | ||
§ 3 Entstehungsgeschichte zu § 255 BGB | 58 | ||
§ 4 Partikularrechtliche Vorbilder | 61 | ||
§ 5 Die Lehren des gemeinen Rechts | 62 | ||
I. MÜHLENBRUCH und VON VANGEROW | 62 | ||
II. WINDSCHEID | 66 | ||
III. FRIEDRICH MOMMSEN | 67 | ||
IV. Die Lehre vom Anspruchsübergang auch ohne Zession | 67 | ||
3. Kapitel: Die Fälle des Römischen Rechts zur Forderungsabtretung bei der Haftung für Sachverlust | 69 | ||
§ 6 Plan der folgenden Darstellung | 69 | ||
§ 7 Die Klagenabtretung an den Vindikationsbeklagten | 70 | ||
I. Überblick | 70 | ||
II. Paulus D. 6,1,21: Fahrlässiger Verlust der tatsächlichen Sachherrschaft nach der litis contestatio | 73 | ||
III. Keine Klagenzession bei dolosem Besitzverlust | 82 | ||
1. Paulus D. 6,1,69 | 82 | ||
2. Weitere Quellen zum dolosen Besitzverlust | 86 | ||
III. Papinian D. 6,1,63 (Anfang): Bestätigung des Unterschieds zwischen fahrlässigem und dolosem Besitzverlust | 89 | ||
IV. Qui liti se optulit | 95 | ||
1. Zur Frage nach dem Haftungsgrund bei der oblatio liti | 96 | ||
2. Zur Frage nach einer Klagenzession an den liti se offerens | 106 | ||
V. Zusammenfassung zur Klagenzession an den Vindikationsbeklagten | 108 | ||
§ 8 Exkurs: Die Durchführung der Zession | 109 | ||
§ 9 Keine Klagenzession im Rahmen der condictio furtiva? | 114 | ||
I. Julian D. 13,1,14,1: Keine Pflicht des Klägers zur Sicherheitsleistung | 115 | ||
II. Pomponius D. 47,2,9,1: Kein Verzicht des Klägers auf die konkurrierende rei vindicatio | 119 | ||
III. Zusammenfassung | 121 | ||
§ 10 Die Klagenabtretung im Rahmen der actio servi corrupti | 122 | ||
§ 11 Klagenabtretung im Rahmen der Haftung des Reeders (D. 4,9,6,4) | 133 | ||
I. Ermittlung der konkurrierenden Klagen für den Fall der Sachbeschädigung | 135 | ||
II. Ermittlung der konkurrierenden Klagen im Fall des Diebstahls | 139 | ||
III. Unterschiede der actio in factum adversus nautas zur zivilen actio furti bzw. damni iniuriae hinsichtlich der Anspruchsvoraussetzungen | 143 | ||
IV. Erläuterung der von Paulus erwähnten exceptiones | 144 | ||
V. Zur Klagenzession selbst | 155 | ||
VI. Abgrenzung des Fragments gegen die Fälle der Klagenzession bei der Haftung für Sachverlust | 158 | ||
§ 12 Die Klagenabtretung bei der Haftung für Sachverlust aus der Führung fremder Geschäfte (insbesondere negotiorum gestio) | 160 | ||
I. Paulus D. 47,2,54(53),3: Zur Haftung des Geschäftsführers, des Scheinvormunds und des Tutors | 160 | ||
II. Papinian D. 47,2,81(80),7: Zur Haftung des Geschäftsherrn | 163 | ||
§ 13 Exkurs: Übergang und Abtretung der actio furti an den Haftenden | 168 | ||
I. Der Übergang der actio furti auf den Ersatzpflichtigen im Falle seiner Haftung für custodia | 169 | ||
II. Kein Erwerb der actio furti bei eigenem dolosen Verhalten | 178 | ||
III. Ablehnung der Aktivlegitimation eines bestohlenen Diebes | 181 | ||
IV. Übergang der actio furti auf den Ersatzpflichtigen im Falles einer Haftung für culpa: eine spätklassische Entwicklung | 185 | ||
1. (Julian-/Celsus-)Ulpian D. 47,2,14,10: Versagung der Aktivlegitimation zur actio furti von Hausvater und Bürgen des Kommodatars | 187 | ||
2. Ulpian D. 47,2,14,11: Die actio furti des verklagten Prekaristen | 200 | ||
3. Ulpian D. 47,2,14,12: Die actio furti des conductor | 206 | ||
4. Weitere Argumente für die Aktivlegitimation des Haftenden zur actio furti bei Einstandspflicht für culpa | 208 | ||
V. Bloßes Recht auf Abtretung der actio furti im Falle der berechtigten Detention sine voluntate domini: Paulus D. 47,2,86(85) und D. 47,2,54(53),3 | 211 | ||
VI. Keine Abtretung der actio furti an den Haftenden ohne vormalige Sachgewalt: Paulus D. 47,2,86(85) und Papinian D. 47,2,81(80),7 | 219 | ||
VII. Kann der Eigentümer dem zur actio furti aktivlegitimierten Haftenden das Recht auf die Strafsumme entziehen? | 228 | ||
1. Erwerb der actio furti durch den Eigentümer vor der Einziehung der Strafsumme durch den Haftenden | 228 | ||
a) Verzicht des Eigentümers auf die Ersatzpflicht vor der Inanspruchnahme des Haftenden | 228 | ||
(1) Klassisches Recht | 228 | ||
(2) Justinianisches Recht | 229 | ||
b) Rückzahlung der Entschädigung nach der Inanspruchnahme des Haftenden? | 230 | ||
(1) Justinianisches Recht | 230 | ||
(2) Klassisches Recht | 232 | ||
2. Anspruch des Eigentümers auf Auskehrung der durch den Haftenden eingezogenen Diebstahlsstrafe? | 235 | ||
a) Klassisches Recht | 235 | ||
(1) Die Rechtslage vor der Inanspruchnahme des Haftenden auf die Entschädigungsleistung | 236 | ||
(2) Kein Anspruch auf Auskehrung der Strafsumme nach der Inanspruchnahme des Haftenden auf die Ersatzleistung | 242 | ||
b) Justinianisches Recht | 242 | ||
3. Zusammenfassung zum klassischen Recht hinsichtlich der Frage nach dem endgültigen Verbleib der poena furti | 244 | ||
VIII. Zusammenfassung zur Übertragung der actio furti auf den Haftenden | 244 | ||
§ 14 Die Klagenabtretung im Rahmen vertraglicher Haftung für den Verlust einer fremden Sache | 250 | ||
I. Labeo D. 19,2,60,2 | 250 | ||
II. Gaius D. 19,2,25,8 | 265 | ||
III. Marcellus D. 42,1,12 | 266 | ||
IV. Zusammenfassung zur Klagenzession bei vertraglicher Haftung | 268 | ||
§ 15 Zur Frage des Eigentumsüberganges auf den haftenden Sachschuldner | 268 | ||
I. Der Eigentumsübergang im Falle des reus contumax | 270 | ||
II. Ein Eigentumsübergang auch bei der Haftung für Besitzverlust? | 284 | ||
1. Folgerungen aus der Klageformel der actio Publiciana | 284 | ||
2. Bestätigung durch Paulus D. 6,1,46 und 47 | 289 | ||
3. Keine zwingende Folgerung aus der dem Beklagten zu leistenden cautio de restituendo | 290 | ||
4. Fragmente (außer Papinian D. 6,1,63), die das (Wieder)Auftauchen der Sache in der Hand des Gläubigers behandeln | 293 | ||
5. Das Rätsel Papinian D. 6,1,63 (2. Teil) | 298 | ||
III. Zusammenfassung zur Frage des Eigentumsüberganges | 317 | ||
§ 16 Die Verweigerung der Klagenzession im Rahmen der Vindikation bei dolos herbeigeführtem Besitzverlust (erneut zu Paulus D. 6,1,69) | 320 | ||
I. Paulus versus Marcellus: eine alte crux interpretationis | 320 | ||
II. Zusammenfassung (zugleich Ergänzung der Zusammenfassung zu § 12) | 333 | ||
§ 17 Zusammenfassung zum 2. und 3. Kapitel | 334 | ||
I. Drei einflußreiche Lehrmeinungen im gemeinen Recht | 334 | ||
II. Der Grundsatz der Klagenzession an den auf Schadensersatz haftenden Herausgabeschuldner und seine Ausnahmen im klassischen Recht | 335 | ||
III. Weitere Fälle der Klagenzession bei Leistung von Wertersatz für eine verlorene Sache | 338 | ||
IV. Die Durchsetzung des Zessionszwanges | 338 | ||
V. Der Sonderfall der actio furti | 339 | ||
VI. Zum Umfang der abzutretenden Klagen | 341 | ||
VII. Der Erwerb prätorischen Eigentums durch den zessionsberechtigten Ersatzpflichtigen | 342 | ||
VIII. Die Rückabwicklung zugunsten des zessionsberechtigten Ersatzpflichtigen beim Wiederauftauchen der Sache in der Hand des Entschädigten | 344 | ||
IX. Die Rechtslage bei Entschädigungspflicht ohne ein Recht auf Klagenzession | 345 | ||
4. Kapitel: Schluß | 347 | ||
§ 18 Ausblicke auf das geltende Recht | 347 | ||
I. Anwendungsbereich des § 255 (1. Fall) BGB | 347 | ||
1. Untersuchung der Gesetzgebungsmaterialien zum BGB | 348 | ||
2. Folgerungen aus den Lehren des gemeinen Rechts? | 353 | ||
3. Aufschluß aus den Quellen des römischen Rechts? | 356 | ||
4. Entscheidung aufgrund systematischer Erwägungen zur Abgrenzung zwischen § 255 BGB und der Gesamtschuld | 360 | ||
II. Zur Frage des Eigentumsüberganges und des Abandon | 363 | ||
1. Gesetzgebungsgeschichte | 364 | ||
2. Indizwirkung des römischen Rechts für die Annahme einer endgültigen Übereignung im Regelfall | 368 | ||
3. Im geltenden Recht begründete Argumente für die Annahme einer endgültigen Übereignung | 372 | ||
4. Gibt es Ausnahmen von der Zessionspflicht? | 374 | ||
III. Zusammenfassung des Interpretationsvorschlags zum geltenden Recht | 377 | ||
Literaturverzeichnis | 379 | ||
Ausgaben und Übersetzungen des Corpus iuris civilis | 392 | ||
Ausgaben und Übersetzungen sonstiger Quellen | 392 | ||
Quellenregister | 393 | ||
Sachregister | 399 |