Die Annäherung des Freien Arztberufes an das Gewerbe
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Die Annäherung des Freien Arztberufes an das Gewerbe
Eine verfassungs-, sozial- und berufsrechtliche Untersuchung
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 8
(2007)
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Abstract
Von jeher wird der ärztliche Stand mit den Begriffen Humanität und Wissenschaft in Verbindung gebracht. Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Patient sowie Besonderheiten in der Honorierung ärztlicher Kunst haben dazu geführt, dass der Arztberuf traditionell als der Inbegriff des Freien Berufes betrachtet wird. In einem immer komplexer werdenden öffentlich-rechtlich dominierten Gesundheitswesen wirft die Frage nach dem Fortbestand ärztlicher Freiberuflichkeit jedoch erhebliche Probleme auf.Das ärztliche Berufsbild ist ebenso wie das ihm zugrunde liegende Ethos einem massiven Wandel unterworfen. So ist es für die meisten Mediziner wirtschaftlich unumgänglich geworden, an der vertragsärztlichen Versorgung teilzunehmen. Sie unterliegen dadurch einer Vielzahl sozial- und berufsrechtlicher Restriktionen, die auch und gerade im Bereich der degressiven Honorierung ihre Wirkungen entfalten. Die Annäherung an klassische Gewerbeberufe ist kaum noch zu übersehen.Es ginge daher fehl, den Arzt nur deshalb zum Freiberufler qualifizieren zu wollen, weil seine Ziele altruistisch motiviert und nicht vorrangig auf die Erzielung finanzieller Gewinne gerichtet sind. Die ärztliche Tätigkeit ist wie die eines Gewerbetreibenden auf Erwerb und damit auf die Erzielung eines Markteinkommens gerichtet - trotz der Besonderheiten des Gutes Gesundheit. Auch dessen Ausschüttung steht nicht außerhalb marktwirtschaftlicher Betrachtungen.Diese Ökonomisierung spiegelt sich auch in der Arzt-Patienten-Beziehung wider, die sich vom Paternalismus zu einem kostenoptimierten Dienstverhältnis zwischen Leistungsanbieter und gleichberechtigtem Gesundheitskunden entwickelt hat. Vor diesem Hintergrund wird auch die Frage virulent, inwieweit ärztliche Kooperationen sich mit dem freiberuflichen Charakter des Arztberufes vereinbaren lassen. Neben den bereits etablierten Kooperationsformen sollte daher auch die gemeinsame ärztliche Berufsausübung in der Form einer Kapitalgesellschaft zugelassen werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
A. Wandel des ärztlichen Berufsbildes | 21 | ||
I. Einführung in die Problematik | 21 | ||
II. Historische Entwicklung | 25 | ||
1. Der Weg zur Einheit des Arztberufes | 25 | ||
a) Vom Quasi-Beamten zum Gewerbetreibenden | 26 | ||
b) Von der Gewerbetätigkeit zur anerkannten Freiberuflichkeit | 27 | ||
2. Freiberuflichkeit und ärztliches Selbstverständnis | 28 | ||
a) Schwierigkeiten bei der Begriffsbestimmung der Freien Berufe | 29 | ||
aa) Von den freien Künsten zu den Freien Berufen | 29 | ||
bb) Der Freie Beruf als Rechtsbegriff | 31 | ||
(1) Der berufsrechtliche Begriff der Freien Berufe | 32 | ||
(2) Der steuerrechtliche Begriff der Freien Berufe | 32 | ||
cc) Der (nicht) gewerbliche Charakter der Freien Berufe | 35 | ||
dd) Freie Berufe als Typus | 36 | ||
b) Typische Wesensmerkmale der Freien Berufe | 37 | ||
aa) Fachliche und sachliche Unabhängigkeit | 37 | ||
bb) Besondere Verantwortung für das Gemeinwohl | 38 | ||
cc) Besonderes Vertrauensverhältnis | 39 | ||
dd) Persönliche Leistungserbringung | 40 | ||
ee) Fachliche Vorbildung | 41 | ||
ff) Fehlen des Gewinnstrebens | 42 | ||
c) Unterscheidung zwischen Berufsstand und Berufsangehörigen | 43 | ||
3. Grundrechtlicher Schutz der ärztlichen Tätigkeit | 44 | ||
a) (Privat-)Arzt in freier Praxis | 45 | ||
b) Ärzte als Arbeitnehmer | 45 | ||
c) Verbeamtete Ärzte | 46 | ||
d) Vertragsarzt | 46 | ||
III. Gesellschaftliche Bedeutung des freien Arztberufes | 48 | ||
1. Freie Berufe als Wirtschaftsfaktor | 49 | ||
2. Die öffentliche Aufgabe des Arztes | 50 | ||
3. Wahrung der medizinischen Ethik | 51 | ||
B. Berufsethos und modernes Gesundheitssystem | 55 | ||
I. Gemeinwohlorientierung | 55 | ||
II. Zurückstellen des Gewinnstrebens | 57 | ||
1. Kritik an der Altruismusthese | 58 | ||
2. Annäherung an das Gewerbe | 59 | ||
3. Sonderstatus aufgrund des Berufs- und Standesrechts | 60 | ||
a) § 1 Abs. 2 BÄO | 61 | ||
aa) Keine Regelung der Berufszulassung | 61 | ||
bb) Keine Regelung des Handelsrechts | 62 | ||
b) § 1 Abs. 1 S. 2 MBO-Ä | 62 | ||
aa) Reichweite des Satzungsrechts der Ärztekammern | 62 | ||
bb) Regelung zur Berufsausübung für Kammerangehörige | 63 | ||
(1) Kassenarzthonorare | 64 | ||
(2) Kaufpreis von Arztpraxen | 65 | ||
III. Rückkopplung und Patientenverantwortung | 66 | ||
1. Das ethische Vermögen des Patienten | 67 | ||
2. Koppelung an das ärztliche Berufsethos | 68 | ||
3. Zwischenergebnis | 68 | ||
C. Rechtliche Bindung des Arztberufes | 70 | ||
I. Freie Berufsausübung und gesetzliche Reglementierung | 72 | ||
1. Europarecht | 73 | ||
2. Verfassungsrecht | 76 | ||
3. Standes- und Berufsrecht | 78 | ||
a) Formelle Gesetze | 78 | ||
b) Materielle Gesetze | 79 | ||
c) Ethik | 79 | ||
4. Wechselwirkungen zwischen Fremd- und Selbstkontrolle | 80 | ||
a) Staatliches ärztliches Berufsrecht | 80 | ||
aa) Kompetenzverteilung | 80 | ||
(1) Berufszulassung | 81 | ||
(2) Berufsausübung | 81 | ||
bb) Einzelfälle staatlicher Beschränkung | 82 | ||
(1) Mittelbare Eingriffe in die Berufsfreiheit am Beispiel von Pflichtmitgliedschaften in ständischen Versorgungswerken | 82 | ||
(2) Unmittelbare Eingriffe in die Berufsfreiheit am Beispiel der Zwangsmitgliedschaft in der Ärztekammer | 83 | ||
(3) Besondere Reglementierung vertragsärztlicher Tätigkeit | 84 | ||
(a) Grundprinzipien der GKV | 85 | ||
(aa) Solidarprinzip | 86 | ||
(bb) Sachleistungsprinzip | 86 | ||
(b) Rechtsbeziehungen zwischen Vertragsarzt und Kassenpatient | 88 | ||
(aa) Vertragskonzeption | 88 | ||
(bb) Versorgungskonzeption | 89 | ||
(cc) Stellungnahme und Zwischenergebnis | 90 | ||
(c) Vertragsarzt und öffentlich-rechtliches Gesundheitssystem | 91 | ||
(d) Die Kassen(zahn)ärztlichen Vereinigungen | 93 | ||
(e) Freiberuflichkeit im vertragsärztlichen Leistungs- und Vergütungssystem | 94 | ||
(aa) Budgets im System der GKV | 95 | ||
(α) Besonderheiten des Budgetbegriffs im SGB V | 95 | ||
(β) Auswirkung auf die Freiheit der Berufsausübung | 96 | ||
(bb) Angemessenheit der Vergütung | 97 | ||
(α) Objektives Gebot statt subjektivem Anspruch | 98 | ||
(β) Ausgestaltung durch die Vertragsparteien | 99 | ||
(χ) Berechnungsmethoden | 101 | ||
(δ) Risikoverteilung | 102 | ||
(cc) Zulässigkeit der Beschränkung | 103 | ||
(α) Budgets als zulässige Gestaltungsform | 104 | ||
(β) Grundrechtsrelevanz der Vergütungsregelungen | 105 | ||
(χ) Risikoverlagerung als Sonderopfer | 106 | ||
(δ) Rechtfertigung des Sonderopfers | 109 | ||
(dd) Zwischenergebnis und Auswirkungen in der Praxis | 114 | ||
(f) Sozialgesetzgebung und Therapiefreiheit | 116 | ||
(aa) Dokumentation und Verwaltung | 118 | ||
(bb) Therapiefreiheit und medizinischer Dienst | 119 | ||
(g) Standardisierung ärztlicher Berufsausübung als Mittel zur Qualitätssicherung | 120 | ||
(aa) Der Begriff des medizinischen Standards | 122 | ||
(bb) Begriff und Funktionsweise von Richt- und Leitlinien | 123 | ||
(cc) Rechtsnatur und Bindungswirkung | 124 | ||
(α) Sozialrechtliche Verbindlichkeit | 128 | ||
(β) Haftungsrecht | 130 | ||
(dd) Zwischenergebnis | 131 | ||
(h) Ärztliches Inkasso und Praxisgebühr | 132 | ||
(aa) Private Indienstnahme als Berufsausübungsregelung | 134 | ||
(bb) Verfassungsmäßigkeit des Eingriffs | 135 | ||
b) Ärztliches Standesrecht | 138 | ||
aa) Wesen und Bedeutung der ärztlichen Selbstverwaltung | 139 | ||
(1) Aufgabenvielfalt und Ambivalenz | 140 | ||
(2) Politisches und gesellschaftliches Umfeld | 141 | ||
bb) Veränderungen und Ökonomisierung des standesrechtlichen Selbstverständnisses am Beispiel des Werbeverbots | 143 | ||
(1) Europarechtliche Grundlagen | 143 | ||
(2) Formelle Verfassungsmäßigkeit | 144 | ||
(3) Materielle Verfassungsmäßigkeit | 145 | ||
(4) Liberalisierung des standesrechtlichen Werbeverbotes | 148 | ||
c) Effektivität von Selbstregulierung und Staatskontrolle | 150 | ||
II. Auswirkung auf die ärztliche Freiberuflichkeit | 150 | ||
1. Beschränkung freier vertragsärztlicher Berufsausübung durch Marktregulierungen im Gesundheitswesen | 151 | ||
a) Wirtschaftliche Ausgangslage | 152 | ||
b) Leistungsrationierung im System der GKV | 154 | ||
aa) Rationalisierung versus Rationierung | 154 | ||
bb) Rationierung auf der Makroebene | 157 | ||
cc) Rationierung auf der Mikroebene | 157 | ||
c) Regulierung von Angebot und Nachfrage | 159 | ||
aa) GKV-finanzierte Krankenbehandlung | 161 | ||
(1) Die öffentlich-rechtliche Aufgabe des Vertragsarztes | 162 | ||
(2) Umsetzung des Leistungskataloges durch den Vertragsarzt | 163 | ||
(a) Sicherstellungsauftrag und Behandlungspflicht | 163 | ||
(b) Rechtsprechung des Bundessozialgerichts | 164 | ||
(c) Kritik und Konsequenzen für die ärztliche Freiberuflichkeit | 165 | ||
bb) Behandlung außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung | 169 | ||
cc) IGeL-Leistungen und kommerzieller Gesundheitsmarkt | 170 | ||
(1) Qualität und Transparenz | 172 | ||
(a) Definition medizinischer Qualität | 172 | ||
(b) Mangelnde Objektivierbarkeit | 173 | ||
(2) Bedeutung ärztlicher Information | 174 | ||
(a) Wandel des Gesundheitsmarktes | 175 | ||
(b) Marketing als Instrument der Qualitätssicherung | 177 | ||
(aa) Patientenschutz und Eigenverantwortung | 177 | ||
(bb) Leistungsnachfrage und Kostenentwicklung | 179 | ||
(3) Gewinnerzielung | 181 | ||
2. Freiberufliche Zusammenschlüsse | 183 | ||
D. Gemeinschaftliche ärztliche Berufsausübung | 185 | ||
I. Notwendigkeit und Vorteile ärztlicher Zusammenarbeit | 186 | ||
1. Fortschreitende medizinische und technische Entwicklung | 187 | ||
2. Spezialisierung | 187 | ||
II. Grundformen des Zusammenschlusses | 189 | ||
1. Der Begriff der Arztpraxis | 189 | ||
2. Grundtypen ärztlicher Kooperation | 190 | ||
a) Berufsausübungsgemeinschaften | 191 | ||
b) Organisationsgemeinschaften | 192 | ||
3. Integrierte Versorgung | 192 | ||
a) Selektive Exklusivverträge | 196 | ||
b) Praxisnetze | 198 | ||
III. Rechtsformen nach Maßgabe des Zivil- und Gesellschaftsrechts | 202 | ||
1. Die Praxisgemeinschaft | 202 | ||
a) Nicht dem Gesellschaftsrecht zuzuordnende Zusammenschlüsse | 202 | ||
aa) Nutzungsüberlassung | 202 | ||
bb) Bruchteilsgemeinschaft | 203 | ||
b) Gesellschaft bürgerlichen Rechts | 203 | ||
c) Handelsgesellschaften | 204 | ||
d) Organisationsformen des Ärztehauses | 205 | ||
2. Die Gemeinschaftspraxis | 206 | ||
a) Organisation als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts | 206 | ||
aa) Fachgleiche Gemeinschaftspraxis | 207 | ||
bb) Fachübergreifende Gemeinschaftspraxis | 207 | ||
cc) Job-Sharing | 209 | ||
b) Alternative Gesellschaftstypen | 210 | ||
aa) Personenhandelsgesellschaften am Beispiel der OHG | 210 | ||
bb) Kapitalgesellschaften | 212 | ||
c) Die Sonderform der freiberuflichen Partnerschaftsgesellschaft | 213 | ||
aa) Rechtliche Selbständigkeit der Partnerschaftsgesellschaft | 214 | ||
bb) Berufsrechtsvorbehalt | 214 | ||
IV. Zulässigkeit und Grenzen berufsrechtlicher Beschränkungen | 215 | ||
1. Ärztliche Kooperation und freiberufliche Tätigkeit | 215 | ||
a) Vertrauensverhältnis und persönliche Leistungserbringung | 216 | ||
b) Fachliche und sachliche Selbständigkeit | 216 | ||
aa) Praxisgemeinschaft | 216 | ||
bb) Gemeinschaftspraxis | 217 | ||
(1) Fachgleiche und fachübergreifende Gemeinschaftspraxis | 217 | ||
(2) Job-Sharing | 218 | ||
(a) Leistungsbeschränkung als Ordnungsinstrument | 218 | ||
(b) Auswirkung auf die Freiberuflichkeit | 220 | ||
2. Zusammenschlussverbote am Beispiel der GmbH | 221 | ||
a) Zulässigkeit von GmbHs als Anbieter ambulanter heilkundlicher Leistungen | 223 | ||
aa) Legitimer Gesellschaftszweck | 224 | ||
bb) Berufsrechtliche Vorbehalte | 224 | ||
(1) Bundesärzteordnung | 224 | ||
(2) Heilberufs- und Kammergesetze | 226 | ||
(a) Unverhältnismäßiger Eingriff in Berufsfreiheit | 227 | ||
(b) GmbH-Anstellung als Niederlassung in eigener Praxis | 230 | ||
(aa) Traditionelle Definition der Niederlassung | 230 | ||
(bb) Erweiterung des Niederlassungsbegriffs | 231 | ||
(c) Zwischenergebnis | 235 | ||
b) Praktische Relevanz | 236 | ||
E. Zusammenfassung und Thesen | 238 | ||
Literaturverzeichnis | 244 | ||
Sachwortverzeichnis | 258 |