Mitbestimmung und Niederlassungsfreiheit
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Mitbestimmung und Niederlassungsfreiheit
Folgen der Einführung der Societas Europaea für die Vereinbarkeit paritätischer Unternehmensmitbestimmung mit Europäischem Recht
Beiträge zum Europäischen Wirtschaftsrecht, Vol. 46
(2008)
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Abstract
Im Oktober 2001 führte der Europäische Gesetzgeber die erste europaweit verfügbare Gesellschaft, die Europäische Gesellschaft (SE) ein. Im Lichte der strengen Vorgaben zur SE, insbesondere im Hinblick auf die Ausgestaltung ihrer Unternehmensmitbestimmung, stellt sich die Frage nach der Vereinbarkeit paritätischer Mitbestimmung mit Europäischem Recht. Sie findet nach dem Willen des Europäischen Gesetzgebers nunmehr auch auf SE mit deutscher Beteiligung Anwendung. Durch ein komplexes Zusammenwirken von europäischen und deutschen Normen wird sie so zur Rückfallebene im Fall des Scheiterns einer Einigung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern über Form und Umfang der Mitbestimmung in der "deutschen" SE. Der Niederlassungsvorgang fällt hierbei in den Anwendungsbereich der Europäischen Niederlassungsfreiheit, da er bei Gründung einer SE in allen Fällen die von Art. 43 EG statuierten Vorgaben erfüllt. Unter Beachtung der Rechtsprechung des EuGH zur Verhältnismäßigkeit einer freiheitsbeschränkenden Maßnahme muss die Rechtfertigung eines Eingriffs ausscheiden, da es den Regelungen des MitbestG sowohl an Geeignetheit als auch an der vom EuGH kombinierten Erforderlichkeit / Angemessenheit fehlt. Eine europarechtskonforme Auslegung der Vorschriften des MitbestG kommt nach den prohibitiven Aussagen des BVerfG im "Mitbestimmungsurteil" indessen nicht in Betracht, weshalb die relevanten Vorschriften des MitbestG europarechtswidrig sind. Sie sollten abgeschafft und durch ein einheitliches Mitbestimmungsgesetz auf Grundlage des DrittelbG ersetzt werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 1 | ||
Inhaltsübersicht | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abbildungsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 10 | ||
A. Einführung | 11 | ||
I. Mitbestimmung in Europa | 14 | ||
II. Anreize zur Gründung einer SE | 18 | ||
1. Ökonomische Vorteile | 19 | ||
2. Psychische Vorteile | 24 | ||
B. Gesetzliche Grundlagen zur SE-Gründung und SE-Mitbestimmung | 26 | ||
I. Gründungsszenarien für die SE | 26 | ||
1. Originäre Primärgründung einer SE | 26 | ||
2. Derivative Sekundärgründung einer SE | 27 | ||
3. Zusammenfassung und Übersicht | 30 | ||
II. Ausgestaltung der Mitbestimmungsregelungen für die SE | 30 | ||
1. Zugrunde gelegte Mitbestimmungsmodelle | 30 | ||
2. Vorrang der Verhandlungslösung | 32 | ||
3. Auffangregelung bei Nichteinigung | 34 | ||
a) Eingreifen der Auffangregelung | 34 | ||
aa) Originäre Primärgründung einer SE | 35 | ||
bb) Derivative Sekundärgründung einer SE | 36 | ||
cc) Zusammenfassung und Übersicht | 40 | ||
b) Inhalt der Auffangregelung | 41 | ||
4. Zwischenergebnis | 43 | ||
C. Vereinbarkeit paritätischer Mitbestimmung in der SE mit europäischem Recht | 45 | ||
I. Ausgangspunkt der Überlegung | 45 | ||
II. Bestandsaufnahme – Benachteiligung deutscher Unternehmen bei der SE-Gründung? | 47 | ||
1. Wirkungen der Mitbestimmung | 48 | ||
a) Vorteile unternehmerischer Mitbestimmung | 48 | ||
b) Ausgestaltung der Verhandlungslösung | 51 | ||
aa) Dauer und Unsicherheiten des Verhandlungsverfahrens | 51 | ||
bb) Fehlender Verhandlungsspielraum | 55 | ||
cc) Ungleiche Anforderungen an die Abstimmungen des bVG | 56 | ||
dd) Mangelnder Einigungswille des bVG | 58 | ||
(1) Folgen der Minderung des Gewerkschaftseinflusses | 58 | ||
(2) Asymmetrische Verteilung der Verhandlungsmacht | 60 | ||
ee) Verhinderung von Fusionsplänen | 63 | ||
ff) Vergleich mit dem Verhandlungsverfahren des EBR | 65 | ||
gg) Ergebnis zur Ausgestaltung der Verhandlungslösung | 66 | ||
c) Fragen der Corporate Governance | 67 | ||
aa) Unabhängigkeit der Mitglieder von Gesellschaftsorganen | 68 | ||
bb) Effektivität der Unternehmenskontrolle und -leitung | 71 | ||
(1) Größe des Kontrollorgans | 71 | ||
(2) Internationale Zusammensetzung des Kontrollorgans | 74 | ||
(3) Informationsasymmetrie zulasten des Kontrollorgans | 76 | ||
(4) Bürokratisierung von Entscheidungsprozessen | 79 | ||
cc) Professionalität der Unternehmenskontrolle bzw. -leitung | 81 | ||
dd) Zwischenergebnis zur Corporate Governance | 83 | ||
d) Strukturkonservierende Wirkung | 83 | ||
e) Zwischenergebnis zu den Wirkungen der Mitbestimmung | 86 | ||
2. Auswirkung auf die SE-Gründung | 89 | ||
3. Zusammenfassung und Übersicht | 93 | ||
III. Verstoß gegen Art. 43 EG | 95 | ||
1. Eröffnung des Anwendungsbereiches von Art. 43 I EG | 96 | ||
a) Persönlicher Anwendungsbereich | 96 | ||
b) Sachlicher Anwendungsbereich | 97 | ||
aa) Vorliegen eines Niederlassungsvorgangs | 97 | ||
bb) Auslandsbezug bei Gesellschaftsgründung | 98 | ||
(1) Der offensichtliche Fall | 98 | ||
(2) Besonderheiten bei „Wegzugs-“ bzw. „Rückkehrerfällen“ | 99 | ||
(a) „Wegzug“ einer Gesellschaft | 100 | ||
(b) „Rückkehr“ einer Gesellschaft | 104 | ||
(3) Zwischenergebnis | 105 | ||
c) Gewährleistungsgehalt | 105 | ||
aa) Diskriminierungen | 106 | ||
bb) Sonstige Beschränkungen | 109 | ||
d) Einordnung der SE-Gründung | 111 | ||
aa) Vorliegen eines grenzüberschreitenden Sachverhalts | 111 | ||
(1) Niederlassung der SE im europäischen Ausland | 111 | ||
(2) Niederlassung der SE in Deutschland | 111 | ||
(3) Zwischenergebnis | 118 | ||
bb) Vorliegen einer Diskriminierung oder sonstigen Beschränkung? | 118 | ||
cc) Zwischenergebnis | 123 | ||
e) Beschränkung durch welche Regelung? | 123 | ||
aa) SEBG | 124 | ||
bb) SE-RiL | 127 | ||
cc) MitbestG | 133 | ||
f) Schutz paritätischer Mitbestimmung durch Art. 295 EG? | 138 | ||
2. Rechtfertigung einer Beschränkung der Niederlassungsfreiheit | 139 | ||
a) Rechtfertigung durch Art. 46 I EG | 139 | ||
b) Rechtfertigung durch „zwingende Gründe“ nach der Gebhard-Formel | 141 | ||
aa) Anwendung in nicht diskriminierender Weise | 142 | ||
bb) MitbestG als „zwingender Grund des Allgemeinwohls“ | 143 | ||
(1) Arbeitnehmerschutz als zwingendes Allgemeinwohlinteresse in der Rechtsprechung des EuGH | 146 | ||
(2) Mitbestimmung als zwingendes Allgemeinwohlinteresse in der deutschen Rechtsprechung | 149 | ||
(3) Selektivität des Arbeitnehmerschutzes durch das MitbestG | 151 | ||
(a) Erfasste Gesellschaftsformen | 152 | ||
(b) Erfasste Gesellschaftsgröße | 154 | ||
(c) Inhaltliche Unterschiede zwischen DrittelbG, MitbestG und Montan-MitbestG | 157 | ||
(d) Schutzdifferenzierung innerhalb einer Belegschaft | 158 | ||
(e) Zeitliche Komponente: Die Folgen einer Umwandlung | 159 | ||
(4) Rechtstechnische Schwierigkeiten | 160 | ||
(5) Rechtfertigung durch generalpräventive Maßnahmen? | 163 | ||
(6) Argumente im Zusammenhang mit der SE-RiL | 164 | ||
(7) Relevanz eines nationalen oder europäischen ordre-public? | 167 | ||
(8) Weitere Argumente | 170 | ||
(9) Zusammenfassung | 175 | ||
cc) Verhältnismäßigkeit | 175 | ||
(1) Geeignetheit | 176 | ||
(2) Erforderlichkeit und Angemessenheit | 183 | ||
(a) Strukturvorgaben für die Prüfung | 184 | ||
(aa) Vergleichsmaßstab | 184 | ||
(bb) Beurteilungsmaßstab | 185 | ||
(cc) Informationsmodell | 188 | ||
(b) Umsetzung milderer Mittel | 188 | ||
(aa) Verweis auf alternative Gründungsmöglichkeiten | 188 | ||
(x02) Alternativen für die GmbH | 189 | ||
(x03) Alternativen für die AG | 191 | ||
(x04) Zwischenergebnis | 192 | ||
(bb) Betriebsverfassungsrecht und betriebliche Mitbestimmung | 192 | ||
(cc) Drittelbeteiligung | 197 | ||
3. Ergebnis | 199 | ||
4. Keine Möglichkeit europarechtskonformer Auslegung oder Rechtsfortbildung | 200 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 202 | ||
V. Zusammenfassung in Thesen | 205 | ||
Literaturverzeichnis | 208 | ||
Stichwortverzeichnis | 233 |