Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung
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Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung
Eckstein der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen in der Europäischen Union?
Schriften zum Strafrecht, Vol. 213
(2010)
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Abstract
Die justizielle Zusammenarbeit in der EU erreicht allmählich eine Intensität, die bis vor kurzem nur zwischen kleineren, historisch und kulturell eng verbundenen Ländern oder gar nur innerstaatlich denkbar war. Zum tragenden Pfeiler und Motor des weitgehend verwirklichten Kooperationskonzepts zwischen den Mitgliedsstaaten wurde der Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung. Das breite Anwendungsspektrum gegenseitiger Anerkennung erstreckt sich auf ausgewählte justizielle Entscheidungen aller Strafverfolgungsetappen und umfasst alle Rechtshilfegebiete. Abhängig von dem Verfahrensstadium und der Entscheidungsart ändert sich der Umfang der Anerkennungspflichten, so dass von unterschiedlichen Gestalten des Anerkennungsgrundsatzes ausgegangen werden muss. Durch den Abbau der traditionellen Rechtshilfevorbehalte und Kontrollmechanismen ist sowohl die Kapazität als auch die Geschwindigkeit dieses grenzüberschreitenden Transfers wesentlich gestiegen. Das Gesamtbild des Kooperationsmodells trübt sich jedoch unter Berücksichtigung rechtsstaatlicher Gesichtspunkte.Aus dieser Perspektive fällt die in vielen Fällen einseitige Orientierung auf Effektivitätssteigerung kritisch auf, die den im Anerkennungskonzept entstandenen Kompensationsbedarf in der Rechtsstellung von Betroffenen ungeachtet ließ. Das Anerkennungskonzept weist hier Schwächen sowohl im instrumentellen als auch im institutionellen Bereich auf. Der Lissabonner Vertrag dürfte in diesem Zusammenhang als Chance gesehen werden für die Nivellierung der Defizite in Verfahrensrechten und -garantien, die Stärkung des Rechtsschutzes auf der EU-Ebene und mehr Kohärenz in der Umsetzung und Anwendung von Rechtsinstrumenten, die auf gegenseitiger Anerkennung beruhen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einführung | 23 | ||
Teil 1: Internationale Zusammenarbeit in Strafsachen | 27 | ||
§ 1 Entwicklung, Begrifflichkeiten und Grundmodelle internationaler Zusammenarbeit in Strafsachen | 27 | ||
I. Marksteine und Hauptakteure der Kooperationsentwicklung | 27 | ||
II. Grundbegriffe | 30 | ||
III. (Grund-)Modelle der justiziellen Zusammenarbeit und ihre Übertragbarkeit auf die EU | 33 | ||
1. Das „deutsche Modell“ | 34 | ||
2. Das „Schweizer Modell“ | 36 | ||
3. Das US-amerikanische Modell | 38 | ||
4. Das Modell der nordischen Staaten | 41 | ||
5. Schlussfolgerungen | 45 | ||
§ 2 Justizielle Zusammenarbeit im „Europäischen (Straf-)Rechtsraum“ | 47 | ||
I. Europäische Kriminalpolitik | 47 | ||
1. Handlungsbedarf | 48 | ||
a) Schutz der finanziellen Interessen der EU | 49 | ||
b) Wegfall von Grenzkontrollen | 50 | ||
c) Organisierte Kriminalität und Terrorismus | 51 | ||
d) Schwächen der traditionellen justiziellen Zusammenarbeit | 53 | ||
2. Stellungnahme | 54 | ||
II. Kompetenzrahmen | 57 | ||
1. Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen | 57 | ||
2. Im Verfassungsvertrag und Vertrag von Lissabon | 60 | ||
III. Reformvorschläge | 61 | ||
1. „Corpus Juris“ | 61 | ||
2. Das „Gesamtkonzept für die europäische Strafrechtspflege“ | 62 | ||
Teil 2: Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung | 64 | ||
§ 3 Herkunft und Entwicklung | 64 | ||
I. Anerkennungsfacetten – einführende Bemerkungen | 64 | ||
II. Anerkennung im Gemeinschafts- und Unionsrecht | 67 | ||
III. Anerkennung in Strafsachen | 70 | ||
1. Leitlinien des Europäischen Rates | 70 | ||
2. Maßnahmenprogramm der Kommission zur Umsetzung des Anerkennungsgrundsatzes | 71 | ||
3. Aufnahme in die Europäische Verfassung | 72 | ||
4.Weiterentwicklung im Haager Programm | 73 | ||
5. Aktueller Stand der Umsetzung des Anerkennungsgrundsatzesin Strafsachen | 75 | ||
a) Angenommene Rechtsakte | 75 | ||
b) Vorschläge | 78 | ||
c) Gesamtbetrachtung | 80 | ||
6. Ausblick – Lissabonner Vertrag | 82 | ||
IV. Exkurs: Zivilsachen | 85 | ||
§ 4 Funktionsweise des Prinzips der gegenseitigen Anerkennung | 87 | ||
I. Anerkennungsmechanismus | 88 | ||
1. Wirkungserstreckung | 88 | ||
2. Automatismus | 90 | ||
3. Die Frage der Neutralität | 91 | ||
a) Als Verhältnis zu den Grundfreiheiten | 91 | ||
b) Als Rechtsmodus in Strafsachen | 92 | ||
c) Schlussfolgerungen | 93 | ||
II. Geltung | 94 | ||
III. Gegenseitigkeitskomponente | 95 | ||
IV. Vertrauenskomponente | 96 | ||
1. Vertrauen in der kooperationsrechtlichen Perspektive | 96 | ||
2. Das Konzept des gegenseitigen Vertrauens | 97 | ||
a) Der Grundgedanke | 97 | ||
b) Kritik | 98 | ||
c) Stellungnahme | 100 | ||
3. Vertrauensstärkende Maßnahmen | 101 | ||
V. Exkurs: Anerkennung als Rechtsprinzip | 103 | ||
1. Geltung und Bedeutung von Prinzipien | 103 | ||
2. Einordnung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung | 106 | ||
§ 5 Rahmenbedingungen für die Umsetzung und Anwendung gegenseitiger Anerkennung | 109 | ||
I. Rechtliche Ausgestaltung justizieller Zusammenarbeit | 110 | ||
2. Institutioneller Rahmen | 112 | ||
II. Kritikpunkte | 114 | ||
1. Probleme des Rahmenbeschlusses | 114 | ||
a) Anwendung von Rahmenbeschlüssen | 115 | ||
aa) Gegenseitige Anerkennung als Regelungsgegenstand | 115 | ||
bb) Actus-contrarius-Grundsatz | 117 | ||
cc) Ermessen des Rates | 117 | ||
b) Wirkung von Rahmenbeschlüssen | 118 | ||
aa) Parallelität zur Richtlinie | 119 | ||
bb) Rahmenbeschlusskonforme Auslegung | 120 | ||
cc) Stellungnahme | 122 | ||
c) Umsetzung von Rahmenbeschlüssen | 124 | ||
aa) Umsetzungspflicht | 125 | ||
bb) Umsetzungsspielraum | 126 | ||
cc) Zusammenfassende Würdigung | 127 | ||
2. Demokratische Legitimation des Anerkennungskonzepts | 128 | ||
a) Diskussionsstand | 128 | ||
b) Stellungnahme | 131 | ||
3. EuGH-Kontrolle | 133 | ||
a) Rechtsschutz | 134 | ||
b) Kooperationspraxis – Kontrolle der Anwendungseinheitlichkeit | 137 | ||
c) Aussichten und Lösungsvorschläge | 138 | ||
4. Institutionelle Unterstützung der Anerkennungsverfahren | 140 | ||
III. Die Schutzklausel für Justiz und Inneres | 143 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 144 | ||
Teil 3: Tragfähigkeit des Anerkennungskonzepts | 146 | ||
§ 6 Die Rechtsstellung der Betroffenen | 146 | ||
I. Problemaufriss | 147 | ||
II. (Grund-)Rechtsgarantien in transnationalen Strafverfahren | 148 | ||
1. Europaratsebene | 148 | ||
a) Einfluss auf die Mitgliedstaaten | 149 | ||
b) Einfluss auf der EU-Ebene | 150 | ||
c) Bedeutung für das Anerkennungskonzept | 151 | ||
d) Stellungnahme | 153 | ||
2. EU-Recht-Ebene | 154 | ||
a) Der Grundrechtsschutz | 155 | ||
b) Auswirkung auf die Betroffenen | 158 | ||
c) Effektive Verteidigung | 160 | ||
d) Ausblick | 161 | ||
3. Nationale Ebene | 163 | ||
a) Traditionelle Konzepte zur Stellung des Individuums im Rechtshilferecht | 164 | ||
b) Umfang der geltenden Grundrechte | 165 | ||
c) Geltung der nationalen Grundrechte im Anerkennungskonzept | 167 | ||
d) Stellungnahme | 169 | ||
II. Schlussfolgerungen | 173 | ||
§ 7 Beiderseitige Strafbarkeit | 175 | ||
I. Bedeutung und Begründung | 176 | ||
II. „Kompromisslösung“ im Anerkennungskonzept | 178 | ||
III. Begründung der „Kataloglösung“ | 181 | ||
1. Vorliegen der beiderseitigen Strafbarkeit | 182 | ||
2. Die Schwere der Beeinträchtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung | 185 | ||
IV. Kritikpunkte | 186 | ||
1. Erforderlichkeit beiderseitiger Strafbarkeit als Voraussetzung justizieller Zusammenarbeit | 186 | ||
a) Garantiefunktion der beiderseitigen Strafbarkeit | 187 | ||
b) Kooperationspraxis | 188 | ||
c) Zwischenergebnis | 189 | ||
2. Unbestimmtheit der Kataloglösung | 190 | ||
a) Rechtliche Bedenken | 190 | ||
b) Kooperationspraxis | 192 | ||
c) Zwischenergebnis | 194 | ||
V. Alternative Lösungsvorschläge | 194 | ||
VI. Schlussfolgerungen | 196 | ||
§ 8 Relevanz und Grenzen der gegenseitigen Anerkennung beim Abbau traditioneller Kompatibilitätsvorbehalte in der justiziellen Zusammenarbeit | 198 | ||
I. Prinzip der Gegenseitigkeit | 199 | ||
1. Fehlende Gegenseitigkeit als Grund zur Verweigerung der Anerkennung eines Europäischen Haftbefehls? | 199 | ||
2. Stellungnahme | 200 | ||
II. Grundsatz der Spezialität | 202 | ||
III. Der Schutz eigener Staatsangehöriger | 203 | ||
1. Streit über die Bedeutung der Garantie | 204 | ||
2.Wegfall des Schutzes vor Auslieferung durch den Heimatstaat | 206 | ||
3. Stellungnahme | 208 | ||
IV. Rechtshilfeverweigerung wegen Eigenschaft der Straftat | 210 | ||
V. Anwendbarkeit eines ordre-public-Vorbehalts | 212 | ||
1. Begriffsbestimmung | 213 | ||
2. Diskussionsstand | 214 | ||
3. Stellungnahme | 215 | ||
VI. Sonstige rechtliche Kooperationshindernisse | 217 | ||
1. Tatverdacht | 217 | ||
2. Rückwirkungsverbot | 219 | ||
3. Verjährung | 220 | ||
4. Strafunmündige und Jugendliche | 221 | ||
5. Härtefälle | 222 | ||
6. Die Todesstrafe | 223 | ||
VII. Exkurs: Haftgründe | 223 | ||
VIII.Wegfall der politischen Kontrollinstanz | 226 | ||
IX. Zusammenfassung | 227 | ||
§ 9 Gefahr von Zuständigkeitskollisionen und forum shopping | 228 | ||
I. Problemaufriss | 229 | ||
II. Lösungsvorschläge | 231 | ||
1. Auf der EU-Ebene | 231 | ||
2. In der Wissenschaft | 234 | ||
III. Stellungnahme | 237 | ||
§ 10 Probleme des Beweistransfers | 240 | ||
I. Regelungen im Bereich der Gewinnung und Erhebung von Beweismitteln | 241 | ||
1. Allgemeine Regelungen | 241 | ||
2. Ansätze des Konzepts des EU-weit verkehrsfähigen Beweises | 242 | ||
3. Europäische Beweisanordnung | 243 | ||
II. Hindernisse einer EU-weiten Verkehrsfähigkeit von Beweisen | 244 | ||
1. Unterschiede in der Erhebung und Verwertung von Beweisen | 245 | ||
2. Grundsatz der Unmittelbarkeit im Strafverfahren | 246 | ||
3. Justizielle Kontrolle und Unterschiede in der Ausgestaltung des Strafverfahrens | 247 | ||
4. „Beweismittelshopping“ | 248 | ||
III. Alternative und ergänzende Lösungsvorschläge | 248 | ||
1. Europäisches Beweiszulassungsverfahren | 249 | ||
2. Schweizer Modell und Meistbegünstigungsklausel | 250 | ||
3. Andere Lösungsansätze | 253 | ||
IV. Stellungnahme | 254 | ||
§ 11 Gegenseitige Anerkennung von Endentscheidungen | 259 | ||
I. Aktuelle Entwicklungen | 259 | ||
1. Hintergrund der Reformen | 259 | ||
2. Gegenstand der gegenseitigen Anerkennung in angenommenen und geplanten Rechtsakten | 261 | ||
3. Zielsetzung: Wiedereingliederung und Resozialisierung von Verurteilten | 263 | ||
II. Art und Umfang der anzuerkennenden Sanktion | 267 | ||
1. Anpassungsmöglichkeiten | 267 | ||
2. Änderungen nach der Vollstreckungsübernahme | 271 | ||
III. Grundsatz ne bis in idem | 274 | ||
IV. Kontumazialurteile | 278 | ||
1. Problemaufriss | 278 | ||
2. Aktuelle Entwicklungen | 280 | ||
V. Gegenseitige Anerkennung der Wirkung von Verurteilungen | 283 | ||
VI. Exkurs: Der Informationstransfer zwischen den Mitgliedstaaten | 284 | ||
1. Austausch von Informationen aus dem Strafregister | 285 | ||
2. Datenschutzrechtliche Implikationen | 286 | ||
VII. Schlussfolgerungen | 289 | ||
Teil 4: Rückblick und Ausblick | 292 | ||
§ 12 Schlussbetrachtungen | 292 | ||
Literaturverzeichnis | 296 | ||
Stichwortverzeichnis | 331 |