Privatisierung im Völkerrecht
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Privatisierung im Völkerrecht
Zur Verantwortlichkeit der Staaten bei der Privatisierung von Staatsaufgaben
Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Vol. 88
(2008)
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Abstract
Die Privatisierung von Staatsaufgaben hat zunehmend völkerrechtliche Brisanz. Immer häufiger erstreckt sie sich auf hoheitliche Kernfunktionen, deren Wahrnehmung völkerrechtlichen Bindungen unterliegt. Nicht nur in den Konflikten in Afghanistan und im Irak führen zehntausende private Sicherheits- und Militärdienstleister Unterstützungs- und Kampfhandlungen für die Streitkräfte durch. Die sich intensivierende Privatisierung staatlicher Funktionen führt auch im Justiz- und Polizeiwesen zu neuen Fragestellungen, deren Dringlichkeit bei der Verletzung der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts durch nichtsstaatliche Akteure deutlich wird.Vor diesem Hintergrund ermittelt Alexander Kees Grenzen und Konsequenzen der Privatisierung von Staatsaufgaben im Völkerrecht. Hierfür geht er den Verantwortlichkeiten nach, denen Staaten bei der Privatisierung ihrer Aufgaben unterliegen. Dazu zeigt er zum einen Voraussetzungen und Umfang der Zurechnung von Völkerrechtsverletzungen auf, die im Zuge der Wahrnehmung von Staatsaufgaben durch private Dienstleistungsunternehmen begangen werden. Zum anderen untersucht der Autor, inwieweit das Völkerrecht dieser Entwicklung Grenzen setzt. Dabei kommen nicht nur Privatisierungsverbote in einzelnen Kernbereichen hoheitlicher Funktionen in Betracht. Schranken können sich auch aus Sorgfalts-, Kontroll- und Organisationspflichten ergeben, die der Übertragung staatlicher Funktionen auf nichtstaatliche Akteure im Einzelfall entgegenstehen.The privatisation of essential sovereign functions has become a reality in international relations. The provisional culmination of this development is the extensive deployment of private security and military contractors in the conflicts in Afghanistan and Iraq as part of the »war on terror«, in which thousands of service providers carry out logistic, support and combat operations on behalf of the armed forces. Against this background, the treatise at hand evaluates the effects and limits of the privatisation of state functions in public international law. It evinces the current extent of the practice of privatisation relevant to public international law not only in respect of the particularly sensitive privatisation of military functions in the context of armed conflicts, but also in respect of outsourcing in the areas of administration of justice and internal security. The international consequence of this development is manifest in the violations, by way of torture and abuses, of norms protecting human rights, which are evident in the course of the realisation of state functions by non-state entities as required by privatisation. This development has a normative effect particularly in the protection of human rights in public international law, as well as in humanitarian international law. It begs the question as to the extent of the responsibilities for which States, by privatising their functions, are liable. The analysis describes, on the one hand, the accountability for violations of public international law in the exercise of functions by non-state entities, whereby the requirements for, and the scope of, attribution of privatised state functions are evaluated in detail. On the other hand, the treatise ascertains what restrictions are placed on privatisation by the provisions of public international law. Not only general prohibitions on privatisation of specific sovereign areas of competence are included in the potential international legal constraints. Aside from that, considerable importance attaches to supervisory and control duties and the duty of due diligence, which can also act as constraints in individual cases to the devolution of essential state functions to non-state entities.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsübersicht | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einführung | 17 | ||
Problemstellung | 22 | ||
Begriffsbestimmungen | 25 | ||
Privatisierung | 26 | ||
Staatsaufgaben | 30 | ||
Staatliches, nichtstaatliches und privates Verhalten | 32 | ||
Gang der Untersuchung | 33 | ||
Erster Teil: Grundlagen: Aufgaben, Akteure, Verantwortlichkeiten | 35 | ||
Kapitel 1: Privatisierte Staatsaufgaben | 35 | ||
I. Justizverwaltung und innere Sicherheit | 35 | ||
1. Großbritannien | 36 | ||
2. Vereinigte Staaten von Amerika | 40 | ||
3. Deutschland | 44 | ||
4. Weitere Staaten | 48 | ||
II. Bewaffneter Konflikt | 51 | ||
1. Die neuen Privaten im bewaffneten Konflikt | 52 | ||
2. Militärdienstleistungen als ökonomischer Faktor | 54 | ||
3. Einsatzfelder privater Unternehmen im bewaffneten Konflikt | 63 | ||
Kapitel 2: Staatenverantwortlichkeit als völkerrechtlicher Rahmen des Privatisierungsprozesses | 70 | ||
I. Verantwortlichkeit für nichtstaatliches Handeln | 71 | ||
1. Organhandeln (Art. 4 ILC-Entwurf 2001) | 75 | ||
2. De facto staatliches Verhalten | 78 | ||
a) Ausübung von Hoheitsgewalt (Art. 5 ILC-Entwurf 2001) | 78 | ||
b) Staatliche Beauftragung und Kontrolle (Art. 8 ILC-Entwurf 2001) | 89 | ||
3. Handeln ultra vires | 111 | ||
II. Verantwortlichkeit als Grenze staatlicher Organisationshoheit | 117 | ||
1. Völkerrechtliche Mindeststandards | 117 | ||
2. Sorgfaltspflichten als Grenzen | 119 | ||
III. Bewertung | 121 | ||
1. Zu Herkunft und Anwendungsbereich der Zurechnungskriterien | 121 | ||
2. Akteurbezogener Ansatz | 126 | ||
3. Tautologie? | 128 | ||
Zweiter Teil: Staatenverantwortlichkeit für privatisierte Staatsaufgaben | 132 | ||
Kapitel 1: Menschenrechte | 132 | ||
I. Menschenrechte als Determinanten des Privatisierungsprozesses | 132 | ||
1. Der Beitrag (quasi-)justizförmiger Menschenrechtsorgane | 133 | ||
2. Menschenrechtspraxis im Justiz- und Schulwesen | 136 | ||
a) Justizwesen | 136 | ||
b) Schulwesen | 142 | ||
II. Zurechnungsprobleme | 149 | ||
1. Menschenrechtsspezifische Verantwortlichkeitstatbestände? | 149 | ||
a) Zur Drittwirkung der Menschenrechte | 149 | ||
b) Abwehrrechte und Schutzpflichten | 152 | ||
2. Willkürliche Abgrenzungen | 154 | ||
a) Primärnormunabhängige Zurechnung privatisierten Staatshandelns? | 155 | ||
b) Privatisierte Staatsaufgaben als privates Handeln? | 159 | ||
III. Aktionsbezogene Zurechnung | 161 | ||
1. Völkerrechtlich notwendig staatliches Verhalten | 162 | ||
2. Primärnormabhängige Qualifikation | 167 | ||
IV. Ergebnis | 171 | ||
Kapitel 2: Humanitäres Völkerrecht | 173 | ||
I. Der Status von Einzelpersonen im bewaffneten Konflikt | 173 | ||
1. Kombattantenstatus und völkerrechtlicher Streitkräftebegriff | 174 | ||
2. Söldner | 182 | ||
3. Zivilpersonen | 192 | ||
4. Unmittelbare Teilnahme an Feindseligkeiten | 194 | ||
II. Status und Verantwortlichkeit | 198 | ||
1. Statusabhängige Verantwortlichkeit für private Militärdienstleistungen? | 199 | ||
a) Private Unternehmen als staatliche Streitkräfte? | 199 | ||
b) Staatenpraxis: Unternehmen als den Streitkräften folgende Zivilisten | 205 | ||
2. Angehörige privater Unternehmen als Zivilpersonen? | 211 | ||
3. Zurechnungsprobleme | 213 | ||
III. Statusunabhängige Verantwortlichkeit | 222 | ||
1. Notwendig staatliches Verhalten | 222 | ||
a) Besatzungsrechtliche Funktionen | 226 | ||
b) Die Beispiele Afghanistan und Irak | 232 | ||
2. Exkurs: Immunität zugunsten nichtstaatlicher Akteure? | 236 | ||
IV. Ergebnis | 242 | ||
Dritter Teil: Völkerrechtliche Grenzen der Privatisierung von Staatsaufgaben | 244 | ||
Kapitel 1: Staatsvorbehalte? | 244 | ||
I. Staatsaufgaben und Privatisierung – Zur Privatisierungsdiskussion in den Vereinten Nationen | 245 | ||
1. Zwischen entwicklungspolitischer Chance und legitimatorischem Risiko | 245 | ||
2. Rückgriff auf nichtstaatliche Akteure im Rahmen der Vereinten Nationen | 251 | ||
II. Grundsätzliche Privatisierungsverbote? | 255 | ||
1. Legitimität im Völkerrecht und innere Angelegenheiten der Staaten | 256 | ||
2. Unveräußerlichkeit staatlicher Kernaufgaben? | 263 | ||
a) Menschenrechte des Einzelnen | 264 | ||
b) Souveränität der Staaten | 267 | ||
c) Humanitäres Völkerrecht | 269 | ||
III. Ergebnis | 274 | ||
Kapitel 2: Sorgfaltspflichten als Privatisierungsgrenze | 276 | ||
I. Menschenrechtsverträge | 276 | ||
1. Kontrollpflichten aus bürgerlichen und politischen Rechten | 277 | ||
2. Überwachungs- und Einstandspflichten aus wirtschaftlichen und sozialen Rechten | 283 | ||
II. Gefangenenbetreuung und Polizeiaufgaben | 291 | ||
III. Humanitäres Völkerrecht | 296 | ||
1. Humanitärvölkerrechtliche Determinanten | 296 | ||
a) Statusregeln mit Disziplinierungsfunktion | 297 | ||
b) Verantwortlichkeitsregeln mit Kontrollfunktion | 300 | ||
c) Sorgfalts- und Durchführungspflichten | 302 | ||
2. Privatisierung als Völkerrechtsverstoß? | 303 | ||
a) Unmittelbare Teilnahme an Feindseligkeiten durch nichtstaatliche Akteure | 303 | ||
b) Durchsetzungspflichten bei Besatzungslagen | 314 | ||
IV. Ergebnis | 327 | ||
Ausblick | 331 | ||
Verzeichnis der Rechtsakte | 336 | ||
Völkerrechtliche Verträge | 336 | ||
Nationale Rechtsakte | 337 | ||
Verzeichnis der Rechtsprechung und Entscheidungen | 339 | ||
Völkerrechtliche Rechtsprechung und Entscheidungen | 339 | ||
Nationale Rechtsprechung | 343 | ||
Verzeichnis der Dokumente und Erklärungen | 345 | ||
Vereinte Nationen | 345 | ||
Europarat | 353 | ||
Internationales Komitee vom Roten Kreuz | 354 | ||
Europäische Union/Europäische Gemeinschaften | 354 | ||
Nationale Dokumente und Erklärungen | 355 | ||
Literaturverzeichnis | 358 | ||
Zeitungen und Zeitschriften | 375 | ||
Sachverzeichnis | 377 |