Der Staat als »geistige Wirklichkeit«
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Der Staat als »geistige Wirklichkeit«
Der philosophisch-anthropologische Aspekt des Verfassungsdenkens Rudolf Smends
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 152
(2008)
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Abstract
Was bedeutet es, Staat und Staatsrecht in ihrer Selbstzweckhaftigkeit und Symbolizität zu verstehen? Präambel, Grundrechte, Staatsfarben sowie alle verfassungsinstitutionellen Vorgänge werden im staatsrechtlichen Werk Rudolf Smends (1882 - 1975) weder in formaljuristischer Wirklichkeitsparanoia ausgeklammert noch als kulturell verkleidete Apparatur zur Daseinsvorsorge oder gar als Ermächtigungsstrategien begriffen. Staatsrechtlicher Logos und Verfassungspraxis unterhalten bei Smend ethisch-normative Beziehungen zu unverfügbaren, "über Staat und Staatsmacht stehenden Normen und Ordnungen". Dieses Denken wendet sich 'unzeitgemäß' gegen pluralistische Gesellschaftsentwürfe, insofern diese Isolation, Gleichgültigkeit und das Aneinandervorbeilaufen der Meinungen bedeuten. Dagegen impliziert das Verfassungsdenken Smends ein "streng-demokratisches" Verständnis des politischen Gemeinwesens als einer Solidargemeinschaft sich gegenseitig anerkennender Bürger.Thomas Notthoff spürt in seiner Arbeit das Gravitationszentrum der staatsrechtlichen Schriften Rudolf Smends auf. Er befasst sich mit dem Amtsgedanken als Hauptelement der Fortführungen des Smendschen Verfassungsverständnisses, unternimmt die Einordnung dieses Denkens in die Traditionen der Politischen Wissenschaft und ist um den geistigen Ort des Welt- und Menschenbildes Rudolf Smends in seinem kulturgeschichtlichen Nexus bemüht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Danksagung | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Vorsatz | 11 | ||
1. Teil: Die Untersuchungsperspektive | 17 | ||
I. Befund | 17 | ||
II. Bemerkungen zur Forschung | 38 | ||
1. Zur wissenschaftsgeschichtlichen Perspektive | 38 | ||
2. Zur Problematik des Hauptwerkes | 40 | ||
3. Zur Smend-Forschung | 45 | ||
III. Fragestellung und Movens | 55 | ||
2. Teil: Das Verfassungsdenken Rudolf Smends in seinem staatsrechtlichen Werk | 67 | ||
I. Rudolf Smends staatsrechtliche Schriften | 67 | ||
1. Die Entwicklung eines Staats- und Verfassungsbegriffs | 67 | ||
a) Die Dissertation (1904) – Die Unzulänglichkeit rechtsdogmatischen Verfassungsdenkens | 67 | ||
b) Ungeschriebenes Verfassungsrecht (1916) – Gefahren mangelnder Fühlung mit Staat und Verfassungsleben | 71 | ||
c) Der Kriegs-Vortrag (1915) – Der Staat als sittliche Verpflichtung | 78 | ||
d) Die Wahlrechts-Studien | 80 | ||
aa) Wahlrechtsprinzipien des 19. Jahrhundert (1911) – Die Beurkundungsfunktion der Verfassung | 80 | ||
bb) Mehrheitswahl contra Verhältniswahl (1919) – Der Erlebnischarakter demokratischen Wahlrechts | 89 | ||
e) Die politische Gewalt im Verfassungsstaat (1923) – Die Objektlosigkeit des Regierens | 94 | ||
f) Das Münchner Grundrechte-Referat (1927) – Verpflichtende Freiheit zum Staat | 100 | ||
g) Verfassung und Verfassungsrecht (1928) – Die repräsentative, performative und symbolische Konstituierung der Verfassungswirklichkeit | 105 | ||
aa) Vorbemerkung | 105 | ||
bb) Zum Typus persönlicher Integration | 105 | ||
cc) Zum Typus funktioneller Integration | 110 | ||
dd) Zum Typus sachlicher Integration | 121 | ||
ee) Der Mensch im Recht | 126 | ||
2. Unterwegs zu dem Menschenbild des neuen Staats- und Verfassungsbegriffs | 130 | ||
a) Bürger und Bourgeois im deutschen Staatsrecht (1933) – Sorge um die Republik, Sorge um den Menschen | 130 | ||
Exkurs: Curtius vs. Mannheim. Der Streit um die Wissenssoziologie | 142 | ||
b) Politisches Erlebnis und Staatsdenken (1943/57) | 147 | ||
c) Staat und Politik (1945) – Der Hinblick auf höhere Normen und Ordnungen | 157 | ||
d) Die großen staatsrechtlichen Beiträge der bundesrepublikanischen Zeit | 160 | ||
aa) Der Öffentlichkeits-Aufsatz (1955) – Auf dem Weg zu einem normativen Öffentlichkeitsbegriff | 160 | ||
bb) Der Institutionen-Aufsatz (1956) – Staat als Beruf | 169 | ||
cc) Die Bundesverfassungsgerichts-Rede (1962) – Verfassungsaneignung als Aufgabe | 176 | ||
II. Zwischenbetrachtung – Eine Philosophie des öffentlichen Rechts | 181 | ||
3. Teil: Fortführungen des Verfassungsdenkens Rudolf Smends | 188 | ||
I. Schüler und Nachfolger – Der Amtsgedanke | 188 | ||
1. Wilhelm Hennis – Repräsentative Amtsdemokratie contra plebiszitäre Willensdemokratie | 188 | ||
2. Arnold Köttgen – Würde des Amtes | 194 | ||
3. Ulrich Scheuner – Erweiterung des Regierungsbegriffs | 199 | ||
4. Horst Ehmke – Rekurs auf den Begriff des government | 203 | ||
II. Die Problematik der repräsentativen Demokratie | 205 | ||
1. Siegfried Landshut – Der Widerspruch von Repräsentation und Demokratie | 205 | ||
2. Ernst-Wolfgang Böckenförde – Die Frage nach einem übergreifenden Bezugspunkt | 210 | ||
3. Peter Graf Kielmansegg – Der Amtsgedanke als notwendige Ergänzung der Demokratie | 215 | ||
4. Josef Isensee – Demokratie, Amtsgedanke und Gemeinwohl | 220 | ||
III. Zwischenbetrachtung – Der Amtsgedanke und seine ethisch-normative Bestimmtheit | 226 | ||
4. Teil: Verortung des Verfassungsdenkens Rudolf Smends in der Politischen Wissenschaft | 230 | ||
I. Staatsrechtslehre und Politische Wissenschaft | 230 | ||
1. Smend vs. Kelsen – Kelsen vs. Smend | 230 | ||
2. Souveränitätsfrage und Legitimitätsproblem | 232 | ||
3. Machtgeschichte und Rechtsgeschichte | 235 | ||
4. Spätkonstitutionelle Staatsrechtslehre | 237 | ||
5. Wege der Politischen Wissenschaft | 242 | ||
a) Die Abkehr von der sittlich-praktischen Vernunft | 242 | ||
b) Platons politische Philosophie | 255 | ||
aa) Das Bewegungsprinzip der platonischen Dialoge | 255 | ||
bb) Der Gerechte: Philosoph und Bürger | 258 | ||
II. Smends Max Weber-Kritik: „Wirklichkeitssinn“ und „Staatsfremdheit“ | 260 | ||
1. Die Frage nach dem „menschlichen Typus“ und die Tragik des Politischen | 260 | ||
Inkurs 1: Charakterologisches Leitmotiv und autonome Wertwahl | 265 | ||
Inkurs 2: Max Webers Staats- und Legitimitätsbegriff | 272 | ||
Inkurs 3: Politik als Mittel „innerweltlicher Erlösung“? | 278 | ||
Inkurs 4: Dualismus als „erziehliches“ Mittel | 283 | ||
2. Exkurs: Die Umdeutung des Charisma – Eine Weiterbildung der Weberschen Legitimitätstypen | 288 | ||
III. Zwischenbetrachtung: Das ethisch-politische Erbe im Verfassungsdenken Rudolf Smends | 294 | ||
5. Teil: Der geistige Ort des Verfassungsdenkens Rudolf Smends | 297 | ||
I. Das Kulturproblem der Moderne: Extensivität – Instrumentalismus – Autonomie – Immanenz | 297 | ||
II. Antworten auf das Kulturproblem der Moderne | 301 | ||
1. Die „überempirische“ Orientierung des Verfassungsdenkens Rudolf Smends | 301 | ||
2. Goethes Krisenphänomenologie | 304 | ||
a) Gefährdungen gelingender Individuation | 304 | ||
b) Geschichtstheologie und Geschichtsskepsis | 306 | ||
c) Die Tragödie der Moderne | 308 | ||
d) Goethes Symbolbegriff | 311 | ||
3. Proust und die ethische Qualität der Erinnerung | 315 | ||
4. Thomas Manns politische Philosophie | 318 | ||
a) Ironischer Konservatismus | 318 | ||
b) Ein philosophischer Regierungsbegriff | 323 | ||
Schlussbetrachtungen | 333 | ||
Literaturverzeichnis | 346 | ||
Abkürzungen | 346 | ||
Siglierte Literatur | 347 | ||
Literatur | 348 | ||
Personenregister | 370 |