Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen
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Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen
Das Gesundheitswesen als Exempel
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1085
(2008)
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Abstract
Im Mittelpunkt der vorliegenden Publikation steht die Frage, ob die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen verfassungsrechtlich zu legitimieren ist. Britta Wiegand verdeutlicht eingangs die bestehende Vielfalt privater Normsetzung etwa anhand der dem Verband der privaten Krankenversicherung oder der Bundesärztekammer übertragenen Befugnisse.Vor dem Hintergrund dieser Praxis klärt die Autorin zunächst, ob das Phänomen der Normsetzung durch Private terminologisch überhaupt als Fall der Beleihung eingestuft werden kann. Da sich insoweit keine Hindernisse ausmachen lassen, wendet sie sich anschließend der Frage zu, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Beleihung mit Normsetzungskompetenzen verfassungsrechtlich zulässig ist. Die dazu erforderliche Untersuchung des Grundgesetzes ergibt kein Verbot einer Normsetzung durch privatrechtliche Organisationen. Daher ist nach der Konkretisierung der Voraussetzungen an eine verfassungskonforme Beleihung mit Einzelaktsbefugnissen zu fragen, ob diese Anforderungen auch auf die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen übertragbar sind oder diese divergierende Maßstäbe erfordert. Entscheidende Bedeutung erlangt an dieser Stelle die für delegierte Normsetzung zentrale Vorschrift des Art. 80 GG. Im Ergebnis wird die Möglichkeit einer verfassungskonformen Beleihung mit Normsetzungskompetenzen bejaht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Vielfalt privater Normsetzung | 15 | ||
B. Normsetzung durch private Organisationen im Gesundheitswesen | 21 | ||
I. Begriff der „Rechtsnorm“ | 21 | ||
1. Abstrakt-generelle Regelung | 22 | ||
2. Normative Verbindlichkeit | 24 | ||
a) Impermeabilitätstheorie | 25 | ||
b) Heutiges Verständnis | 27 | ||
3. Bindungswirkung | 30 | ||
4. Die Rechtsnorm | 33 | ||
II. Die Rolle Privater auf Seiten der Sozialleistungsträger und im System der privaten Krankenversicherung | 34 | ||
1. Ersatzkassenverbände | 35 | ||
a) Organisation und Zusammensetzung der Ersatzkassen und Ersatzkassenverbände | 35 | ||
aa) Privatrechtliche Organisation der Ersatzkassenverbände | 35 | ||
(1) Entwicklung der Organisationsform der Ersatzkassen | 35 | ||
(2) Ersatzkassenverbände | 37 | ||
bb) Interne Zusammensetzung der Ersatzkassenverbände | 42 | ||
b) Aufgaben | 42 | ||
aa) Krankenversicherung | 42 | ||
(1) Zweiseitige Verträge gem. § 112 SGB V | 42 | ||
(2) Normsetzung durch zweiseitige Verträge? | 43 | ||
(a) Öffentlich-rechtlicher Charakter der zweiseitigen Verträge | 44 | ||
(b) Systematische Einordnung der zweiseitigen Verträge | 45 | ||
(c) Normenvertrag und Normsetzungsvertrag | 46 | ||
(d) Normenverträge als Rechtsetzung durch Private? | 48 | ||
bb) Pflegeversicherung | 49 | ||
(1) Verträge nach § 75 SGB XI | 49 | ||
(2) Rechtsnatur der Verträge nach § 75 SGB XI | 50 | ||
2. Verband der privaten Krankenversicherung | 51 | ||
a) Organisation und Zusammensetzung des Verbands der privaten Krankenversicherung | 51 | ||
aa) Privatrechtliche Organisation des Verbandes der privaten Krankenversicherung | 51 | ||
bb) Interne Zusammensetzung des Verbandes der privaten Krankenversicherung | 52 | ||
b) Aufgaben | 52 | ||
III. Die Rolle Privater auf Seiten der Sozialleistungserbringer | 55 | ||
1. Landeskrankenhausgesellschaften | 56 | ||
a) Organisation und Zusammensetzung der Landeskrankenhausgesellschaften | 56 | ||
aa) Privatrechtliche Organisation der Landeskrankenhausgesellschaften | 56 | ||
bb) Interne Zusammensetzung der Landeskrankenhausgesellschaften | 56 | ||
b) Aufgaben | 57 | ||
2. Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen | 58 | ||
a) Organisation und Zusammensetzung der Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen | 58 | ||
aa) Privatrechtliche Organisation der Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen | 58 | ||
bb) Interne Zusammensetzung der Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen | 59 | ||
b) Aufgaben | 59 | ||
3. Bundesärztekammer | 60 | ||
a) Organisation und Zusammensetzung der Bundesärztekammer | 60 | ||
aa) Privatrechtliche Organisation der Bundesärztekammer | 60 | ||
bb) Interne Zusammensetzung der Bundesärztekammer | 63 | ||
b) Aufgaben und Kompetenzen im Bereich des Transplantationsgesetzes | 63 | ||
aa) Richtlinien nach § 16 Transplantationsgesetz | 63 | ||
bb) Rechtsnatur der Richtlinien | 66 | ||
(1) Abstrakt-generelle Wirkung der Richtlinien | 66 | ||
(2) Normative Verbindlichkeit und Bindungswirkung der Richtlinien | 67 | ||
(a) Richtlinien als private Regelwerke? | 67 | ||
(b) Richtlinien als normkonkretisierende Verwaltungsvorschriften? | 71 | ||
cc) Ergebnis bezüglich der Rechtsnatur der Richtlinien | 73 | ||
IV. Ergebnis | 73 | ||
C. Untergesetzliche Normen durch privatrechtliche Organisationen in der Rechtsquellenhierarchie | 75 | ||
I. Andersartigkeit der untergesetzlichen Rechtsetzungsformen durch privatrechtliche Organisationen | 75 | ||
II. Numerus clausus der Rechtsetzungsformen? | 79 | ||
1. Numerus clausus aufgrund elementarer Verfassungsprinzipien | 79 | ||
2. Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Bundessozialgerichts | 80 | ||
3. Rechtsformoffenheit des Grundgesetzes | 82 | ||
D. Die Beleihung | 85 | ||
I. Die Wurzeln des Rechtsinstituts der Beleihung | 85 | ||
1. Vom Lehensstaat zum beliehenen Unternehmer | 85 | ||
a) Die Theorie vom beliehenen Unternehmer | 86 | ||
b) Der beliehene Unternehmer aus heutiger Sicht | 88 | ||
2. Vom beliehenen Unternehmer zur modernen Beleihungsdiskussion | 90 | ||
a) Gründe für eine Abkehr vom beliehenen Unternehmer | 90 | ||
b) Herausnahme des „öffentlichen Unternehmens“ aus der Beleihungsdefinition | 92 | ||
c) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen in dieser Entwicklungsphase | 92 | ||
d) Einwände gegen die skizzierte Entwicklung | 93 | ||
3. Zusammenfassung | 94 | ||
II. Das moderne Beleihungsverständnis | 95 | ||
1. Die Aufgabentheorie | 95 | ||
a) Das Beleihungsverständnis | 95 | ||
b) Konsequenzen der Aufgabentheorie | 99 | ||
c) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen nach der Aufgabentheorie | 102 | ||
d) Stellungnahme | 105 | ||
2. Die Funktionstheorie | 106 | ||
a) Das Beleihungsverständnis | 106 | ||
b) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen nach der Funktionstheorie | 108 | ||
c) Stellungnahme | 109 | ||
3. Legitimationstheorie | 109 | ||
a) Das Beleihungsverständnis | 109 | ||
b) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen nach der Legitimationstheorie | 109 | ||
c) Stellungnahme | 110 | ||
4. Rechtstellungs- / Befugnistheorie | 110 | ||
a) Das Beleihungsverständnis | 110 | ||
b) Konsequenzen der Rechtstellungs- / Befugnistheorie | 112 | ||
c) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen nach der Rechtstellungs- / Befugnistheorie | 112 | ||
d) Stellungnahme | 113 | ||
5. Kombinationstheorie | 116 | ||
a) Beleihungsverständnis | 117 | ||
b) Die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen nach der Kombinationstheorie | 119 | ||
c) Stellungnahme | 119 | ||
6. Schlussfolgerung und Ergebnis | 120 | ||
III. Beleihungsadressaten | 122 | ||
1. Entwicklung des Adressatenkreises | 122 | ||
2. Natürliche Personen als Beleihungsadressaten | 124 | ||
a) Beleihungsfähigkeit der natürlichen Person | 124 | ||
b) Natürliche Personen als Adressaten einer Beleihung mit Normsetzungskompetenzen? | 125 | ||
3. Juristische Personen des Privatrechts als Beleihungsadressaten | 125 | ||
a) Publizistische und überwiegend staatlich beherrschte Vereinigungen als zulässige Beleihungsadressaten? | 125 | ||
b) Ausschluss publizistischer und überwiegend staatlich beherrschter Vereinigungen | 127 | ||
c) Folgen für die Adressaten der Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 129 | ||
d) Stellungnahme | 130 | ||
e) Kein Ausschluss publizistischer und überwiegend staatlich beherrschter Vereinigungen | 134 | ||
IV. Beleihung Privater durch Befehl? | 134 | ||
1. Zwangsbeleihung aufgrund fehlender ausdrücklicher Zustimmung? | 135 | ||
2. Beleihung durch Befehl als Verstoß gegen die Grundrechte | 136 | ||
3. Fazit | 139 | ||
E. Verfassungsrechtliches Verbot der Übertragung von Normsetzungsgewalt an Private? | 140 | ||
I. Generelles verfassungsrechtliches Verbot der Übertragung von Normsetzungsgewalt an Private? | 140 | ||
1. Art. 80 Abs. 1 GG als Grundlage eines Verbotes? | 142 | ||
2. Art. 28 Abs. 2 GG als Grundlage eines Verbotes? | 147 | ||
II. Schweigen des Grundgesetzes | 149 | ||
F. Verfassungsrechtliche Anforderungen an die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 150 | ||
I. Demokratieprinzip | 150 | ||
1. Legitimationssubjekt: Volk | 150 | ||
2. Legitimationsobjekt: Ausübung von Staatsgewalt | 150 | ||
3. Legitimationsniveau | 151 | ||
a) Personell-demokratische Legitimation | 152 | ||
b) Materiell-demokratische Legitimation | 153 | ||
c) Verhältnis der Legitimationsstränge | 154 | ||
II. Beleihung mit Einzelaktsbefugnissen | 155 | ||
1. Durch oder aufgrund Gesetz | 155 | ||
2. Person des Beliehenen | 157 | ||
a) Personell-demokratische Legitimation | 157 | ||
b) Materiell-demokratische Legitimation: Aufsicht | 158 | ||
aa) Rechts- oder Fachaufsicht als Aufsichtsmaßstab? | 159 | ||
bb) Der Konkretisierungsgrad der gesetzlichen Ermächtigungsgrundlage als Richtungsweiser für den Aufsichtsmaßstab | 160 | ||
3. Bestimmtheit | 162 | ||
4. Fazit | 164 | ||
III. Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 164 | ||
1. Durch Gesetz | 165 | ||
2. Person des Beliehenen | 167 | ||
a) Personell-demokratische Legitimation | 167 | ||
aa) Anwendung der für die funktionale Selbstverwaltung entwickelten Grundsätze? | 168 | ||
(1) Sachargumente als Rechtfertigung? | 168 | ||
(2) Kollektiv-personelle Legitimation? | 169 | ||
(3) Innerverbandliche Organisation? | 170 | ||
(4) Legitimation über die gesetzliche Grundlage und Bindung an Art. 80 Abs. 1 GG? | 173 | ||
(5) Bedeutung für die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 178 | ||
bb) Art. 80 Abs. 1 GG als Maßstab zur Ermittlung des erforderlichen Legitimationsniveaus für den Fall der Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 180 | ||
(1) Das Legitimationsniveau des Art. 80 Abs. 1 GG | 181 | ||
(2) Übertragbarkeit der Grundsätze des Art. 80 Abs. 1 GG auf Beliehene? | 182 | ||
(3) Der Grundsatz funktionsgerechter Aufgabenzuordnung als Grenze einer verfassungskonformen Subdelegation | 185 | ||
cc) Anforderungen an die Person des Beliehenen als Normsetzer | 187 | ||
(1) Beschränkung auf den Kreis der Erstdelegatare nach Art. 80 Abs. 1 S. 1 GG? | 187 | ||
(2) Art. 87 Abs. 2 GG als Erweiterung des Kreises der Erstdelegatare? | 187 | ||
(a) Ersatzkassenverbände | 194 | ||
(aa) Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 2 GG | 194 | ||
(bb) Ergebnis | 195 | ||
(b) Verband der privaten Krankenversicherung | 195 | ||
(aa) Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 2 GG | 195 | ||
(α) Wahrnehmung von Aufgaben der Sozialversicherung? | 195 | ||
(β) Aufsichtserfordernis? | 197 | ||
(bb) Ergebnis | 199 | ||
(c) Landeskrankenhausgesellschaften | 199 | ||
(aa) Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 2 GG | 199 | ||
(bb) Ergebnis | 202 | ||
(d) Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen | 203 | ||
(aa) Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 2 GG | 203 | ||
(bb) Ergebnis | 203 | ||
(e) Bundesärztekammer | 204 | ||
(aa) Voraussetzungen des Art. 87 Abs. 2 GG | 204 | ||
(α) Wahrnehmung von Aufgaben der Sozialversicherung? | 204 | ||
(β) Ergebnis | 206 | ||
(bb) Erweiterung des Kreises der Erstdelegatare über die Kompetenzvorschriften der Art. 70 ff. GG? | 206 | ||
(cc) Keine personell-demokratische Legitimation der Bundesärztekammer | 208 | ||
dd) Fazit | 209 | ||
b) Umfang und Instrumente der Aufsicht | 209 | ||
aa) Aufsichtsmaßstab | 211 | ||
bb) Aufsichtsmittel | 213 | ||
cc) Aufsicht über die Bundesärztekammer? | 219 | ||
(1) Aufsicht durch Genehmigungserfordernis? | 219 | ||
(2) Mittelbare Aufsicht? | 221 | ||
(3) Fazit | 222 | ||
3. Bestimmtheit | 222 | ||
a) Allgemeiner Parlamentsvorbehalt und Bestimmtheitstrias gem. Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG | 223 | ||
b) „Inhalt, Zweck und Ausmaß“ | 226 | ||
aa) Konkretisierung des Merkmals „Inhalt“ | 229 | ||
bb) Konkretisierung des Merkmals „Zweck“ | 230 | ||
cc) Konkretisierung des Merkmals „Ausmaß“ | 230 | ||
dd) Fazit | 231 | ||
c) „Inhalt, Zweck und Ausmaß“ bei der Normsetzung durch Private im Gesundheitswesen | 232 | ||
aa) Inhalt | 233 | ||
bb) Zweck | 239 | ||
cc) Ausmaß | 239 | ||
(1) Ermessensspielraum des Beliehenen? | 240 | ||
(2) Das „Ausmaß“ der im Gesundheitswesen delegierten Normsetzung | 241 | ||
dd) Umfang der Bestimmtheit | 246 | ||
4. Art. 80 GG und Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 247 | ||
IV. Ausfertigung, Verkündung und Inkrafttreten | 248 | ||
1. Ausfertigung | 248 | ||
2. Publizitätserfordernis | 249 | ||
3. Inkrafttreten | 253 | ||
V. Funktionsvorbehalt des Art. 33 Abs. 4 GG | 254 | ||
1. Beschränkung des Anwendungsbereichs von Art. 33 Abs. 4 GG auf „staatliche Kernaufgaben“ | 255 | ||
2. Bedeutung für die Beleihung mit Normsetzungskompetenzen | 261 | ||
3. Fazit | 262 | ||
G. Der Beliehene als Normsetzer | 265 | ||
H. Thesen | 272 | ||
Literaturverzeichnis | 275 | ||
Sachverzeichnis | 296 |