Grundrechtsschutz in der Insolvenz
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Grundrechtsschutz in der Insolvenz
Schriftenreihe der Hochschule Speyer, Vol. 183
(2007)
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Abstract
Stefan Werres widmet sich der bislang wenig beachteten Schnittstelle zwischen Insolvenz- und Verfassungsrecht und würdigt die potentiellen Konfliktfälle zwischen den Insolvenzbeteiligten (Schuldner, Gläubiger, Insolvenzverwalter) unter grundrechtlicher Perspektive. So werden beispielsweise das Verwertungsverbot, die Bereitschaftspflicht des Schuldners, die öffentliche Verlautbarung der Vermögenslosigkeit des Schuldners sowie das Betreten und Durchsuchen der schuldnerischen Räume an grundrechtlichen Vorgaben gemessen. Einen Schwerpunkt bildet die Untersuchung, ob den Grundrechten ein Leistungsanspruch auf dauerhafte Enthaftung des Schuldners entnommen werden kann. Dabei zeigt der Autor auf, daß weder unter dem Gesichtspunkt der Menschenwürde noch unter Berücksichtigung des Sozialstaatsprinzips ein Anspruch des Schuldners gegen den Staat auf Befreiung von seinen privatrechtlichen Verbindlichkeiten postuliert werden kann. Die bestehende gesetzliche Regelung der Restschuldbefreiung wird hingegen im Ergebnis als zulässige Inhalts- und Schrankenbestimmung des Eigentums qualifiziert. Gesondert betrachtet der Autor die Praxis der Verwalterauswahl nach offenen und geschlossenen Listen, wobei er die neuesten gesetzlichen Änderungen berücksichtigt und insgesamt eine kritische Bilanz zieht.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Erstes Kapitel: Einleitung | 15 | ||
Zweites Kapitel: Garantie eines staatlich geordneten Vollstreckungsverfahrens für den Insolvenzfall | 20 | ||
A. Gewaltmonopol und staatlich geordnetes Vollstreckungsverfahren | 20 | ||
B. Das Ausgleichsprinzip als Emanation eines verfassungsrechtlich verbürgten Anspruchs auf effektive Vollstreckung | 21 | ||
Drittes Kapitel: Dimensionen der Grundrechte im Insolvenzfall | 26 | ||
A. Die Grundrechtsberechtigung und die Grundrechtsbindung der Beteiligten im Insolvenzfall | 26 | ||
I. Die Grundrechtsbindung des Insolvenzgerichts | 27 | ||
II. Der Insolvenzverwalter als Grundrechtsverpflichteter und Grundrechtsberechtigter | 29 | ||
1. Der Insolvenzverwalter als Grundrechtsverpflichteter | 30 | ||
a) Die Wahrnehmung hoheitlicher Kompetenzen durch den Insolvenzverwalter | 30 | ||
b) Die gerichtliche Aufsicht über den Insolvenzverwalter | 32 | ||
c) Der Insolvenzverwalter als gerichtlicher Sachverständiger | 33 | ||
2. Der Insolvenzverwalter als Grundrechtsberechtigter | 34 | ||
a) Grundrechtliche Vorgaben für die Verwaltervergütung | 35 | ||
b) Grundrechtliche Vorgaben für die Bestellung des Insolvenzverwalters | 37 | ||
aa) Die Bestellung des Insolvenzverwalters und Art. 12 Abs. 1 GG | 38 | ||
bb) Die Auswahl des Verwalters und Art. 33 Abs. 2 GG | 45 | ||
cc) Schlußfolgerung | 48 | ||
III. Der Schuldner | 49 | ||
1. Der Schuldner als natürliche Person | 49 | ||
2. Der Schuldner als juristische Person des Privatrechts | 49 | ||
3. Die Geltendmachung einer Grundrechtsverletzung durch den Schuldner im Verfahren der Verfassungsbeschwerde | 52 | ||
IV. Die Gläubigerschaft | 55 | ||
1. Der verfassungsrechtliche Anspruch der Gläubigerschaft auf Gewährleistung eines effektiven Rechtsschutzes | 55 | ||
2. Die verfahrensrechtlichen Folgerungen für den Insolvenzfall | 56 | ||
a) Die verfahrensrechtliche Konkretisierung der verfassungsrechtlichen Effektivitätsanforderungen | 57 | ||
b) Die Gewährung von Prozeßkostenhilfe für die Gläubiger des Insolvenzverfahrens | 58 | ||
B. Die Wirkungsdimensionen der Grundrechte im Insolvenzfall | 60 | ||
C. Das Übermaß- und das Untermaßverbot im Insolvenzfall | 64 | ||
I. Die Geltung des Übermaßverbotes im Insolvenzfall | 65 | ||
1. Die Geltung des Übermaßverbotes zwischen Privaten und bei der Verwirklichung des Gläubigerrechtes | 65 | ||
a) Die Vollstreckung „unverhältnismäßiger“ Forderungen | 66 | ||
b) Die Vollstreckung bei zivilrechtlichen Ungleichgewichtslagen | 68 | ||
c) Die Vollstreckung geringwertiger Forderungen | 70 | ||
d) Sonstige Verhältnismäßigkeitserwägungen | 71 | ||
2. Die Geltung des Übermaßverbotes bei insolvenzgerichtlichen Zwangsmaßnahmen | 73 | ||
II. Die Geltung des Untermaßverbotes im Insolvenzfall | 76 | ||
D. Der Grundrechtsschutz durch die Menschenrechtskonvention | 78 | ||
I. Die Bedeutung der Menschenrechtskonvention im deutschen Recht | 79 | ||
II. Die Verfahrensgarantien der Menschenrechtskonvention im Insolvenzfall | 80 | ||
1. Das Verhältnis von Menschenrechtskonvention zum Insolvenzverfahren | 80 | ||
2. Die Anwendbarkeit des Art. 6 Abs. 1 EMRK auf die in der Insolvenzordnung geregelten Verfahren | 81 | ||
a) Das Vorliegen einer zivilrechtlichen Rechtsposition | 82 | ||
b) Das Vorliegen einer Entscheidung über eine Streitigkeit („contestation“) | 84 | ||
aa) Quasi-streitige Verfahrensabschnitte | 85 | ||
bb) Amtsseitige Schutz- und Fürsorgemaßnahmen | 86 | ||
3. Der Grundrechtsschutz juristischer Personen durch die Menschenrechtskonvention | 88 | ||
Viertes Kapitel: Das Verhältnis Staat – Schuldner | 90 | ||
A. Die Auskunfts- und Mitwirkungspflichten des Schuldners | 90 | ||
I. Der Schutz natürlicher Personen vor Selbstbezichtigung | 90 | ||
II. Der Verzicht natürlicher Personen auf das Beweisverwertungsverbot | 91 | ||
III. Der Schutz juristischer Personen vor Selbstbezichtigung | 93 | ||
IV. Die Haftanordnung bei Verletzung der Auskunfts- und Mitwirkungspflichten und die Freiheit der Person | 96 | ||
B. Die Bereitschaftspflicht des Schuldners und die verfassungsrechtliche Gewährung von Freizügigkeit | 96 | ||
I. Die Bereitschaftspflicht des Schuldners und Art. 11 GG | 97 | ||
II. Die Bereitschaftspflicht des Schuldners und Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG | 99 | ||
C. Das Recht des Schuldners auf informationelle Selbstbestimmung | 101 | ||
I. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung | 101 | ||
II. Die Verlautbarung der Vermögensverhältnisse von natürlichen Personen in Registern und Verzeichnissen | 102 | ||
III. Die Verlautbarung der Vermögensverhältnisse von juristischen Personen | 104 | ||
IV. Die Weiterleitung staatsanwaltlicher Ermittlungsakten | 109 | ||
D. Der verfassungsrechtliche Schutz des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses des Schuldners | 112 | ||
I. Die Postsperre gemäß §§ 21 Abs. 2 Nr. 4, 99 InsO | 113 | ||
II. Die Anwendbarkeit des Art. 10 Abs. 1 GG auf juristische Personen | 115 | ||
III. Die Postsperre und verfassungsrechtliche Positionen der Postdienstleistungsunternehmen | 116 | ||
1. Die Mitwirkungspflicht des Postdienstleistungsunternehmens bei der Durchführung der Postsperre | 116 | ||
a) Die Mitwirkungspflicht und Art. 12 Abs. 1 GG | 117 | ||
b) Die Indienstnahme ohne entsprechenden Kostenausgleich | 119 | ||
2. Die verfassungsrechtlichen Implikationen der Datenübermittlung der Insolvenzgerichte an das Postdienstleistungsunternehmen | 121 | ||
E. Der verfassungsrechtliche Schutz der räumlichen Privatsphäre | 122 | ||
I. Der hoheitlich handelnde Insolvenzverwalter | 123 | ||
II. Die Durchsuchung von Geschäfts- und Privaträumen des Schuldners | 124 | ||
1. Der Begriff der Durchsuchung | 124 | ||
2. Die Rechtfertigungsanforderungen für Durchsuchungsmaßnahmen | 125 | ||
3. Die Unergiebigkeit der verfassungsgerichtlichen Judikatur für Durchsuchungsmaßnahmen des Insolvenzverwalters | 126 | ||
4. Die Anforderungen an den Durchsuchungsbeschluß | 127 | ||
a) Das Bestimmtheitserfordernis | 128 | ||
b) Das Kriterium der zeitlichen Nähe zwischen Beschluß und Durchsuchung | 129 | ||
5. Die gesetzliche Grundlage für die Durchsuchung | 130 | ||
6. Die Auswirkungen des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes bei Durchsuchungen | 131 | ||
7. Die Durchsuchungen durch den sog. „schwachen“ vorläufigen Insolvenzverwalter | 131 | ||
8. Die Durchsuchung im Rahmen der Sachverständigentätigkeit | 132 | ||
III. Die Durchsuchung der Wohnung bei einem am Eröffnungsverfahren nicht beteiligten Dritten | 133 | ||
IV. Das Betreten der Geschäfts- und Privaträume des Schuldners | 135 | ||
1. Der Begriff des Betretens | 135 | ||
2. Das Betreten der Geschäftsräume | 135 | ||
3. Das Betreten der schuldnerischen Privatwohnung | 137 | ||
Fünftes Kapitel: Die Bedeutung der Grundrechte für das Verhältnis zwischen den privaten Verfahrensbeteiligten | 140 | ||
A. Das Verhältnis zwischen den Gläubigern | 140 | ||
I. Die gleichmäßige Gläubigerbefriedigung und die Behandlung von Mobiliarsicherheiten im Insolvenzfall | 140 | ||
II. Das Verwertungsverbot und die verfassungsrechtliche Eigentumsgarantie | 141 | ||
1. Die verfassungsrechtlichen Zweifel in der Literatur | 142 | ||
2. Die Verhältnismäßigkeit des Verwertungsverbots | 143 | ||
3. Die Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne | 144 | ||
B. Das Verhältnis zwischen Gläubigern und Schuldner | 145 | ||
I. Fortführung und Sanierung | 145 | ||
1. Die Stillegungsentscheidung im Berichtstermin und die verfassungsrechtliche Gewährleistung des Eigentums | 148 | ||
a) Die grundrechtlich geschützten Teile des Unternehmens | 148 | ||
b) Anteilseigentum und Immaterialgüterrechte als verfassungsrechtlich geschütztes Eigentum | 149 | ||
2. Die Stillegungsentscheidung und die grundrechtliche Schutzpflicht | 150 | ||
a) Die Verfassungsmäßigkeit des gesetzlichen Stillegungskonzeptes | 151 | ||
b) Die Gewährleistung eines grundrechtlichen Schutzminimums bei offensichtlich fehlsamen Entscheidungen der Gläubigerschaft | 153 | ||
c) Das Erfordernis eines eigenständigen Antragsrechts des Schuldners | 155 | ||
II. Ein Grundrecht auf Schuldenfreiheit? | 157 | ||
1. Die Menschenwürde als Grundlage eines Enthaftungsanspruchs | 157 | ||
a) Das Existenzminimum und der Pfändungsschutz als Konkretisierungen des Menschenwürde-Satzes | 158 | ||
b) Das Sozialstaatsprinzip als Ermessensleitlinie | 161 | ||
c) Das Sozialstaats- und das Freiheitsprinzip als Ermessensleitlinien des wirtschaftsordnenden Gesetzgebers | 162 | ||
d) Schlußfolgerung | 165 | ||
2. Das Eigentumsrecht | 166 | ||
III. Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Restschuldbefreiung | 166 | ||
1. Die Restschuldbefreiung als Inhalts- und Schrankenbestimmung des Eigentums | 168 | ||
2. Die verfassungsrechtliche Rechtfertigung der grundsätzlichen gesetzgeberischen Konzeption einer Restschuldbefreiung | 170 | ||
a) Die Verhältnismäßigkeit der Restschuldbefreiung | 171 | ||
aa) Die Geeignetheit der gesetzlichen Konzeption der Restschuldbefreiung | 172 | ||
bb) Die Erforderlichkeit der gesetzlichen Konzeption der Restschuldbefreiung | 173 | ||
cc) Die Zumutbarkeit der gesetzlichen Konzeption der Restschuldbefreiung | 174 | ||
b) Die unverhältnismäßige Einschränkung der Gläubigerrechte durch die Neuregelung des Gesetzes zur Änderung der Insolvenzordnung | 178 | ||
IV. Die Zulässigkeit und Wirksamkeit von vertraglichen Vereinbarungen für den Insolvenzfall aus verfassungsrechtlicher Sicht | 181 | ||
1. Der Verzicht auf den Insolvenzantrag durch den Gläubiger | 182 | ||
a) Das Allgemeinwohl als Grenze eines vertraglich vereinbarten Verzichts | 183 | ||
b) Die Dispositionsbefugnis über das Antragsrecht als Instrument zur Sicherung eines öffentlichen Ordnungsinteresses | 184 | ||
c) Der Verzicht auf den Vollstreckungsanspruch | 185 | ||
2. Der Verzicht auf den Eigenantrag | 186 | ||
a) Insolvenzgerichtliche Inhaltskontrolle bei wirtschaftlichen Ungleichgewichtslagen? | 187 | ||
b) Die insolvenzgerichtliche Vertragskorrektur im Ausnahmefall | 189 | ||
Anhang: Kurzfassung in Thesen | 192 | ||
Literaturverzeichnis | 197 | ||
Sachwortverzeichnis | 209 |